Alte Taufe
Die Alte Taufe (früher auch Wolfstaufe oder Heidentaufe) ist eine Felsklippe im Deister in Niedersachsen. Der Quader aus Wealdensandstein mit rund 3 Metern Kantenlänge und einer tiefen Mulde auf der Oberseite liegt etwa 50 m abseits des Deisterkamms, westlich des Nordmannsturms im Gemeindegebiet von Lauenau.
Im oberen Bereich des Südwesthangs des Deisters finden sich von der Umgebung der Alten Taufe nach Südosten hin im Forstbezirk Teufelskammer zahlreiche weitere kleinere Sandsteinblöcke. Grund ist die unterschiedliche Verwitterung der hier zu Tage tretenden, nach Nordosten einfallenden Sandstein- und Mergelschichten aus der Unterkreidezeit.[1] Die Alte Taufe ist, wie die etwa 1 km ostsüdöstlich liegende ähnlich große Felsklippe Teufelskanzel, als Naturdenkmal geschützt.
Die Alte Taufe wurde als alte germanische Opferstätte angesehen, für die es jedoch keine archäologischen Belege gibt. Eine Ausgrabung im Bereich des Steins wurde bislang nicht vorgenommen. Der Prähistoriker Detlef Schünemann versuchte, im Vergleich mit anderen auffallenden, großen Steinen, die ebenfalls Mulden aufweisen (sogenannte Opfersteine), eine prähistorische Bearbeitung und rituelle Nutzung der Steine glaubhaft zu machen.
Die Alte Taufe ist Gegenstand einer lokalen Sage, die zur Zeit der Christianisierung handelt. Der Name des Steins beruht möglicherweise auf der darin ausgeschmückten Vorstellung, dass er nach Einführung des Christentums als Taufstein genutzt wurde. Zwangstaufen sind denkbar, aber ebenso wenig belegt wie heidnische Menschenopfer in prähistorischer Zeit. Dennoch wird die Vorstellung von Menschenopfern bei der Alten Taufe als eine von mehreren Erklärungen der Redewendung „über den Deister gehen“ in Erwägung gezogen. Die Redewendung bedeutet „verschwinden“ bzw. „sterben“ – ähnlich wie „über den Jordan gehen“ und „über die Wupper gehen“. Andere Erklärungen des Phraseologismus greifen nicht auf die Sagen, die mit der Alten Taufe verbunden sind, zurück.
Literatur
Bearbeiten- Hermann Hartmann: Die alte Taufe. In: Niedersachsen 3 (1897/98) S. 10
- Detlef Schünemann: Die „Alte Taufe“ auf dem Deister in Niedersachsen und die „Opferschale“ auf dem Maimont bei Lembach im Elsaß – zwei prähistorische Objekte?, in: Die Kunde. Zeitschrift für Ur- und Frühgeschichte. NF 40 (1989), S. 71–100.
Die Sage ist wiedergegeben von P. Frentrup in Ernst Bock (Hrsg.): Ein Heimatbuch des alten Landkreises Linden. Sagen, Sitten und Sonstiges. Ernst Geibel Verlag, Hannover 1915, S. 53–55.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Curt von Daniels, Friedrich Wilhelm Luppold: Steinkohlenflöz nahe "Alte Taufe" bei Nienstedt im Deister. (pdf; 373 kB) Abgerufen am 1. März 2017.
Koordinaten: 52° 16′ 31,1″ N, 9° 26′ 11,8″ O