Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz

Römisch-katholische Ordensgemeinschaft
(Weitergeleitet von Alter Angelus)

Der Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, kurz Kreuzorden (Ordenskürzel: ORC), portugiesisch Cónegos Regrantes da Santa Cruz, wurde 1131 in Coimbra (Portugal) gegründet. Seine Mitglieder bezeichnen sich auch als Brüder vom Heiligen Kreuz und werden in Portugal auch umgangssprachlich Crúzios genannt.[1] Es handelte sich um eine Gründung innerhalb der Ordensfamilie der Regularkanoniker.[2] Seit 1979 ist der Orden eine Einrichtung innerhalb des Engelwerkes und dessen Eliteorganisation.[3]

Geschichte

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Von 1131 bis 1903

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Bereits 1135 wurde die Neugründung von Papst Innozenz II. anerkannt. Der Orden spielte eine große Rolle bei der Reconquista Portugals, und als ihm aus Dank für seine Gebete von König Alfons I. königliche Privilegien verliehen wurden und im Jahre 1147 mit Abschluss der Reconquista das erste Haus des Ordens in Lissabon eröffnet wurde, stieg er zwischenzeitlich zum bedeutendsten Orden Portugals auf. Ein Gründungsmitglied, der heilige Theotonius, war ein Berater König Alfons’ und das Kloster Santa Cruz, in dessen Kirche König Alfons I. und König Sancho I. bestattet sind, gilt heute als eines der herausragenden Kulturgüter Portugals. Das Scriptorium des Klosters und die angegliederte Bibliothek, die zur Zeit der Säkularisation der Bibliothek von Porto zugeführt wurde, sind primäre Quellen der mittelalterlichen Geschichtsschreibung Portugals.

Bekanntestes Mitglied des Ordens war Antonius von Padua, der später Franziskaner wurde und dort, wohl auch aufgrund der theologischen Formation, die er bei den Regularkanonikern erhalten hatte, zu einem ihrer führenden Prediger wurde.

Im Zuge der tridentinischen Reformen wurden 1557 alle portugiesischen Chorherrenstifte zu einer Kongregation zusammengeschlossen. 1573 wurden dieser Kongregation durch Gregor XIII. die Privilegien der Augustiner-Chorherren vom Lateran zuerkannt.

Von 1903 bis 1976

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Die Regierung Portugals verbot im Jahr 1834 im Zuge der Säkularisation sämtliche Orden, was von der katholischen Kirche jedoch nie akzeptiert wurde. So fand der Orden mit dem Tod des letzten lebenden Mitglieds Joaquím da Boa Morte („Joachim vom Guten Tod“) erst 1903 sein faktisches vorübergehendes Ende, wurde kirchenrechtlich jedoch nie aufgehoben, sodass er auf dem Papier als ausgestorbene, aber noch nicht endgültig erloschene Gemeinschaft weiter existierte.

In Innsbruck war in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg die geistliche Bewegung des Werkes der heiligen Engel entstanden. Einige Priester der Diözese leiteten diese Gruppe zur Förderung der Verehrung der heiligen Engel, und Bischof Paulus Rusch errichtete 1961 diese kirchliche Bewegung als Schutzengelbruderschaft. Ab 1971 begann sich das klösterliche Leben der inzwischen gewachsenen Gemeinschaft in der Burg St. Petersberg zu festigen. Es traten junge Männer in das Kloster ein und ebenso wuchs die Gemeinschaft der Schwestern, die einen für sie reservierten Trakt des Klosters bewohnten.[4]

Seit 1976

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Die Burg St. Petersberg in Silz (Tirol), Sitz von Kreuzorden und Engelwerk

In dieser Situation versuchte 1976 eine Gruppe von Priestern, die dem von Gabriele Bitterlich gegründeten Werk der Heiligen Engel (Engelwerk) angehörten, den Orden von neuem zu beleben, was im Jahr 1979 vom Heiligen Stuhl durch das Dekret Perantiquus Ordo (lat.: „sehr alter Orden“) endgültig bestätigt wurde. Das Dekret vom 29. Mai 1979 nannte als erste Mitglieder Georg Blaskó, Michael Prader, Jean-Marc Bonvin, Carl-Theodor Coester, Harald Eder, Edgar Frank, Arwed Hummer, Wolfgang Knupfer, Hermann und Rupert Precht, Joseph Feiter, Wolfgang Knupfer, Franziskus Färber und Hubert van Dijk. Coester verließ das Engelwerk mehrere Jahre später.[5] Blaskó und Knupfer verunglückten am 29. September 1990 beziehungsweise am 9. Juni 1991 jeweils tödlich bei Autobahnunfällen in Oberitalien.[6]

Im Mai 1988 kam es zu einem Raubüberfall auf die Niederlassung des Kreuzordens in Anápolis, bei dem den Räubern große Mengen an Bargeld und Gold sowie eine Pistole aus dem angeschlossenen Kreuzordenskloster in die Hände fielen. Das Engelwerk räumte ein, dass der Überfall stattgefunden hatte, gab aber an, dass die in einem Bericht der Journalistin Margit Pieber genannte Höhe der Beute völlig falsch sei.[7] Die Priester Norbert Tscholl und Reinhard Knittel waren trotz ihrer Mitgliedschaft im Orden zugleich in der Diözese Anápolis inkardiniert.[8] Es gibt auch Donaten im Kreuzorden, die ihre Engelwerk-Mitgliedschaft bestreiten und dortselbst als „alter Angelus“ (lat. „anderer Engel“) geführt werden.[9]

Seit 2000

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Der Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz betreut im Auftrag des Heiligen Stuhles die Mitglieder und Vereinigungen des „Werkes der Heiligen Engel“ und leitet die Hochschule Institutum Sapientiæ im brasilianischen Anápolis. Die am Engelwerk – nach dessen päpstlicher Anerkennung 2008 – geäußerte innerkirchliche Kritik betraf auch den Kreuzorden in seiner neuen Form.[10] Das Engelwerk wurde 2020 wissenschaftlich als innerkatholische Sekte und Geheimbund eingestuft.[11]

Donatenstand

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Wie Malteser und Kartäuser können auch Mitglieder des restaurierten Kreuzordens in der Kategorie Donaten geführt werden. Jene Donaten im Kreuzorden, die intern unter der Bezeichnung alter Angelus (lat.: anderer Engel) geführt werden, bleiben Vollmitglieder des Ordens, tarnen aber ihre Mitgliedschaft. Sie können innerhalb als auch außerhalb des Engelwerkes und des Kreuzordens eingesetzt werden. Die Tätigkeit als alter Angelus wird mit den jeweiligen Donaten einzeln vereinbart und besprochen. Die übrigen Donaten des Ordens bekennen ihre Mitgliedschaft.[12] Ihre Rolle weicht in der Praxis stark von der der Malteser- oder Kartäuserdonaten ab.

Generalobere

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Bekannte Mitglieder

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Mit Stand von 2014 gehörten dem Kreuzorden 134 Mitglieder an, darunter 84 Priester in 11 Pfarreien. Im Jahr 2015 hatte er noch 130 Mitglieder in 12 Niederlassungen.[15][16]

Mitglieder aus der Zeit vor der Restauration:

Nach der Restauration:

Ausgewiesene Niederlassungen

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Nach Angaben auf seiner Website gehörten dem Kreuzorden, dem auch die Schwesternschaft vom Heiligen Kreuz und die Missionshelferinnen vom Heiligen Kreuz angegliedert sind, mit Stand von 2019, über 130 Mitglieder in diesen Niederlassungen an:[29]

  1. Anápolis, im Bundesstaat Goiás, Brasilien
  2. Bogotá, Hauptstadt Kolumbiens
  3. Braga, in der Região Norte, Portugal
  4. Candelaria, in der Provinz Quezon, Philippinen
  5. Detroit, im Bundesstaat Michigan, Vereinigte Staaten
  6. Fátima, in der Região Centro, Portugal
  7. Guaratinguetá, im Bundesstaat São Paulo, Brasilien
  8. Kochi (früher Cochin), im Bundesstaat Kerala, Indien
  9. León, im Bundesstaat Guanajuato in Mexiko
  10. Qaraghandy (Karaganda), im gleichnamigen Gebiet Kasachstans
  11. Rom, Italien
  12. Sankt Petersberg bei Silz, im Bundesland Tirol, Österreich und
  13. Schondorf am Ammersee im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech, Deutschland

sowie die Niederlassungen der Schwesternschaft vom Heiligen Kreuz:[30]

  1. Mutterhaus der Schwesternschaft vom Hl. Kreuz in Sankt Petersberg bei Silz,
  2. Scheffau am Wilden Kaiser im österreichischen Bundesland Tirol,
  3. Schondorf am Ammersee und
  4. Flüeli-Ranft im Kanton Obwalden, Schweiz.

Nicht mehr erwähnt werden die folgenden früheren Niederlassungen:

  1. Aparecida do Norte, ein Wallfahrtsort im Bundesstaat São Paulo, Brasilien
  2. Caniçal, auf der Insel Madeira, Portugal
  3. Coimbra, in der Região Centro, Gründungsort des Kreuzordens, Portugal

Auf der internationalen Website des Engelwerkes wird die Niederlassung in Aparecida hingegen noch genannt.[31]

Der dem Engelwerk zugehörige Helferwerk im Kreuzorden e. V. ist in Köln ansässig.[32][33][34]

Begriffsabgrenzung

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Die dem Kreuzorden aggregierten Schwestern vom Heiligen Kreuz sind von dem im Jahre 1844 in Menzingen gegründeten franziskanischen Frauenorden gleichen Namens zu unterscheiden.

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Commons: Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. José Eduardo Franco: Dicionário histórico das ordens. ISBN 978-989-616-378-5, S. 266–276.
  2. José Eduardo Franco: O Esplendor da Austeridade. INCM, ISBN 978-972-27-2005-2, S. 167–173.
  3. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag Salzburg 1993, S. 71 ff. ISBN 3701308543
  4. Johann Zauner: Silz. Natur.HEIMAT.Kultur, Vergangenes und Gegenwärtiges. Hrsg.: Gemeinde Silz. Widumgasse 1 2015, S. 188–189.
  5. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag Salzburg 1993, S. 75. ISBN 3-701308543
  6. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag Salzburg 1993, S. 299.
  7. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag, Salzburg 1993, S. 97
  8. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag, Salzburg 1993, S. 80 und 228 f.
  9. Siehe hierzu Konstitutionen des Kreuzordens, Abschnitt A 12,2–12,4 und Statut für die Donaten (X,10,6). Zitiert in Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag, Salzburg 1993. S. 80 f
  10. Hermann-Josef Frisch: Nicht Kirchenschafe, sondern Mut-Christen. Patmos Verlag, 26. August 2014. ISBN 978-3-8436-0547-2
  11. Wolfgang Benz: Vom Vorurteil zur Gewalt. Herder Verlag 2020, ISBN 978-3-451-38596-4, S. 359 ff
  12. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum., Otto Müller Verlag, Salzburg 1993. S. 80 f
  13. Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz: Die Geschichte des Kreuzordens (Memento vom 29. Dezember 2016 im Internet Archive)
  14. Dekret über die die Vereinigung «Opus Angelorum» («Engelwerk»). Dikasterium für die Glaubenslehre, 5. Juli 2024. Abruf am 1. November 2024
  15. Catholic Hierarchy: Order of the Holy Cross. Abruf vom 13. September 2017
  16. Zwei Primizen in einem Jahr. Augsburger Allgemeine vom 12. Juni 2015
  17. a b Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller, Salzburg 1993, Seite 299. ISBN 3-7013-0854-3
  18. Ribeiro Cardoso: Jardim, a grande fraude. Editorial Caminho 2011, ISBN 9789722124065. Kapitel ab Pornografia e homossexualidade bei Google Books
  19. Walter Axtmann: Engelwerk: Mord auf Madeira. In: Kirche intern, Mai 1995, S. 41 f.
  20. Manuel Catarino: Os pecados mortais do Padre Frederico (Memento vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive), in Correio da Manhã
  21. Ricardo Soares: Terceiro escândalo sexual na Igreja da Madeira. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) Tribuna da Madeira vom 9. April 2014
  22. Miguel Silva: Padre Frederico: “Não penso regressar, mas podia voltar e rezar missa”. (Memento vom 14. Februar 2016 im Internet Archive) Diário de Notícias vom 13. Februar 2016
  23. Carlos Diogo Santos: A nova vida do padre Frederico.. Revista Sol vom 24. Juli 2015
  24. Secundino Cunha: Padre Frederico deixa de ser padre 31 anos depois de matar escuteiro. Correio da Manhã, 29. Februar 2024. Abgerufen am 15. März 2024
  25. Heiner Boberski: Von Engeln, Dämonen und einem Bischof aus St. Pölten. Der Standard, 16. Januar 2002, Abruf am 5. Januar 2020
  26. Papst holt Geheimbund zurück in Kirche, tz, 11. Oktober 2010; Abruf am 12. Mai 2014
  27. Erzbistum München und Freising: Ordinariat weist Bericht des „Spiegel“ zurück (Memento vom 13. Mai 2014 im Internet Archive), Presseerklärung vom 11. Oktober 2010, Abruf am 12. Mai 2014
  28. Heiner Boberski: Das Engelwerk: Ein Geheimbund in der katholischen Kirche? Otto Müller Verlag, Salzburg 1990, Seiten 247 und 254
  29. Die Geschichte des Kreuzordens auf der Website des Kreuzordensklosters St. Petersberg, abgerufen am 29. Dezember 2019
  30. Website der Schwesternschaft vom Heiligen Kreuz avecrux.org, abgerufen am 29. Dezember 2019
  31. Benoît Duroux: OA Information Letter vom 18. August 1997
  32. Petra Bleisch: Engelwerk. Evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen, 1988
  33. Helferwerk i. Kreuzorden e. V. auf vereinsverzeichnis.eu
  34. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Otto Müller Verlag Salzburg 1993, Seite 84