Alter Schrangen
Der Alte Schrangen war eine Straße in der Lübecker Altstadt.
Lage
BearbeitenDer etwa 100 Meter lange Alte Schrangen lag im Zentrum der Stadt und befand sich in der Nord-West-Ecke des Johannis Quartiers. Er begann in der Breiten Straße gegenüber vom Kanzleigebäude und stellte als schmale Quergasse die Verbindung zur parallel verlaufenden Königstraße dar.
Geschichte
BearbeitenSeit dem 13. Jahrhundert befanden sich die Verkaufsbuden (niederdeutsch Schrangen, wörtlich ursprünglich Schranken im alten Sinne von Tischen oder Tresen) der Schlachter auf einem Platz an der Breiten Straße, gegenüber vom heutigen Kanzleigebäude. Dieser Platz bildete den eigentlich Schrangen genannten Bereich. Von der Königstraße her bildeten zwei schmale Gassen den Zugang, von denen die nördliche erstmals 1293 mit dem lateinischen Namen macella carnificum (Fleischmarkt der Schlachter) urkundlich erwähnt wird. 1457 lautet die niederdeutsche Bezeichnung Vleschschrangen (Fleischbuden), 1472 Küterstrate nach dem Begriff Küter für Schlachter. 1587 ist die Variante Kutterstraße belegt, 1700 dann die verballhornend wirkende Fassung Köterstraße.
Bis 1845 war den Lübecker Schlachtern gesetzlich vorgeschrieben, ausschließlich auf dem Schrangen Fleisch zu verkaufen. Nach Aufhebung dieser Bestimmung verloren die Buden ihre Funktion, da die Schlachter es nunmehr vorzogen, ihre Ware in ihren Häusern anzubieten. Die Verkaufsstände wurden abgebrochen; die Bezeichnung Schrangen ging zunehmend auf die von der Königstraße hinaufführenden Gassen über, und 1884 wurde diese Entwicklung bestätigt, als die nördliche Gasse den bereits geraume Zeit verwendeten Namen Alter Schrangen auch amtlich erhielt und die südliche zum Kleinen Schrangen wurde. Der Platz, der den eigentlichen Schrangen darstellte, war bereits 1852 mit einem neu errichteten Spritzenhaus bebaut worden und vollkommen verschwunden.
In den Jahren 1928 und 1929 wurden die Gebäude zwischen dem Alten und dem Kleinen Schrangen auf ganzer Länge zwischen Breiter Straße und Königstraße abgerissen und eine platzartig breite neue Straße geschaffen. Die beiden Gassen hörten formell 1931 zu bestehen auf und gingen im neu angelegten Schrangen auf.
Literatur
Bearbeiten- W. Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten. H. G. Rathgens, Lübeck 1889.
- Max Hoffmann: Die Straßen der Stadt Lübeck. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Jg. 11, 1909, ISSN 0083-5609, S. 215–292 (Auch Sonderabdruck: 1909).
- Die Jurisprudenz des Oberappellations-Gerichts der vier freien Städte Deutschlands in bürgerlichen Rechtssachen aus Lübeck. Band 1: 1848/55. Verlag Hermann Gesenius, Bremen 1866, ZDB-ID 513049-9.