Die Alz ist der Abfluss des Chiemsees. Sie verlässt den Chiemsee am nördlichsten Punkt bei Seebruck und mündet nach 63 km bei der Alzspitze, etwa 2,5 km nordwestlich von Marktl, in den Inn. Rechnet man die 8 km südlich in den Chiemsee mündende Tiroler Achen (79 km, mit Quellfluss Kitzbühler Ache) hinzu, so ergibt sich eine Gesamtlänge von 150 km. Ihr natürlicher mittlerer Abfluss (ohne Wasserableitungen) betrüge etwa 69 m³/s, womit die Alz (nach der Salzach) der zweitgrößte Nebenfluss des Inns ist.

Alz
Die Alz bei Emmerting im Landkreis Altötting

Die Alz bei Emmerting im Landkreis Altötting

Daten
Gewässerkennzahl DE: 184
Lage Bayern, Deutschland
Flusssystem Donau
Abfluss über Inn → Donau → Schwarzes Meer
Quelle Chiemsee bei Seebruck
47° 55′ 58″ N, 12° 28′ 48″ O
Quellhöhe 518 m ü. NN
Mündung bei Marktl in den InnKoordinaten: 48° 16′ 13″ N, 12° 49′ 3″ O
48° 16′ 13″ N, 12° 49′ 3″ O
Mündungshöhe 360 m ü. NN
Höhenunterschied 158 m
Sohlgefälle 2,5 ‰
Länge 63 km , mit Oberlauf aus Kitzbüheler Ache und Tiroler Achen 150 km
Einzugsgebiet 2.238,6 km²[1]
Abfluss am Pegel Altenmarkt o. d. T.[2]
AEo: 1552 km²
Lage: 45,3 km oberhalb der Mündung
NNQ (07.10.1947)
MNQ 1931/2006
MQ 1931/2006
Mq 1931/2006
MHQ 1931/2006
HHQ (12.06.1965)
9,1 m³/s
19,6 m³/s
53,3 m³/s
34,3 l/(s km²)
144 m³/s
329 m³/s
Abfluss am Pegel Burgkirchen[3]
AEo: 2222 km²
Lage: 15,3 km oberhalb der Mündung
NNQ (14.10.1984)
MNQ 1973–2006
MQ 1973–2006
Mq 1973–2006
MHQ 1973–2006
HHQ (12.08.2002)
7,88 m³/s
27,5 m³/s
68,5 m³/s
30,8 l/(s km²)
258 m³/s
481 m³/s
Abfluss an der Mündung[4] (ohne Ableitung in Alzkanal)
AEo: 2.238,6 km²
MQ
Mq
68,8 m³/s
30,7 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Ischler Achen
Rechte Nebenflüsse Traun, Halsbach (Alz)
Kleinstädte Trostberg
Gemeinden Emmerting, Garching a.d.Alz, Burgkirchen a.d.Alz, Altenmarkt, Tacherting, Seeon-Seebruck

Der Fluss wird erstmals zwischen 785 und 798 als Alzus urkundlich erwähnt. Spätere Quelle nennen ihn Alezussa, Alzissa oder Alzussa. Die Grundform *Altisia ist keltischen Ursprungs und könnte mit den keltischen *alto- 'Höhe, Ufer' oder auch mit *el 'treiben, gehen' in Zusammenhang stehen.[5]

Geographie

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Einzugsgebiet der Alz

Die Alz bildet zusammen mit ihren Oberlaufabschnitten südlich des Chiemsees (Tiroler Achen, Großache, Kitzbüheler Ache) ein zusammenhängendes Flusssystem. Man unterscheidet die Obere Alz, der Abschnitt vom Chiemsee bis nach Altenmarkt mit dem etwa 2 Meter hohen natürlichen Wasserfall und die Untere Alz, die sich, vom größten Nebenfluss Traun verstärkt, von Altenmarkt bis zur Mündung in den Inn erstreckt. Nördlich von Traunreut wird die Alz abschnittsweise vom Alzkanal begleitet. Bei Burgkirchen an der Alz verlässt der Alzkanal das Alztal nach Osten und führt einen Teil des Alzwassers direkt der Salzach zu.

 
Obere Alz bei Truchtlaching

Einzugsgebiet

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Über die Alz werden Teile des Chiemgaus, der Chiemgauer Alpen und der Kitzbüheler Alpen entwässert. Mit einer Größe von ca. 2238 km² nimmt das Einzugsgebiet der Alz etwa 8,6 Prozent der Fläche des Gesamteinzugsgebiets des Inns ein. Dabei trägt die Alz mit ca. 9,3 Prozent zur Gesamtabflussmenge des Inns bei. Die an das Einzugsgebiet der Alz angrenzenden Gebiete gehören ebenfalls zum Einzugsgebiet des Inns, wobei die südlich und östlich angrenzenden Gebiete über die Salzach entwässern.

Rezente/Subrezente Süßwasser-Onkoide in der Oberen Alz

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Rezenter Onkoid Obere-Alz bei Truchtlaching

Die Obere Alz ist ein sommerwarmes, winterkaltes sowie kalkreiches Fließgewässer, in der an einigen günstigen Stellen Süßwasser-Onkoiden und Onkolith-Bildung (Kalkflächen/Kalkklippen) vorkommen. Der Chiemsee dient dem Fluss als vorgeschalteter Puffer in Bezug auf Wasserführung (Menge) und Sedimentführung. Die saisonell bedingten Hochwasser mit starker Trübung/Geschiebeführung der Tiroler Ache, zum einen bei der Schneeschmelze im Frühjahr, zum anderen bei langanhaltenden Regenperioden im Sommer, erreichen die Alz deutlich abgemildert. Ohne diese Pufferung wäre das Vorkommen/Wachstum der Onkoide nicht möglich, denn nur bei geeigneter Fließgeschwindigkeit, Licht (geringe Trübung) und Wärme sind geeignete Bedingungen gegeben. Vor allem im obersten Teilabschnitt bis Truchtlaching (geringes Gefälle/niedrige Fließgeschwindigkeit) sind ausgedehnte Bereiche mit Onkoid und Onkolith dokumentiert.[6][7]

Die auf die Kerne (nukleus), fluvio-glaziales Geröll, aufwachsene Kalkschicht wird durch kalzifizierende Cyanobakterien gebildet. Schichtdicken von mehreren Zentimetern sind keine Seltenheit. Durch Auslegen von markierten Nuklei (Wachstumsexperiment) und die Beobachtung über mehrere Jahre konnte das in situ-Wachstum der Alz-Onkoide nachgewiesen werden.[6]

Belastung

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Im Bereich der Unteren Alz ist der Fluss auf seinem Weg durch das Bayerische Chemiedreieck von starker industrieller Nutzung geprägt. Ab Trostberg wird durch mehrfache Kanal-Ausleitungen nur mehr ein Bruchteil der Wassermenge im ursprünglichen Bett belassen. Im Raum Burgkirchen etwa liegt die mittlere Abflussmenge der Alz bei 12,7 m³/s, im Alzkanal bei etwa 55 m³/s (bis zu 75 m³/s). Das abgezweigte Wasser dient hauptsächlich als Kühl- und Prozesswasser und zur Gewinnung elektrischer Energie. Große Kraftwerke befinden sich in der Laufenau und am Wasserfall bei Altenmarkt, Trostberg, Wajon bei Tacherting, Wald bei Garching, Hirten bei Burgkirchen und nördlich von Burghausen. Dabei mündet der Alzkanal nicht wie die Alz in den Inn, sondern bei Burghausen in die Salzach.

Insgesamt hat sich die Wasserqualität seit den 1980er-Jahren deutlich verbessert. Einen großen Beitrag dazu leistet die Modernisierung bzw. der Neubau von Kläranlagen, die die Alz als Vorfluter nutzen. Eines der größten Projekte davon war die 1989 in Betrieb genommene Ringkanalisation sämtlicher Anrainerorte des Chiemsees. Die Schadstoff-Einleitungen durch die Industrie nahmen einerseits durch optimierte Nutzung des Prozesswassers und dessen Reinigung, andererseits auch durch geänderte Produktpaletten ab. Trotzdem wurde unterhalb von Gendorf im Herbst 2006 durch das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME), Aachen, Perfluoroctansäure in Konzentrationen von bis zu 56.1 μg/l und Perfluoroctansulfonsäure in Konzentrationen von bis zu 14,1 ng/l gemessen.[8]

Tourismus

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Touristische Bedeutung hat die Obere Alz für Wasserwanderer durch ihren relativ ruhigen Verlauf. Im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Oktober ist es möglich, den Fluss von Seebruck bis oberhalb des Alz-Wasserfalles bei Altenmarkt mit Booten, insbesondere Schlauchbooten, zu befahren. Bei schöner Witterung herrscht insbesondere an Wochenenden ein reger Bootsbetrieb.

Der Alzfall ist mit einem mittleren Durchfluss von rund 44 m³/s der wasserreichste natürliche Wasserfall Deutschlands.[9]

Trotz der größtenteils einfachen Strömungsverhältnisse gibt es Gefahren durch im Flussbett liegende Bäume und Felsen.

Der von der Alz abgezweigte Mühlbach dient auf einer Strecke durch das Trostberger Freibad als „Freischwimmkanal“.

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Commons: Alz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Oncoid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Alz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Inn, Seite 55 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 2,8 MB)
  2. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 244, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
  3. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 245, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
  4. Pegelwert Seebruck vermehrt um den Gebietsabfluss (12,8 l/s.km²) des Resteinzugsgebietes (467,3 km²), ermittelt für das einschließende Zwischeneinzugsgebiet der Pegel Ruhstorf (Rott), Wasserburg (Inn), Seebruck, Stein bei Altenmarkt (Traun), Burghausen (Salzach), Jahrsdorf (Mattig), Mamling (Ach), Pramerdorf (Pram) und Passau-Ingling (Inn)
  5. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 34, „Alz“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  6. a b D. Hägele: Morphogenese, Wachstum und Ökologie der modernen Süßwasser-Onkoide der Alz. 2006
  7. E. Rott: Der Algenaufwuchs in der Oberen Alz (Oberbayern). 1994
  8. Fraunhofer Institut - Untersuchung auf perfluorierte Tenside im Wasser (Memento des Originals vom 10. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greenpeace.de
  9. Anm.: Der wasserreichere Lechfall bei Füssen ist ein Stauwehr.