Ame ni mo makezu ist ein Gedicht von Miyazawa Kenji (1896–1933), einem Dichter aus der nördlichen Präfektur Iwate auf Honshū, Japan. Das Gedicht wurde nach dem Tode des Dichters in einem kleinen schwarzen Notizbuch in einem seiner Koffer gefunden. Sein Thema verweist auf das buddhistische Lotos-Sutra 妙法蓮華經 (Kapitel 14: Friedvolle und freudige Taten / Jp. Anrakugyō 安楽行).
Der Text des Gedichts findet sich unten auf Japanisch, als Umschrift in Rōmaji und in deutscher Übersetzung. Diese Version beinhaltet einige Kanji, andere Versionen haben nur Katakana.
ame ni mo makezu
kaze ni mo makezu
yuki ni mo natsu no atsusa ni mo makenu
jōbu na karada wo mochi
yoku wa naku
kesshite ikarazu
itsu mo shizuka ni waratte iru
ichi nichi ni genmai yon gō to
miso to sukoshi no yasai wo tabe
arayuru koto wo
jibun wo kanjō ni irezu ni
yoku mikiki shi wakari
soshite wasurezu
nohara no matsu no hayashi no kage no
chiisa na kayabuki no koya ni ite
higashi ni byōki no kodomo areba
itte kanbyō shite yari
nishi ni tsukareta haha areba
itte sono ine no taba wo oi
minami ni shinisō na hito areba
itte kowagaranakute mo ii to ii
kita ni kenka ya soshō ga areba
tsumaranai kara yamero to ii
hideri no toki wa namida wo nagashi
samusa no natsu wa oro-oro aruki
minna ni deku-no-bō to yobare
homerare mo sezu
ku ni mo sarezu
sō iu mono ni
watashi wa naritai
Selbst dem Regen trotzen
und dem Wind
sowohl dem Schnee als auch der Hitze des Sommers
mit einem widerstehenden gesunden Körper
Ohne Begierde
Niemals zürnend
Immer friedlich lächelnd
Täglich vier Schalen unpolierten Reis und
Miso und etwas Gemüse zu essen
Mein Möglichstes tun
Nicht an mich selbst denken
Gut hinschauen und hinhören und verstehen
und nicht vergessen
Im Schatten des Kiefernhains auf der Wiese
in einer kleinen schilfgedeckten Hütte sein
Wenn im Osten ein krankes Kind ist
hingehen und am Krankenbett wachend helfen
Wenn im Westen eine erschöpfte Mutter ist
hingehen und ihr Reisbündel schultern
Wenn im Süden ein sterbender Mensch ist
hingehen und sagen, er braucht keine Angst zu haben
Wenn im Norden ein Kampf oder ein Rechtsstreit ist
sagen, mit dem Nichtswürdigen aufzuhören
In Zeiten der Dürre Tränen vergießen
Im kalten Sommer ratlos umhergehen
Von allen Dummkopf geheißen werden
Nicht gelobt werden
Keinen Kummer verursachen
So ein Mensch
möchte ich werden
Miyazawa entschied sich dafür, das Gedicht in Katakana zu schreiben. Dies ist stilistisch aus moderner Sicht seltsam, da Katakana heute normalerweise nur benutzt werden, um im Japanischen Lehnwörter (Gairaigo) zu markieren. Zur Zeit der Niederschrift wurden aber Katakana den Hiragana als Silbenschrift vorgezogen. Der begrenzte Gebrauch von Kanji mag als ein Schritt angesehen werden, um das Gedicht der ländlichen Bevölkerung Nordjapans, mit der der Dichter gelebt hat, zugänglicher zu machen.
Es ist wichtig zu wissen, dass kalte Sommer in Japan schlechte Reisernten bedeuten, daher die Zeile "Im kalten Sommer ratlos umhergehen".
Die Umschrift oben ist direkt und gibt die orthografischen Gepflogenheiten in Miyazawas Zeit wieder. Zum Beispiel コハガラナクテ (kohagaranakute) würde heute gegeben werden als コワガラナクテ (kowagaranakute), イヒ (ihi) als イイ (ii) und サウ (sau) als ソウ (sou).