Amt Wiesenburg (Erzgebirge)
Das Amt Wiesenburg (ehemals Herrschaft Wiesenburg) war eine im Erzgebirgischen Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit des 1806 in ein Königreich umgewandelten Kurfürstentums Sachsen.
Bis zum Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.
Geografie
BearbeitenDie Herrschaft befand sich südlich der Stadt Zwickau und erstreckte sich nach Süden hin entlang der Täler des Rödelbaches und der Zwickauer Mulde bis zum Hartmannsdorfer Forst am Rand des oberen Westerzgebirges. Den herrschaftlichen Mittelpunkt des Amts Wiesenburg bildete die erstmals 1251 erwähnte Burg Wiesenburg in Wiesenburg. Kirchlicher Mittelpunkt der unteren Herrschaft im Rödelbachtal war Kirchberg. Für die obere Herrschaft um Griesbach, Lindenau, Neustädtel/Scheibe und Zschorlau war zunächst Griesbach und ab 1413 Neustädtel Parochialort. Neben zahlreichen Gemeinden gehörte nach 1600 der Hartmannsdorfer Forst, auch Wiesenburger Wald genannt, als herrschaftlicher Besitz den Wiesenburger Amtsmännern.
Angrenzende Verwaltungseinheiten
BearbeitenAmt Zwickau | Amt Schönburg-Hartenstein | |
Amt Zwickau | Herrschaft Wildenfels | |
Amt Plauen (Vogtland) | Kreisamt Schwarzenberg |
Geschichte
BearbeitenDie Herrschaft Wiesenburg war ein in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenes Territorium im sächsischen Erzgebirge. Das Gebiet war von der Gründung im Jahre 1157 bis 1394/98 im Besitz der Reußen zu Greiz, gehörte somit den Vögten. Danach gehörte es dem Markgrafen von Meißen. Durch die Verlehnung an die Edlen von der Planitz im Jahr 1405 stand sie in Verbindung mit dem Amt Zwickau. Nach der Leipziger Teilung 1485 gehörte die Herrschaft zur ernestinischen Linie der Wettiner. Seit der Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg kam sie 1547 wie das Amt Zwickau in Besitz der Albertiner. Ab 1591 unterstand die Herrschaft dem Rat der Stadt Zwickau, ehe sie 1618 als kurfürstliches Amt neu gegründet wurde. Von 1663 bis 1724 war das Amt Wiesenburg an die Herzöge von Holstein-Sonderburg verlehnt. 1843 wurde aus dem Territorium und dem nördlichen Teil des Amts Schwarzenberg das Amt Kirchberg gebildet. Nach Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 wurde aus den wiesenburgischen Orten des Amtes Kirchberg das Gerichtsamt Kirchberg gebildet. Die Orte Lindenau und Zschorlau kamen wie die anderen Orte um Schneeberg an das Gerichtsamt Schneeberg.
Namensherkunft
BearbeitenEine Quelle führt an, dass die Burg Wiesenburg ursprünglich „Weißenberg hieß“, als Gegenstück zur südlich angrenzenden Herrschaft Schwarzenberg mit der gleichnamigen Burg. Wahrscheinlich war sie sogar der Ausgangspunkt der Herrschaft Schwarzenberg.[1]
Zugehörige Orte
BearbeitenOrt | heutige Ortszugehörigkeit | heutige Kreiszugehörigkeit | Bemerkungen |
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Wiesenburg mit dem Schloss Wiesenburg | Stadt Wildenfels | Landkreis Zwickau | Residenz der Herrschaft Wiesenburg |
Wiesen, Schönau (Wiesenburger Anteil) | Stadt Wildenfels | Landkreis Zwickau | |
Haara, Culitzsch (Wiesenburger Anteil) | Stadt Wilkau-Haßlau | Landkreis Zwickau | der andere Anteil von Culitzsch gehörte zum Amt Zwickau |
Hirschfeld (ohne Voigtsgrün), Niedercrinitz (Wiesenburger Anteil) | Gemeinde Hirschfeld | Landkreis Zwickau | der andere Anteil von Niedercrinitz gehörte zum Amt Zwickau |
Stadt Kirchberg | Stadt Kirchberg | Landkreis Zwickau | kirchlicher Mittelpunkt der unteren Herrschaft Wiesenburg (Rödelbachtal) |
Burkersdorf, Cunersdorf (Wiesenburger Anteil), Saupersdorf (Wiesenburger Anteil), Wolfersgrün und Leutersbach | Stadt Kirchberg | Landkreis Zwickau | der andere Anteil von Cunersdorf und Saupersdorf gehörte zum Amt Zwickau |
Hartmannsdorf bei Kirchberg, Jahnsgrün (zeitweise wüst), Giegengrün | Gemeinde Hartmannsdorf bei Kirchberg | Landkreis Zwickau | Hartmannsdorf war Sitz des herrschaftlichen Forstamtes |
Bärenwalde, Lauterhofen (Wiesenburger Anteil), Lauterholz (Wiesenburger Anteil) | Gemeinde Crinitzberg | Landkreis Zwickau | der andere Anteil von Lauterhofen und Lauterholz gehörte zum Amt Zwickau |
Lichtenau | Gemeinde Stützengrün | Erzgebirgskreis | |
Lindenau | Stadt Schneeberg (Erzgebirge) | Erzgebirgskreis | |
Bergstadt Neustädtel (als Ort Scheibe gegründet), (bis 1563) | Stadt Schneeberg (Erzgebirge) | Erzgebirgskreis | ab 1413 kirchlicher Mittelpunkt der oberen Herrschaft Wiesenburg (Orte um den Schneeberg); 1563 zur Herrschaft Schwarzenberg |
Griesbach (bis 1563) | Stadt Schneeberg (Erzgebirge) | Erzgebirgskreis | bis 1413 kirchlicher Mittelpunkt der oberen Herrschaft Wiesenburg (um den Schneeberg); kompletter Ort nach 1503 Ratsdorf der Bergstadt Schneeberg, 1563 mit Schneeberg zur Herrschaft Schwarzenberg |
Bergstadt Schneeberg (Erzgebirge) (bis 1563) | Stadt Schneeberg (Erzgebirge) | Erzgebirgskreis | um 1470 auf Griesbacher Flur gegründet; 1563 zur Herrschaft Schwarzenberg |
Zschorlau (Exklave) | Gemeinde Zschorlau | Erzgebirgskreis | |
Weißbach, Hermannsdorf, Neudörfel bei Weißbach (zeitweise wüst) (bis 1253) | Gemeinde Langenweißbach | Landkreis Zwickau | nach einer Fehde ab 1253 zur Herrschaft Wildenfels |
Ort | heutige Orts- u. Kreiszugehörigkeit | Zugehörigkeit vor 1843 | zugehöriges Gerichtsamt ab 1856 |
---|---|---|---|
Wiesenburg mit dem Schloss Wiesenburg | Stadt Wildenfels (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Wiesen, Schönau (Wiesenburger Anteil) | Stadt Wildenfels (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Grünau | Gemeinde Langenweißbach (Landkreis Zwickau) | Exklave des Amts Grünhain | Wildenfels |
Haara, Culitzsch (Wiesenburger Anteil) | Stadt Wilkau-Haßlau (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Culitzsch (Zwickauer Anteil) | Stadt Wilkau-Haßlau (Landkreis Zwickau) | Amt Zwickau | Kirchberg |
Hirschfeld (ohne Voigtsgrün), Niedercrinitz (Wiesenburger Anteil) | Gemeinde Hirschfeld (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Niedercrinitz (Zwickauer Anteil) | Gemeinde Hirschfeld (Landkreis Zwickau) | Amt Zwickau | Kirchberg |
Stadt Kirchberg | Stadt Kirchberg (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Burkersdorf, Cunersdorf (Wiesenburger Anteil), Saupersdorf (Wiesenburger Anteil), Wolfersgrün und Leutersbach | Stadt Kirchberg (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Cunersdorf (Zwickauer Anteil), Saupersdorf (Zwickauer Anteil) | Stadt Kirchberg (Landkreis Zwickau) | Amt Zwickau | Kirchberg |
Hartmannsdorf bei Kirchberg, Jahnsgrün (zeitweise wüst), Giegengrün | Gemeinde Hartmannsdorf bei Kirchberg (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Bärenwalde, Lauterhofen (Wiesenburger Anteil), Lauterholz (Wiesenburger Anteil) | Gemeinde Crinitzberg (Landkreis Zwickau) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Obercrinitz (ohne Herlagrün), Lauterhofen (Zwickauer Anteil), Lauterholz (Zwickauer Anteil) | Gemeinde Crinitzberg (Landkreis Zwickau) | Amt Zwickau | Kirchberg |
Lichtenau | Gemeinde Stützengrün (Erzgebirgskreis) | Amt Wiesenburg | Kirchberg |
Lindenau | Stadt Schneeberg (Erzgebirgskreis) | Amt Wiesenburg | Schneeberg |
Bergstadt Neustädtel, Griesbach, Mühlberg | Stadt Schneeberg (Erzgebirgskreis) | Kreisamt Schwarzenberg | Schneeberg |
Bergstadt Schneeberg (Erzgebirge) | Stadt Schneeberg (Erzgebirgskreis) | Kreisamt Schwarzenberg | Schneeberg |
Oberschlema | Stadt Aue-Bad Schlema (Erzgebirgskreis) | Kreisamt Schwarzenberg | Schneeberg |
Niederschlema | Stadt Aue-Bad Schlema (Erzgebirgskreis) | Amt Zwickau | Schneeberg |
Zschorlau | Gemeinde Zschorlau (Erzgebirgskreis) | Amt Wiesenburg | Schneeberg |
Neudörfel | Stadt Aue-Bad Schlema (Erzgebirgskreis) | Amt Zwickau | Schneeberg |
Literatur
Bearbeiten- Anton Bär: Beiträge zur Geschichte der Herrschaft Wiesenburg und der Stadt Kirchberg im Sächsischen Erzgebirge. Kandel, Kirchberg 1898.
- Lothar Wendler: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau. aus der Reihe Unsere Heimat. Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges, Druckerei & Verlag Mike Rokstroh, Aue 2004
- Leo Bönhoff: Die ältesten Ämter der Mark Meißen. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Band 38, 1917, S. 17–45 (Digitalisat).
- Leo Bönhoff: Der ursprüngliche Umfang der Grafschaft Hartenstein. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte, 27 (1906), S. 209–278
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0
- Karlheinz Blaschke (Hrsg.): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Leipzig 2006, ISBN 3-937209-15-8
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Lothar Wendler: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau. aus der Reihe Unsere Heimat. Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges, Druckerei & Verlag Mike Rokstroh, Aue 2004
Weblinks
Bearbeiten- Amt Wiesenburg im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Der Hartmannsdorfer Forst, Geschichte und Gegenwart
- Über das Dorf Weissbach auf kirchberger-bergbrueder.de – kurze Zugehörigkeit von Weißbach zur Herrschaft Wiesenburg