Amtsgericht Ober-Ingelheim

Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Ober-Ingelheim in Rheinland-Pfalz

Das Amtsgericht Ober-Ingelheim (ab 1938: Amtsgericht Ingelheim) war bis 1980 ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Ober-Ingelheim in Rheinland-Pfalz.

Ehemaliges Amtsgericht Ober-Ingelheim mit Haupteingang am Neuweg

Geschichte

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Steinernes Wappenschild mit der Inschrift „Hessisches Amtsgericht“

Das großherzoglich hessische Amtsgericht Ober-Ingelheim entstand 1879 im Rahmen der Umsetzung der Reichsjustizgesetze als eines von elf Amtsgerichten im Sprengel des Landgerichtes Mainz in der Provinz Rheinhessen des Großherzogtums Hessen. Gleichzeitig wurde das bisherige Friedensgerichts Ober-Ingelheim aufgehoben.[1]

Zum Bezirk des rheinhessischen Amtsgerichts Ober-Ingelheim gehörten die Orte Appenheim, Bubenheim, Elsheim mit dem Windhäuser Hof, Engelstadt, Frei-Weinheim mit Rheininseln, Gau-Algesheim mit Laurenziberg, Groß-Winternheim, Heidesheim mit Heidenfahrt und Nonnen-Aue, Nieder-Hilbersheim, Nieder-Ingelheim mit Sporkenheim, Ober-Ingelheim, Sauer-Schwabenheim mit Pfaffenhofen und Wackernheim.[2] 1912 erweiterte sich der Gerichtsbezirk um die Ortschaft Jugenheim, die zuvor dem Amtsgericht Wörrstadt zugewiesen war.[3]

Nach der Novemberrevolution entstand der Volksstaat Hessen, das Amtsgericht Ober-Ingelheim verlor damit den Zusatz "großherzoglich hessisch" im Namen. 1938 wurde Ober-Ingelheim Teil der Stadt Ingelheim, damit änderte sich der Name des Gerichtes auf Amtsgericht Ingelheim.

Gerichtsgebäude

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Das Gericht befand sich anfangs im Rathaus am Marktplatz, bis dieses für Verwaltung und Gericht zusammen zu klein wurde. In den Jahren 1907 bis 1909 wurde deshalb im Bereich zwischen Neuweg und Grabengasse, nordwestlich der katholischen Filialkirche St. Michael, ein neues Gebäude nach Entwürfen des Hessischen Hochbauamtes Darmstadt errichtet. Es entstand eine dreigeschossige neobarocke Dreiflügelanlage mit einem betonten Mittelrisalit im südwestlichen Flügel am Neuweg. Hier befand sich auch der Haupteingang mit einem Rundbogenportal, das von zwei Säulen getragen wurde. In dessen Mitte befand sich ein großes steinernes Wappenschild mit der Inschrift „Hessisches Amtsgericht“. Eine Freitreppe führte zum Haupteingang.

Im Jahre 1909 erfolgte die Einweihung des Gebäudes als Gericht.

Aufgrund einer Justizreform wurde das Amtsgericht Ober-Ingelheim 1980 aufgelöst, und das Anwesen ging Ende des 20. Jahrhunderts in Privatbesitz über. Noch heute befindet sich auf dem steinernen Wappenschild über dem Hauptportal der Schriftzug „Hessisches Amtsgericht“.

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Commons: Amtsgericht Ober-Ingelheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197 ff., abgerufen am 25. März 2024.
  2. Anlage zur Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 210, abgerufen am 25. März 2024.
  3. Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Gießen, Grünberg, Nidda, Ortenberg, Oppenheim, Wörrstadt, Nieder-Olm, Ober-Ingelheim und Bingen betreffend vom 3. April 1912. In: Großherzogliches Ministerium der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1912 Nr. 16, S. 334–335 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 29,4 MB]).

Koordinaten: 49° 57′ 47,8″ N, 8° 3′ 42,7″ O