Das Gefängnis des Vergessens war ein Staatsgefängnis des Sassanidenreichs.
In den Quellen ist das Gefängnis unter verschiedenen Namen erwähnt, darunter die Festung des Vergessens (altgriechisch φρούριον της Λήθης phrounion tes Lethes), die Festung Giligerdōn/Giligerda[1]/Gilēgerdōn (φρούριον Γιλιγέρδων phrounion Giligerdon, aus mittelpersisch *Gil-kart), Agabana[2] (bei Ammianus Marcellinus[3]), die Festung Andmaš und armenisch Anuš berd, „Schloss der Vergessenheit“.
Es war verboten, die Namen der dort Inhaftierten und den Namen des Gefängnisses zu erwähnen. Es war wie eine Bastille ante litteram. Die meisten Gefangenen waren in Eisenketten gelegt.
Theophylakt zufolge lag Giligerda in der Nähe von Bendosabora (Gundischapur). Erich Kettenhofen idenzifierte das Gefängnis als die ehemalige Burg Gilgird,[4] der heutigen Burg von Susan (Lage ) am Karun östlich von Schuschtar.
Bekannte Gefangene waren:
- Arschak II., armenischer König, 367
- Kavadh I., sassanidischer Großkönig, 497
- Die Kadasenoi (Kadusier) und Kriegsgefangene aus Dara-Anastasiupolis (seit 573 n. Chr.), die nach mehreren Jahren Gefangenschaft aus dem Gefängnis flohen
- Goli(a)ndouch († 591) und ein anonymer Zypriot (bei Leontius von Neapolis)
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Erich Kettenhofen: Das Staatsgefängnis der Sāsāniden. In: Die Welt des Orients. Band 19, 1988, S. 96–101, ISSN:0043-2547.
- Giusto Traina, Claudia A. Ciancaglini: La Forteresse de l'Oubli. In: Le Muséon, Band 115, Nr. 3–4, 2002, S. 399–422, doi:10.2143/MUS.115.3.336 (französisch).
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Franz Heinrich Weißbach: Giligerda. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 1364.
- ↑ Vergleiche auch Agamna, eine Stadt im südlichen Mesopotamien.
- ↑ Ammianianus Marcellinus 27,12.
- ↑ 1830s hatte Henry Creswicke Rawlinson ein „Kal'ahi Gilgird“ (قلعه گلگرد) erwähnt. Er beschreibt es als sassanidische Ruine. Major Rawlinson: Notes on a March from Zoháb, at the Foot of Zagros, along the Mountains to Khúzistán (Susiana), and from Thence Through the Province of Luristan to Kirmánsháh, in the Year 1836. In: Journal of the Royal Geographical Society of London, Band 9. 1839, S. 26–116 (doi:10.2307/1797715).