Anamur

Distrikt und Kreisstadt von Mersin, Türkei

Anamur ist eine Stadtgemeinde (Belediye) im gleichnamigen İlçe (Landkreis) der Provinz Mersin in der türkischen Mittelmeerregion und gleichzeitig ein Stadtbezirk der 1993 gebildeten Büyükşehir belediyesi Mersin (Großstadtgemeinde bzw. Metropolprovinz Mersin). Seit der Gebietsreform ab 2013 ist die Gemeinde flächen- und einwohnermäßig identisch mit dem Landkreis, und die dem städtischen Kreiszentrum (hier Anamur) angeschlossenen Dörfer gelten als Stadtteile (Mahalle), sodass die reale Stadtbevölkerung nur schwer zu ermitteln ist, wenn man die unmittelbaren Stadtteile nicht kennt. Die im Stadtlogo vorhandene Jahreszahl (1909) dürfte auf das Jahr der Ernennung zur Stadtgemeinde (Belediye) hinweisen.

Anamur

Hilfe zu Wappen
Anamur (Türkei)
Anamur (Türkei)

Blick auf die Stadt
Basisdaten
Provinz (il): Mersin
Koordinaten: 36° 5′ N, 32° 50′ OKoordinaten: 36° 4′ 39″ N, 32° 49′ 58″ O
Höhe: 33 m
Fläche: 1.530 km²
Einwohner: 66.828[1] (2021)
Bevölkerungsdichte: 44 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+90) 324
Postleitzahl: 33 6x0
Kfz-Kennzeichen: 33
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gliederung: 56 Mahalle
Bürgermeister: Hidayet Kılıç (MHP)
Postanschrift: Yeşilyurt Mahallesi
29 Ekim Cad. No:5/A
33640 Anamur
Website:
Landkreis Anamur
Einwohner: 66.828[1] (2021)
Fläche: 1.430 km²
Bevölkerungsdichte: 47 Einwohner je km²
Kaymakam: Aydın Memük
Website (Kaymakam):

Bemerkungen zum Namen

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Etwa 6 km südwestlich der rezenten Stadt Anamur liegen die Ruinen des antiken Anemurium (auch Anamurium oder Anemurion, griechisch Ἀνεμούριον), der westlichsten historischen Bastion der türkischen Provinz İçel (Mersin), auf dem untersten Kap der Kargagedik Dağları. Dieses Gebirge erstreckt sich im mittleren Taurus-Gürtel der Toros Dağları (Taurusgebirge) bis zum Mittelmeer und bildet dort die südlichste Spitze der Türkei: Cap Anamur (deutsch: Kap Anamur; türkisch: Anamur Burnu, auch Rüzgarlı Burun = Windiges Cap). Der Frachter Cap Anamur und die Hilfsorganisation Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte wurden nach ihm benannt. Vom Namen der antiken Vorgängerstadt Anemurium leitet sich die heutige Bezeichnung „Anamur“ ab. Im Griechischen bedeutet ἀνεμούριον „Windmühle“,[2] wird aber auch mit „Windrad“ übersetzt. Laut der türkischen Geografin Rüya Bayar[3] besteht die Möglichkeit, dass der ursprüngliche Name „Animura“ lautete und aus dem Luwischen stammt: Mura (mUra / M(a)-ura)[4] ist eine der alten anatolischen Bezeichnungen, die dieses Sprachelement „Großer Ma“ enthalten.[5]

Anmerkungen zur Geographie, Lage und wirtschaftlichen Gliederung

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Der Landkreis/Stadtbezirk ist der westlichste der Provinz İçel und grenzt im Westen an die Provinz Antalya, im Norden an die Provinz Karaman und im Osten an den Kreis/Stadtbezirk Bozyazı. Im Süden bildet das Mittelmeer eine natürliche Grenze. Von hier aus ist gegenüber die Insel Zypern zu sehen, bei schönem Wetter sogar deren Gebirge. Der Ort Anamur ist von Zypern nur etwa 75 km entfernt.

Die rezente Stadt Anamur, früher Çorak, liegt mit ihrem Zentrum 3 Kilometer landeinwärts von der Mittelmeerküste entfernt am Fuße eines abfallenden Bergrückens. Die Ost- und Westseite sind jeweils von einem breiten Tal umgeben, im Westen vom Sultansuyu-Tal, im Osten von der Senke des Anamur Çayı. Die Südseite ist eine lange, schmale Ebene (Anamur Ovası), die sich entlang des Meeres erstreckt. Da am Fuße der Stadt Tamarisken wachsen und damit „geringe Fruchtbarkeit“ signalisieren, wurde der Ort früher Çorak (çorak = unfruchtbar) genannt. Noch heute ist die Stadt Anamur unter den Einwohnern als Çorak bekannt.[6]

Der Landkreis Anamur liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 1100 Metern, wobei der Höhenanstieg zumeist unmittelbar hinter der oft steilen Küste von 0 m auf 2.335 m (Sarıtaş Tepesi[7]) einsetzt. 59 % des Landkreises nehmen Wälder, 22 % Weiden ein; 11 % sind Agrarflächen, 7 % Fels- und Dünengebiete und 1 % Siedlungsräume. Die türkische Geographin Rüya Bayar hat diese Region zwischen Mittelmeerküste und Mittlerem Taurus in drei Wirtschaftszonen gegliedert:

 
Ausgedehnte Gewächshauskulturen bei Beyreli im Osten der Anamur-Ebene.

Die erste Zone, die südöstliche Küstenzone, wo die Anamur-Ebene unter dem Einfluss des mediterranen Klimas relativ große für Ackerbau geeignete Flächen bietet, stellt mit den Orten Anamur, Çarıklar und Ören den am weitesten entwickelten Teil des Kreises in Bezug auf Landwirtschaft, Dienstleistung, Gewerbe und Siedlungsflächen dar. Hier wird in fast allen agraren Gebieten Bewässerungslandwirtschaft betrieben. Hier kultiviert man Produkte, wie Erdnüsse, Sesam, Zitrusfrüchte, Oliven sowie oft in Treibhäusern Bananen, Gemüse und Erdbeeren. Dabei haben Bananen einen besonderen Stellenwert: Sie wurden zum Aushängeschild für den Kreis. Hier liegen die Wohngebiete mit städtischen Funktionen. Die entsprechenden Gewerbebezirke sind allerdings nicht sehr groß. Es hat sich ein Werkstatt- und Heimgewerbe entwickelt, und die im Kreiszentrum konzentrierten Areale sind derzeit auf einem Niveau, das lediglich den Bedürfnissen der Kreisbevölkerung gerecht wird.[8]

 
Blick von der Kaş Yaylası auf die über 1000 m tiefer liegende Anamur Ovası.

Die zweite Zone, die ansteigenden Partien zur Hochfläche des Taşeli-Plateaus, hat den größten Flächenanteil innerhalb des Landkreises. Ständige Abwanderung von dort (Landflucht) ist ein Zeichen für fehlende wirtschaftliche Prosperität. Hier ist ausgedehnter Trockenfeldbau üblich, und Wälder bedecken große Areale. Bewässerungslandwirtschaft gibt es nur in den Tälern, und die Produktion erfolgt nach regionalem Bedarf. Die wichtigsten Produkte sind dort Weizen und Gerste. Die großen Waldflächen können wegen fehlender Infrastruktur nicht ausreichend genutzt werden.

 
Die mit Weide- und Waldland bedeckte Hochfläche des Taşeli-Plateaus (Taşeli Yaylası) liegt weitgehend außerhalb örflicher Gemeindegebiete.
 
Das 384 km² große Gebiet des Taşeli-Plateaus wird als Gemeinschaftsfläche der festen Siedlungen als Yayla genutzt.
 
Auf dem Taşeli-Plateau, das im Laufe der Geschichte die wichtigsten Weideflächen des Landkreises Anamur bereitstellte, liegen heute oft temporäre Yaylas-Siedlungen als Sommerfrischen für die Küstenbewohner, wie hier in der Sommersiedlung Abanoz Yaylası im Mai 1997.

Die dritte Zone im Kreis ist die mit Weide- und Waldland bedeckte Hochfläche des Taşeli-Plateaus (Taşeli Yaylası). Dieses 384 km² große Gebiet, das weitgehend außerhalb örflicher Gemeindegebiete liegt, wird als Gemeinschaftsfläche der festen Siedlungen als Yayla genutzt. Auf dem Taşeli-Plateau, das im Laufe der Geschichte die wichtigsten Weideflächen des Landkreises bereitstellte, liegen temporäre Yaylas-Siedlungen, in denen Kleinviehhaltung vorherrscht. Während die nordöstlichen Hochebenen in den letzten Jahrzehnten nur noch als Sommerferien-Aufenthalte der Küstenbevölkerung genutzt wurden, finden sich in den westlichen Hochebenen immer noch Spuren ehemaliger Nomadenkultur. Die Waldflächen in dieser Zone werden außer zur Holz- und Brennstoffversorgung nicht genutzt.[9]

Geologisch-morphologische Aspekte

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Die Kartenskizze zeigt die geologisch-topographische Situation des Landkreises Anamur in der Provinz İçel (Mersin) in der Süd-Türkei.

Der Landkreis Anamur und seine Umgebung lassen sich hinsichtlich ihrer Landformen vor allem geologisch und morphologisch in drei Abschnitte gliedern. Der erste dieser Abschnitte ist die Taşeli Yaylası auf 1500–2000 m Höhe nördlich von Anamur. Ihre oft fast horizontale Oberfläche besteht aus lehmigen, sandigen miozänen Kalksteinen und Mergeln und wird vom Göksu Nehri, dem Ermenek Çayı und ihren Nebenflüssen tief durchschnitten, sodass das darunter liegende vor-neogene Grundgebirge insbesondere entlang des Ermenek Çayı freigelegt ist.[10] Die geomorphologische Entwicklung dieses mittleren Taurusgebirges weist hier äußerst komplexe orogene Merkmale auf: Im südlichen Taurusgebirge war es während des gesamten Mesozoikums zu kontinuierlichen Karbonat-Ablagerungen gekommen. Im späten Mesozoikum hob sich ein großer Teil des westlichen und zentralen Gebirges. Seit dem Miozän kam es dann in diesem Gebirgsteil zu Fragmentierungen und Brüchen. Entsprechende Nord-Süd-orientierte Depressionsgebiete entstanden in Form von intramontanen Becken im westlichen Taurusgebirge sowie entlang des Antalya-Gürtels im mittleren Taurus, wo auch das Taşeli-Plateau liegt.

 
Das einst oberirdische Gewässernetz hat sich seit dem Pliozän von den weiten Flächen des sterilen Kalkstein-Plateaus des Taşeli-Plateaus weitgehend in das heutige natürliche unterirdische karstige Drainagenetz zurückgezogen.
 
Karsthöhlen, tiefe Dolinen, Ponoren und anderen Karsterscheinungen beherrschen in weiten Partien die Karstflächen des Taşeli-Plateaus, wie hier in einem Dolinenfeld Kaş Yaylası im Bereich des 1690 m hohen Suolmaz Gecidi zwischen Anamur und Ermenek.

Dieser zentrale Teil ist dabei im Miozän unter den Meeresspiegel abgesunken, hob sich aber zusammen mit diesem orogenen Gürtel seit dem Ende des Pliozäns erneut auf über 1000 Meter. Infolge dieses Anstiegs wurden die seit Beginn des Mesozoikums entstandenen Gewässer in ihren Bettungen blockiert und verlegten diese durch rückschreitende Erosion rasch rückwärts. Gleichzeitig mit dem Anstieg begann sich das oberirdische Gewässernetz in Karstgebieten unter die Erdoberfläche zu verlagern: Dabei bildete sich das heutige natürliche unterirdische Drainagenetz mit seinen Karsthöhlen, Dolinen, Ponoren und anderen Karsterscheinungen.[11] Im westlichen Gebirgsteil entwickelten sich derartige Karstformen hauptsächlich innerhalb der Kalksteine des Mesozoikums (besonders während der Kreidezeit) und im Mittelteil zumeist innerhalb der marinen Kalksteine des Miozäns, also auf dem Taşeli-Plateau und den Teilen östlich davon. Während Tiefenkarst häufiger in den westlichen Teilen anzutreffen ist, kommt Oberflächenkarst eher in den zentralen Teilen vor.[12]

Der zweite Abschnitt ergibt sich aus den abfallenden Hängen des durch Täler fragmentierten Taşeli-Plateaus. Diese Hänge mit teilweise über 80 % Gefälle reichen von 1800 Metern oft bis zum Ufer des Mittelmeeres und zeigen aufgrund der geomorphologischen Entstehung ein sehr fragmentiertes, zerklüftetes und abfallendes Erscheinungsbild: Während der alpinen Orogenese konnten die harten Sedimente nicht gefaltet werden und brachen. Die Gewässer nutzten diese Bruchlinien und bildeten an den Hängen des Taşeli-Plateaus Systeme mit tiefen Tälern. Diese Gewässer stammen aus Karstquellen, von denen die meisten im Sommer austrocknen. Im Landkreis Anamur gibt es drei Hauptflusstäler, von denen das wichtigste, das des Anamur Çayı, nördlich des Dorfes Sugözü entspringt. Innerhalb dieses Tals fließt der Anamur Çayı durch tiefe und enge Schluchten mit einem Höhenunterschied von stellenweise mehr als 800–1000 m und mündet nach Querung der Anamur-Ebene ins Mittelmeer. Paläozoische kristalline, bisweilen auch rekristallisierte Kalksteine, Marmor, Quarzite und metamorphe Schiefer bilden die Basis dieser Taşeli-Region.

 
Sogenannte "Hog-Back" Sedimente am Zive Deresi (Taşeli-Plateau) bei Kazancı.

Diese Gesteinsserien, die im Norden gelegentlich steil abfallende unterschiedlich widerständige Sedimentschichten (sogenannte Hog-Backs) formen, treten im unterhalb des Plateaubereichs als marine miozäne Schichten diskordant auf, so z. B. zwischen Anamur und Sarıdana, wo sich Marmor- und Quarzitschichten mit sehr steilen Hängen mit erosionsbeständigen Glimmerschiefern abwechseln. Alle diese paläozoischen Formationen umrahmen mit sehr ausgeprägten Steilhängen die tiefer gelegenen Partien und Küstenebenen des Landkreises.[13]

Der dritte Abschnitt, die Anamur Ovası, zieht sich bis zur Küste hin, wo neben dem Anamur Çayı ein weiteres Gewässer maßgeblich an ihrer Bildung beteiligt ist, der Sultansuyu. Zu seinem Talsystem gehört der Kadırran Çayı, der abschnittsweise die westliche Grenze des Landkreises bildet. Das Tal dieses Baches besteht dort, wo er aus einer Karstquelle beim Dorf Güngören entspringt, aus sehr steilen Schluchten. Der von Karstquellen gespeiste Bach verschwindet im Norden des Dorfes Güleç in einem Erdloch und kommt am Ausgang des Dorfes wieder an die Oberfläche. Die Anamur Ovası selbst besteht in ihren nördlichen Teilen aus Schwemmland, während den südliche Teil Sand und Dünen marinen Ursprungs bilden. In den alluvialen Teilen gibt es 12–15 m hohe von Erosion durch Sultansuyu und Tatlısu zerteilte Flussterrassen.[12] Die westliche Partie der etwa 40 km lange Küste hat vom Kap Anamur bis zum Dorf Anıtlı überwiegend Steilküstencharakter mit hohen hervorstechenden Klippen. Im flacheren Osten dagegen erstrecken sich zwischen Strandfelsformationen und Lagunen stellenweise über 2 m hohe Stranddünen und einige Sümpfe. Die wichtigsten dieser Sümpfe liegen dort, wo Tatlısu Çayı und Sultansuyu ins Meer münden. Darüber hinaus stößt man bei Anamur und rund um das Dorf Güleç auf Schwemmkegel aus Kieseln metamorpher Gesteine.[14]

Anmerkungen zu Klima und Vegetation

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Da mehr als die Hälfte der Fläche des Landkreises (52,7 %) in über 1000 m Höhe liegt und größtenteils aus Kalksteinen des mittleren und oberen Miozän bestehen, sind Beispiele für Karstformationen, wie Dolinen, Uvalas, Poljen, Lapyas (Karren, Schratten), Höhlen und Trockentäler, häufig. Als effektiv landwirtschaftlich nutzbare Wasserspeicher sind diese stark geklüfteten Festgesteine wegen ihrer geringen Porosität aber hohen Wasserdurchlässigkeit eher weniger geeignet als lockere Gesteinsformationen, wie Sande und Kiese, da Niederschlagswasser oft schnell durchläuft. Das ist vor allem in klimatischer Hinsicht bedeutsam, da die Region Anamur in den wechselfeuchten Subtropen des mediterranen Raumes liegt: im Sommer subtropisch, im Winter unter dem Einfluss polarer Luftmassen. Die Wintersaison ist im Allgemeinen mild und regnerisch, aber es gibt auch kühle/kalte Perioden. Aufgrund des parallelen Verlaufs des mauerartigen Taurusgebirges zur Küste sind die negativen Auswirkungen von Kälteperioden um Anamur stark reduziert. Häufigkeit und Schwere von Frostereignissen sind dort gering, da im Winter Nordwestwinde wirksam sind. Während der Sommersaison steht die Region unter dem Einfluss der kontinentalen Tropenluft. Dann sind Niederschläge nahezu nicht vorhanden, auch wenn die vorherrschende Windrichtung vom Meer zum Land aus Südwest vorherrscht und die relative Luftfeuchtigkeit bis zu 80-90 % erreichen kann. Die jährliche durchschnittliche Sonnenscheindauer beträgt 7,8 Stunden. Im Juli scheint die Sonne täglich im Mittel mit 10,5 Stunden am längsten gegenüber 4,3 Stunden im Dezember und Januar. Das gilt auch für den Plateaubereich. Die Temperaturen sind natürlich höhenabhängig: In Anamur liegt die durchschnittliche Jahrestemperatur bei 19,2 °C, die niedrigste im Januar bei 11,4 °C, die höchste im Juli und August bei 28,1 °C. Am Gipfel des Sarıtaş Tepesi beträgt sie im Januar -3,2 °C, im Juli 18,4 °C. Sie sinkt auf dem Hochplateau (2000 m) auf 8,8 °C. Der Temperaturunterschied zwischen Küste und Plateau beträgt 12,5 °C im Winter und 8,5 °C im Sommer. Die absolute tiefste Temperatur in Anamur wurde im Februar mit -0,8 °C und der höchste Wert im Juli mit 42 °C gemessen.

Die Höhe beeinflusste auch Menge und Muster der Niederschläge. Die jährlichen Regenmengen an der Küste Anamurs belaufen sich auf 921,6 mm und liegen damit unter dem dortigen jährlichen potenziellen Evapotranspirationswert von 1026,7 mm. Zwischen Juni und September herrscht somit in Anamur Dürre, was wegen des Wassermangels von 632,4 mm eine Bewässerung in der Region erforderlich macht. Bis in 1000 m Höhe steigen die Jahresniederschläge auf 1349,7 mm. In 1500 m Höhenlage sind es dann bereits etwa 1563,7 mm und in 2000 m Höhe um die 1777,8 mm. Nach den Feuchteindexwerten (SPI) von Thornthwaite[15] ist die Küstenzone um Anamur „halbfeucht“, Gebiete über 1000 m Höhe sind „feucht“ und über 2000 m herrscht „sehr feuchtes“ Klima. Die entsprechenden Niederschlagsindizes zeigen zudem, dass das Wasserdefizit im gesamten Landkreis Anamur in der Sommersaison gravierend ist. Die Eröffnung der Alaköprü-Talsperre am Anamur Çayı am 7. März 2014 war somit sinnvoll und notwendig. Mittlerweile werden aus dieser Talsperre insgesamt 2.200 ha produktive landwirtschaftliche Nutzfläche in 8 Gemeinden im Landkreis Anamur mit Bewässerungswasser versorgt.[16] Der Stausee beliefert allerdings auch die Geçitköy-Talsperre in der Nähe von Kyrenia in Nordzypern mit Wasser über eine künstliche Wasserleitung unter dem Meeresspiegel.[17]

 
Tief verschneit sind die von Tannen durchsetzten Dolinenfelder auf den Höhen des fast 1700 m hohen Suolmaz-Passes zwischen Anamur und Ermenek oft noch Anfang April.

Mit zunehmender Höhe nimmt die potenzielle Evapotranspiration (potenzielle Verdunstung) im Hinterland zwar ab, aber Wassermangel herrscht dennoch auf allen Höhenlagen des Landkreises. In Gebieten mit geringer Höhe bringen im Winter Tiefdruckgebiete, die sich ostwärts über das Mittelmeer bewegen, den dringend erforderlichen Regen, in höhere Lagen auch in Form von Schnee. Dann liegt das Taşeli-Plateau unter einer Schneedecke, die bis in den April dauern kann. Was die entsprechende Waldvegetation im küstennahen Bereichen betrifft, so wachsen zwischen 0 und 1500 m Macchia und Rotkiefern, die Wärme lieben und gegen Sommertrockenheit resistent sind. Danach zwischen 1300 und 2000 m Höhe folgen Zedern und Tannen sowie weitere, Baumarten, die Feuchtigkeit und Schneefall tolerieren. Oberhalb von 2200 m Höhe verschwinden Bäume vollständig. Hier herrschen dann Grasland oder karge karstige Felslandschaften vor.[18]

Besondere Fauna und kultivierte Flora

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Von Mai bis Ende August sind am Sandstrand Anamurs die Meeresschildkröten der Art Caretta caretta zu finden. Im Jahre 2006 gab es zu diesem Thema erstmals eine Untersuchung mit einem überraschenden Ergebnis: Aus 674 Gelegen schlüpften 30.444 junge Karettschildkröten. 2007 wurden über tausend Gelege bestimmt, aus denen rund 45.000 Jungtiere geschlüpft sind. Es handelt sich somit um den bedeutendsten Caretta-Caretta-Strand der Türkei. 2008 schützten Freiwillige mehr als 800 Nester am Strand durch umfangreiche Maßnahmen, die jedoch seit 2009 wegen eines Aquakulturprojekts nicht fortgeführt werden können. Außerdem befindet sich hier auch eines der letzten Rückzugsgebiete der mediterranen Mönchsrobbe (Monachus monachus). Derzeit leben in der Gegend um Anamur 29 Tiere, was mehr als der Hälfte der gesamten Population dieser Spezies in der Türkei entspricht.

Weiterhin ist Anamur bekannt für seine Bananen, die süßen Erdbeeren im März und die Erdnüsse im September, die hier auf besondere Art gedämpft zubereitet werden. Jahrelang wurde hier eine kleine Bananensorte (im Volksmund: Fingerbanane) im Freien angebaut, die durch ihren vorzüglichen Geschmack bekannt wurde. Inzwischen geht man zum Treibhausanbau über und züchtet größere Sorten.

Geschichte Anamurs

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Über die frühe Geschichte der Stadt ist aus greifbaren Quellen nur wenig bekannt. Demnach soll die Stadt im 12. oder 13. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern gegründet worden und später unter die Herrschaft der Assyrer und Hethiter gekommen sein.[19] Die später Anemurium genannte Stadt stand vor der hethitischen Zeit unter dem Einfluss des von den Hurritern gegründeten Kizzuvatna, einem religiösen Königreich, das im 2. Jahrtausend v. Chr. in der Region der Çukurova herrschte.[20] Nach Angaben einiger Forscher schenkte der hethitische König Tuthalia IV im 12. Jahrhundert v. Chr. die Stadt, die vorher unter der Herrschaft der Assyrer gestanden hatte, einem Menschen namens Mattuvata, der bei ihm Zuflucht gesucht hatte. Mattuvata nutzte Schwächungen des Hethiterreiches, um ein eigenes Fürstentum zu gründen, das sich mit dem späteren Anemurium als Hauptstadt bis nach Afyon erstreckt haben solle.[21] Die ersten geschichtlichen Spuren Anamurs sollen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. stammen. In der unmittelbaren Umgebung von Anamur gelegenen antiken Stadt Anemurium, von der noch heute eindrucksvolle Ruinen zu sehen sind, sollen bis zu 20.000 Menschen gelebt haben. Südwestlich von Anamur wurden militärische Bauten errichtet. So hatte man von diesem Südzipfel der türkischen Mittelmeerküste die gesamte dortige Schifffahrt unter Kontrolle. Eine herausragende Leistung für die damalige Zeit war sicherlich die Wasserversorgung von Stadt und Burg. Das Wasser wurde rund 10 Kilometer östlich am Dragon-Fluss (Anamur Çayı) aufgestaut und in Kanälen östlich und westlich des Deltas an den Hängen entlanggeführt. Diese Bewässerungssysteme werden zum Teil noch heute in der Landwirtschaft genutzt.

Anamur/Anemurium in der Antike

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Alle diese Angaben sind bislang von den Archäologen und Historikern nicht wirklich überzeugend belegt. Der bisher als erster nachweislicher Siedlungs-Standort im Gebiet von Anamur lag wohl östlich des Kaps von Anamur (Cap Anamur), wo sich heute die Ruinen der antiken Stadt Anemurium befinden: in einer vor dem Südwestwind geschützten Bucht am Fuße hoher Hänge des Kap Anamur. Das Baumaterial dieser frühen Siedlung bestand aus Kalksteinen und metamorphen Schiefern des lokal anstehenden Paläozoikums, sodass es sehr schwierig war, den Ort aus der Ferne zu erkennen.[22] Obwohl das Datum der ersten Gründung dieses Ortes nicht sicher ist, gab die Archäologin Elisabeth Rosenbaum (Alfödi) an, dass diese Siedlung aus der hellenistischen Zeit stammt, auch wenn Spuren aus der Römerzeit dort weitaus offensichtlicher sind.[23] Als bei ihren in den letzten Jahren durchgeführten Ausgrabungen die gesamte Altstadt freigelegt wurde, schätzte man, dass eben diese erste Siedlung auf die hellenistische Zeit zurückgeht.[24] Ähnliches hatte bereits Charles Texier Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt, er machte aber keine besonders detaillierten Angaben über die Ruinen von Anamur, die aus Mauern mit Türmen, einem Theater, Aquädukten und Gräbern bestanden. Er vermerkt allerdings: „Alle diese Werke stammen nicht aus der Zeit vor dem zweiten Jahrhundert n. Chr.[25]

Obwohl es einige historische Informationen über den Ort gibt, an dem Anamur gegründet wurde, sind solche über die wirtschaftliche Situation während er Antike in schriftlichen Quellen spärlich.[22] Möglicherweise wurde die Region Anamur in der gebirgigen Region des „rauen Kilikien“ für Siedlungen erst in größerem Maße geöffnet, als Alexander der Große die östliche Mittelmeerwelt eroberte und beherrschte und an der dortigen Küste Bevölkerung ansiedelte. Die Menschen dort deckten ihren Bedarf höchstwahrscheinlich mit Waren aus Griechenland und anderen Häfen auf dem Seeweg und betrieben Landwirtschaft nur in kleinem Umfang.[26] Den von Texier erstellten Karten zufolge gehörte Anamur allerdings zu den wichtigen Siedlungen zur Zeit Alexanders des Großen und seiner Nachfolger während der Römerzeit (39 v. Chr. – 305 n. Chr.).[25]

In der Region Kilikien kam es während der Diadochenzeit, die mit dem Tod Alexanders des Großen im Jahr 323 v. Chr. begann, zu Kämpfen zwischen den Seleukiden und Ptolemäern.[27] Insbesondere im Jahr 197 v. Chr. während der Zeit des Seleukidenkönigs Antiochus III, als das Rauhe Kilikien einschließlich Anemurium den Besitzer wechselte und an die Seleukiden fiel.[28] Man geht davon aus, dass der Romanisierungsprozess im Rauhen Kilikien und Anemurium erst im späten 1. Jahrhunderts v. Chr. begann und dann eher langsam fortschritt: Anemurium wurde in den Nachwehen dieser Jahrhunderte unter römischer Herrschaft zu einer Zwischenstation auf dem Weg nach Zypern und zu einer wichtigen Handels- und Hafenstadt, von der aus die Produkte der Region exportiert wurden.[29]

Der griechische Geograf und Historiker Strabon aus Amasya (Amaseia) im Pontos erwähnt im 1. Jh. v. Chr. Anamur in den Bänden XII, XIII, XIV seiner Geographika wie folgt: „Die Küste entlang Kharadrus [Kaladran] heißt Platanistes [Platanistos, eine felsige Küstengegend in Cilicien, zwischen Charadros u. Anemurion; in ihr lag eine Ortschaft Platănus] und ist felsig. Dann kommen wir zu Anemurion, einem Kap. Hier kommt es dem Land Kypros [Zypern] in Richtung des Kaps Krommyon [Kap Kormakitis auf Zypern] am nächsten, wobei die Passage dreihundertfünfzig Stadien beträgt. Die Reise entlang der Küste Kilikiens von der Grenze Pamphyliens bis Anemurion dauert achthundertzwanzig Stadien, und von dort bis Soli [Soloi (Zypern)] beträgt der verbleibende Teil etwa fünfhundert Stadien. Von diesem Punkt aus fahren wir weiter nach Nagidos, der ersten Stadt nach Anemurion [20 km östlich von Anamur]; Nach Kalykadnos [Göksu Nehri bei Silifke] erreichen Sie den Felsen namens Poikile. Sie können über die in diesen Felsen gehauenen Stufen nach Seleukeia [Silifke, Seleukia am Kalykadnos] gelangen. Dann kommen wir zum Kap Anemurion, das den gleichen Namen wie das vorherige trägt, Krambusa [Mädchenburg/Kızkalesi bei Silifke], das eine Insel ist, und Korykos [bei Kızkalesi], das ebenfalls ein Kap ist.“[30]

Die Stadt Anemorium war im 1. Jh. v. Chr. aufgrund ihrer Nähe zur Insel Zypern eine ideale Zwischenstation und spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Handels, denn sie setzte zur gleichen Zeit ihre Handelsbeziehungen auch auf dem Landweg fort. u. a. mit Germanikopolis (Ermenek), einer der wichtigsten römischen Städte im Taurusgebirge, Der Ort entwickelte sich zu einem wichtigen Handelshafen, von dem aus die natürlichen Ressourcen der Region exportiert wurden.[21]

Während der Herrschaft des römischen Kaisers Caligula wurde die Region, in der Anemurium lag, an den König von Kommagene, Antiochus IV. (38–72 n. Chr.), übergeben.[29] Die Stadt blieb mit römischer Duldung bis 72 n. Chr. unter dessen Herrschaft.[31] Unter dem Einfluss der Pax Romana stieg der Wohlstand in der gesamten Region während dieser Zeit stark an.[29] Anemurium hatte seine Glanzzeiten seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. Die Stadt erfuhr damals einen großen Wiederaufbau und erreichte aufgrund langer Jahre des Friedens und der Stabilität seinen Reichtum insbesondere in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Dies wird durch Inschriften, architektonische Reste und Funde bestätigt, die bei den Ausgrabungen ans Licht kamen.[32][33] Die solide politische Organisation und das von den Römern errichtete sehr dichte und gute Straßennetz verbanden verschiedene, bisweilen weit entfernte Regionen eng miteinander. So konnten sich dortige Produkte in verschiedene Länder ausbreiten. Anbau von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Tierhaltung entwickelten sich, und die Stadt expandierte nach Osten.[34] Diese reiche und friedliche Zeit endete mit der Besetzung des Rauem Kilikien durch die persischen Sassaniden unter Schapur I. im Jahr 260 n. Chr.[35][36] Später müssen Bürgerkriege und die Verschlechterung der Wirtschaft bis zur Zeit des Kaisers Diokletian (284 – 305 n. Chr.) Anemurium negativ beeinflusst haben. So nutzten isaurischen Rebellen dieses Chaos, um mehrmals die Küstenstädte zu überfallen.[37] Dieses Klima der Unruhe und Verwirrung hielt an, bis die Legion Legio I Armeniaca Pseudocomitatensis unter dem Kommandanten Matronianus im Jahr 382 n. Chr. eingriff.[35][38] Eine Inschrift erwähnt dessen Ankunft in der Stadt und sein dortiges Wirken,[39] wonach im ganzen Ort Reparaturen und Verstärkungen durchgeführt wurden. Diese Inschriften belegen zudem, dass im 4. Jh. n. Chr. Bautätigkeiten an den Verteidigungsmauern und Festungen vieler antiker Städte stattfanden.[40]

 
Mamure Kalesi, die historische Burganlage bei Anamur, die auf die römische Zeit zurückgeht, steht etwa 5 km nordöstlich der Kreisstadt Anamur unmittelbar an der Küste.

In römischer Zeit baute man auch zur Sicherung der Küstenregion die Burganlage Mamure Kalesi (auch Mamuriye) etwa 5 km nordöstlich der rezenten Stadt Anamur. Im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. erlebte Anemurium offenbar wieder eine Glanzzeit. Wie in den anderen Städten der Region entwickelte sich mit Hilfe des römischen Kaisers Flavius Zeno aus Isaurien (474–491 n. Chr.) erneut ein Klima des Wohlstands, und es begannen Wiederaufbauarbeiten, die ein Jahrhundert andauern sollten.[41] Kurz vor Ende des 6. Jh. n. Chr. begann der wirtschaftliche Wohlstand der Stadt jedoch erneut zu sinken. Diese Situation wurde durch ein schweres Erdbeben verstärkt, das um 580 n. Chr. große Zerstörungen in der Region anrichtete, und verschärfte sich weiter durch den letzten und größten römisch-persischen Krieg (603–628 n. Chr.) und die Einfälle der Araber in Zypern (649 – 653/654 n. Chr.).[42]

Anamur/Anemurium während des Mittelalters

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Um 600 n. Chr. war Anemurium ein Bistum. Das heutige Titularbistum Anemurium geht auf das spätantike Bistum der Stadt zurück.[43] Das Fehlen von dortigen Münzfunden nach der Zeit um 660 n. Chr. wurde als Indiz für nachlassende menschliche Aktivitäten insbesondere um das 7. Jh. n. Chr. angesehen. Entsprechende Funde hörten dann im frühen 8. Jh. n. Chr. gänzlich auf.[41] Anamur wechselte während der Auseinandersetzungen der Byzantiner mit arabischen Invasoren offenbar häufig zwischen beiden Parteien. 838 gelang es den Arabern zwar, bis zum Fluss Lamos (Limonlu Çay) im Gebiet von İçel vorzudringen, sie konnten allerdings die wichtigen Standorte Silifke und andere westlich gelegene Burgen nicht erobern.[44] Daher blieb Anamur bis zur seldschukischen Eroberung unter byzantinischer Herrschaft. Funde aus dem 12. und 13. Jahrhundert in den Bad- und Kirchenruinen der Stadt zeigen allerdings, dass der Ort auch in diesen Jahrhunderten bewohnt war.[45] Um 1225 fiel Anamur zusammen mit vielen byzantinischen Burgen an der Mittelmeerküste in die Hände der Seldschuken.[46]

Anamur/Anemurium wird muslimisch

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Die Herrschaft von Alaeddin Keykubad I., Sultan der Rum-Seldschuken (1220-1237), stellte durch die Eroberung der Region İçel durch die Türken einen Wendepunkt dar. Ein großer Teil des Karaman-Stammes, Mitglieder des Afschar-Oghusen aus Aserbaidschan, war zusammen mit anderen Turkmenen nach Anatolien übergesiedelt. Laut dem Historiker Ahmed Şikârî waren die Vorfahren dieser Karamaniden nach der Mongoleninvasion von Alaeddin Keykubad I.1228[47] in der Nähe von Ermenek-Mut angesiedelt worden, nachdem die Region zusammen mit den Gebieten Silifke, Gülnar und Anamur durch Kamerüddin Bey 1225 erobert worden war.[48][49] Die Niederlagen der Seldschuken gegen die Mongolen (u. a. bei Aksaray 1256), die Teilung des Landes zwischen den Seldschuken Izzeddin Keykavus II. und Kılıcarslan IV. sowie die späteren Thronkämpfe zwischen den beiden Brüdern hatten den in den Grenzregionen lebenden Turkmenen große Selbständigkeit gebracht, sodass Karaman Bey (1220-1261) diese Situation nutzten konnte und 1256 den Grundstein für das Fürstentum (Beylik) der Karamanoğulları legte. Die Herrscher dieses Fürstentums überfielen auf Expeditionen von ihrem Fürstensitz Larende (Karaman, altgriechisch Λάρανδα Laranda) aus häufig die Burgen im Süden. Damals erfolgte die Einnahme der Burg Mamuriye (Mamure Kalesi) durch Karamanoğulları Bey Mahmud (1299-1308).[50]

Während der Seldschukenherrschaft hatte die Landwirtschaft generell und so auch in der Region Anamur trotz der Auseinandersetzungen mit Byzanz und konkurrierenden Fürstentümern an Bedeutung zugenommen. Oghusen, die ein Nomadenleben führten, ließen sich in ackerbaulich ungenutzten Teilen des Gebietes nieder. Muslimische und christliche Bauern in den Dörfern bauten eine große Vielfalt an Feldfrüchten in einem für die damalige Zeit fortschrittlichen Agrarsystem an, während die nomadisch-halbnomadische turkmenische Bevölkerung hauptsächlich um die Winterdörfer Landwirtschaft betrieb und zwischen Winterquartieren an der Küste und Sommerweiden im Gebirge wechselte, um Gras für ihre Herden zu finden und Tiere in großem Umfang zu züchten. Gegen Ende der Seldschukenzeit begann mit der Zunahme mongolischer Angriffe die Schwächung der Staaten, mit denen die Seldschuken Handelsbeziehungen unterhielten, was zu Beginn des 14. Jahrhunderts zu einem Rückgang des Ackerbaus führte.[51]

 
Im 14. Jahrhundert wurde unter anderem die Burg Mamure Kalesi westlich des Kaps Anamur ausgebaut, um die Häfen vor Piratenangriffen zu schützen.

Andererseits dehnten sich während der Herrschaft Alaeddin Beys, der 1361 den Thron der Karaman Oğullari bestieg, die Grenzen des Beyliks in alle Richtungen aus. 1380 wurde Laranda/Karaman die Hauptstadt des großen Karamaniden-Fürstentums, zu dem neben Orten, wie Anamur, Gülnar, Silifke, Mut, Ermenek, Hâdim, Bozkır, Ereğli, Ulukışla, Niğde, Karahisar, Aksaray, Akşehir, Ilgın und Said-ili (Kadınhanı), auch Konya, Beyşehir und Seydişehir gehörten, wobei in der Region Anamur Stämme der Yuvaliler-Turkmenen wohnten.[52] Zudem wurden unter anderem die Burgen Mamure Kalesi und Çoban Kalesi beim Dorf Çamlıpınaralanı westlich des Kaps Anamur ausgebaut, um die Häfen vor Piratenangriffen zu schützen.[53][26]

 
Blick auf die historische Brücke Ala Köprü über den Anamur Çayı nördlich vom Anamur.

Zur Belebung des Handels wurde das vorhandene römische Straßennetz rekultiviert. Unter anderem ließen die Fürsten der Karamanoğulları durch Alâeddin Halil Bey, Sohn von Karamanoğlu Mahmud Bey um 1330 die Alaköprü über den Kocaçay (Anamur Çayı), 12 km nordöstlich von Anamur errichten, die die Hochebenen des Taşeli Plateaus und Ermenek, die Residenz der Karamanoğlu, mit Anamur verband.[54][55]

Bis zur Übernahme der Herrschaft durch die Osmanen nahmen viele der Turkmenen in der Region Anamur wieder einen halbnomadischen Lebensstil auf. Ihre wichtigste wirtschaftliche Aktivität war die Tierhaltung, wobei die Gebiete der Hochebenen des Taşeli-Plateaus als Weideflächen genutzt wurden. Als 1483 die gesamte „İçel“-Region unter osmanische Herrschaft geriet, war auch der Raum Anamur davon betroffen.[56] Er war im 16. Jahrhundert ein Amtsbezirk (Nahiya) im Kaza (Kreis) Gülnar des Sandschaks İçel der Provinz Karaman.[57]

 
Nekropole vom Anemurium 1973
 
Ruinen von Anemurium 1973

Der türkische Admiral und Kartograf Piri Reis (1470 -1554) lieferte Eindrücke über Anamur des 16. Jahrhunderts und beschrieb das „Neue Anamur“ als „Burgruine etwas landeinwärts vom Meer entfernt, vor der ein großes Gewässer fließt, auf dessen beiden Seiten große (Anlege-)Pfosten standen mit einer guten Anlegestelle auf der gegenüberliegenden Seite des Wassers.“[21] Dabei handelte es sich wahrscheinlich um das heutige Dorf Nasrettin (Nasreddin), einen Ortsteil von Ören, sowie bei dem erwähnten Gewässer um den Kaladıran Çayı (Kaledran Çayı) und bei der Ankerbucht um dessen Mündung ins Mittelmeer, die damals tiefer war als gegenwärtig.[58] Das von Piri Reis erwähnte „alte Anamur“ war das Gebiet, in dem sich heute die Nekropole von Anemurion befindet, und seine Umgebung ist auf der von Piri Reis erstellten Karte als Ruine dargestellt. Dazu kamen Informationen darüber, dass die Burg repariert und von Alt-Anamur an einen „neuen“ Standort verlegt wurde, nachdem Anamur 1483 osmanisch geworden war.[59] Dazu vermerkte Piri Reis: „Alt Anamur dagegen wurde auf einem Kap gegründet, das ins Meer ragt. Dieses Kap ist ein Berg. Es ist ein guter Anblick, da die Burg Anamur, die sich auf diesem Berg befindet, von weitem sichtbar ist. Unter dem Schloss, auf der Ostseite, befindet sich ein Ankerplatz. An diesem Ankerplatz machen sie die Verankerung an der Seite der Burg fest und werfen den Anker in zwanzig Faden tiefes Wasser auf der Ostseite. Es ist für Barças [kleine Transportschiffe mit Rudern und Segeln] zum Ankern geeignet.“[60]

Siedlungssituation Anamurs im 16. Jahrhundert

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Im Jahr 1584 gab es im Kreis Anamur 83 Dörfer,[61] deren landwirtschaftliche Flächen größtenteils für den Anbau von Weizen, Gerste und Hirse genutzt wurden. Die versumpften Küstenebenen waren dafür allerdings kaum geeignet.[62] Im Vergleich zur rezenten Verwaltungsgliederung war die Zahl der nachweislichen Dörfer damals geringer als heute, da in dieser Zeit die meisten Menschen als Nomaden, einige von ihnen in Weilern lebten und Dörfer meist als Winterquartiere dort nutzten, wo sich alte Siedlungskerne in der Nähe von Städten und Gemeinden befanden. Darüber hinaus umfasste das als Kaza (Landkreis) Anamur bezeichnete Gebiet einen viel größeren Raum als den des heutigen Landkreises. Viele der Dörfer und Mahalle (Ortsteile) des Anamur-Kreises wurden erst im Laufe der Zeit von Nomaden gegründet: Im 18. Jahrhundert, als Nomadengruppen ihre ursprünglichen Lebensbereiche verließen und in andere Regionen zogen, wurden sie unter staatlichem Druck – so 1708 – gezwungen, sich wieder in ihren ehemaligen Siedlungsgebieten niederzulassen.[63] In Anamur behielten diese halbnomadischen Stämme im Allgemeinen ihren nomadischen Charakter bei, auch wenn sie in den Wintersiedlungen zumindest bis zu einem gewissen Grad Ackerbau betrieben.[64]

Gewerbesituation Anamurs im 16. Jahrhundert

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Bis noch vor wenigen Jahrzehnten waren Teile der Anamur Ovası aufgrund des hohen Grundwasserspiegels versumpft. Erst seit Anfang der 1980er Jahre wurde die Drainage der Ebene durch das DSI (Staats-Wasserbauamt) begonnen und 1985 mit 45 km Entwässerungskanälen in Betrieb genommen, Sie wurden mit dem Ziel geplant, den hohen Grundwasserspiegel zu senken und überschüssiges Wasser aus der Bewässerung in der Anamur-Ebene abzuleiten. Dabei wurde 1981 mit der Errichtung einer Entwässerungspumpstation das Gebiet des Yarlagan-Sumpfes trockengelegt und in ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet umgewandelt.[65] Im 16. Jahrhundert allerdings lieferte der hohe Grundwasserspiegel in der Anamur-Ebene die notwendigen Voraussetzungen für den dortigen Reisanbau. Zusätzliches Wasser für Reiskulturen wurde zudem aus dem Sultansuyu- und dem Anamur Çayı abgeleitet. Reiskultivierung wurde jedoch nicht auf sehr großen Flächen betrieben und beschränkte sich rund um das heutige Dorf Çeltikçi sowie bei den Dörfern Ovabaşı, Güleç und Emirşah. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann man, die meisten Reisbauflächen im gesamten Sandschak İçel zu Wein- und Obstkulturen umzuwandeln, sodass die Reisbauern in andere Bezirke abwanderten.[66]

Weil Ackerbau für die halbnomadische Bevölkerung im Landkreis Anamur noch relativ neu war, begannen spürbare Intensivierungen landwirtschaftlicher Aktivitäten dort erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Landwirtschaftliche Flächen waren im Vergleich zu heute zudem recht klein: Das eigentlich fruchtbare große Gebiet der alluvialen Anamur-Ebene konnte zu diesem Zeitpunkt wegen der Sumpfflächen und des hohen Grundwasserpegels nicht vollständig als Ackerland genutzt werden, und die Wälder waren noch kaum zerstört und bedeckten große Flächen. Aufzeichnungen vom Sandschak İçel aus den Jahren 1500–1584 vermerken, dass Wälder sogar an der Küste große Gebiete bedeckten. „Aufgrund der widrigen klimatischen Bedingungen im Küstengebiet ist das Land steinig und bewaldet. Es zeigt sich allerdings, dass einige Dörfer hier durch Abholzung des Waldes landwirtschaftliche Flächen geschaffen haben.[67] Dennoch war die agrare Produktvielfalt vergleichsweise groß: Sesam, Augenbohne (Vigna unguiculata, auch Kuhbohne, Schwarzaugenbohne oder Schlangenbohne), Linsen und Mischgetreide nahmen im Kreis einen wichtigen wirtschaftlichen Platz ein.[68]

 
Bis in die Gegenwart trifft man auf den Hochflächen des Taşeli-Plateaus in den Sommermonaten auf halbnomadische Hüter von Ziegenherden.

Was die Tierhaltung betraf, so dominierten im Kreis Anamur- vor allem Kleinviehzucht und Imkerei. Auch Halbnomaden betrieben dort Bienenzucht. Wenn sie in den Sommermonaten zum Weiden ihrer Tiere auf die Hochebene gingen, nahmen sie ihre Bienenstöcke mit.[69] So waren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 76 Dörfer und 4 Weiler-Gemeinden im Landkreis Anamur mit einem Bestand an 64472 Stück Kleinvieh in der Tierhaltung tätig. Das entsprechende Weide-Grasland befand sich an denselben Stellen der Hochflächen wie heute und war von so großer Bedeutung, dass es zwischen einzelnen Nutzergemeinden offenbar sehr oft zu Zwistigkeiten kam, da ein und dasselbe Plateaugebiet von mehr als einer Gemeinde genutzt wurde.[70]

Die Nutzung der Waldflächen beschränkte sich nicht nur auf Imkerei und Rodung für Felder, sondern man deckte von hier auch den Brennstoffbedarf, wodurch sich im Kreis Anamur Dienstleistungen und anderes Gewerbe entwickelten. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Zahl der Haushalte, die allein in der Stadt Anamur Dienstleistungen ausübten, auf 22 geschätzt. Obwohl sich Gewerbe in den meisten Fällen in der Stadt konzentrierte, zählten außerhalb des Kreiszentrums Mühlenbetriebe vor allem am Anamur Çayı zu den wichtigsten Gewerbebetrieben dieser Zeit. In 18 Dörfern und 5 Weilern wurde in 44 Mühlen Mehl gemahlen. Darüber hinaus gab es in den heutigen Dörfern Ören, Çeltikçi und Kalınören neun Tahunhane (arabisch: tavâhin = Wasser-Getreidemühle) sowie zwei Färbereien im Stadtzentrum (sie lieferten die gefärbten Baumwollfäden für die Weberei in Gülnar).

 
Blick in das Innere der Burgsiedlung Mamure Kalesi und auf die Ruinen ihrer historischen Bauten.
 
Blick auf die historische Burgmoschee vom Mamure Kalesi bei Anamur.

Ein wöchentlicher Freitags-Markt fand in Anamur vor der Burg Mamure Kalesi statt, in der mittlerweile Gebäude wie Moscheen, Gasthäuser und Bäder errichtet waren. Da es auf dem Lande, abgesehen von drei Zawiyas bzw. Tekke, kaum Moscheen auf dem Lande gab, kam die Landbevölkerung nach Anamur zum Freitagsgebet in die Kale Camii (Burgmoschee). So hatte die ländliche Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Agrarprodukte zu verkaufen und sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Besatzung der Burg Mamuriye sorgte für die Bereitstellung von Sicherheitsdiensten.[71]

Die verkehrstechnisch wichtigste Wegeverbindung ins ländliche Hinterland war die Straße von Anamur nach Ermenek, die damals wie heute den Küstenteil mit Karaman verbindet und „Yayla Yolu“ (Plateaustraße) genannt wird. Innerhalb der Versorgungseinrichtungen nahm der Hafen von Anamur sowohl im Transport- als auch im Handelsbereich eine wichtige Stellung ein. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde von dort Getreide nach Istanbul transportiert. Nach der Eroberung der Insel Zypern (1571; bis 1878 blieb Zypern Teil des Osmanischen Reiches) gab es drei wichtige Häfen, über die Soldaten auf die Insel geschickt werden konnten: Anamur, Gelindire (seit 1965 Aydıncık) und Seki (Ort zwischen Gazipaşa und Alanya).[53]

Anamur im 19. Jahrhundert

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Die aufgrund mehrerer kostspieliger staatlicher Expeditionen und hoher Steuern schwächelnde osmanische Wirtschaft im 18. und 19. Jahrhundert machte sich auch in Anamur bemerkbar, eine Situation, die bis zur Tanzimat-Zeit (1839–1876) anhielt.[72] Anamur war 1804 aufgrund der Neuordnung einiger Provinzen in einen Sandschak der Provinz Konya eingegliedert worden. Es bestand aus Mut, Glindire (Aydıncık) und Ermenek (damals Elmanak). Als Verwaltungszentrum fungierte Ermenek. John Macdonald Kinneir, britischer Diplomat und schottischer Offizier der Britischen Ostindien-Kompanie, der 1813 Kleinasien bereiste, hinterließ ein kurzes schriftliches Statement über Anamur: „This is a small town, formerly called Anemurium, and now the residence of a prince of the Turkmans.“ [Dies ist eine kleine Stadt, früher Anemurium genannt, und jetzt die Residenz eines Turkmenen-Prinzen][73]

Peter v. Tschihatscheff, der die Türkei Mitte des 19. Jahrhunderts bereiste, beschrieb seinen Weg durch die Küstenregion Anamurs wie folgt: „[…] auf dem sandigen Strande entlang und über eine flache Landspitze in ein enges Thal, dann über ein höheres steiniges Vorgebirge zu dem an weiter Sandbucht gelegenen pittoresken mittelalterlichen Schlosse Anemur [Mamur Kalesi]. Längs der flachen Küste über den breiten, die Ebene theilweise versumpfenden Anemur-Su die westlichen Hügel hinauf zu einem griechischen Dörfchen, welches daher auch den Vulgärnamen Gjaurköi [Dorf der Ungläubigen, in diesem Falle Griechen] führt, eigentlich aber Tschorak [Çorak=Sumpf] heisst. Westlich in der Ebene, r. Dörfchen Kalwere am Fusse der Berge und etwas weiter westlich Kyzyl-Kilisse [Rothkirchen] […] auf den südlich in das Vorgebirge Anemur [Kap Anamur] auslaufenden Hügelrücken, zum Dörfchen Nasreddin an der Westseite einer trockenen Thalschlucht.“[74]

 
Blick auf die Ruinen der Akropolis von Anemurium im Mai 1997.

Die Region Anamur war in diesem Verwaltungskonstrukt zunächst nur zeitweise zu einem Landkreis geworden und wurde erst 1867 oder 1869 definitiv zu einem Kaza des Sandschaks İçel der Provinz Konya mit der Verwaltung von Anamur im heutigen Dorf Nasrettin (Ortsteil von Ören) unterhalb der Akropolis des antiken Anamurium, (s. o. Nasreddin). 1877 wechselte der Landkreis Anamur des Sandschaks İçel in die Provinz Adana. Gleichzeitig wurde das Verwaltungszentrum von Anamur dorthin verlegt, wo sich die heutige Stadt Anamur befindet: nach „Çorak“.[57] In Çorak lebten zu dieser Zeit Griechen (s. o.). Nachdem diese Bevölkerungsgruppe den Ort verlassen hatte (der genaue Zeitpunkt ist nicht gesichert), wurde eine von ihnen zurückgelassene Kirche abgerissen und dort ein Regierungsgebäude für die „neue“ Anamur-Kreisverwaltung errichtet. Dieses Gebäude diente lange Zeit als Sitz des Landrats. Als man später die Verwaltung nochmals in ein modernes Gebäude im Stadtteil Yeşilyurt umsiedelte, in den rezenten Sitz der Verwaltung, wurde der Bau an das Anatolische Gymnasium (Anadolu Lisesi) und die Berufsschule der Universität Mersin (Mersin Üniversitesi Meslek Yüksekokulu) übergeben. Damalige Versuche, die Administration in die Nähe der Burg Mamure Kalesi zu verlegen, blieben erfolglos.[54] Derartige Verlegungsprozesse einer Landkreis-Verwaltung (Kaimakamlık = Landratsamt) unter Mitnahme/Übertragung des jeweiligen Kaza-Namens auf den neuen Ort wurden in der Türkei früher häufig praktiziert.[75]

Vom französischen Geografen Vital Cuinet erfahren wir etwas mehr über Tschorak, den Hauptort des Kaza Anamur um 1890: „Im Winter wohnen dort der Caimakam [Landrat] und andere Autoritäten; aber im Sommer ziehen sie sich nach dem Beispiel der Einwohner, bestehend aus Griechen aus Alanya und Zypern sowie Türken, insgesamt 1220, in die benachbarten Berge zurück, wie es auch bei allen Bewohnern der Küsten Karamaniens [Region Karaman] Brauch ist.“ […] „Dieser Ort, der nicht wirklich als Stadt betrachtet werden kann, besteht nur aus Hütten und etwa zwanzig einstöckigen Häusern auf einem kleinen Hügel, der aufgrund der häufigen Überschwemmungen des kleinen Flusses Anamour 3 oder 4 Kilometer vom Meer entfernt liegt. In Tchorak gibt es keine Moscheen. sondern ein einfaches hölzernes Minarett und eine griechische Kirche. Es gibt auch zwei Schulen. Es gibt dort keinen Han für Reisende. Der Hügel wird von einer zerstörten Festung dominiert, die offenbar von den Franken erbaut wurde, zu der Zeit, als die Lusignan-Könige von Kleinarmenien in Karamanien regierten.“. […] „Etwa 3 Kilometer von Tchorak entfernt und durch eine neu gebaute Straße mit diesem Ort verbunden, liegt Echelle d'Anamour [Anlagestelle von Anamur], ein Küstenteil, der allen Winden ausgesetzt ist und auf der Südseite etwas geschützt ist – im Westen nur durch Cape Anamour, 15 Kilometer entfernt. Bei dieser Skala handelt es sich nicht um ein Bevölkerungszentrum; Es gibt nur vier Gebäude, die von Quarantäne, Finanzbehörde und Zoll belegt sind. Im Sommer verkehren einige Schiffe in diesem Hafen, seitdem legen dort einmal im Monat die Boote der „Bell“ Company an. Anamour exportiert Sesam, etwas Getreide und eine große Menge Brenn- und Bauholz für Syrien; die Zollerhöhung, sowohl für den Export als auch für den Import, beträgt etwa 159 bis 200.000 Piaster.“[76]

Anamur in der Neuzeit

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Anamur war während und nach der Tanzimat-Zeit eine bekannte Hafenstadt des Osmanischen Reiches, die zudem noch über große Waldflächen (44.244 Hektar) verfügte, etwa 26 % der Wälder (170.096 Hektar) im Sandschak İçel. Ihre wichtigste Einnahmequelle war der Holz-, Weizen- und Gerstenhandel. Die Reformbewegungen im 19. Jahrhundert hatten engere Beziehungen zu westlichen Ländern mit sich gebracht, und ein Teil des Handels vom Hafen Anamur aus wurde mit England und Griechenland abgewickelt: Bis zu 300 osmanische Segelschiffe, 48 Dampfschiffe (16.623 Tonnen) der Briten, 7 Dampfschiffe und 2 Segelschiffe der Griechen besuchten 1890 den Hafen von Anamur zu kommerziellen Zwecken.[77][78] Franz Xaver Schaffer, österreichischer Geologe und Paläontologe, beschrieb 1900 Anamur allerdings bereits als großen Ort Tschorak mit Hafen Tschorak Iskelessei, 1200 Einwohner, elenden Häusern, Kalmakam und Schloss (Mamure Kalesi) des christlichen Ritterordens.[79]

In Anamur hatte nach der Ausrufung der Konstitutionellen Monarchie im Osmanischen Reich (1876 bzw. 1908 İkinci Meşrutiyet) aufgrund der Auswirkungen mehrerer Konflikte (Schlacht von Tripolis, Balkankriege und Erster Weltkrieg, Unabhängigkeitskrieg) eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs eingesetzt. Die Bevölkerung nutzte in dieser Zeit nur eben so viel Land, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Diese wirtschaftliche Stagnation hielt bis zur republikanischen Zeit an. 1924 wurde Silifke zum Zentrum der inzwischen eigenständigen Provinz İçel bestimmt, und Anamur erhielt den Status eines mit İçel verbundenen Landkreises.[80] Der österreichische Geologe Ernst Nowack vermerkte noch 1926 Çorak/Anamur als südlichste städtische Siedlung Anatoliens, verwahrlost und öde.[81] Der Kreis wies zur ersten Volkszählung (1927) 18.182 Einwohner in 54 Dörfern (auf 2.100 km² Fläche) auf, davon im Verwaltungssitz Anamour selbst (damalige an das Französische angelehnte Schreibweise) 1.751 Einwohner. Seit 1933 ist Anamur ein Landkreis der Provinz İçel (mit dessen Zentrum in Mersin). Hüsamettin Karadağ charakterisiert Anamurs Situation der späten 1930er Jahren auch eher negativ:[82] Laut der Volkszählung von 1935 hatte Landkreis Anamur eine Bevölkerung von 20.442 Bewohnern, die Stadt allein, „geschmückt mit einem zweistöckiges Regierungshaus und einer Grundschule aus der Republikzeit“, zählte 1920 Einwohner.[83]

Mit der Erlangung des Kreisstatus von Anamur und den im ganzen Land durchgeführten Wirtschaftsreformen begannen sich Dienstleistungs- und Agrargewerbe wieder zu entfalten. Die Ebenen und Ausläufer des Gebirges eigneten sich hervorragend für die Kultivierung von Orangen-, Mandarinen-, Zitronen- und Bananen. Vor allem Bananengärten nahmen zu und wurden für die Menschen zu einer guten Einnahmequelle. Die Hauptexportgüter waren Sesam, Brombeere, Erdnuss, Orange, Mandarine, Zitrone, Banane, Wassermelone und Mais. Obwohl in Anamur alle Arten von Gemüse in der Frühsaison angebaut werden konnten, profitierte man dennoch nicht vom Gemüseanbau, da es keine Transportmittel gab, um sie zügig zu großen Verbraucherzentren wie Istanbul und Izmir zu liefern.[82] Andererseits war speziell in Industrie und Handwerk keine spürbare Entwicklung zu beobachten.[84]

Zwischen Anamur und dem Provinzzentrum gab es keine direkte, sondern nur eine umständliche Straßenverbindung, da sie von Mersin bzw. Silifke über die Berge via Gülnar an die Küste nach Gilindire (Aydıncık) und Anamur führte. Eine entsprechende Küstenstraße existierte noch nicht. Deshalb wurden Mersins Beziehungen zu Anamur größtenteils über das Meer abgewickelt. Wer nach Anamur wollte, bevorzugte den Seeweg mit den Denizbank-Fähren, die dienstags über Silifke-Taşuçu verkehrten. Obwohl die Fähren einer zur Küste parallelen Route folgten, mussten sie wegen der Sedimente des Göksu Nehri dessen Delta weiträumig umfahren, was viel Zeit kostete. Die landeinwärts gelegene Stadt Anamur war nur über eine 4 km lange desolate Straße mit der Anlegestelle verbunden. Die dortige Siedlung bestand aus einem Viertel mit 10-15 Häusern. Der ebenfalls desolate Pier war kurz und unzureichend. Da die Meereswellen direkt vor dem Pier brechen, war es für Boote bei schlechtem Wetter gefährlich, den Pier zu verlassen oder dort zu landen, sodass Fähren dann ihre Fahrt fortsetzten, ohne die Fracht zu löschen und Passagiere anzulanden oder aufzunehmen. Für die Unterbringung wartender oder ankommender Passagiere gab es am Pier weder ein Hotel noch ein Kaffeehaus. Selbst innerhalb der Stadt konnten Reisende bis 1938 keinen Schlafplatz finden.[82]

Einen besonderen Eindruck von Anamur in den 1960er Jahren vermittelt ein Artikel von Hüsamettin Karadağ. Danach war Anamur damals „eine anatolische Kleinstadt, die nicht einmal Strom hatte, in der es keinen Lärm gab, in der jeder jeden kannte, wo Einfamilienhäuser in Gärten nebeneinander standen, wo Narzissen auf Häusern mit Lehmdächern wuchsen, in der die Dorfbewohner vom Bergland Trauben und Feigen zum Samstagsmarkt brachten und in einfachen Gasthäusern in der Nähe der Zentralmoschee übernachten. Die Menschen in Anamur bauten in einem ruhigen, abwechslungslosen Leben jede Menge Zitrusfrüchte, Erdnüsse und ein paar Bananen an, verbrachten den Sommer im Hochland und den Winter an der Küste. Es war ein Anamur, in dem selbst Kopfsteinpflasterstraßen als luxuriös galten, wo die Menschen Schlange standen, um das Eis auf dem Basar mit nach Hause zu nehmen.[85]

Dann gab es plötzlich zwei große soziale Veränderungen: Die erste wurde am 9. September 1964 offiziell eröffnet und von den Leuten in Anamur „Stimme Zyperns“ (Kıbrıs'ın Sesi), „Radio Anamur“ (Anamur Radyosu) oder „Die Stimme der türkisch-zypriotischen Mudschaheddin“ (Kıbrıs Türk Mücahidinin Sesi) genannt. Sie wurde bekannt als „ASMI“, „Militärische meteorologische Station Anamur“ (Anamur Askeri Meteoroloji İstasyonu) oder „Radio Yarlağan/Yallagan“ (Yarlağan/Yallağan Radyosu), ein zyprischer Radiosender, der bis zum 28. Juni 1978 in Betrieb war. Fast zeitgleich mit der Inbetriebnahme dieser Radiostation in Anamur wurde direkt oberhalb von Anemurium/Ören die Kommandantur einer luftgestützten Wetterradarstation im Rahmen strategischer Sicherheit des Mittelmeers eingerichtet. Seitdem begann sich das Gesicht der ruhigen, bescheidenen, kleinen und autarken Stadt Anamur zu verändern. Die Ankunft von Luftfahrtmilitärpersonal löste in der Stadt nicht nur kommerzielle Aktivitäten aus, es begannen sich auch im Kontext engere soziale Beziehungen der einheimischen Bevölkerung „über den Tellerrand hinaus“ zu entwickeln.[85]

1988 wurden aufgrund des Gesetzes 3392 aus dem Kreis Anamur 15 Dörfer ausgegliedert und daraus im Osten der neue Landkreis Bozyazı gebildet.[86] Bis Ende 2012 bestand der Landkreis neben der Kreisstadt aus den zwei Stadtgemeinden (Belediye) Çarıklar und Ören sowie 37 Dörfern (Köy), die während der Verwaltungsreform 2013/2014 in Mahalle (Stadtviertel/Ortsteile) überführt wurden. Die 17 existierenden Mahalle der Kreisstadt blieben erhalten, während die acht Mahalle der o. g. anderen Belediye vereint und zu je einem Mahalle reduziert wurden. Durch Herabstufung dieser Belediye und der Dörfer zu Mahalle stieg deren Zahl auf 56 an. Ihnen steht ein Muhtar als oberster Beamter vor. Ende 2020 lebten durchschnittlich 1.196 Menschen in jedem Mahalle, 5.705 Einw. im bevölkerungsreichsten (Yeşilyurt Mah).[87]

Anamur als touristisches Ziel

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Der Landkreis Anamur hat insbesondere im Hinblick auf Erholungs- und Tourismusgebiet ein großes Potential, das allerdings nur begrenzt genutzt werden kann. Unzureichende Transportbedingungen und fehlende Seetransporte haben die Verbindung des Landkreises mit der Außenwelt in allen Richtungen stark eingeschränkt. Internationale Flughäfen für Anamur liegen 230 km entfernt bei Adana (Flughafen Çukurova) bzw. 260 km bei Antalya. Der nächstgelegene Airport ist der Flughafen Gazipaşa (Gazipaşa-Alanya Havalimanı), 85 km von Anamur entfernt. Dieser Flughafen wurde 1999 für den Tourismus in Alanya gebaut (2010 eröffnet), wo als Konkurrenz zu dem abgelegenen Urlaubsziel Anamur 90 km westlich ein großes Tourismuszentrum mit einer gut ausgebauten Infrastruktur entstanden war. Allerdings war die dortige Landebahn für internationale Flüge zu kurz, wird aber mittlerweile von einer internationalen und zwei nationalen Fluglinien bedient.[88]

Anamur ist daher bisher weitgehend vom internationalen Massentourismus verschont geblieben. Andererseits reisen während der türkischen Schulferien viele Türken z. B. aus Ankara oder Konya an und verbringen hier ihre Ferien in den Hotels oder eigenen Ferienwohnungen in dem direkt am Meer gelegenen Stadtteil İskele. Für Europäer könnte es im Hochsommer bei 40 Grad im Schatten sehr heiß werden. Ideale Reisezeiten wären für diejenigen, die ein milderes Klima mögen, die Monate April bis Ende Juni und/oder September bis Ende November.

Mitte der 1970er Jahre hatte es in Anamur lediglich eine einfache touristische Unterkunft mit „Strand-Bungalows“ in Betonbauweise gegeben. Seitdem hat sich die Stadt Anamur von ihrer Hügellage bis an die Küste ausgebreitet, wobei sich mehrere touristische Unterkünfte verschiedenster Kategorien zumeist in unmittelbarer Sandstrandnähe angesiedelt haben. Touristisch Interessantes gibt es genug in der Region: Die antike Stadt Anemurium ist eine sehenswerte Ruine. Das Theater, das Odeion und die mittelalterliche Burg in Ufernähe sind gut erhalten. Die Reste von Titiopolis, einer weiteren antiken Siedlung, die erste durch Funde aus Ephesos identifiziert werden konnte, liegen 7 km nördlich von Anamur beim Dorf Ovabaşı. Im Ovabaşı-Gebiet befindet sich zudem die Köşekbükü Höhle (Köşekbükü Mağarası).[89]

 
Blick von Osten auf Mamure Kalesi, eine der ältesten und besterhaltenen Befestigungsanlagen an der türkischen Südküste.
 
Die römische Burg Mamure Kalesi, 7 km östlich der Stadt, wurde im Mittelalter ausgebaut, später während der osmanischen Zeit genutzt und in jüngster Zeit restauriert.

Die römische Burg Mamure Kalesi, 7 km östlich der Stadt, wurde im Mittelalter ausgebaut, später während der osmanischen Zeit genutzt und in jüngster Zeit restauriert. Sie ist eine der ältesten und besterhaltenen Befestigungsanlagen an der türkischen Südküste.[90] Besuchenswert von Anamur aus sind auch im Nachbarlandkreis Bozyazı das Freilichtmuseum des antiken Nagidos mit der vorgelagerten Insel Nagidussa Adası (14 km) oder die Ruinen der 17 km östlich gelegenen Burg Softa Kalesi, eine der Burgen des späten Römischen Reiches bei Kaledibi unweit des antiken Hafenortes Asinoe (Maraş Tepesi). Die Burg Çoban Kalesi beim Dorf Çamlıpınar und die historische Brücke Alaköprü am Anamur Çayı, über die die Straße Anamur-Ermenek verläuft, sind weitere wichtige Denkmäler des Landkreises Anamur.[91] Die historische Brücke Sultan Suyu Köprüsü bei Anamur im Ortsteil Fatih wurde beim Ausbau der Fernstraße D400 leider weitgehend zerstört. Die Dörfer der Region sind seit 2006, bis auf wenige Ausnahmen, auf asphaltierten Straßen gut erreichbar. Nach nur wenigen Kilometern Fahrt nordwärts befindet man sich mitten in der faszinierenden Welt des Taurusgebirges mit der Karstregion des Taşeli-Plateaus und seinem eindrucksvollen geomorphologischen Formenschatz.

Fotografische Eindrücke aus Anamur

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Blick vom Osten
 
Die Kreuzritterburg Mamure Kalesi
 
Zitadelle am südlichsten Punkt
 
Mauern der Burg Mamure

Städtepartnerschaften

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Persönlichkeiten

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Literatur (chronologisch)

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  • Şenyol Çelik: Osmanlı Taşra Teşkilatında İçel Sancağı (1500-1584). Unveröffentlichte Dissertation, Marmara Üniversitesi Sosyal Bilimler Enstitüsü, Yeniçağ Tarihi Bilim Dalı. İstanbul 1994.
  • Mehmet Tekocak, Cıhangır Aldemir: Anemurium Ancient City in the light of new studies: 2016–2018 (Cilicia, Turkey). In: ANODOS Studies of the Ancient World 15. Trnava 2015, S. 237–252.
  • Sebastian Sarı: Anamur (Mersin) İlçesinde Sıcaklık ve Yağış Dağılışını Etkiyelen Faktörler. In: Marmara Coğrafya Dergisi 34, 2016, S. 178–194.
  • Rüya Bayar: Anamur İlçesinde Araziden Yararlanma. Dissertation, Ankara Üniversitesi, ISBN 978-605-7539-12-0. Ankara 2018.
  • Shohistahon Uljaeva: Anamur Tarixiga Qisqa Nasar. In: Hasan Bahar, Murat Turgut, Fatih Numan Küçükballı (Hrsg.): Uluslararası Taşeli Sempozyumu. Tarih-Kültüz-Turizm 24-26 Ekim 2019 Konya-Alanya, Alanya, 2019, S. 627–632.
  • Rağıp Anderoğlu, Derya Önder: Anamur Sulama Birliğinde Sulama Performansının Karşilaştırmalı Değerlendirilmesi. In: Çukurova Üniversitesi Fen ve Mühendislik Bilimleri Dergisi 39/4, 2020, S. 32–45.
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Commons: Anamur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b ANAMUR NÜFUSU, MERSİN. In: nufusune.com. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
  2. ἀνεμούριον, Henry George Liddell, Robert Scott, A Greek-English Lexicon, on Perseus project
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