André Ragot (Widerstandskämpfer)
André Ragot (* 21. November 1909[1] in Roanne; † 22. September 1954 in Sens) war ein französischer Arzt, Widerstandskämpfer und KZ-Überlebender.
Leben
BearbeitenRagot besuchte das Gymnasium Louis-le-Grand in Paris und das Gymnasium von Bourges. Anschließend studierte er Medizin. Als Assistenzarzt arbeitete er bei Meaux. Seinen Militärdienst leistete er in Dijon und der Militärarzt-Schule in Lyon. 1935 zog er nach Sens, wo er sich einen Namen als Gynäkologe und Geburtshelfer machte.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Ragot im Rang eines Leutnants nach Dijon eingezogen und dann in Jessains mobilisiert. Nach der Demobilisierung am 30. August 1940 wirkte er wieder als Arzt in Sens. Dabei betätigte er sich im Widerstand. So fälschte er medizinische Untersuchungsergebnisse und injizierte Substanzen, damit Arbeiter bei Untersuchungen erhöhte Harnstoffwerte im Blut aufwiesen. Unklar ist, welcher Widerstandsorganisation Ragot angehörte. Möglicherweise gehörte er zum Bourdeaux-Loupiac-Netzwerk, möglicherweise zum Jean-Marie-Buckmaster-Netzwerk. Seine Organisation unterhielt einen Fluchtweg in die unbesetzte Südzone Frankreichs, der durch Châlon-sur-Saône, wo Ragots Vater lebte, über Saint-Jean-Pied-de-Port nach Spanien.
Ragots Tätigkeit im Widerstand fiel auf und wurde vom Unterpräfekten des Kollaborationsregimes in Sens überwacht. Am 2. Juli 1943 wurde Ragot von der Feldgendarmerie verhaftet, nachdem ihn zwei Frauen denunziert hatten, denen er aufgrund ihrer Motive Fluchthilfe verweigert hatte, und die im Februar 1943 verhaftet worden waren. Er wurde zunächst in Sens, dann in Auxerre und im Cherche-Midi-Gefängnis von Paris inhaftiert. Schließlich wurde er am 18. November 1943 in das KZ Natzweiler-Struthof deportiert.[2] Zeitweise war er auf einem Arbeitskommando in Cochem. Mit der „Evakuierung“ des Lagers Natzweiler-Struthof kam er in das KZ Dachau. Dort behandelte er im Block 9 Gefangene, die an Ruhr und Typhus litten. In Dachau wurde er am 29. April 1945 befreit.
Als Zeuge sagte Ragot im November 1946 und im Juli 1947 in den Rastatter Prozessen aus, unter anderem über seine Zeit im Außenlager Cochem. Dem Prozess gegen den Lagerkommandanten Friedrich Hartjenstein und Angehörige der Wachmannschaften 1954 wohnte er bei.
Über seine Erfahrungen in deutschen Konzentrationslagern veröffentlichte Ragot 1948 den Bericht NN (Nuit et Brouillard).
Schriften
Bearbeiten- NN. Nuit et Brouillard. Copped, [Saint-Jean-Pied-de-Port] 1948.
Literatur
Bearbeiten- André Ragot, docteur et martyr (1909–1954). Edition L’Yonne Républicaine, Auxerre 1955.
- Joël Drogland: Histoire de la Résistance sénonaise. 2. Aufl., ARORY, Auxerre 1998.
Weblinks
Bearbeiten- Joël Drogland: Médecin sénonais responsable d’une filière d’évasion, déporté, auteur d’un récit de déportation. L’ARORY (Association pour la Recherche sur l’Occupation et la Résistance dans l’Yonne), abgerufen am 26. Januar 2021.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ André Ragot, docteur et martyr (1909–1954). Edition L'Yonne Républicaine, Auxerre 1955. Nathalie Forissier: La déportation dans la Loire, 1940-1944. Le Mémorial des Déportés. Université de Saint-Etienne, Saint-Etienne 2005, S. 187. Nach anderen Angaben wurde Ragot 1911 geboren, Joël Drogland: Médecin sénonais responsable d’une filière d’évasion, déporté, auteur d’un récit de déportation. L’ARORY (Association pour la Recherche sur l’Occupation et la Résistance dans l’Yonne), abgerufen am 26. Januar 2021.
- ↑ Nathalie Forissier: La déportation dans la Loire, 1940-1944. Le Mémorial des Déportés. Université de Saint-Etienne, Saint-Etienne 2005, S. 187. Nach Angaben von Joël Drogland kam er im September 1944 im KZ Struthof an. Joël Drogland: Médecin sénonais responsable d’une filière d’évasion, déporté, auteur d’un récit de déportation. L’ARORY (Association pour la Recherche sur l’Occupation et la Résistance dans l’Yonne), abgerufen am 26. Januar 2021.
Personendaten | |
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NAME | Ragot, André |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Widerstandskämpfer |
GEBURTSDATUM | 21. November 1909 |
GEBURTSORT | Roanne |
STERBEDATUM | 22. September 1954 |
STERBEORT | Sens |