Andreas Riegelsen Biørn

dänischer Kolonialoffizier, Gouverneur und Freimaurer

Andreas Riegelsen Biørn, auch Andreas Riegelsen Bjørn, in älterer deutscher Literatur Andreas Riegelsen von Biörne (* 4. Januar 1755 in Vestre Astrupgård, Brøns Sogn[1]; † 19. Mai 1821 in Kopenhagen) war ein dänischer Sklavenhändler und Kolonialoffizier. Von 1789 bis 1792 war er Gouverneur der dänischen Besitzungen an der Goldküste.

 
Die dänischen Forts an der Goldküste
 
Fort Christiansborg

Andreas Riegelsen Biørn war das 13. Kind des Kaufmanns und Hofbesitzers Peder Jensen Biørn (1700–1758).[2] Seine Mutter war Biørns zweite Ehefrau Mette Christine, geb. Kraemer (1725–1812). In den späten 1770er Jahren kam er in die dänische Besitzungen an der Goldküste im heutigen Ghana, wo sein Halbbruder Peder Pedersen Biørn (1739–1780) Kommandant des Forts Fredensborg war. Sein Halbbruder Christian Frederik Sohnell Biørn (1740–1817) war hingegen Missionar im kolonialen Grönland.[3] Von den Østersoisk-guineiske Entreprenører, den Nachfolgern der Dänischen Westindien-Kompanie, erhielt er die Befugnis, auf eigene Rechnung im Sklavenhandel tätig zu sein.[4] In den Kämpfen des Jahres 1788 zeichnete er sich aus, so dass ihn der Gouverneur Jens Adolph Kjöge zum Kommandeur von Fort Prinzenstein in Keta ernannte.[5]

Am 23. Oktober 1789 bestellten ihn die Entreprenører zum Nachfolger Kjöges als Gouverneur mit Sitz in Christiansborg (Accra). Zusammen mit der königlichen Bestätigung erhielt er den Charakter Kaptajn af Infanteriet (Hauptmann der Infanterie). Als die dänische Regierung die Verwaltung übernahm, wurde Biørn im November 1792 entlassen. Er hatte schon vorher die Kolonie verlassen. Seine Amtsführung war vielfältiger Kritik ausgesetzt; Mitarbeiter beklagten falsche und rechtswidrige Entscheidungen und warfen ihm Unmenschlichkeit gegen die Afrikaner (Umenneskelighed mod Negerne) vor, und in einem Bericht von 1793 stellte sein Nachfolger als Gouverneur Bendt Olrik fest, dass Biørn alles in größter Verwirrung hinterlassen habe.[6]

1794 lebte er in Hamburg. In zweiter Ehe verheiratet mit Marie Magdalena Christina, geb. Rudolph (1778–1847), einer Tochter des Lübecker Kaufmanns Amadeus Rudolph, zog er Ende der 1790er Jahre nach Lübeck.[7] Hier erwarb er 1799 das südwestlich vor der Stadt gelegene Gut Neuhof, behielt es jedoch nur sechs Monate, bevor er es an den Wolfenbütteler Hauptmann Friedrich Leonhard von Haerlem verkaufte.[8]

Anfang 1803 tauchte er bei der Lübecker Freimaurer-Loge Zum Füllhorn auf und behauptete, er besäße geheime freimaurerische Unterlagen, die er publizieren wolle. Der Sekretär der Loge Friedrich Karl Schnoor und ihr Meister vom Stuhl Friedrich Ludwig von Moltke zweifelten die Authentizität der Handschrift an und versuchten ihn davon abzubringen. In einem Vergleich mit der Loge verpflichtete sich Biørn am 8. Mai 1803, auf die Publikation zu verzichten.[9] Offenbar hatte er auch an den Verleger Johann Friedrich Cotta geschrieben , ohne Erfolg.[10] Biørn wandte sich dann nach Hamburg, wo er im Lexikographen und Buchhändler Philipp Andreas Nemnich (1764–1822) einen Verleger fand. Nemnich publizierte drei Prospekte, die dem Projekt eine gewisse Aufmerksamkeit (und Kritik) verschafften[11] – zur geplanten Veröffentlichung kam es jedoch nicht.[12] Die Hamburger Logen verweigerten, wie zuvor die Lübecker, ihre Unterstützung und riefen ihre Mitglieder auf, das Werk nicht zu subskribieren.

Nach diesem Misserfolg muss er 1805/06 nach Kopenhagen gezogen sein. Im Archiv der Hansestadt Lübeck sind für 1806 von ihm betriebene Verfahren verzeichnet, in denen er mit Interzession der Stadt Kopenhagen die Herausgabe von Gerichtsunterlagen des Niedergerichts in Lübeck begehrt.[13] Ebenfalls 1806 veröffentlichte er in Kopenhagen eine Apologie des Sklavenhandels, der im Königreich Dänemark und den dänischen Besitzungen seit 1803, als eine Verordnung von 1792 in Kraft trat, illegal geworden war. 1808 geriet er mit dem Gesetz in Konflikt, als er versuchte, Papiere von Matrosen zu fälschen, um als deren angeblicher Vormund Anteile ihrer Heuer zu erhalten. Er wurde am 13. Februar 1809 vom Hof- og Stadsretten in Kopenhagen wegen Urkundenfälschung zum Verlust von Haand, Ære og Boslod (wörtlich Hand, Ehre und Besitz, wohl Verlust der Geschäftsfähigkeit, der bürgerlichen Ehrenrechte sowie des Vermögens) verurteilt.[14]

  • Beretning 1788 om de Danske Forter og Negerier. In: Friderick Thaarup: Archiv for statistik Band 4, Kopenhagen 1795–98, S. 193–230
  • Prospectus eines Hauptwerks der ganzen Freymaurerey. Bearbeitet von Andreas Riegelsen von Biörne, Gouverneur, herauszugeben von Phil. Andr. Nemnich, B. R. L. Zwey Quartbände auf SchrbP. mit vielen illuminirten Kupfern. Hamburg.
  • Tanker om Slavehandelen: Resultater efter Iagttagelser og mangeaarige Erfaring. Kopenhagen 1806
Digitalisat, Dänische Königliche Bibliothek

Literatur

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  • Bjørn (Andreas Riegelsen), in: Thomas Hansen Erslew: Almindeligt Forfatter-Lexicon for Kongeriget Danmark med tilhørende Bilande fra 1814 til 1840. Kopenhagen 1843, S. 137 (Digitalisat)
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Einzelnachweise

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  1. So nach Johannes J. Lund: Lidt om Familien Bjørn fra Ribe. In: Personalhistorisk Tidsskrift 2016, S. 147–172, hier S. 165
  2. So Johannes J. Lund: Lidt om Familien Bjørn fra Ribe. In: Personalhistorisk Tidsskrift 2016, S. 147–172, hier S. 165; also nicht eines lutherischen Pastors aus Norwegen (Erslew)
  3. Christian Frederik Sohnell Bjørn im Biografisk Leksikon for Grønland
  4. Erik Gobel: The Danish Slave Trade and Its Abolition. (= Studies in Global Slavery), Leiden, Boston: Brill 2016, ISBN 9789004330566, S. 109, Anm. 41
  5. Charles M. K. Mamattah: The EVes of West Africa: The ANlO-EVes and their immediate neighbours. 1976, S. 632
  6. H. W. Harbou: Skibskaptajn og Grosserer Jens Jensen Berg Selvbiografi. in: Personalhistorisk tidsskrift 3 (1900), S. 189–210, hier S. 198
  7. Die seit 1798 erscheinenden Lübecker Adressbücher weisen ihn 1803 und 1805 als Am Bauhof wohnhaft und mit dem Beinamen "von Riegelsen" aus.
  8. Nach der Vorladung in der Beilage zur Staats- und gelehrte Zeitung des hamburgischen unpartheyischen Correspondenten vom 7. Mai 1828, vgl. auch Elke P. Brandenburg : St. Lorenz: Chronik der Vorstadt vor dem Holstentor. Lübeck: Schmidt-Römhild 2001, ISBN 9783795031169, S. 37
  9. Johannes Hennings: Geschichte der Johannis-Loge "Zum Füllhorn" zu Lübeck, 1772–1922. Lübeck 1922, S. 118–120
  10. Brief von Andreas Riegelsen von Biörne an J. G. Cotta'sche Buchhandlung , 9. März 1803, Deutsches Literaturarchiv Marbach, Archiv: Cotta-Archiv, abgerufen am 10. Februar 2020
  11. Siehe den ungezeichneten kritischen Beitrag Ein Wort über geheime Gesellschaften, veranlaßt durch so genannte Prospekte, die im Publico cirkulieren. In: Nordische Miszellen 1 (1804), S. 326–335
  12. Siehe Hans Schröder: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 5, Hamburg 1870, S. 488
  13. Klagen des Gouverneurs Björne mit Interzession der Stadt Kopenhagen auf Herausgabe von Dokumenten des Niedergerichts Lübeck in Streitsachen 1.) Björne ./. Brabandt, 2.) Björne ./. Zoellner (Signatur 0612)
  14. Ørsteds Juridisk Arkiv 20 (1809), S. 12–15