Andreas Settje

deutscher Chirurg und Träger des Bundesverdienstkreuzes

Andreas Settje (* 1960[1][2]) ist ein deutscher Chirurg. Für sein Engagement in Nepal erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Settje studierte Medizin in Hannover und Göttingen.[3]

Er startete seine medizinische Laufbahn mit einer Ausbildung im damaligen Kreiskrankenhaus Westerstede (Ammerlandklinik) von 1987 bis 1991. Er wechselte 1996 zum Evangelischen Krankenhaus in Oldenburg, wo er seine Fachausbildung zum Hand- und Plastischen Chirurgen fortsetzte und für diesen Fachbereich bis 1999 Oberarzt war. Seine Kenntnisse und Fähigkeiten vertiefte er durch eine Reihe von Fortbildungen in renommierten deutschen Einrichtungen sowie durch Studienaufenthalte in den USA und der Schweiz.[1][3][4]

Settje ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau ist gelernte Krankenschwester.[3] Bis zu seinem Umzug nach Nepal 1991 lebte er in Helle.[5] Nach seinem Aufenthalt in Nepal kehrte er 2008 mit seiner Familie nach Bad Zwischenahn zurück. Er zog nach Aschhauserfeld und eröffnete mit zwei Kollegen eine Praxis für Hand- und Plastische Chirurgie in Oldenburg.[6] In dieser ist er bis heute (Stand 2023) tätig.[7]

Im September 1999[8] ging Settje mit seiner Familie für ursprünglich geplant vier Jahre nach Nepal. Sein Aufenthalt wurde zunächst um zwei Jahre verlängert.[9] Dort übernahm er die Leitung des 13 Betten großen Hospitals für plastische und wiederherstellende Chirurgie namens Sushma Koirala Memorial.[1] Das Hospital liegt im von Kathmandu 20 Kilometer entfernten Dorf namens Salambutar.[10] Es wurde 1997 durch die Hilfsorganisation Interplast und dem nepalesischen Sushma Koirala Memorial Trust[11] errichtet. Der Sushma Koirala Memorial Trust wurde von dem damaligen Premier des Landes eingerichtet, nachdem seine Frau Sushma Koirala an schweren Verbrennungen aufgrund einer Kerosinexplosion verstarb.[11][12] Die Menschen in Nepal kochen traditionell am offenen Feuer oder mit veralteten Kerosinbrennern, was bei Unfällen zu schlimmen Verbrennungen führen kann. Diese Lebensweise führt zu vielen hilfsbedürftigen Betroffenen, meistens Frauen und Kinder. Das Hospital spezialisierte sich auf deren Behandlung.[13][14][15] Zu Beginn wurden im Hospital jährlich 350 Operationen durchgeführt.[6] Im Jahr 2000 konnte Settje etwa 40 bis 70 große Operationen pro Monat durchführen.[16]

Nach mehreren Stern-TV-Sendungen seit dem Jahr 2000 erlangte seine Tätigkeit immer mehr öffentliche Aufmerksamkeit und die eingehenden Spenden stiegen.[17][18][19] Bis 2001 kamen ca. 1,3 Mio. DM zusammen.[20] Diese halfen die bauliche Erweiterung zu einer großen Spezialklinik zu finanzieren.[10] Unter anderem wurde eine Zahnarztpraxis angegliedert.[12] In der Spezialklinik wurden bis 2004 jährlich über 1500 Operationen durchgeführt.[21] 2005 umfasste das Hospital bereits 50 Betten, fünf nepalesische Ärzte und 60 Mitarbeitende. Es werden fast 2.000 Operationen pro Jahr durchgeführt.[22] Zudem wird einheimisches medizinisches Fachpersonal ausgebildet.[1] Mit Auslaufen der Entwicklungshilfe beendete Settje nach fast neun Jahren[6] die Leitung des Hospitals in Nepal Ende 2007.[23][24] Sein Engagement in Nepal führte er zunächst als Mitglied von Kinderberg International e.V. fort.[6][25] Mit seinen ausgewählten Fotografien aus Nepal stellte er u. a. mit dem Titel Zehn Jahre Entwicklungsarbeit in Nepal – Fotografien von Dr. Andreas Settje oder als Diavortrag die Entwicklungshilfe in Nepal vor. Damit erreichte er weitere Aufmerksamkeit und konnte zusätzliche Spendengelder sammeln.[26][27][28][29] Im Jahr 2009 erhielt der Kinderberg International e.V. den Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung für den Einsatz des Vereins in Krisen- und Kriegsregionen wie beispielsweise Nepal.[15]

Zudem förderte Settje den Aufbau und die Erweiterung einer Schuleinrichtung in Salambutar.[30][31]

Stern TV dokumentierte u. a. das Schicksal von Man Maya. Diese erlitt im Alter von drei Jahren[7] durch einen explodierten alten Kerosinbrenner schlimmste Verbrennungen.[32] Settje gründete im Oktober 2010 den gemeinnützigen Verein Man Maya Med e.V. Der Verein unterstützt sowohl das Hospital als auch die Schule in Salambutar, versorgt bedürftige Patienten und Patientinnen, bildet nepalesische Fachkräfte aus und unterhält ein Frauenhaus, das 2006 errichtet wurde[33].[1] Zudem unterstützt der Verein die medizinische Hilfe und Beratung, sowie den Bau von Lehmöfen.[34] Stern TV berichtete auch über die Arbeit des Vereins.[33]

Nach den schweren Erdbeben in Nepal 2015 ging er in den Notfalleinsatz um Erdbebenopfer in der Region zu behandeln.[35]

Für sein Engagement in Nepal übergab Landrätin Karin Harms (parteilos) ihm im Rhododendronpark von Gristede 2023 das Bundesverdienstkreuz.[7]

Ehrungen

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Petra Spielberg: Andreas Settje: Bundesverdienstkreuz für Engagement in Nepal. In: Deutsches Ärzteblatt. Deutscher Ärzteverlag GmbH, 8. März 2024, abgerufen am 17. Juli 2024.
  2. Andreas Settje. In: DNB. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  3. a b c Sabine Kubier: Der Arztkittel hängt bald in Nepal - Dr. Andreas Settje aus Helle geht für vier Jahre mit seiner Familie nach Kathmandu. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 152, 3. Juli 1999, S. 7.
  4. Maxi Krahl-Weigang, Unternehmenskommunikation und Marketing: Hand- und plastische Chirurgie | Vita Dr. med. Settje. Abgerufen am 20. August 2024.
  5. Andreas Settje zu Gas. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 73, 27. März 2003, S. 28.
  6. a b c d Otto Renken: Nepal-Hilfe wird aus Zwischenahn fortgesetzt - PROJEKT Vom Himalaya ans Meer: Dr. Andreas Settje beendet Aufenthalt. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 160, 10. Juli 2008, S. 43.
  7. a b c d Tim Rosenau: Er rettete in Nepal Leben - Ehrung Bundesverdienstkreuz für Bad Zwischenahner Chirurg Dr. Andreas Settje. In: Nordwest-Zeitung Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 271, 21. November 2023, S. 10.
  8. Stolze Summe: "Füreinander Lachen" spendete genau 250000 Mark. In: Rhein-Zeitung. 4. Dezember 2000.
  9. Carsten Gnieser: Hilfe für brandverletzte Kinder - AUSLANDSEINSATZ Oldenburger Chirurg Andreas Settje praktiziert in Nepal. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 298, 22. Dezember 2003, S. 26.
  10. a b Otto Renken: 5057 DM für das Nepal-Hospital - Grundschule Ofen stellt Erlös des Sponsorenlaufes zur Verfügung. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 166, 19. Juli 2000, S. 7.
  11. a b Daten & Fakten. In: Mainpost. 17. April 2004.
  12. a b Wolfgang Heininger: Gefragt: viel Erfahrung und Improvisationstalent Der Karbener Zahnarzt Bernd Vesper hat bereits zweimal unentgeltlich in einer nepalesischen Klinik gearbeitet. In: Frankfurter Rundschau, Ausgabe: R Region. 12. März 2003, S. 38.
  13. Cordula Betz: Spuren hinterlassen Physiotherapeut Ullrich Geppert reiste zum Hilfseinsatz nach Nepal. In: Mainpost. 17. April 2004.
  14. Astrid Kretzer: Diese Menschen sind so dankbar“ - HILFSEINSATZ Anneliese Röhrßen engagiert sich für ein Medizinprojekt in Nepal. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Zeitung für Ganderkesee. Nr. 89, 17. April 2009, S. 42.
  15. a b Preis dank Ammerländer Engagement - ENTWICKLUNGSHILFE Andreas Settje operiert im Nepal – Verein Kinderberg erhält 10 000 Euro. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 182, 7. August 2009, S. 33.
  16. Otto Renken: Für vier Jahre von Helle in den Himalaya - Familie Settje hat in Nepal „noch keinen Tag bereut" - Spenden aus Deutschland für Patientenhausbau. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 105, 6. Mai 2000, S. 9.
  17. Mit Spaß und Spiel Kindern helfen / Funzelfete in Herdorf mit "Paveier" - "Füreinander lachen" wieder aktiv. In: Rhein-Zeitung. 12. August 2000.
  18. Nadine Otto: "Wenn viele helfen, kann man was bewegen". In: Bonner General-Anzeiger. 13. Februar 2002, S. 06.
  19. Wohin genau Spenden für Nepal fließen/Binkert-Hörmann sammelte 1400 Euro - "Stern TV-Reportage" berichtet über medizinische Versorgung in Nepal. In: Südkurier. 22. März 2003.
  20. Otto Renken: Interview - Der König hatte Geburtstag! Seit September 1999 leitet der Bad Zwischenahner Arzt Dr. Andreas Settje das Sushma Koirala Memorial Hospital in Nepal. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 2, 3. Januar 2001, S. 11.
  21. Werner Matthes: Ein Klarinettist spielt Raritäten der Kammermusik - BENEFIZKONZERT Oldenburger Rotarier unterstützen eine chirurgische Spezialklinik in Nepal. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 284, 3. Dezember 2004, S. 37.
  22. Carl-Friedrich Ehlers: Klinikchef auf dem Gipfel der Laufbahn - SPENDE Arzt aus Zwischenahn leitet seit sechs Jahren 50-Betten-Klinik in Nepal. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 59, 11. März 2005, S. 14.
  23. Otto Renken: Nach acht Jahren offiziell Schluss - AUSLANDSEINSATZ Zwischenahner Chirurg Dr. Andreas Settje zu Besuch am Meer. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten vom 14.03.2006. Nr. 62, 14. März 2006, S. 31.
  24. Eindrücke von Kultur und Religion Nepals - AUSSTELLUNG Zwischenahner präsentiert seine Bilder in der Wandelhalle. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 44, 21. Februar 2008, S. 37.
  25. Günther Jauch unterstützt Nepal-Projekt von Oldenburger Chirurgen. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. 12. Juli 2008, S. 37.
  26. Andreas Settje berichtet über Nepal-Einsatz. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 209, 8. September 2009, S. 33.
  27. Nordwest Zeitung, Ausgabe Wesermarsch-Zeitung. In: Heute in Oldenburg - Ausstellungen. Nr. 76, 31. März 2010, S. 46.
  28. Nepal-Vortrag. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 106, 7. Mai 2010, S. 37.
  29. Senioren Union hat Gast. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten. Nr. 69, 23. März 2011, S. 37.
  30. Jan Kuhlmann: Schüler unterstützen Kinder in Nepal - SPENDENAKTION Westersteder Gymnasiasten engagieren sich für Projekt – 14 000 Euro gesammelt. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. Nr. 226, 27. September 2004, S. 32.
  31. Gymnasiasten helfen in Nepal - SCHECKÜBERGABE 5000 Euro aus Erlös des Weihnachtsbasars – Schulausbau geplant. Nr. 24, 29. Januar 2008, S. 28.
  32. Thomas Hübner, Harry Dölling: Rückblende In Not. In: Leipziger Volkszeitung-Stadtausgabe. 27. März 2003, S. 13.
  33. a b Kerstin Schumann: Mit dem Filmteam nach Nepal - EINSATZ Dr. Andreas Settje engagiert sich seit vielen Jahren für Hilfsprojekt. In: Nordwest Zeitung, Ausgabe Ammerländer Nachrichten. 6. September 2014, S. 33.
  34. Rabea Spiralke: Manmayas Schicksal berührt auch Schüler - WEIHNACHTSBASAR Gymnasium Ganderkesee unterstützt erneut Schule in Nepal – Kunsttag am 20. November. Nr. 264, 10. November 2010, S. 33.
  35. Marcel Kirf: Rocker mit Herz. In: Märkische Allgemeine. 15. August 2015.