Andreas Tamitius

deutscher Orgelbauer

Andreas Tamitius, auch Tomnitz oder Tamnitz[1] (* 13. August 1633 in Döhlen bei Dresden; † 1700 in Dresden) war ein deutscher Orgelbauer. Kurfürst Johann Georg II. ernannte ihn am 2. Januar 1669 zu seinem Hoforgelmacher in Dresden.

Andreas Tamitius war Sohn[2] des Pfarrers Andreas Tamitius.[3]

Er begründete eine zur damaligen Zeit bedeutende Orgelbauerfamilie, welche ihre niederländischen und italienischen Einflüsse, die der Vater aus seiner Ausbildung im Ausland mitbrachte, in ihren Orgeln umsetzte.[4] Die Familie war über drei Generationen in Böhmen, der Lausitz und Schlesien tätig. Seine Söhne Johann Gottlieb Tamitius (* 9. Februar 1691 in Dresden, † 24. oder 26. März 1769 in Zittau) und Johann Gottfried Tamitius († vor 27. November 1741), dieser wirkte 1738 an der Cottbuser Oberkirche St. Nikolai, waren ebenfalls Orgelbauer. Die Tochter Johanna Catharina († vor 1755) heiratete 1718 den Orgelbauer Johann Ernst Hähnel (* 12. Mai 1697, † 12. Januar 1777 in Hubertusburg). Dieser erlernte sein Handwerk vermutlich bei seinem Schwager Johann Gottlieb.[5]

Neben dem Neubau und der Restaurierung von Orgeln, begutachtete er diese auch, wie zum Beispiel in Luckau: „Hoforgelbauer Andreas Tamitius aus Dresden und Christoph Junge aus Doberlug – haben unabhängig voneinander im Auftrag des Magistrats die Donat-Orgel untersucht. Sie habe Windversorgungsprobleme, Durchstecher in den Windladen, vor allem im Rückpositiv, da sie nicht sorgfältig gefertigt seien, und teilweise sei wenig gutes Material verwendet. (…)“ Im Jahre 1677 war in Luckau die Orgel des Christoph Donat aus Leipzig, erbaut in den Jahren 1672 bis 1673, noch immer nicht voll einsatzfähig.[6][7]

Werkliste

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Von Andreas Tamitius sind über zehn Neubauten sowie einige Erweiterungen und Reparaturen vor allem im Königreich Sachsen bekannt.[8]

Erhalten sind nur ein von ihm erweiterter Prospekt in Meißen-Oberweisa (1682 in Pirna) sowie wahrscheinlich vier Keilbälge aus Zwickau-Planitz von 1696, jetzt in Pomßen.

Neubauten

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Seine bedeutendsten Orgeln waren in Görlitz in der Kirche St. Peter und Paul von 1683/84 mit 47 Registern, die bereits 1691 durch einen Stadtbrand wieder zerstört wurde, sowie in der Stadtkirche Calau von 1675, die bis 1945 bestand.

Jahr Ort Gebäude Manuale Register Bemerkungen
1671 Nossen Stadtkirche II/P 19 nicht erhalten
1671 Bärnsdorf Dorfkirche I/P 10 nicht erhalten
1675–1676 Calau Stadtkirche II/P 20 1945 zerstört[9]
1676 Pretzschendorf Dorfkirche II/P 11 nicht erhalten. Orgelgeschichte
1679 Strahwalde Kirche nicht erhalten
1682 Dresden Jacobshospital Positiv, nicht erhalten
1683–1684 Görlitz Pfarrkirche St. Peter und Paul III/P 47 seine größte Orgel ; bereits 1691 bei Stadtbrand zerstört[10]
1688–1690 Bischofswerda Stadtkirche Bischofswerda II/P 17 vermutlich Neubau, da die Kosten erheblich waren, ersetzt durch Neubau von Jehmlich[11]
1693 Göda bei Bautzen St. Peter und Paul I/P 11 „im Manual acht Stimmen und drei Bässe mit kurzen Oktaven“, 1833 umgebaut durch Christian Gottfried Herbrig, 1988 Neubau durch Eule[12]
1695 Torgau Marienkirche nicht erhalten
1696 Zwickau-Planitz Schlosskirche nicht erhalten außer wahrscheinlich drei Keilbälge, die ältesten erhaltenen in Sachsen, seit 2000 in Pomßen[13]
1699 Neustadt an der Orla Stadtkirche St. Johannis nicht erhalten

Weitere Arbeiten

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Jahr Ort Gebäude Manuale Register Bemerkungen
1667–1668 Dresden Kreuzkirche, Große Orgel III/P 35 Umbau der Hauptorgel von Blasius Lehmann von 1512–1514, 1669 durch einen Brand erheblich beschädigt, danach Reparaturen, 1729 Erweiterung durch Johann Christian Heydenreich, 1760 im Siebenjährigen Krieg verschwunden, Kirche vollständig zerstört[14]
1667–1668 Dresden Kreuzkirche, Kleine Orgel II/P 18 Umbau der Kleinen Orgel von Blasius Lehmann von um 1513, 1669 Beschädigung durch Brand, 1729 Wiederherstellung durch Johann Christian Heydenreich, 1760 gestohlen
1679 Freiberg Stadtkirche St. Petri Großreparatur (1569 erstmals erwähnt und 1614 durch Gottfried Fritzsche umgebaut); 1728 bei einem Stadtbrand vernichtet; 1735 Neubau durch Gottfried Silbermann.[15]
1679–1680 Leubnitz-Neuostra Kirche Leubnitz Die „alte“ Orgel (um 1600) wurde von Andreas Tamitius „fortgesetzt und anders mehr verfertiget“. Nicht erhalten
1681 Zwickau in Böhmen (Cvikov) St. Elisabeth Reparatur der kaiserlichen Orgel von 1598 des Albrecht Wenzel Rudner[16]
1682 Pirna Stadtkirche St. Marien Erweiterung der Orgel aus Kloster Marienstern bei Mühlberg, diese war 1547 in die Stadtkirche St. Marien versetzt worden. Seit 1940 befindet sich der historische Prospekt von 1682 mit neuem Orgelwerk in der Wolfgangskapelle in Meißen-Obermeisa → Orgel der Wolfgangskapelle Meißen

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Johann Christian Hasche: Umständliche Beschreibung Dresdens: mit allen seinen äußern und innern Merkwürdigkeiten. Schwickertsche Verlage, Leipzig 1781, S. 609.
  2. Ernst Flade: Gottfried Silbermann: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Orgel- und Klavierbaus im Zeitalter Bachs. Breitkopf & Härtel, 1953, S. 16.
  3. Andreas Tamitius: Christliche EinweyhungsPredigt/ Des newen GottesAckers zu Dölau/ gehalten im freyen Felde/ im 1629. Jahre/ am 24. Sontag nach Trinitatis ... Bergen, Dreßden 1630. Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Sachsen-Anhalt.
  4. Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1980, EphA Calau – Vol. I Pr. A 1. 4.
  5. Ulrich Eichler: Hähnel, Johann Ernst. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
  6. Wolf Bergelt: Die Mark Brandenburg. Eine wiederentdeckte Orgellandschaft. Pape, Berlin 1989, S. 102–105.
  7. Ars Organi, Märzausgabe 2007, Nr. 13 (Memento vom 18. November 2008 im Internet Archive)
  8. Wolfram Hackel, Uwe Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2. Sachsen und Umgebung, 2012 (auch in Bänden 3 und 4); mit ausführlichster Werkliste
  9. Christhard Kirchner: Die Orgellandschaft des Landes Brandenburg, Abschnitt 2; Verband Evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (VKBO).
  10. Hermann Mendel: Musikalisches Conversations-Lexikon: eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Band 10. Robert Oppenheim, Berlin 1886, S. 90.
  11. Wolfram Hackel: @1@2Vorlage:Toter Link/www.christusbote.deDie Orgeln in der Stadtkirche Bischofswerda – eine Chronik. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (PDF; 80 kB).
  12. Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. 1876, Kapitel II (zu 1826)
    Wikisource: Text – Quellen und Volltexte
  13. Orgel Pomßen Kirchengemeinde Pomßen
  14. Orgel Kreuzkirche Dresden.
  15. Die Gottfried-Silbermann-Orgel in der Petrikirche zu Freiberg. Abgerufen am 24. Juni 2023. Schwestergemeinden Petri-Nikolai und St. Johannis zu Freiberg.
  16. Cvikov, kostel sv. Alžběty Varhany.net (tschechisch).