Die Zeitschrift Angry Penguins war eine bedeutende australische literarische und künstlerische Publikation, die in den 1940er Jahren eine zentrale Rolle in der Förderung der modernen Kunst und Literatur in Australien spielte. Gegründet wurde sie von Max Harris, einem jungen australischen Schriftsteller und Intellektuellen, der stark von den europäischen literarischen und künstlerischen Strömungen der Moderne beeinflusst war.[1]

Titelblatt der Ausgabe vom Dezember 1944 von Angry Penguins mit einer Reproduktion eines Gemäldes von Alfred Tipper (1867–1944)

Hintergrund und Entstehung

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Die Zeitschrift wurde 1940 von Max Harris in Adelaide gegründet, ursprünglich als ein literarisches Magazin, das neue und experimentelle Literatur veröffentlichen wollte. Harris war inspiriert von der modernen Poesie und Kunst, die sich in Europa und Nordamerika entwickelte, und wollte mit Angry Penguins die australische Kunstszene revolutionieren. Der Titel selbst war eine Anspielung auf die avantgardistische Einstellung, die Harris und seine Mitstreiter an den Tag legten – ein Ausdruck ihrer Ablehnung der konservativen Kunstauffassungen, die damals in Australien vorherrschten.[2]

Inhalte und Einfluss

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Die Zeitschrift umfasste eine breite Palette an künstlerischen und literarischen Formen. Sie war bekannt für ihre Veröffentlichung moderner Gedichte, Essays und Kurzgeschichten sowie für ihre Unterstützung experimenteller Malerei. Autoren und Künstler, die in der Zeitschrift veröffentlichten, waren oft von europäischen avantgardistischen Bewegungen wie dem Surrealismus, dem Expressionismus und dem Modernismus beeinflusst.

Ein bedeutender Teil der Zeitschrift war die Verbindung zur Heide Circle, einer Gruppe von Künstlern und Kunstmäzenen um John und Sunday Reed, die auf ihrer Heide-Farm (ab 1981 das Heide Museum of Modern Art) außerhalb von Melbourne lebten. Diese Gruppe umfasste einige der wichtigsten modernen Künstler Australiens, darunter Sidney Nolan, Albert Tucker, Joy Hester und Arthur Boyd. Die Zeitschrift Angry Penguins war ein Sprachrohr für die kreativen Bestrebungen dieser Künstler.[3]

Die Zeitschrift trug maßgeblich zur Entstehung der modernen Kunst in Australien bei und förderte junge Künstler und Schriftsteller, die die etablierten künstlerischen und literarischen Normen herausforderten. Dabei positionierte sie sich in Opposition zum konservativen Mainstream, der sowohl in der Literatur als auch in der bildenden Kunst Australiens dominierte.[2]

Der Ern-Malley-Skandal

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Der vielleicht bekannteste Vorfall, der mit Angry Penguins in Verbindung steht, ist der Ern-Malley-Skandal von 1944. Zwei konservative australische Dichter, James McAuley und Harold Stewart, waren der Meinung, dass die moderne Poesie, die Harris und seine Mitstreiter förderten, bedeutungslos sei. Um dies zu beweisen, schufen sie gemeinsam das Pseudonym Ern Malley, unter dem sie eine Sammlung absurder und absichtlich sinnloser Gedichte verfassten. Sie schickten diese Gedichte an Max Harris, der sie in Angry Penguins als Meisterwerke der modernen Poesie veröffentlichte.[4]

Als die wahre Identität von Ern Malley enthüllt wurde, geriet Harris und die Zeitschrift in Verruf. Der Skandal löste eine heftige Debatte über den Wert moderner Kunst und Literatur aus und beschädigte den Ruf von Angry Penguins und Harris erheblich. Trotzdem wurde die Episode später als wichtiger Moment in der australischen Kunstgeschichte angesehen, da sie den Konflikt zwischen konservativen und modernen Kräften in der australischen Kulturszene symbolisierte.

Niedergang und Erbe

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Nach dem Ern-Malley-Skandal und finanziellen Problemen wurde die Zeitschrift Angry Penguins 1946 eingestellt. Trotz ihrer kurzen Lebensdauer hatte sie einen nachhaltigen Einfluss auf die australische Kunst- und Literaturszene. Sie wird oft als Katalysator für den Modernismus in Australien betrachtet und gilt als wichtiger Bestandteil der australischen Kulturgeschichte.

Viele der mit der Zeitschrift verbundenen Künstler, insbesondere Sidney Nolan, erlangten internationalen Ruhm und Anerkennung. Nolan beispielsweise entwickelte seinen ikonischen Stil, der australische Motive und Mythen in moderne Kunst übertrug, während er Teil des Heide Circle war.

Ausstellungen

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  • 1988: Angry Penguins und realistische Malerei in Melbourne in den 1940er Jahren: Hayward Gallery, London, 19. Mai bis 14. August 1988
  • 2016: Making History – The Angry Penguins. Heide Museum of Modern Art, 16. April – 6. November 2016

Literatur

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  • Richard Haese: Rebels and Precursors: The Revolutionary Years of Australian Art. Allen Lane, 1981.
  • Michael Heyward: The Ern Malley Affair: Introduction by Robert Hughes. Faber & Faber, 2003
  • Max Harris: The Angry Eye: Max Harris and the Angry Penguins. Hawthorn Press, 1973.
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Einzelnachweise

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  1. Tate: Angry Penguins. Abgerufen am 29. September 2024 (britisches Englisch).
  2. a b Max Harris: The Angry Eye: Max Harris and the Angry Penguins. Hawthorn Press, 1973.
  3. Cover design for Angry Penguins magazine 1945. 7. Februar 2022, abgerufen am 29. September 2024 (australisches Englisch).
  4. Angry Penguins. Abgerufen am 29. September 2024 (amerikanisches Englisch).