Anja Steidinger

deutsche Künstlerin, Medienpädagogin und Hochschullehrerin

Anja Steidinger (geboren 1972 in Westberlin) ist eine deutsche Künstlerin, Medienpädagogin und Hochschullehrerin. Sie ist seit 2020 Professorin für Kunstpädagogik an der HFBK Hamburg und Mitherausgeberin der Publikationsreihe para-educational papers.

Ausbildung

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Steidinger studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule in Hamburg (HFBK) bei KP Brehmer und bei Pia Stadtbäumer. 2013 promovierte Steidinger in Barcelona an der Universität Barcelona (UB) zu künstlerischen und kollektiven Selbstrepräsentationen.

Nach dem Studium, im Kontext der spanischen Wirtschaftskrise, gründete sie 2007 zusammen mit Leónidas Martín Saura, Oriana Eliçabe, Elena Fraj, Jesús Cuadra und Daniel Bobadilla das Künstlerkollektiv Enmedio[1] in Barcelona. Enmedio erhielt durch die künstlerischen Interventionen mit der spanischen Bewegung Recht auf Stadt (PAH) in Barcelona international Aufmerksamkeit.

Als Duo für künstlerische Filmvermittlung gründete sie zusammen mit Raquel Muñoz García 2014 das Projekt La maleta del Cine, das sich zu Themen wie Rassismus, Postkolonialität und soziale Ungerechtigkeit in der Stadt positioniert.[2] In Workshops experimentieren Kinder und Jugendliche mit performativen, technischen und räumlichen Praktiken und stellen Filme selbst her. Dabei werden Sprecherpositionen, Aufgaben und Technologien des Filme-Machens gelernt und ausprobiert. In dem Film Quien era Valerie Powles?[3] der Serie Mi barrio es un mundo erarbeiteten Kinder audiovisuelle Formen des Erinnerns an die Stadtteilaktivistin Valerie Powles in dem Stadtteil Poble Sec.

2022 ist sie mit Nora Sternfeld und Julia Stolba Gründerin von INGLAM gewesen. Der Name steht für Inglourious Art Mediators und nimmt Bezug auf Tarantinos Film Inglourious Basterds von 2012. INGLAM ist eine Band für Lecture Performances, die mit gesprochenem Wort, Performance, projizierten Filmbild und Soundcollagen Forschungsansätze künstlerisch aufführt. „INGLAM versteht sich als antifaschistische Lecture Performance Band.“[4] Steidinger hat in den letzten 20 Jahren sowohl einzeln als auch in Kollektiven gearbeitet. Sie geht Allianzen mit Experten aus unterschiedlichen Berufen ein und probiert neue Formen kollektiver Wissensproduktionen und Handlungsmöglichkeiten aus.

Sie publiziert zu künstlerischen und pädagogischen Themen; zu kollektiver Kunstproduktion, Kritik, Film und Digitalität. Sie hat mit zahlreichen internationalen und translokalen Institutionen kooperiert, etwa dem Metropolis Kino Hamburg (2023), der documenta fifteen (2022), Goethe-Institut Barcelona, dem Centre cultural El Carme (Badalona 2014, Terrassa 2016), Seoul Art Space Geumcheon (Südkorea 2012), Aberdeens Art Center (Schottland 2009).

In ihrem Buch Unbehagen. Selbst-Repräsentationen von Krisen (Metzel Verlag, ehemals Silke Schreiber, München 2015) untersucht Steidinger künstlerische Selbst-Repräsentationen von „Unbehagen“ und stellt ästhetische und soziale Praktiken in der Kunst und dem kreativen Aktivismus vor. Ausgangspunkt ist die Frage

„Wie lässt sich ‚gesellschaftliches Unbehagen‘ und Krisen in der postfordistischen Gesellschaft mithilfe von Performance, neuen Kommunikations- und Bildtechnologien individuell oder kollektiv sichtbar machen?“[5]

Daran anschließend werden künstlerische Ausdrucksformen der Selbst-Repräsentation vom Ende des 19. Jahrhunderts (Arbeiterautobiografie) bis in die Gegenwart (soziale Bewegungen) als widerständige Praxen skizziert und aufgezeigt, wie kritische Öffentlichkeiten und neue gemeinschaftliche Handlungsräume gebildet werden können.

Kuratorische Projekte und Moderation (Auswahl)

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  • Künstlerisches Konzept / Umsetzung / Moderation Veranstaltungen Goethe-Institut BCN, Buen Vivir Das gute Leben, 2015.
  • Right to move. Von Außen- und Innengrenzen über Kollaborationen bis hin zu Fluchtlinien und Perspektiven, 2016.
  • Organisation und Festivalleitung, Enmedio How to End Evil San Sebastian / Barcelona 2016.
  • Ausstellungsorganisation feld für kunst e.V.

Publikationen (Auswahl)

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Literatur

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  • Izabel Galliera: Antinomies of Art Activism and Documentation: The Curatorial Approach of Agitprop at the Brooklyn Museum, field-journal New York 2016.[6]
  • Daniela Poch, Arcadi Poch: Artivism. Hardback 2018.[7]
  • Leonidas Martin Saura: From Las Agencias to Enmedio: Two Decades of Art and Social Activism - Part 2, archive-2014-2024.internationaleonline 2022.
  • Peter Weibel: global aCtIVISm ZKM Ausstellung und Publikation 2013, S. 21, 572, 573.[8]
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Interviews

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Einzelnachweise

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  1. Enmedio | Activismo creativo. Abgerufen am 16. Juni 2024 (europäisches Spanisch).
  2. La Maleta del Cine. Abgerufen am 16. Juni 2024 (spanisch).
  3. Wer war Valerie Powles? – visual artist | cultural producer. 23. April 2020, abgerufen am 16. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
  4. https://inglam.org/. Abgerufen am 16. Juni 2024 (deutsch).
  5. Anja Steidinger: Unbehagen: Selbst-Repräsentationen von Krisen. Schreiber, München 2015, ISBN 978-3-88960-145-2.
  6. Antinomies of Art Activism and Documentation: The Curatorial Approach of Agitprop at the Brooklyn Museum | FIELD. Abgerufen am 16. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
  7. Daniela Poch: Artivism. Abgerufen am 16. Juni 2024.
  8. global aCtIVISm | 2015 | ZKM. Abgerufen am 16. Juni 2024.