Annia Galeria Aurelia Faustina

Tochter des römischen Kaisers Mark Aurel

Annia Galeria Aurelia Faustina (geboren 150 oder 151; gestorben vor 192) war eine Tochter des römischen Kaisers Mark Aurel und der jüngeren Faustina und ältere Schwester des Kaisers Commodus.

Ihr vollständiger Name ist auf einer Statuenbasis aus Olympia, die zu dem von Herodes Atticus gestifteten und im Jahr 153 fertiggestellten Nymphäum gehört, erhalten.[1] Annia Galeria Faustina war nach Domitia Faustina[2] und Lucilla die dritte Tochter des Paares.[3] Verheiratet wurde sie mit dem aus dem paphlagonischen Pompeiopolis stammenden Gnaeus Claudius Severus, der bereits zuvor einmal verheiratet war. Aus erster Ehe hatte er Marcus Claudius Ummidius Quadratus als Sohn, der 182 im Rahmen der mit ihrer Schwester Lucilla verbundenen Verschwörung gegen Commodus auf dessen Befehl hingerichtet wurde.

Gnaeus Claudius Severus war der Sohn des Gnaeus Claudius Severus Arabianus, seinerseits einer der Lehrer Mark Aurels und von diesem in seinen Selbstbetrachtungen gewürdigt.[4] Claudius Severus, der selbst einen engen Kontakt zu Mark Aurel pflegte, war Patron seiner Heimatstadt. In mehreren Inschriften seiner Heimatstadt wird er „Schwiegersohn Mark Aurels“ genannt.[5] Wann die Hochzeit stattfand, ist unsicher und wird abhängig gemacht von dem ebenfalls nicht sicher zu datierenden Suffektkonsulat des Claudius Severus.[6] Galenos nennt ihn Konsul, was sein Suffektkonsulat auf das Jahr 163 festlegen würde.[7] Da im Jahr 163 Lucius Verus Lucilla heiratete, wird dieses Jahr für eine Hochzeit der Annia Galeria Faustina ausgeschlossen. Da der Sohn dieser Verbindung, Tiberius Claudius Severus Proculus, im Jahr 200 Konsul war, muss dieser spätestens 167 geboren worden sein. Dies schränkt die Datierung der Hochzeit auf die Jahre 164–166 ein.[8]

Ihr Sohn war wahrscheinlich der Vater von Annia Faustina, der dritten Ehefrau des Kaisers Elagabal, der von 218 bis 222 regierte. Über ihr Leben selbst ist keine weitere Nachricht erhalten, allerdings wird sie wohl ihren Vater überlebt haben, da die inschriftlich genannte „Faustina des vergöttlichten (Marcus Aurelius) Antoninus“ von einer 181 aufgestellten Statuengruppe nur sie meinen kann.[9] Doch zählt sie nicht zu den Schwestern des Commodus, die dessen 192 beendete Regierungszeit überlebt haben.[10] Außer der nicht erhaltenen Statue aus Olympia ist für sie eine weitere Statue als Teil einer Statuengruppe Mark Aurels und seiner Familie in Ephesos zu rekonstruieren, von der lediglich die fragmentierte Basis erhalten war.[11]

Literatur

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Anmerkungen

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  1. Inschriften von Olympia 616; SEG 33,337; Renate Bol: Das Statuenprogramm des Herodes-Atticus-Nymphäums (= Olympische Forschungen. Band 15). De Gruyter, Berlin 1984, S. 117 ff., Kat. Nr. 7. 8, Taf. 6; Statuenbasis des T. Aelius Antoninus und der Annia Galeria Aurelia Faustina in der archäologischen Datenbank Arachne: Τ. Αἴλιον Ἀντωνεῖνον υἱὸν Μ. Αὐρηλίου Καίσαρ[ος] Βήρου καὶ Ἀννίας Φαυστείνης Σεβαστῆς Ἡρώδης / Ἀννίαν Γαλερίαν Αὐρηλίαν [Φ]αυστεῖναν ϑυγατέρα Μ. Αὐρηλίου Καίσαρος Βήρου καὶ Ἀννίας Φαυστείνης Σεβαστῆς Ἡρώδης.
  2. Die IK Ephesos 285a genannte Faustina in der Stiftung des Vedius Antoninus ist Domitia Faustina; siehe Angela Kalinowski, Hans Taeuber: A New Antonine Inscription and a New Imperial Statue-group from the Bouleuterion at Ephesos. In: Journal of Roman Archaeology. Band 14, 2001, S. 351–357, hier 354–355 (Digitalisat); Angela Kalinowski: The Vedii Antonini: Aspects of Patronage and Benefaction in Second-Century Ephesos. In: Phoenix. Band 56, 2002, S. 109–149, hier S. 143–144.
  3. Walter Ameling: Die Kinder des Marc Aurel und die Bildnistypen der Faustina Minor. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 90, 1992, S. 147–166, hier S. 160 (Digitalisat).
  4. Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 1,14.
  5. Als γαμβρός („Schwiegersohn“) Mark Aurels bezeichnet in: ILS 8832 (Digitalisat); IGR 3, 1448 (Digitalisat); OGIS 546 = IGR III 135 (Digitalisat)); weitere Inschriften, die ihn nennen: AE 1939, 26; SEG 36, 1174.
  6. PIR² C 1024, S. 247 (Edmund Groag) datiert den Suffektkonsulat in das Jahr 163; Ronald Syme: The Ummidii. In: Historia: Zeitschrift für Alte Geschichte. Band 17, 1968, S. 72–105, hier S. 102–103, in das Jahr 161; Hans-Georg Pflaum: Les gendres de Marc-Aurèle. In: Journal des savants. Band 1, 1961, S. 28–41, hier S. 29–31 (Digitalisat); nicht vor 167; ihm folgen Géza Alföldy: Konsulat und Senatorenstand unter den Antoninen. Prosopographische Untersuchungen zur senatorischen Führungsschicht (= Antiquitas. Reihe 1: Abhandlungen zur alten Geschichte. Band 27). Habelt, Bonn 1977, S. 182–183; Werner Eck: Claudius [II 62]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8, Sp. 21 (Digitalisat).
  7. Vivian Nutton (Hrsg.): Galen, De praecognitione / On Prognosis (= Corpus Medicorum Graecorum. Band 5,8,1). Akademie-Verlag, Berlin 1979, S. 82,6 (Kommentar S. 166–167; Digitalisat); so auch Stéphane Toulouse: Severus (Cn. Claudius). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 6, CNRS Éditions, Paris 2016, S. 244–250, hier S. 245–246.
  8. Zur Diskussion siehe Stéphane Toulouse: Severus (Cn. Claudius). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 6, CNRS Éditions, Paris 2016, S. 244–250, hier S. 246–248.
  9. IG² 3398; siehe Walter Ameling: Die Kinder des Marc Aurel und die Bildnistypen der Faustina Minor. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 90, 1992, S. 147–166, hier S. 151 mit Anm. 19.
  10. Historia Augusta, Commodus 17,12.
  11. IK Ephesos 287, 6: Φαυστεῖναν ϑυγατέρα Μ. Αὐρηλίου Ἀντωνείνου Καίσαρος Σεβαστοῦ; siehe Martin M. Bauer: Die Statuengruppen von Kaiser Marcus Aurelius und seiner Familie in Ephesos. In: Tyche. Band 30, 2015, S. 5–12, hier S. 8–10 (Digitalisat).