Annie Tresgot

französische Filmeditorin und -regisseurin

Annie Tresgot (* 31. August 1937 in Saint-Mandé) ist eine französische Filmemacherin, die besonders für ihre Dokumentarfilme bekannt wurde.[1][2]

Beruflicher Werdegang

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Annie Tresgot studierte am Institut des Hautes Études Cinématographiques (IDHEC) in Paris und begann ihre Karriere 1957 als Regisseurin und Redakteurin von Dokumentarfilmen. Daneben arbeitete sie auch als Filmeditorin, unter anderem für Jean Rouch.[1][3]

Filmografie

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  • 1957: Fabliau, Kurzfilm[1]
  • 1959: L'Âge bête, Kurzfilm[1]
  • 1960: La Folle Passion, 19-minütiger Kurzfilm[1][4]
  • 1967: Les Enfants du néant (zusammen mit Michel Brault), 45-minütige Dokumentation[5][6][A 1]
  • 1969: Visages de lémigration, Dokumentation[3][A 2]
  • 1971: El Ghorba (Les Passagers), 85-minütiger Dokumentarfilm[1][3][6][7][8][A 3]
  • 1980: Adieu Pyrénées, 52-minütiger Kurzfilm (in Zusammenarbeit mit Alain Guesnier)[1]
  • 1980: Portrait d‘un homme à 60 % parfait: Billy Wilder (in Zusammenarbeit mit Michel Ciment)[1][9][A 4]
  • 1982: L'ange de l'abîme, Kurzfilm[1][10][11][A 5]
  • 1982: Elia Kazan, Outsider, 56-minütiger Film (in Zusammenarbeit mit Michel Ciment)[1][12][13][14][A 6]
  • 1988: Hello Actors Studio, 165 Minuten[1][15][16][A 7]
  • 1993: Billy Wilder artiste – ou ne réveillez pas le cinéaste qui dort, 58-minütige Dokumentation[17]
  • 1995: Un demi siècle déjà[18][A 8]
  • 1995: Las Vegas ou le plaisir, l’argent et la morale, 52-minütige Dokumentation[19][20][A 9]
  • 1996: Nagre libre, 27-minütige Dokumentation[21][22][A 10]
  • 2001: Sur la dalle, 65-minütige Dokumentation[23][A 11][A 12]

Als Filmeditorin hat Annie Tresgot an folgenden Filmen mitgewirkt:

  • 1958: Anna la Bonne (Claude Jutra)[24]
  • 1962: La Punition (Jean Rouch)[25]
  • 1964: Agnès Varda et le Bonheur (Jean-Claude Bergeret)[26]
  • 1965: La Goumbé des jeunes noceurs (Jean Rouch)[27]

Auszeichnungen

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  • 1971: El Ghorba (Les Passagers) wird bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes gezeigt.[3][28][A 13]
  • 1971: El Ghorba (Les Passagers) wird beim Internationalen Forum des Jungen Films der Berlinale gezeigt.[6]
  • 1982: Elia Kazan: Outsider wird während der Viennale gezeigt.[13][29]
  • 1983: César für den besten dokumentarischen Kurzfilm für L’ange de l’abîme
  • 1988: Hello Actors Studio wird während der Viennale gezeigt.[29]
  • 2020: Aufnahme des Films El Ghorba (Les passagers), 1971 in das Jubiläumsprogramm der Berlinale[1][8][30]

Anmerkungen

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  1. Der Film zeigt die Region Département Morbihan in der Bretagne, eine der ärmsten Regionen Frankreichs, die seit den 6oer-Jahren einem starken Strukturwandel unterliegt. Die Dokumentation zeigt einen 33-jährigen Bauern, der von seinem Land nicht mehr leben kann und in einer Fabrik arbeiten will.
  2. Diesen Film drehte Annie Tresgot für das algerische Zentrum für Dokumentation und Information.
  3. Dieser Film entstand im Direct-Cinema-Verfahren. Annie Tresgot zeigt in diesem Film anhand von Interviews und Erzählung das mühsame Leben der nordafrikanischen Auswandernden auf und berichtet über die oft tragische Natur der Auswanderung. Zwei Jahre lang, von 1968 bis 1970, hat Annie Trescot den 18-jährigen Algerier Rachid begleitet, der aus Algerien nach Frankreich emigrierte, einer von 35.000 Algerierinnen und Algeriern, die 1968 und damit sechs Jahre nach der Unabhängigkeit jährlich nach Frankreich auswanderten. Nach zwei Jahren kehrte Rachid in seine Heimat zurück. Die Gespräche über seinen Alltag und seine Pläne stellt Annie Tresgot neben Fakten zur Lage der Migrantinnen und Migranten. Sie wirft dabei Fragen nach Rassismus und Klassenzugehörigkeit auf.
  4. In dieser Dokumentation interviewt der französische Filmkritiker Michel Ciment Billy Wilder über sein Leben und sein Filmschaffen.
  5. In diesem Film erforscht Annie Tresgot die Kunst von Nikolai Kalmakow und würdigt gleichzeitig seine Entdecker, Bertrand Collin du Bocage und Martin du Nord. Nikolai Kalmakow war 1955 nach einem langen einsamen Leben gestorben und war völlig vergessen, bis die Kunstsammler Collin du Bocage und Georges Martin du Nord 1962 auf dem Pariser Flohmarkt eine Sammlung von vierzig Leinwänden kauften, die mit einem stilisierten „K“-Monogramm signiert waren. So wurde ein Genie wiederentdeckt. Tatsächlich fanden die beiden Männer nach einiger Recherche heraus, dass „K“ für Kalmakoff stand.
  6. Die Dokumentation gibt Einblicke in das Leben und Werk von Regisseur Elia Kazan mit einem von Michel Ciment geführten Interview, einem Gespräch mit Robert De Niro sowie Ausschnitten aus Kazans Filmen Die Unbezwingbaren und Baby Doll – Begehre nicht des anderen Weib.
  7. Anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums öffnete die legendäre amerikanische Schauspielwerkstatt in New York ihre Türen für Annie Tresgot, die einen Dokumentarfilm aus drei Teilen drehte. Nach Lee Strasbergs Tod im Jahr 1982 übernahmen die renommiertesten Talente des Actors Studio die Leitung dieser Organisation und zum ersten Mal überhaupt durften Filmschaffende ihre Arbeit filmen. Paul Newman, Ellen Burstyn, Sydney Pollack, Shelley Winters, Arthur Penn, Gene Wilder, Eli Wallach und viele andere sprechen über die New Yorker Institution.
  8. Robert Enrico, Costa-Gavras, Alain Corneau, Peter Fleischmann, Idrissa Ouédraogo, Éric Rochant sowie ein junger Student erzählen in diesem Film von ihren Erfahrungen mit der Filmschule Institut des Hautes Études Cinématographiques, die seit 1947 Menschen im Kinoberuf ausbildet. Ihre Anekdoten und Reflexionen zeichnen eine Reise durch ein halbes Jahrhundert nach, von der Handwerkskunst der ersten Stunden bis zur Gegenwart.
  9. Der Film handelt von der Stadt Las Vegas, die lange Zeit von der Mafia regiert wurde und dann in die Hände des Großkapitals gefallen ist.
  10. Der Film porträtiert die Schwimmerin Bérénice Lortet, die ihre letzte Chance für die Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta nutzt und sich in den französischen Meisterschaften in Dünkirchen vorbereitet. Der Film zeichnet das strenge und oft einsame Leben von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern sowie die Monotonie des Trainings nach. Mit 23 Jahren fürchtete Bérénice Lortet bereits das Ende ihres Lebens als Sportlerin und die körperliche „Entwöhnung“ ihres für und durch das Wasser geformten Körpers sowie das Ende des sinnlichen Kontakts zwischen dem flüssigen Element und der Haut.
  11. Im Mittelpunkt des Films stehen drei junge, neu eingestellte Sicherheitsassistenten der Polizei, die bürgernah arbeiten und der Gewalt in den städtischen Vororten ein Ende setzen sollen: Armelle, der einen anderen Job aufgibt, Cédric, ein Mann vom Land, und Kamel, selbst aus der Stadt. Ohne den Status der Polizei zu besitzen, tragen sie die symbolträchtige Uniform und setzen sich im Spagat zwischen der theoretischen Ausbildung und der harten Realität von Mirail, einem Vorort in Toulouse, den durch die Arbeit verbundenen Gefahren aus.
  12. Im Mittelpunkt des Films stehen drei junge, neu eingestellte Sicherheitsassistenten der Polizei, die bürgernah arbeiten und der Gewalt in den städtischen Vororten ein Ende setzen sollen: Armelle, der einen anderen Job aufgibt, Cédric, ein Mann vom Land, und Kamel, selbst aus der Stadt. Ohne den Status der Polizei zu besitzen, tragen sie die symbolträchtige Uniform und setzen sich im Spagat zwischen der theoretischen Ausbildung und der harten Realität von Mirail, einem Vorort in Toulouse, den durch die Arbeit verbundenen Gefahren aus.
  13. Parallel zur Vergabe der Goldenen Palme widmet sich die seit 1962 bestehende Nebensektion Semaine de la critique der Entdeckung neuer Talente.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l El Ghorba (Les passagers). Berlinale, abgerufen am 31. Januar 2025.
  2. Annie Tresgot. IMDb, abgerufen am 1. Februar 2025.
  3. a b c d Annie Tresgot. cinebonus, abgerufen am 1. Februar 2025.
  4. La folle passion. IMDb, abgerufen am 1. Februar 2025.
  5. Les Enfants du néant. Unifrance, abgerufen am 1. Februar 2025.
  6. a b c Internationales Forum des jungen Films. In: Arsenal (Kino). Abgerufen am 1. Februar 2025.
  7. The Passengers. Letterboxd, abgerufen am 2. Februar 2025.
  8. a b Berlinale 2020: Ist die Zukunft des Kinos weiblich? Zehn spannende Regisseurinnen bei der Berlinale. tip (Zeitschrift), abgerufen am 2. Februar 2025.
  9. Portrait of a ‘60% Perfect Man’: Billy Wilder. Letterboxd, abgerufen am 2. Februar 2025.
  10. L'ange de l'abîme. IMDb, abgerufen am 2. Februar 2025.
  11. L'ange de l'abîme. Letterboxd, abgerufen am 2. Februar 2025.
  12. Elia Kazan, outsider. Filmstarts, abgerufen am 1. Februar 2025.
  13. a b Elia Kazan: outsider. Viennale, abgerufen am 1. Februar 2025.
  14. Elia Kazan: An Outsider. Letterboxd, abgerufen am 2. Februar 2025.
  15. Hello Actors Studio by Annie Tresgot. Abgerufen am 1. Februar 2025.
  16. Hello Actors Studio. Letterboxd, abgerufen am 2. Februar 2025.
  17. Billy Wilder artiste – ou ne réveillez pas le cinéaste qui dort. film documentaire, abgerufen am 1. Februar 2025.
  18. Un demi siècle déjà. médiathèques de Montpellier, abgerufen am 1. Februar 2025.
  19. Las Vegas ou le plaisir, l’argent et la morale. film documentaire, abgerufen am 1. Februar 2025.
  20. Las Vegas ou le plaisir, l’argent et la morale. Abgerufen am 1. Februar 2025.
  21. Nagre libre. film documentaire, abgerufen am 1. Februar 2025.
  22. Nagre libre. Documentaire sur grand écran, abgerufen am 1. Februar 2025.
  23. Sur la dalle. film documentaire, abgerufen am 1. Februar 2025.
  24. Anna la bonne. Mubi, abgerufen am 1. Februar 2025.
  25. The Punsihment. Mubi, abgerufen am 1. Februar 2025.
  26. Agnès Varda et le Bonheur. film documentaire, abgerufen am 1. Februar 2025.
  27. La Goumbé des jeunes noceurs. In: film documentaire. Abgerufen am 1. Februar 2025.
  28. Annie Tresgot. Semaine de la Critique Cannes, abgerufen am 2. Februar 2025.
  29. a b Hello Actors Studio. Viennale, abgerufen am 1. Februar 2025.
  30. 04.02.2020 O.K. im Forum-Jubiläumsprogramm. Berlinale, abgerufen am 1. Februar 2025.