Anschlag auf den Mahane-Yehuda-Markt 2002
Der Anschlag auf den Mahane-Yehuda-Markt 2002 war ein am 12. April 2002 in Israel verübter Selbstmordanschlag an einer Bushaltestelle am Eingang zum Mahane-Yehuda-Markt im Westen von Jerusalem. Bei dem Anschlag wurden sechs Menschen sowie die Attentäterin getötet und mehrere Dutzend Menschen verletzt.
Die Verantwortung für den Anschlag übernahmen die Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, der bewaffnete Arm der säkular-palästinensischen Fatah-Bewegung.
Verlauf
BearbeitenPlanung
BearbeitenDer Anschlag wurde im Kern von drei Personen geplant und durchgeführt. Ende März 2002 trat die etwa 20-jährige[1] Andalib Taqatqa[2][3] an die Al-Aqsa-Brigaden heran und bot sich für ein Selbstmordattentat an.[4] Die Planung und Leitung des Anschlags übernahm Muatas Muhammed Abdallah Himouni.[5] Von Marwan Salloum wurde die Attentäterin psychologischen Tests unterzogen, um ihre Entschlossenheit zu prüfen.[6] Am Tag vor dem Anschlag drehte Himouni ein Bekennervideo der Attentäterin.[7][8]
Der Anschlag
BearbeitenAm 12. April 2002, wenige Stunden vor dem Anschlag, überreichten Himouni und Salloum der jungen Frau eine mit Sprengstoff und Nägeln präparierte schwarze Handtasche.[9] Schließlich wurde sie nach Abu Dis gefahren und nahm von dort ein Taxi nach Jerusalem und fuhr zum Mahane Yehuda Market.[9] Dort begab sie sich an die direkt am Markt liegende Bushaltestelle in der Jaffa-Straße und zündete den Sprengsatz als die Umstehenden in einen Bus einstiegen.[10] Mit der Explosion tötete die Attentäterin sechs Menschen und sich selbst. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt; die Zahl der Verletzten schwankt in der Literatur stark; nach Barbara Victor waren es 40,[11] nach der Global Terrorism Database 50,[12] nach Muhammad Hafez 104 Verletzte.[13] Unter den Opfern waren drei chinesische Bauarbeiter, von denen zwei getötet wurden.[14]
Folgen und Rezeption
BearbeitenIm Rahmen von Razzien während der Operation Schutzschild nahmen israelische Sicherheitskräfte Muatas Muhammed Abdallah Himouni fest, der gestand, den Anschlag geplant und geleitet zu haben.[5] Marwan Salloum wurde später von israelischen Soldaten getötet.[6]
Nach Wafa Idris, Darin Abu Aischa und Ayat al-Akhras war Andalib Taqatqa die vierte Frau, die zur palästinensischen Selbstmordattentäterin wurde.[15][16] Anders als bei ihren Vorgängerinnen wurde ihr Fall in den israelischen Medien nicht ausführlich behandelt.[16]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Das Alter ist umstritten. Die meisten Quellen geben (ohne Geburtsdatum) ihr Alter mit 20 an. الاستشهادية عندليب طقاطقة, WomenfPal.com nennt als Geburtsdatum den 14. April 1982, womit die Attentäterin also unmittelbar vor Erreichen ihres 20. Lebensjahres stand. Quellen mit Angabe des Alters mit 20, siehe: Maria Alvanou: Palestinian Women Suicide Bombers: The Interplaying Effects of Islam, Nationalism and Honor Culture, National Defense College, Tel-Aviv, 2007, S. 20. Muhammad H. Hafez: Manufacturiung Human Bombs - The Making of Palestinian Suicide Bombers, United States Institute of Peace, Washington D.C., 2006, S. 83.
- ↑ Der Nachname wird in diversen nicht-arabischen Quellen unterschiedlich geschrieben. Die Schreibweise ist طقاطقة im Arabischen. Siehe: الاستشهادية عندليب طقاطقة, WomenfPal.com, abgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ الاستشهادية عندليب طقاطقة, WomenfPal.com, abgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 278.
- ↑ a b Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 279.
- ↑ a b Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 280.
- ↑ Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 282.
- ↑ Maria Alvanou: Palestinian Women Suicide Bombers: The Interplaying Effects of Islam, Nationalism and Honor Culture, National Defense College, Tel-Aviv, 2007, S. 44.
- ↑ a b Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 282.
- ↑ Jerusalem suicide bomber kills at least six | he Guardian, 12. April 2002, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 278.
- ↑ Incident Summary for GTDID: 200204120005, abgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ Muhammad H. Hafez: Manufacturiung Human Bombs - The Malking of Palestinian Suicide Bombers, United States Institute of Peace, Washington D.C., 2006, S. 83.
- ↑ Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 283.
- ↑ Muhammad H. Hafez: Manufacturiung Human Bombs - The Making of Palestinian Suicide Bombers, United States Institute of Peace, Washington D.C., 2006, S. 79–86.
- ↑ a b Barbara Victor: Shahidas - Die Töchter des Terrors, Knaur, München 2005, S. 274.