António Soares da Silva

osttimoresischer Offizier

António Soares da Silva (* 9. Dezember 1962 in Macadique, Viqueque, Portugiesisch-Timor;[1]12. Oktober 2024 in Malaysia), Kampfname Mau Kalo (Varianten: Maukalo, Maucalo, Maucalu), ist ein osttimoresischer Offizier im Range eines Obersts und ehemaliger Freiheitskämpfer der Forças Armadas de Libertação Nacional de Timor-Leste (FALINTIL). Von 2017 bis 2022 war Silva militärischer Stabschef (portugiesisch Chefe de Casa Militar, tetum Xefe Casa Militar) des Staatspräsidenten.

António Soares da Silva (2019)

Werdegang

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Bereits vor der Invasion der Indonesier in Osttimor 1975 trat Silva der FALINTIL bei und arbeitete im Ausbildungszentrum in Taibesi. Nach dem indonesischen Angriff war er zunächst Soldat unter dem Kommando von Mauk Moruk im Sektor Ponta Leste. 1976 wurde Silva Zugführer einer Einsatztruppe. Von 1977 bis 1978 kommandierte Silva den ersten Zug der Kompanhia Choque. Nach dem Zusammenbruch der Widerstandsbasen (zona libertadas) blieb Silva weiter im bewaffneten Widerstand. Nach der Nationalen Konferenz zur Reorganisation 1981 übernahm Silva den vierten Zug der Roten Brigaden in der Region Nakroma.[1][2]

Seine schwangere Frau kam 1981 beim indonesischen Massaker am Berg Aitana ums Leben. Sie wurde von einem Schuss in den Bauch getroffen, der auch das ungeborene Kind traf.[3]

Am 8. August 1983 war Silva am Angriff auf eine indonesische Militäreinheit in Kraras beteiligt, bei der 14 indonesische Soldaten (nach anderen Angaben 16) starben. Aufgrund eines lokalen Festes hatten die Indonesier ihre Waffen nicht greifbar, als sie angegriffen wurden. Der Überfall dauerte nur 10 Minuten. Den Opfern sollen die Osttimoresen die Penisse abgeschnitten haben. Die Indonesier reagierten auf den Überfall mit dem Kraras-Massaker.[4][5][6] Von 1984 bis 1991 übernahm Silva die Position des zweiten Kommandeurs der III. Einheit.[2]

 
António Soares da Silva (2020)

Am 20. Juni 1991 wurde Silva von Soldaten des 303. Bataillon gefangen genommen und blieb bis 1996 in Soibada und Ainaro als Gefangener.[2] Im Prozess gegen FALINTIL-Chef Xanana Gusmão trat Silva als Zeuge auf und erklärte, er habe zwischen 1975 und 1991 an 17 Angriffen der FALINTIL auf indonesische Soldaten und Dörfer teilgenommen. Einen direkten Befehl habe er von Gusmão aber nie erhalten. Während seiner Zeit in der FALINTIL habe er sich als portugiesischer Staatsbürger gefühlt, nun sei er aber Indonesier.[1][7] Nach seiner Freilassung beteiligte sich Silva weiter an der Widerstandsbewegung und schloss sich 1999 auch wieder der FALINTIL an.[2] Mit Abzug der Indonesier 1999 wurde er offiziell demobilisiert und trat in die neuen Verteidigungskräfte Osttimors (F-FDTL) ein.[1]

2003 hatte Silva den Rang eines Hauptmanns inne und leitete die Justizabteilung der F-FDTL.[2] Außerdem war er war mit der Exhumierung Gefallener der FALINTIL in den Bergen Osttimors beauftragt.[8] Am 24. Mai 2017 wurde Silva zum militärischen Stabschef von Präsident Francisco Lú-Olo Guterres ernannt.[9] Gleichzeitig mit der Ernennung erfolgte die Beförderung vom Oberstleutnant zum Oberst.[10] Mit Ende der Amtszeit von Guterres 2022 endete auch jene von Silva.

Am 19. Mai 2022 erhielt Silva den Ordem de Timor-Leste.[11]

Silva starb am 12. Oktober 2024 in einem Krankenhaus in Malaysia. Er war aufgrund seines gesundheitlichen Zustands dorthin gebracht worden.[2][12]

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Commons: António Soares da Silva – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Jornál da República: LISTA DE TODOS OS COMBATENTES DA LIBERTAÇÃO NACIONAL PARA A DESMOBILIZAÇÃO E RECONHECIMENTO, 17. August 2011, abgerufen am 11. November 2018.
  2. a b c d e f Taur Matan Ruak: 𝐄𝐦 𝐌𝐞𝐦ó𝐫𝐢𝐚 𝐒𝐚𝐮𝐝𝐨𝐳𝐮 𝐀𝐧𝐭ó𝐧𝐢𝐨 𝐒𝐨𝐚𝐫𝐞𝐬 𝐝𝐚 𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚 "𝐌𝐚𝐮 𝐊𝐚𝐥𝐨" (𝟏𝟗𝟔𝟐-𝟐𝟎𝟐𝟒) 𝐤𝐨𝐧𝐭𝐚 𝐢𝐬𝐭ó𝐫𝐢𝐚 𝐓𝐍𝐈 𝐭𝐢𝐫𝐮 𝐝𝐢𝐥𝐚𝐠𝐫𝐚𝐦𝐚 𝐤𝐨𝐧𝐚 𝐄𝐢𝐬 𝐏𝐫𝐞𝐳𝐢𝐝𝐞𝐧𝐭𝐞 𝐑𝐞𝐩ú𝐛𝐥𝐢𝐤𝐚 𝐓𝐚𝐮𝐫 𝐌𝐚𝐭𝐚𝐧 𝐑𝐮𝐚𝐤, 12. Oktober 2024, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  3. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“, S. 162 (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  4. Ernest Chamberlain: The Struggle in Iliomar: Resistance in rural East Timor Iliomar Sub-District, S. 106, 2017, abgerufen am 6. November 2018.
  5. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  6. Timor-Leste Memória (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  7. East Timor and Indonesia Action Network: Documents on East Timor from PeaceNet and Connected Computer Networks, Volume 21: February 15 – April 10, 1993, abgerufen am 11. November 2018.
  8. LUSA: ‘Fallen heroes’ of independence war exhumed for proper burial, 19. August 2003, abgerufen am 11. November 2018.
  9. Jornál da República: DECRETO DO PRESIDENTE DA REPÚBLICA N.º 46/2017 & DECRETO DO PRESIDENTE DA REPÚBLICA N.º 47/2017, 24. Mai 2017, abgerufen am 11. November 2018.
  10. Tatoli: Lú-Olo Hili Tenente Koronel Maucalo ba Xefe Casa Militar, abgerufen am 11. November 2018.
  11. Präsident Osttimors: INTERVENSAUN HUSI S.E. PREZIDENTE REPÚBLIKA DR FRANCISCO GUTERRES LÚ OLO IHA JANTAR KONFRATERNIZASAUN HO FUNSIONÁRIUS NO KOLABORADORES PREZIDÉNSIA REPÚBLIKA NO HO KONDEKORADUS HO ORDEM TIMOR-LESTE, 19. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2022.
  12. SMnews Timor: TL Lakon tan Nia Luta Nain Ida, Coronel F-FDTL Antonio Soares da Silva 'Maucalo' Hakotu Ona I'is Iha Hospital Internasional Malaysia, 12. Oktober 2024, abgerufen am 12. Oktober 2024.