Unter dem Begriff Antigen-Shedding versteht man in der Immunologie das Abstoßen von Antigenen von der Zellmembran von Körperzellen. Der Begriff wird vor allem in der Onkologie verwendet. Das Antigen-Shedding ist eine spezielle Form des Ectodomain-Sheddings („Abwerfen einer Außendomäne“), bei dem allgemein Membranproteine von der Zellmembran abgelöst werden.[1]

Schematische Darstellung des Antigen-Sheddings mit einer ADAM-Metalloproteasen.

Beschreibung

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Beim Antigen-Shedding wird die Antigenexpression hochreguliert. Die Tumorzellen konzentrieren die Membranantigene in einem Bereich der Zellmembran (engl. capping = „Deckelbildung“) und werfen sie dann in das Interstitium als freie lösliche Antigene ab (engl. shedding = „abwerfen“). Das Lösen, beziehungsweise Abspalten, der Antigene von der Zellmembran wird durch Proteasen vermittelt.[1] Im Interstitium umgeben die freigesetzten Antigene – auch Shed-Antigene genannt – die Tumorzellen. Sie können aber auch über die Kapillargefäße in die Blutbahn gelangen. Beides führt dazu, dass Antikörper – die Gegenspieler der Antigene – und T-Lymphozyten des Immunsystems, an diese freien Antigene binden, ohne eine Wirkung an der Zielzelle auslösen zu können. Gleiches gilt für im Rahmen einer Krebsimmuntherapie zugeführte Antikörper, Antikörperfragmente oder Antikörper-Mimetika. Die freien Antigene bewirken so eine Immunsuppression. Es handelt sich beim Antigen-Shedding um einen Immunescape-Mechanismus, um der Immunabwehr zu entgehen.

Ein Beispiel für ein von Tumorzellen freigesetztes Antigen ist Mesothelin, das beispielsweise in Adenokarzinomen überexprimiert ist.[1] Das Antigen-Shedding ist eine bei malignen Tumorzellen weit verbreitete Eigenschaft.[2][3]

Die freigesetzten Antigene können in vielen Fällen in der Diagnostik als Tumormarker verwendet werden.

Ein dem Antigen-Shedding entgegengesetzter Effekt, allerdings mit ähnlichen Auswirkungen, ist das Antigen-Masking. Hier werden die Antigene auf der Zellmembran durch Polysaccharide überdeckt (maskiert) und können so von Antikörpern nicht markiert, beziehungsweise von T-Lymphozyten nicht erkannt, werden. Auch dies ist ein Immunescape-Mechanismus von Tumorzellen.

Einzelnachweise

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  1. a b c Y. Zhang und I. Pastan: High Shed Antigen Levels within Tumors: An Additional Barrier to Immunoconjugate Therapy. In: Clin Cancer Res 14, 2008, S. 7981–7986. PMID 19088013 (Review)
  2. S. K. Law: Antigen shedding and metastasis of tumour cells. In: Clin Exp Immunol 85, 1991, S. 1–2. PMID 2070554 (Review), PMC 1535700 (freier Volltext)
  3. P. H. Black: Shedding from the cell surface of normal and cancer cells. In: Adr Cancer Res 32, 1980, S. 75–199. PMID 7008543 (Review)

Literatur

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  • P. Gopalkrishna u. a.: Stress induced shedding of a tumor antigen by a rat histiocytic cell line AK-5: a possible mechanism of immune evasion. In: Cell Mol Biol 44, 1998, S. 563–569. PMID 9678890
  • M. Ferencík u. a.: Wörterbuch Allergologie und Immunologie. Springer, 2005, ISBN 3-211-20151-3, S. 30
  • M. Magerstadt: Antibody Conjugates and Malignant Disease. CRC Press, 1991, ISBN 0-849-36089-7