Heristo

Unternehmensgruppe der Nahrungsmittelindustrie mit Sitz in Bad Rothenfelde
(Weitergeleitet von Anton Riedl)

Die Heristo Holding GmbH (Eigenschreibweise: heristo holding gmbh) (vormals: Stockmeyer Beteiligungs GmbH) ist die Konzernobergesellschaft des Heristo-Konzerns und die alleinige Aktionärin der Zwischenholding Heristo AG (Eigenschreibweise: heristo aktiengesellschaft) (vormals: Stockmeyer Verwaltungs AG), beide mit Hauptsitz in Bad Rothenfelde. Der Heristo-Konzern produziert und vertreibt Lebensmittel und Heimtiernahrung. Er befindet sich vollständig im Besitz der Familie Risken.

Heristo Holding GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1913
Sitz Bad Rothenfelde, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Heinrich W. Risken
  • Oliver H. W. Risken
Mitarbeiterzahl 3.968 (2021)[1]
Umsatz 1,368 Mrd. Euro (2021)[1]
Branche Fleischverarbeitung, Feinkost, Heimtiernahrung, Groß- und Außenhandel
Website www.heristo.de
Stand: 31. Dezember 2021
Unternehmenszentrale in Bad Rothenfelde

Heristo ist ein Akronym aus Heinrich Stockmeyer, dem Namen des Unternehmensgründers, und dem der Eigentümer, der Familie Risken.

Geschichte

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1913 bis 1979

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Das Ursprungsunternehmen Westfälische Fleischwarenfabrik Stockmeyer entstand 1913 aus der von Heinrich Stockmeyer und seiner Ehefrau Karoline übernommenen kleinen Metzgerei mit angeschlossener Gaststätte der Familie Middelkamp in Versmold.[2][3] Heinrich Stockmeyer starb im Juni 1941, damals beschäftigte das Unternehmen 70 Mitarbeiter. Seine Ehefrau führte den Betrieb weiter.[2] 1946 übernahmen die Kinder Werner Stockmeyer und Liselotte Stockmeyer-Risken die Unternehmensleitung. 1950 waren 200 Mitarbeiter angestellt.[2]

In den 1960er Jahren entschlossen sich die Geschwister, nach amerikanischen Vorbild die Herstellung von SB-verpackter Wurst zu starten. Auf diesem neuen Gebiet übernahm das Unternehmen eine Vorreiterrolle und beschäftigte Ende der 1960er Jahre rund 800 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von 100 Millionen DM.[2] 1970 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.[4]

Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, verlegte das Unternehmen 1972 einen Teil der Produktion nach Füchtorf, rund zehn Kilometer westlich von Versmold.[5] Im Jahr darauf betrat das Unternehmen den Markt für Fertiggerichte: Es stieg in die Diedrich Buss GmbH in Ottersberg bei Bremen ein, die 1975 vollständig übernommen wurde.[6]

1979 bis 2005

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Die Söhne von Liselotte Stockmeyer-Risken, Arno Risken und Heinrich W. Risken, übernahmen 1979 die Unternehmensleitung.[4] Sie expandierten und erschlossen neue Geschäftsfelder, vor allem durch Zukäufe. So wurde 1985 das Wuppertaler Unternehmen Füngers Feinkost übernommen.[7] Zwei Jahre später kauften sie einen Betrieb zur Herstellung von Haustierfutter in Hattem (Niederlande).[8] Im Bereich Feinkost kamen 1996 Crustimex Seafood[9] und Meerimex[10] zur Gruppe. Drei Jahre später folgte der Einstieg bei Appel Feinkost.[11] 2001 kam die Fleischwarenfabrik Waltner (Köln) hinzu[12] sowie der Einstieg bei der Fleischwarenfabrik Balcerzak i. Spolka in Polen.[13] 2002 folgte der Kauf von Richter & Greif.[14]

Ab 2003 war Heinrich W. Risken der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens.[2] Arno Risken zog sich im Februar 2003 aus der Unternehmensleitung zurück, nachdem Ermittlungen wegen eines Steuerdelikts gegen ihn begonnen hatten.[15] Anfang 2005 verkaufte Arno Risken seine Anteile an der Heristo AG und schied aus dem Unternehmen aus. Das Verfahren endete mit einer 14 monatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 1,2 Mio. Euro. Arno Risken starb Mitte Mai 2023.

Seit 2005

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Die Stockmeyer Verwaltungs AG ist 2005 in Heristo AG umbenannt worden.[15] 2005 übernahm die Gruppe die Mehrheit am Hamburger Fleisch- und Agrargroßhändler Peter Paulsen Import-Export.[16]

Füngers Feinkost wurde Mitte 2010 an Wernsing verkauft.[17] Im Jahr 2014 wurde Youcook erworben, ein Düsseldorfer Start-up-Unternehmen im Convenience-Bereich.[18] 2017 übernahm das thailändische Unternehmen Charoen Pokphand Food Public Company die Mehrheitsbeteiligung an Peter Paulsen.[19] 2019 entschied sich die Gruppe zur Errichtung einer Fertigungsanlage für Heimtierfutter in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana.[20] Von Appel Fischfeinkost trennte sich die Gruppe Ende 2022.[21]

Ein Tochterunternehmen von Heristo, die Westfälische Fleischwarenfabrik Stockmeyer GmbH, war am sogenannten "Wurstkartell" beteiligt,[22] das von 1982 bis 2011 bestand und vom Bundeskartellamt 2014 mit einer Gesamtgeldbuße von 338,5 Mio. Euro belegt wurde.[23]

Einige Kartellbeteiligte strukturierten nachfolgend um, so das wegen einer Gesetzeslücke ein Großteil der Geldbußen nicht eingetrieben werden konnte. Bei der Zur-Mühlen-Gruppe (Böklunder und Könecke) waren dies 128 Mio. Euro, bei Bell Deutschland 100 Mio. Euro und bei Siekendiek (Reinert-Gruppe) und Marten zusammen 10 Mio. Euro.[24]

Mit einer Gesamtlaufzeit von fast 30 Jahren gehört das Wurstkartell zu den langlebigsten Kartellen. Mit einer Gesamtgeldbuße von 338,5 Mio. Euro ist es das Kartell mit der höchsten Geldbuße im Lebensmittelbereich.

Struktur

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Die Konzernobergesellschaft der Gruppe ist die Heristo Holding GmbH mit Sitz in Bad Rothenfelde. Sie stellt den Konzernabschluss auf. Im Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2021 wurden 40 Unternehmen berücksichtigt. Hinzu kamen vier nicht konsolidierte verbundene Unternehmen und vier Beteiligungen.[1] Die Heristo AG ist eine Zwischenholding.

Kerngeschäft und Nebengeschäfte

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Die Gruppe hat ihr Kerngeschäft in vier Feldern organisiert:

  • In der Stockmeyer Gruppe fasst Heristo die Aktivitäten der Wurstherstellung zusammen.
  • Im Geschäftsfeld Buss kümmert sich Buss in Ottersberg um die Herstellung von ungekühlten und gekühlten Fertiggerichten; Youcook stellt Convenience Food her, das im Supermarkt erhältlich ist.
  • Die saturn petcare group produziert und vertreibt Heimtiernahrung. Die Erzeugnisse kommen aus den Bereichen Nassnahrung, Trockennahrung, Snacks und Backwaren. Über den Fachhandel, Züchter und Tierärzte wird die Premiummarke animonda petcare vertrieben.
  • Im Geschäftsfeld conSup convenient supplies organisiert heristo zum einen den Export und Import eigener Fertigprodukte. Auch gruppenfremde Produzenten sind Kunden in diesem Geschäftsfeld für Groß- und Außenhandel. Das Geschäftsfeld steht zum anderen für den Import von Fleisch aus Südamerika, Irland, Neuseeland und weiteren Ländern.

Jenseits dieses Kerngeschäfts ist die Gruppe auch im Mobilitätsbereich tätig:

Stiftungen

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1995[28] gründete heristo die Heinrich-Stockmeyer-Stiftung, deren Zweck „Förderung und Unterstützung jeglicher Art von wissenschaftlicher Lebensmittelforschung im Interesse sicherer Nahrungsmittel und die Förderung des Verbraucherschutzes in den Bereichen Lebensmittel und Ernährung“ ist.[29] Sie vergibt beispielsweise Wissenschaftspreise.[30][31]

Die 2011 gegründete Heinrich W. Risken-Stiftung fördert Kultur, Kunst, Heimatpflege, Heimatkunde und Naturschutz sowie Artenschutz.[32]

Sportsponsoring

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Von August 2007 bis Juni 2011 war die Unternehmensgruppe Mehrheitseigner des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo.[33] Sie war von 2008[34] bis 2011[35] ebenfalls Hauptsponsor und Mehrheitsbeteiligter bei der Damen-Handball-Bundesligamannschaft ProVital Blomberg-Lippe.

Ehrungen

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Das Ursprungsunternehmen Stockmeyer wurde im Jahr 2011 zum zweiten Mal mit dem Bundesehrenpreis vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgezeichnet.[36]

Im Jahr 2015 erhielt das Unternehmen für die Unterstützung der „lichtsicht Projektions-Biennale“ den Deutschen Kulturförderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.[37]

Einzelnachweise

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  1. a b c Konzernabschluss zum 31. Dezember 2021 im elektronischen Bundesanzeiger.
  2. a b c d e Vom Kleinbetrieb zum Konzern. In: Westfalen-Blatt, 28. September 2013.
  3. Wurstträgerbrunnen. In: versmold-kulturhistorisch.de. Stadt Versmold, abgerufen am 20. März 2023.
  4. a b Jörg Müller: Serie: „Hidden Champions“ – Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht. Teil 35: Heristo – Appel und Ei. In: going public, Nr. 8–9, 2009, S. 22 f.
  5. Foto: Lieber: Seit 100 Jahren geht es um die Wurst. In: wn.de. 28. September 2013, abgerufen am 3. Juni 2017.
  6. Buss. In: wer-zu-wem.de. wer-zu-wem GmbH, abgerufen am 20. März 2023.
  7. Füngers verlagert die Produktion. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 4, 23. Januar 1998.
  8. Joachim Schalinski: Knapp 1 Milliarde Euro Gruppen-Umsatz. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 22, 2. Juni 2006.
  9. Crustimex stärkt Stockmeyers Feinkostaktivitäten. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 46, 17. November 1995.
  10. Stockmeyer auf Fischzug. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 42, 18. Oktober 1996.
  11. Stockmeyer steigt bei Appel Feinkost ein. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 51, 18. Dezember 1998.
  12. Stockmeyer-Gruppe übernimmt Waltner. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 9, 2. März 2001.
  13. Stockmeyer beteiligt sich an polnischer Wurstfabrik. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 3, 19. Januar 2001.
  14. Stockmeyer stärkt Fisch-Sparte mit Richter & Greif. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 39, 27. September 2002.
  15. a b Stockmeyer: Mit neuer Aktionärsstruktur. In: lz-net.de (Lebensmittel Zeitung), 27. Januar 2005.
  16. Hamburger Fleischhändler verkauft. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 19. März 2005, abgerufen am 20. März 2023.
  17. Wernsing kauft Füngers Feinkost. In: Nordwest-Zeitung, 7. Juli 2010.
  18. Heristo AG investiert in neue Sparte. In: Westfalen-Blatt, 17. Dezember 2014.
  19. Steffen Preißler: Lebensmittelhändler aus Hamburg an Thailänder verkauft. In: Hamburger Abendblatt. 6. Oktober 2017, abgerufen am 24. April 2021.
  20. Jennifer Semple: German-based pet food co-manufacturer opening US plant. In: petfoodprocessing.net. 1. Dezember 2019, abgerufen am 24. März 2023 (englisch).
  21. SN-Verlag, Hamburg Germany: Fischmagazin - Cuxhaven: Heristo verkauft Appel Feinkost. Abgerufen am 28. Februar 2024.
  22. Millionenstrafe gegen Wurstkartell. In: Westfälische Nachrichten. 15. Juli 2014, abgerufen am 10. August 2023.
  23. Bundeskartellamt: Fallbericht Wurstkartell. In: bundeskartellamt.de. 1. September 2017, abgerufen am 10. August 2023.
  24. Bundeskartellamt: Tätigkeitsbericht des Bundeskartellamtes 2017/2018. Deutscher Bundestag, 19. Wahlperiode: Drucksache 19/10900. Unterrichtung durch die Bundesregierung. Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 2017/2018 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet und Stellungnahme der Bundesregierung. In: bundeskartellamt.de. 19. Juni 2019, abgerufen am 10. August 2023.
  25. HTM Helicopters unterstützt Marinefliegergeschwader 5. In: bundeswehr-journal. 20. August 2021, abgerufen am 10. August 2023.
  26. Michael Schwager: Vom Essen zu Rädern. In: Neue Osnabrücker Zeitung, 26. Mai 2021.
  27. Claudia Bachmann: Mühlhäuser Fahrradhersteller zieht um. In: Thüringer Allgemeine, 5. März 2022.
  28. Joachim Schalinski: Bereit für den Paradigmenwechsel. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 21, 24. Mai 2013.
  29. Website der Stiftung (Startseite), abgerufen am 21. März 2023.
  30. Mehr Sicherheit bei Lebensmitteln. In: Neue Westfälische, 15. April 2013.
  31. Kartoffeln als Verpackung. In: Schwäbische Zeitung, 29. April 2021.
  32. Profil der Stiftung in der Datenbank von Dun & Bradstreet, Stand: 3. März 2023.
  33. Erik Eggers, Michael Wulzinger: Luftschloss in Lemgo. In: Der Spiegel, 10. September 2012.
  34. Ticker. In: Allgemeine Fleischer-Zeitung, 23. Januar 2008.
  35. Frank Härterich: Wechselspiele in Ostwestfalen. In: Neue Württembergische Zeitung, 3. November 2012.
  36. DLG Bundesehrenpreis für Stockmeyer. In: Die Fleischerei. 4. Dezember 2012, abgerufen am 21. März 2023.
  37. Stefan Lüddemann: Kulturförderpreis der Wirtschaft für heristo. In: Neue Osnabrücker Zeitung (online). 23. November 2015, abgerufen am 21. März 2023.