Antoninus von Florenz

dominikanischer Theologe, Prior von San Marco, Erzbischof von Florenz

Antoninus von Florenz OP (Antonio Pierozzi, * 1. März 1389 in Florenz; † 2. Mai 1459 in Florenz) war ein dominikanischer Theologe, Prior von San Marco und Erzbischof von Florenz. 1523 wurde er heiliggesprochen. Sein Gedenktag, der nicht mehr im römischen Generalkalender enthalten ist, ist der 2. Mai, der Predigerorden feiert ihn am 10. Mai.

Büste des hl. Antoninus von Florenz
St. Antonius von Florenz (rechts oben; Dominikanischer Stammbaum – Gemälde von Hans Holbein dem Älteren, 1501)

Antoninus wurde als Sohn des Advokaten Niccoló Pierozzi geboren, sein eigentlicher Name sollte Antonius oder Antonio sein. Da er von kleiner Statur war, wurde er Antoninus oder Antonino, einer Form der Verniedlichung, genannt. Der fleißige und wissenshungrige Junge kam mit 16 Jahren in den Konvent der Dominikaner der Farneta bei Cortona, wo er ein achtjähriges Theologiestudium absolvierte und zum Priester geweiht wurde. Antoninus’ Gaben führten zur frühzeitigen Anerkennung, und 1418 übertrug man ihm das Amt des Priors in Fiesole. 1437 gründete er in Florenz den Konvent von San Marco. Von 1435 bis 1444 war er Provinzial und verfasste in dieser Zeit das Chronicon partibus tribus distincta ab initio mundi ad MCCCLX (in späteren Drucken auch mit Chronicorum opus oder Historiarum opus überschrieben). Es erzählt die Weltgeschichte bis zum Jahre 1360 als ein Wirken der Divina providentia, der Göttlichen Vorsehung. Sein zweites Hauptwerk ist die Summa theologica moralis (auch Summa theologica), ein Handbuch der Ethik, das sich nicht auf Fragen des moralischen Handelns beschränkt, sondern auch die ethische Fragen einer gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung untersucht, „mit gutem Gespür für wirtschaftliche Zusammenhänge“.[1] Einflussreich war auch seine Bußsumme, die Summa confessionalis. Sie wurde bis zum Ende des 16. Jahrhunderts immer wieder nachgedruckt.

Erzbischof

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1446 wurde er von Papst Eugen IV. (1431–1447) zum Erzbischof von Florenz berufen, es folgte eine beispielhafte Amtszeit. Als Oberhirte war er unbeugsam, aber gütig und gerecht, man schätzte ihn als Berater und Seelsorger. Sein umfassendes Wissen zu bürgerlichen und kirchlichen Dingen nutzte er um der vorherrschenden Stellung der Fürstenfamilie Medici entgegenzutreten. Er förderte den Bildungsstand des Klerus, verbesserte Fürsorgeeinrichtungen und setzte sich für die Krankenbetreuung ein. Nach der überstandenen Pest und dem vernichtenden Erdbeben von 1453 kümmerte er sich „um seine Florentiner“. Antoninus erteilte dem sterbenden Papst Eugen IV. das Sterbesakrament, die nachfolgenden regulären Päpste, Nikolaus V. (1447–1455), Calixtus III. (1455–1458) und Pius II. (1458–1464) schätzten ihn als weisen Ratgeber.

Verehrung

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Antoninus begleitete vier Päpste auf ihrem Weg. Als er am 2. Mai 1459 in Montughi bei Florenz starb, wurde er in einer Bestattungsfeier, an der auch Pius II. teilnahm, in der Dominikanerkirche San Marco in Florenz beigesetzt. Papst Hadrian VI. (1522–1523) sprach Antoninus von Florenz 1523 heilig.

Der Heilige wird als Schutzpatron gegen Unglück und Fieber angerufen. In der bildlichen Darstellung erscheint er in der Regel im Habit eines Dominikaners oder mit den Insignien eines Erzbischofs, Krummstab, Mitra, Pallium. Zu seinen Heiligenattributen gehören auch Bücher und eine Waage mit Obst. Die Überlieferung zu der Waage, die in der einen Schale Äpfel und in der anderen einen Zettel mit der Aufschrift Deo gratias! enthält, der gewichtiger als das Obst ist, beschreibt folgende Begebenheit: Als Antoninus sich bei einem Bauern für einen Korb Äpfel mit den Worten Deo gratias („Dank sei Gott“) bedankte, beschwerte sich der Bauer. Antoninus schrieb daraufhin die Worte auf einen Zettel, der schwerer wog als das Obst.[2]

 
Confessionale, circa 1488–1490

Antoninus thematisiert in seinen Werken unter anderem wirtschaftliche und soziale Themen.[3] Joseph Schumpeter hält Antoninus’ Analyse des Zusammenhangs von Kapital, Zins und Gewinn für den größten Beitrag zur scholastischen Zinsanalyse.[4]

  • Confessionale "Defecerunt" . Rheinland, [um 1470] (Digitalisat)
  • Confessionale. Ulrich Zell, Köln um 1470 (Digitalisat)
  • Summa theologica (Venetiae, 1477; Veronae, 1740);
  • Summa confessionalis, Curam illius habes (Mondovi, 1472);
  • Confessionale "Defecerunt". Mit Titulus de restitutionibus. Johann und Konrad Hist, Speyer um 1487. digital
  • Decisio consiliaris super dubio producto de indulgentiis. Johann Guldenschaff, Köln nach 1479 oder um 1478 digital
  • De censuris. Johann von Köln und Johann Manthen von Gerresheim, Venedig am 10. Mai 1480 digital
  • Confessionale. Heinrich Knoblochtzer, Straßburg nicht nach dem 18./24. April 1484 digital
  • Chronicon, Partes 1–3, Anton Koberger, Nürnberg, 1484 oder 1491, enthält Summarium primi (secundi bzw. tertii) voluminis partis hystorialis domini Antonini archiepiscopi Florentini[5][6] 1.1484 2.1484 3.1484 // 1.1491 2.1491 3.1491 Weitere Ausgaben siehe Incunabula Short Title Catalogue
  • Confessionale "Defecerunt". Mit Titulus de restitutionibus. Martin Flach, Straßburg 1496. digital

Literatur

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  • Carlo Celso Calzolai: Frate Antonino Pierozzi dei domenicani, arcivescovo di Firenze, Roma: Ars Graphica Editorialis Presbyterium, 1961.
  • Peter Howard: Beyond the Written Word: Preaching and Theology in the Florence of Archbishop Antoninus, 1427–1459, Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento, Quaderni di Rinascimento; Florence, Leo S. Olschki, 1995.
  • Thomas M. Izbicki: The Origins of the De ornatu mulierum of Antoninus of Florence. In: Modern Language Notes (MLN), Bd. 119 (2004), Italian Issue Supplement, S. S142–S161; Nachdruck in: Ders.: Reform, ecclesiology, and the Christian life in the late Middle Ages. Ashgate, Aldershot 2008, ISBN 978-0-7546-5948-8.
  • Lexikon der Heiligen. Verlagsgruppe Weltbild, Augsburg 2007, ISBN 3-8289-4980-0.
  • Kerstin Schlögl-Flierl: Antoninus von Florenz (1389–1459) und seine ‚Confessionali‘. Ein theologiehistorisches Beispiel für eine Transgression örtlicher und intensionaler Grenzen. In: Berndt Hamm, Frank Rexroth und Christine Wulf (Hrsg.): Reichweiten. Dynamiken und Grenzen kultureller Transferprozesse in Europa, 1400–1520, Bd. 2: Grenzüberschreitung und Partikularisierung. de Gruyter, Berlin 2021 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Neue Folge; 49/2), ISBN 978-3-11-074037-0, S. 65–82.

Anmerkungen

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  1. Jacques Le Goff: Art. Arbeit. Teil V: Mittelalter. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 3, S. 626–635, hier S. 633.
  2. Lexikon der Heiligen, Verlagsgruppe Weltbild, Augsburg, 2007, ISBN 3-8289-4980-0.
  3. Raymond de Roover: San Bernardino of Siena and Sant’ Antonino of Florence. The two great economic thinkers of the Middle Ages. Baker Library, Harvard Graduate School of Business Administration, Boston 1967, S. 6.
  4. Joseph Schumpeter, Geschichte der ökonomischen Analyse, Bd. 1, Göttingen 2009, S. 153. (Schumpeter wußte allerdings nicht, dass Antoninus sich bei den genannten Themen stark auf die Schriften Olivis stützt.)
  5. INKA. Abgerufen am 1. September 2018.
  6. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 1. September 2018.
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Commons: Antoninus von Florenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien