Antonio Petrini
Antonio Petrini (* 4. Dezember 1631 in Caneggio; † 8. April 1701 in Würzburg) war ein fränkischer Baumeister italienischer Abstammung. Petrini verband italienischen Barock mit deutscher Renaissance und führte den fränkischen Barock ein.
Biografie
BearbeitenLange Zeit wurde unter anderem angenommen, dass Petrini im März 1621 in Trient/Calavino (Lasino) geboren wurde. Nach Ursula Stevens stammte er jedoch aus dem Tessin, geboren am 4. Dezember 1631 in Caneggio.[1] Er gehörte zu einer Gruppe italienischer Bauleute, die Städte neu befestigten und Kirchen und Paläste ausbauten. In seiner Schaffenszeit wirkte der in der lombardischen Baukultur wurzelnde Petrini am Bau vieler Kirchen und für die Barockarchitektur (etwa durch Balthasar Neumann) wegweisender Profanbauten in Würzburg, wohin er (von Mainz 1657 durch den Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gerufen[2]) 1660[3] kam, Franken, Mainz und darüber hinaus mit. Sein Wohnhaus mit geschmücktem Eck-Erker in Würzburg wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Bedeutende Werke
Bearbeiten- Wallfahrtskirche Fährbrück, Hausen bei Würzburg, 1683–1697 (Zuschreibung)
- Schloss Seehof (sogenannte Marquardsburg), Memmelsdorf, 1687–1695
- Evangelische Stadtkirche, erbaut als Teil des Ursulinenklosters Kitzingen, 1686–1693
- mit kolossalen Pilastern versehenes Portal des ehemaligen Hof Emeringen in der Martinstraße 5 in Würzburg.[4]
- zum Teil Juliusspital (Nordflügel mit Fürstenbau, beauftragt vom Bischof Johann Gottfried von Greifenklau), Würzburg, 1699/1700–1701, weitergeführt von Joseph Greissing[5]
- zum Teil Universitätskirche (Neubaukirche) in Würzburg, 1696–1701 (bis 1703), zusammen mit Joseph Greissing[6]
- Stiftskirche Haug, Würzburg, 1670–1691[7]
- Matthias-Ehrenfried-Haus (ehemaliges Stift Hauger Kapitelhaus), Würzburg, 1699–1701 (bis 1703), zusammen mit Joseph Greissing
- „Reuererkirche“, Würzburg 1662–1669
- Petersbau, Würzburg 1689–1691
- Bechtolsheimer Hof, Würzburg Ende 17. Jahrhundert
- ehem. Kollegiatstiftskirche St. Stephan, Bamberg, 1626–1699
- Unter Petrinis Leitung wurden bis 1668 bereits vier Bastionen und das Torhaus mit dem barocken Portal der Zitadelle Petersberg errichtet. Weitere vier Bastionen kamen bis um 1700 dazu. Charakteristisch für ihn waren vor allem die steinernen Masken an den Zitadellentoren, wie zum Beispiel der Löwenkopf mit herausgestreckter Zunge am Peterstor.
- Rosenbachpalais in Würzburg, um 1700 (Zuschreibung).
- „Schlösslein“ in Würzburg, 1700–1705 (abgebrochen 1720), Vorgängerbau der Würzburger Residenz
- Rheinseitige Toranlage der Haupttraverse der Zitadelle Mainz, 1660
- Neubau der Altmünsterkirche (Beteiligung)
- Franziskanerkirche, Paderborn (Fassade), 1671
- St. Antonius (Worbis), 1670–1678
- St. Andreas, Kloster Anrode, um 1670–1690
- Franziskanerkirche (Miltenberg), 1667–1688.
Sonstiges
BearbeitenDer Antonio-Petrini-Preis, der Architekturpreis der Stadt Würzburg, erinnert an den Baumeister und seine Bedeutung für Würzburg und das Frankenland.
Literatur
Bearbeiten- Lili Götz: Antonio Petrini, ein Beitrag zur Geschichte der Barockarchitektur in Franken. Dissertation Frankfurt am Main 1923.
- Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 616–620, 630 und 632–634.
- Lucia Longo: Antonio Petrini architetto (Calavino di Trento 1621 – Würzburg 1708). Trento 1974.
- Lucia Longo: Antonio Petrini. Ein Barockarchitekt in Franken. (= Schnell & Steiner Künstlerbibliothek). Schnell & Steiner, München/Zürich 1985, ISBN 3-7954-0374-X.
- Lucia Longo Endres: Petrini, Antonio. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 267 f. (Digitalisat).
- Clemens Schenk: Petrini – Greissing. Bauanalytische Untersuchungen zum Würzburger Barock. Dissertation Würzburg 1920.
- Hanswernfried Muth: Antonio Petrini. In: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege. Band 51, 1999, S. 243–250.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ursula Stevens: Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Baumeistern Petrini aus Caneggio im Muggiotal, Tessin, dem Maler Petrini aus Carona, Tessin, und den Baumeistern Serro aus Roveredo, Graubünden. In: Bollettino Genealogico della Svizzera Italiana. Nr. 12, Dezember 2008.
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. 2004, S. 616–617, 620 und 655.
- ↑ Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band 2. Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1969, S. 84 (Auverastraße […] – Petrinistraße […]).
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. 2004, S. 624 und 632.
- ↑ Vgl. auch Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 10.
- ↑ Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing. Mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann. In: Gesellschaft für fränkische Geschichte (Hrsg.): Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, VIII. Reihe. Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte. Band 16. Würzburg 2008, ISBN 978-3-86652-816-1, S. 132–136, 797 u. a.
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. 2004, S. 632.
Personendaten | |
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NAME | Petrini, Antonio |
KURZBESCHREIBUNG | fränkischer Baumeister italienischer Abstammung |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1631 |
GEBURTSORT | Caneggio |
STERBEDATUM | 8. April 1701 |
STERBEORT | Würzburg |