Aqaq-Acace

Katholikos von Seleucia-Ctesiphon und Patriarch der Kirche des Ostens

Aqaq-Acace oder Acacius (Mar Acacius, syrisch ܐܚ‍ܩ ܪܣ‍ܠ‍ܘܚ‍ܐ) war Katholikos von Seleucia-Ctesiphon und Patriarch der Kirche des Ostens von 485 bis 496.[1] Seine Amtszeit war geprägt durch interne christologische und ekklesiologische Auseinandersetzungen. Er kämpfte gegen eine Anpassung der Kirche des Osten an den „Nestorianismus“ an, eine Doktrin, die vor allem der Metropolit Barsauma von Nisibis vertrat. Acacius wird in der traditionellen Liste der Patriarchen der Kirche des Ostens geführt.

Kurze Berichte über die Amtszeit Acacius' werden in der Ecclesiastical Chronicle des jakobitischen Schriftstellers Bar Hebraeus (fl. 1280) und in den Kirchengeschichten der nestorianischen Schriftsteller Mari (12. Jh.), ʿAmr (14. Jh.) und Sliba (14. Jh.) überliefert. Sein Leben wird auch in der Chronik von Seert beschrieben.

Acacius’ Patriarchat

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Acacius spielte eine Schlüsselrolle bei den Ereignissen, die in den letzten beiden Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts zur Machtübernahme der Kirche des Ostens durch die Nestorianer führten. Als gemäßigter Kirchenmann wurde er 485 von den politischen Feinden des mächtigen Metropoliten Barsauma von Nisibis, eines Verfechters des Nestorianismus, zum Patriarchen ernannt, in der Hoffnung, er würde die Machtübernahme durch die Nestorianer verhindern. Doch trotz häufiger Streitigkeiten mit Barsauma war Acacius nicht imstande, den Sieg der mächtigen nestorianischen Fraktion zu verhindern. Synoden in Beth Edrai (485) und Seleukia-Ktesiphon (486)[2] verankerten die nestorianische Christologie in der Kirche des Ostens.[3]

Der folgende Bericht über Acacius’ Herrschaft [mit kleinen Auslassungen] stammt von Bar Hebraeus, der als jakobitischer Autor gegen die Nestorianer voreingenommen war. Im ersten Satz wird Barsauma (der Name bedeutet „Sohn des Fastens“) spöttisch „Bar Sula“, „Sohn des Schuhs“, genannt.

„Dann trafen sich die Bischöfe, die aus Bar Sula geflohen waren, in Seleukia und weihten einen gewissen Acacius zu ihrem Katholikus. Als Barsauma von Nisibis und Magna von Fars davon hörten, drohten sie, Acacius wie seinen Vorgänger zu töten, wenn er ihren Worten nicht Glauben schenkte. Und er gab ihnen erschrocken nach, hauptsächlich wegen der alten Zuneigung, die er noch immer für sie empfand; denn er war ein Mitschüler von Barsauma, Magna und Narsaï in der Schule von Edessa gewesen und war mit ihnen von dort geflohen; deshalb widersetzte er sich ihren Plänen nicht. Er berief auch eine Synode ein, in der er den Glauben des Nestorius bestätigte. Von da an war der Nestorianismus im ganzen Osten verbreitet und Unzucht wurde unter den Bischöfen, Priestern, Diakonen und dem Volk so weit verbreitet, dass christliche Babys auf Müllhalden und in den Straßen lagen und viele von ihnen von Hunden gefressen wurden, sodass Acacius gezwungen war, Häuser zu bauen, um die Waisen unterzubringen und die Frauen zu ernähren, damit sie die Nachkommen ihrer Lust aufziehen konnten. Auf diese Weise wurde unter tragischen Vorzeichen der nestorianische Glaube im Osten etabliert.“[4]

„Zu dieser Zeit wurde Acacius vom König der Perser als Botschafter zum Kaiser der Griechen geschickt, und die westlichen Bischöfe trafen sich mit ihm. Er wurde nach der nestorianischen Häresie gefragt, stritt jedoch ab, etwas von Nestorius oder seiner Häresie zu wissen, und sagte, dies sei nur ein beschämender Name, den ihnen ihr Feind Aksenaya gegeben habe. Bei seiner Rückkehr in den Osten fand Acacius Barsauma bereits gestorben vor. Einige sagen, die Mönche von Tur Abdin hätten ihn in der Kirche bedrängt und mit den Schlüsseln ihrer Zellen getötet, während andere sagen, sein Grab sei in der Kirche von Mar Yaʿqob in Nisibis zu sehen.“[5]

Während des Katholikosats von Acacius befahl der persische König Kavadh I. allen Religionsgemeinschaften in Persien, schriftliche Beschreibungen ihres Glaubens einzureichen. Acacius beauftragte Elishaʿ bar Quzbaye, den Dolmetscher der Schule von Nisibis, diese in Syrisch zu verfassen. Der Katholikos ließ sie dann ins Persische übersetzen und Kavad vorlegen. Dies muss zwischen 488 (Kavads Thronbesteigung) und 496 (Aqaqs Tod) geschehen sein.[6][7]

Einzelnachweise

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  1. William Ainger Wigram: An Introduction to the History of the Assyrian Church or The Church of the Sassanid Persian Empire 100-640 A.D. Society for Promoting Christian Knowledge. London 1910: S. 17.
  2. D. P. Curtin: Council of Seleucia-Ctesiphon: Under Mar Acacius 486 AD. September 2018. google books ISBN 978-1-0880-0065-6
  3. John Meyendorff: Imperial unity and Christian divisions: The Church 450-680 A.D.. In: The Church in history. vol. 2. St. Vladimir’s Seminary Press, Crestwood, NY 1989: S. 287.
  4. Then the bishops who had fled from Bar Sula met at Seleucia, and consecrated a certain Acacius as their catholicus. When Barsauma of Nisibis and Magna of Fars heard of this, they threatened to kill Acacius like his predecessor unless he accepted their words. And he, terrified, gave in to them, chiefly on account of the old affection that he still felt for them; for he had been a fellow-student of Barsauma, Magna and Narsaï in the school of Edessa, and had fled from there with them; and so he did not oppose their plans. He also convened a synod in which he confirmed the faith of Nestorius. From that time Nestorianism held sway throughout the East, and fornication became so common among the bishops, the priests, the deacons and the people that Christian babies lay on the rubbish tips and in the streets, and many of them were eaten by dogs, so that Acacius was forced to build houses to accommodate the orphans and to feed the women so that they might bring up the offspring of their lust. In this way, under tragic auspices, the Nestorian faith was established in the East.
  5. At that time Acacius was sent by the king of the Persians as an ambassador to the emperor of the Greeks, and the western bishops met with him. He was asked about the Nestorian heresy, but denied any knowledge of either Nestorius or his heresy, and said that this was just a shameful name given to them by their enemy Aksenaya. On his return to the East, Acacius found that Barsauma had already died. Some say that the monks of Tur ʿAbdin mobbed him in the church and killed him with the keys of their cells, while others say that his tomb can be seen in the church of Mar Yaʿqob in Nisibis. Bar Hebraeus: Ecclesiastical Chronicle (ed. Abeloos and Lamy), ii. 72–8
  6. Adam H. Becker: Fear of God and the Beginning of Wisdom: The School of Nisibis and the Development of Scholastic Culture in Late Antique Mesopotamia. University of Pennsylvania Press 2006: S. 92.
  7. Arthur Võõbus: History of the School of Nisibis. Secrétariat du Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. S. 126–127.
  • J. B. Abbeloos, T. J. Lamy: Bar Hebraeus, Chronicon Ecclesiasticum 3 vol., Paris, 1877.
  • Giuseppe Luigi Assemani: De catholicis seu patriarchis Chaldaeorum et Nestorianorum commentarius historico-chronologicus. Rom 1775. google books
  • Adam H. Becker: Fear of God and the Beginning of Wisdom: The School of Nisibis and the Development of Scholastic Culture in Late Antique Mesopotamia. University of Pennsylvania Press 2006.
  • Wilhelm Baum, Dietmar W. Winkler: The Church of the East: A Concise History. Routledge-Curzon, London-New York 2003. ISBN 978-1-134-43019-2 google books
  • E. W. Brooks: Eliae Metropolitae Nisibeni Opus Chronologicum. Rome 1910.
  • Jean-Baptiste Chabot: Synodicon orientale ou recueil de synodes nestoriens. Imprimerie Nationale, Paris 1902. archive.org
  • H. Gismondi: Maris, Amri, et Salibae: De Patriarchis Nestorianorum Commentaria I: Amri et Salibae Textus. Rom 1896.
  • H. Gismondi: Maris, Amri, et Salibae: De Patriarchis Nestorianorum Commentaria II: Maris textus arabicus et versio Latina. Rome 1899.
  • John Meyendorff: Imperial unity and Christian divisions: The Church 450-680 A.D.. In: The Church in history. vol. 2. St. Vladimir’s Seminary Press, Crestwood, NY 1989. google books ISBN 978-0-88141-056-3
  • William Ainger Wigram: An Introduction to the History of the Assyrian Church or The Church of the Sassanid Persian Empire 100-640 A.D. Society for Promoting Christian Knowledge. London 1910. google books ISBN 978-0-8370-8078-9
  • Arthur Võõbus: History of the School of Nisibis. Secrétariat du Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium.
VorgängerAmtNachfolger
BabwahiKatholikos der „Kirche des Ostens“
485–496
Mar Babai I.