Arachnidiopsis paradoxa

Art der Gattung Arachnidiopsis

Arachnidiopsis paradoxa ist ein Wimpertierchen unsicherer systematischer Stellung. Nach seiner Entdeckung 1918 galt es seit 1937 als verschollen. Erst 2006 gelang die Wiederentdeckung.

Arachnidiopsis paradoxa
Systematik
Domäne: Eukaryoten (Eukaryota)
ohne Rang: Diaphoretickes
ohne Rang: Sar
ohne Rang: Alveolata
ohne Rang: Wimpertierchen (Ciliophora)
Art: Arachnidiopsis paradoxa
Wissenschaftlicher Name
Arachnidiopsis paradoxa
Penard, 1918

Beschreibung

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Die Beschreibungen von Penard und Kreutz weichen z. T. deutlich voneinander ab. Dies mag mit der geringen Zahl von Exemplaren zusammenhängen, die Kreutz 2006 gefunden hat.

Merkmal Penard Kreutz
Länge 30–48 µm 25–30 µm
Form rund bis länglich oval, am Ende teils spitz oval, am Ende teils spitz
Anhänge zwei Tentakel am Vorderende, keine Cilien wie Penard

Vor allem bezüglich der Tentakel unterscheiden sich die Darstellungen von Penard und Kreutz.

Merkmal Penard Kreutz
Länge stark veränderlich (können eingezogen werden) etwa 30 µm
Dicke stark veränderlich (können abgeflacht werden) 2,2–4,5 µm
Querschnitt flach bis schlauchförmig oval
Innenaufbau mit Wasser gefüllt homogen hyalin

Darüber hinaus sollen die Tentakel nach Penard in der Lange sein, sich in entlang der Längsachse zu verdrehen und sich an Objekten anzuheften. Beides konnte von Kreutz jedoch nicht bestätigt werden.

Bewegung

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Die Tentakel sind in ständiger ruderartiger Bewegung, wobei sie sich häufig spiralig verdrehen.

Arachnidiopsis paradoxa ist auch fähig, sich amöboid zu bewegen, wobei der Zweck dieser Bewegung allerdings unklar ist.

Lebensraum und -weise

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Nach den bisherigen Funden zu urteilen, lebt Arachnidiopsis paradoxa wohl vor allem in und vom Detritus. Penard und Kreutz konnten jedoch auch symbiontische Bakterien im Zellinnern nachweisen.

Taxonomische Stellung

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Penard vermutete wegen des runden Zellkerns, es könne sich um Infusorien handeln. Alfred Kahl ordnete sie 1935 als Wimperntierchen unklarer Stellung ein. Allerdings ist es bis heute nicht gelungen, den sogenannten Kerndimorphismus nachzuweisen, die für Wimperntierchen typische Kombination aus zwei unterschiedlich großen Zellkernen (Mikro- und Makronukleus). Lediglich ein Makronukleus konnte bis jetzt nachgewiesen werden.

Die amöboide Bewegung und die symbiontischen Bakterien könnten jedoch auch auf eine Verwandtschaft zu den Amöben hindeuten.

Fundgeschichte

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Arachnidiopsis paradoxa wurde von Eugène Penard an zwei Orten in der Gegend von Genf entdeckt. Der erste war ein Sumpf, der als „Sumpf von Pinchat“ bezeichnet ist. Die genaue Lage ist heute unklar. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass es sich um den heutigen Genfer Ortsteil Pinchat gehandelt hat. Der zweite Fundort war höchstwahrscheinlich ein Teich im Zentrum von Genf im Parc de l’Ariana, allerdings wurde dieser Teich beim Bau des Palais des Nations zugeschüttet.

1937 veröffentlichte Penard dann einen Artikel, in dem er zur Suche nach Arachnidiopsis paradoxa aufrief. Seitdem galt der Organismus als verschollen.

Die Wiederentdeckung gelang im Jahr 2006 Martin Kreutz im Faulschlamm des Simmelrieds bei Konstanz. Nach 15 Jahren intensiver Untersuchungen wurden im Juli und November jenes Jahres je ein Exemplar entdeckt. Da das eine vorzeitig platzte und das andere, eher per Zufall entdeckte, zu sehr mit Detritus verschmutzt war, konnte nur eine begrenzte Untersuchung durchgeführt werden.

Literatur

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  • Martin Kreutz: Begegnung mit Arachnidiopis paradoxa. In: Mikrokosmos. Band 97, Heft 1, 2008. ISSN 0026-3680.
  • Martin Kreutz, W. Foissner: The Sphagnum ponds of Simmelried in Germany: A bio-diversity hot-spot for microscopic organisms. In: Protozoological Monographs. Vol. 3, 2006. Shaker Verlag, Aachen.
  • Alfred Kahl: Urtiere oder Protozoa (Infusoria). In: F. Dahl (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands. Gustav Fischer Verlag, Jena 1935.
  • Eugène Penard: L‘Arachnidopsis paradoxa. In: Bull. soc. Franç. Micr. Paris 6, 20–21 (1937).