Archäologischer Weichselfund 2012

Als archäologischer Weichselfund 2012 werden verschiedene historische Gebäudefragmente aus dem 17. Jahrhundert bezeichnet, die Mitte September 2012 in Warschau bei einem historischen Wassertiefstand der Weichsel im teilweise ausgetrockneten Flussbett gefunden wurden. Die aus Marmor hergestellten und verzierten Verkleidungs- und Dekorationselemente (Vasen, Brunnen, Balustraden-, Giebel-, Treppen- und Gewölbeteile) stammen vom Königlichen Schloss sowie der Villa Regia[1] in Warschau. Einige Artefakte zeigen das Wappen der Herrscherfamilie Wasa.

Der Fundort im ausgetrockneten Weichsel-Flussbett. Im Hintergrund ist das Żerań-Kraftwerk erkennbar
Das Warschauer Panorama zur Zeit der Eroberung durch die schwedischen Truppen in der Mitte des 17. Jahrhunderts; nach einem Stich von Friedrich Bernhard Werner

Geschichte

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Die Bauteile waren während der Besetzung der Stadt beim Zweiten Nordischen Krieg (in Polen als „schwedische Sintflut“ bezeichnet) auf Anweisung Königs Karl X. Gustav von den plündernden schwedischen Truppen geraubt worden. Auf mehreren Kähnen sollten die wertvollen Bauplastiken nach Danzig transportiert worden, um von dort aus per Seetransport nach Schweden geschickt zu werden. Einer der überladenen Kähne lief bei der Ausfahrt aus Warschau etwa auf Höhe der später errichteten Zitadelle auf Grund und zerbrach. Die Ladung sank auf den Flussgrund. Der damalige Bürgermeister der Stadt informierte König Johann II. Kasimir über den Vorgang wie auch die etwaige Lage des gesunkenen Beutegutes, sah sich aber außerstande, die Teile zu heben.[2]

Bereits im Jahr 2009 hatte das Archäologische Institut der Universität Warschau unter Begleitung des New Yorker Explorers Club begonnen, die versunkenen Bauteile zu suchen; einige konnten geborgen werden.[1][3] Der damalige Bergungsversuch wurde von der historischen Dokumentation eines Zufallsfundes im Rahmen von Sandgewinnungsarbeiten auf der Weichsel im Jahr 1906 angeregt. Die 2009 von Tauchern durchgeführten Arbeiten wurden von den schlechten Sichtverhältnissen in der Weichsel behindert.[4]

Der Wassertiefstand der Weichsel (58 Zentimeter) ermöglichte im September 2012 die bequeme Suche und Bergung auch des Großteils der versunkenen Ladung. Die Fundstelle liegt rund 500 m nördlich der „Danziger Brücke“ nahe dem rechten Weichselufer; das Wybrzeże Puckie verläuft in etwa 100 Meter Entfernung. Der Ort wurde auf Bitte des archäologischen Institutes umgehend von der Warschauer Polizei gesichert. Größere, bis zu 800 kg schwere Steinteile wurden von einem Mil Mi-8-Polizeihubschrauber auf das naheliegende Ufergelände verbracht und von dort zu einem Polizeilager transportiert. Zum Einsatz kam ebenfalls eine Pioniereinheit der polnischen Armee aus Kazuń Nowy, die mit zwei Amphibienfahrzeugen vom Typ PTS-M die Archäologen unterstützte.[5] Neben den historischen Bauteilen wurden auch Blindgänger aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gefunden.[6] Die geborgenen Teile werden nach ihrer Untersuchung beim Stadtkonservator vermutlich in das Schlossmuseum verbracht werden. Die Bedeutung des Fundes ist wegen der Zerstörung und nachfolgenden Sprengung des historischen Stadtschlosses und der Vernichtung aller Baupläne im Jahr 1944 groß. Heute gibt es nur wenige Originalbauten aus der Zeit vor der schwedischen Invasion in Warschau.[7]

Warschaus Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz besuchte die Ausgrabungsstelle am 21. September 2012.[2]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b gem. Karin Schlott und Daniel Koch, Warschau: Königlicher Bauschmuck lag über 350 Jahre in der Weichsel vom 28. November 2011 bei Epoc.de
  2. a b gem. Wisła oddaje skarby am 21. September 2012 auf der Website der Stadt Warschau (in Polnisch)
  3. gem. Co mają Szwedzi do skarbów na dnie Wisły vom 29. November 2011 bei Jedynka – Polskie Radio (in Polnisch)
  4. gem. Skarby z dna królowej polskich rzek vom 21. September 2012 bei Jedynka – Polskie Radio (in Polnisch)
  5. gem. Wydobycia skarbów z koryta Wisły vom 21. September 2012 bei SuperNowosci.pl (in Polnisch)
  6. gem. Rozpoczęła się akcja wydobycia z Wisły znalezisk z czasów Potopu Szwedzkiego@1@2Vorlage:Toter Link/warszawa.radioplus.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei Radio Plus-Wiadomośći (in Polnisch)
  7. gem. Jerzy S. Majewski, Co dalej z wiślanymi skarbami? Zróbmy jak Szwedzi! vom 23. September 2012 bei Gazeta.pl (in Polnisch)
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Commons: Niedrigwasser-Ausgrabung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 16′ 12,3″ N, 21° 0′ 30,2″ O