Die Aristophot AG mit Stammsitz in Taucha war ein auf die Reproduktion von Fotografien spezialisiertes Unternehmen, welches 1902 gegründet wurde und auch als Verlag fungierte.

Aristophot AG

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Rechtsform GmbH, Aktiengesellschaft
Gründung 1902
Auflösung 1909
Auflösungsgrund Geschäftsübernahme
Sitz Leipzig, Taucha (ab 1903)
Leitung Otto Lienekampf
Mitarbeiterzahl 300 (1908)
Branche Druckwesen, Verlagswesen

Geschichte

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Der Betrieb Aristophot. Photographische Maschinendruck-Anstalt wurde am 1. August 1902 in Reudnitz durch Otto Lienekampf gegründet, der zuvor über ein Jahr lang von Berlin und Leipzig aus die Zeitschrift Kunstgewerbe für's Haus verlegte.[1][2] Noch im gleichen Jahr wurde aus dem Betrieb eine GmbH. Im Juli 1903 übernahm Lienekampf die Anstalt für vervielfältigende Künste, beide Unternehmen hatten ihren Sitz in der Reudnitzer Göschenstraße 7.[3] Ende 1903 kam es zu einer Zusammenführung der beiden Firmen mit der Berliner Fabrik Adolph Engel. Vereinigte Photo-Lithographische- und Papierwaren-Industrie GmbH. Das zur Aktien-Gesellschaft Aristophot umgewandelte Unternehmen mit einem Grundkapital von 2.000.000 Mark hatte ab nun seinen Hauptsitz in Taucha.[4] Zu dem Zeitpunkt hatte Lienekampf auch schon die im schweizerischen Wädenswil ansässige PHOTOS. Aktien-Gesellschaft für photochemische Industrie übernommen, um sich die Produktion an hochwertigem Fotopapier zu sichern. Die Produktionsstätten in Berlin und in der Schweiz blieben erhalten.

 
Firmenwerbung 1904
 
Firmenwerbung, 1905

Spezialisiert war Aristophot auf die Herstellung und Vervielfältigung vom Silberbromid-Fotografien in hoher Auflage.[5] Zudem war das Unternehmen auch verlegerisch erfolgreich tätig, so als Kunst-, Postkarten-, Zigarettenbild- und Stereofotoverlag. Die Firma meldete zahlreiche Gebrauchsmuster und Patente beim Kaiserlichen Patentamt an.[6]

Das Unternehmen nahm an der Weltausstellung 1904 in St. Louis teil,[7] ein Jahr später gewann es eine Goldmedaille auf der Weltausstellung in Lüttich.[8]

1906 bezog Aristophot in Taucha ein neues Fabrikgebäude in der heutigen Weststraße 11, welches vom Architekten Georg Wünschmann entworfen wurde. In der Fabrik wurden die Ansichtskarten und Stereofotografien auf Silberbromid-Basis an vier großen modernen Maschinen in hoher Stückzahl im sogenannten Kilometerverfahren gefertigt. Dabei konnte jede der Maschinen vollautomatisiert an einem Tag aus einer einem Kilometer langen und 60 Zentimeter breiten Papierrolle Ansichtskarten bzw. Stereofotografien produzieren, von der Belichtung der Negative, über die Entwicklung der Positive bis hin zur Trocknung der Abzüge in einem etwa 60 Meter langen Trockenraum.[9] 1908 zählte man in der Fabrik 300 Beschäftigte, darunter 265 Arbeiter.

 
Aristophot-Fabrik in Taucha, 1907

Im November 1909 wurde Aristophot von der Berliner Luxuspapierfabrik Albrecht & Meister AG übernommen, in Taucha war die Fabrik als Produktionsstätte für die neuen Besitzer noch bis zum Jahr 1918 in Betrieb. Danach wurde das Gebäude von mehreren Firmen nachgenutzt, die letzten Reste wurden nach 1990 abgetragen.

Obwohl das Unternehmen bereits ab dem zweiten Jahr seines Bestehens nicht mehr in Leipzig ansässig war, wurde das Kürzel L für Leipzig im Firmenlogo beibehalten, auch in frühen Werbeanzeigen nach dem Umzug warb Aristophot noch mit dem Firmensitz Leipzig-Taucha.[10]

 
Aristophot-Signet auf einer Fotografie, 1909

Das Unternehmen Leitz nutzte später den Namen Aristophot für eine fotografische Einrichtung für Mikro- und Makroaufnahmen.[11]

Auszeichnung

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  • 1905: Goldene Medaille auf der Exposition Universelle et Internationale de Liège[8]
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Commons: Aristophot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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  • Sylvia Halfter: Fotografische Maschinendruckanstalt "Aristophot" (zerstört), ca. 1906. In: Frank Zöllner (Hrsg.): Georg Wünschmann (1868-1937). Ein Leipziger Architekt und die Pluralität der Stile (= Leipziger Beiträge zur Kunstgeschichte 1). Passage-Verlag, Leipzig 2006, ISBN 3-988543-23-X, S. 75–77.
  • Heinz-Jürgen Böhme, Günter Clemens: Bilderbogen. Leipziger Ansichtskartenserien von 1895 bis 1945. Pro Leipzig, Leipzig 2010, ISBN 978-3-936508-39-0, S. 44–45.

Einzelnachweise

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  1. Joseph Kürschner: Handbuch der Presse. Für Schriftsteller, Redaktionen, Verleger. Überhaupt für alle, die mit der Presse in Beziehung stehen. Hillger, Berlin, Eisenach und Leipzig 1902, DNB 574818014, S. 634 (online, abgerufen am 25. Juli 2024).
  2. Verkauf der Zeitschrift "Kunstgewerbe für's Haus", hrsg. von Clara von Sivers, an die Firma Otto Lienekampf in Berlin. 12. Februar 1902, Deutsche Nationalbibliothek, Sammlung der buchhändlerischen Geschäftsrundschreiben der Börsenvereinsbibliothek, Signatur: Bö-GR/S/1451. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  3. Leipziger Adreß-Buch 82 (1903). Edelmann, ZDB-ID 581994-5, S. 642 (online, abgerufen am 25. Juli 2024).
  4. Ankündigung. Aktien-Gesellschaft "Aristophot". Taucha, Leipzig, Berlin, Wädensweil. 23. Dezember 1903. Deutsche Nationalbibliothek, Sammlung der buchhändlerischen Geschäftsrundschreiben der Börsenvereinsbibliothek, Signatur: Bö-GR/A/418. Abgerufen am 25. Juli 2024.
  5. Archiv für Buchgewerbe 41 (1904), ZDB-ID 503017-1, S. 451–452 (online, abgerufen am 25. Juli 2024).
  6. beispielhaft: Gebrauchsmuster-Eintragungen. 57c. In: Photographische Mitteilungen. Halbmonatsschrift für Amateur-Photoraphie 42 (1905), ZDB-ID 516917-3, S. 44–45 (online, abgerufen am 25. Juli 2024).
  7. Theodor Lewald (Hrsg.): Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reichs. Weltausstellung in St. Louis 1904. Stilke, Berlin 1904, DNB 362504571, S. 415 (Onlineauszug, abgerufen am 25. Juli 2024).
  8. a b Photographische Chronik und Allgemeine Photographen-Zeitung 12 (1905), ZDB-ID 516934-3, S. 547 (online, abgerufen am 25. Juli 2024).
  9. Zu den Bauten von Georg Wünschmann in Leipzig. In: Wiener Monatshefte für Bauwesen und dekorative Kunst 13 (1907), ZDB-ID 217528-9, S. 37 (online, abgerufen am 25. Juli 2024).
  10. Georg Merseburger (Hrsg.): Leipziger Kalender. Ein illustriertes Jahrbuch für 1904. Johannes von Schalscha-Ehrenfeld, Leipzig 1904, S. 58 (Inseraten-Anhang).
  11. Aristophot – Photoeinrichtung für Mikro- und Makroaufnahmen. (PDF; 4,2 MB) In: Microscope Museum. Leitz, abgerufen am 25. Juli 2024 (Anleitung 1968).