Arnold Pressburger

österreichisch Filmproduzent

Arnold Pressburger (* 27. August 1885 in Pressburg, Österreich-Ungarn; † 17. Februar 1951 in Hamburg) war ein österreichischer Filmproduzent.

Arnold Pressburger, um 1924

Leben und Werk

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Arnold Pressburger übersiedelte 1910 nach Wien und gründete dort 1911 gemeinsam mit Siegmund Philipp den Filmverleih Philipp & Pressburger Allgemeine Kinematographen- und Film-Gesellschaft. Der Verleih entwickelte sich rasch zum größten der Monarchie.[1]

Ab 1915 begann die Gesellschaft vereinzelt auch Filme herzustellen, darunter Charlie, der Wunderaffe (Joe May, 1915) und Der Glücksschneider (Hans Otto Löwenstein, 1916). Daneben arbeitete Pressburger seit 1916 für die Österreichisch-ungarische Sascha-Messter-Filmfabrik GmbH, die 1918 Philipp & Pressburger aufkaufte, zur Sascha Filmindustrie AG umgewandelt wurde und für die Pressburger bis 1925 rund 100 Filme produzierte.

In diesem Umfeld lernte Pressburger auch den Schriftsteller und Drehbuchautoren Karl Gustav Vollmoeller kennen, der damals durch seine beiden Filme Das Mirakel und Venezianische Nacht internationale Erfolge feierte. Aus der Zusammenarbeit mit Regisseur Alexander Korda gingen die Filme Prinz und Bettelknabe (1920), Herren der Meere und Eine versunkene Welt (beide 1921/22) hervor.

Mihali Kertész, der später als Michael Curtiz internationale Berühmtheit erlangte, inszenierte unter Pressburgers Produktionsleitung unter anderem Die Dame mit dem schwarzen Handschuh (1919), Die Dame mit den Sonnenblumen, Die Sterne von Damaskus (beide 1920), Frau Dorothys Bekenntnis (1921), Sodom und Gomorrha (1922), Der junge Medardus (1923), Die Sklavenkönigin (1924/32) und Der goldene Schmetterling (1926).

Im Dezember 1925 gründete Arnold Pressburger in Berlin mit Josef Somló aus einer Firmenübernahme die Sascha Filmindustrie GmbH, die dann nach einer weiteren Umfirmierung und mit Hermann Fellner als zusätzlichem Teilhaber von 1926 bis 1934 als Produktionsfirma F.P.S. Film GmbH bestand.[2] Der Firmenname setzte sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen zusammen. 1930 verließ Pressburger die F.P.S. und gründete die Allianz-Tonfilm, die bis 1931 zehn Filme produzierte, darunter den Carmine-Gallone-Film Die singende Stadt (1930, mit Brigitte Helm und Jan Kiepura), Hans Behrendts Geschichtsdrama Danton (1930/31, mit Fritz Kortner und Gustaf Gründgens), Fritz Kortners Regiedebüt Der brave Sünder (1931, mit Max Pallenberg und Heinz Rühmann) und Phil Jutzis berühmte Döblin-Verfilmung Berlin – Alexanderplatz (1931, mit Heinrich George und Maria Bard). Seit 1931 arbeitete Pressburger auch für die Ufa, für die er u. a. Anatole Litvaks Filmlustspiel Nie wieder Liebe (1931, mit Harry Liedtke und Lilian Harvey) produzierte. In dieser Zeit arbeitete er erstmals auch mit Gregor Rabinowitsch zusammen.

Beide verließen die Ufa 1932 und gründeten gemeinsam die Cine-Allianz Tonfilm GmbH, die in den folgenden Jahren mehrsprachige Musikfilme mit bedeutenden Regisseuren wie Marcel Carné, René Clair, Arnold Fanck, Carmine Gallone, Fritz Lang, Max Ophüls, Reinhold Schünzel und Detlef Sierck und mit internationalen Stars wie Marta Eggerth, Willi Forst, Brigitte Helm und Jan Kiepura produzierte. Pressburger und Rabinowitsch waren Juden und im Zuge der „Arisierung“ der deutschen Filmindustrie wurde die Cine-Allianz 1935 in eine Liquidationsgesellschaft überführt; 1937 folgte die Enteignung. Rabinowitsch setzte seine Arbeit in Frankreich fort, Pressburger ging über Großbritannien nach Frankreich und von dort aus 1941 nach Hollywood, wo er erneut eine eigene Filmproduktionsgesellschaft – die Arnold Pressburger Films – gründete. Das Unternehmen brachte nur vier Filme hervor, deren Regisseure jedoch Weltrang hatten: The Shanghai Gesture (Josef von Sternberg, 1941), Hangmen Also Die (Fritz Lang, 1943), It Happened Tomorrow (René Clair, 1944) und A Scandal in Paris (Douglas Sirk = Detlef Sierck, 1946). Während der Dreharbeiten zu Peter Lorres Meisterwerk Der Verlorene starb Arnold Pressburger in Hamburg an den Folgen einer Gehirnblutung.

Arnold Pressburger war der Vater des Filmproduzenten Fred Pressburger (1915–1998).

Filmografie

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Als Produzent, wenn nicht anders angegeben:

Stummfilme

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Tonfilme

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Literatur

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  • Michael W. Esser: Produzent, Producteur, Producer. Arnold Pressburgers internationale Karriere. In: Sibylle M. Sturm, Arthur Wohlgemuth (Red.): Hallo? Berlin? Ici Paris! Deutsch-französische Filmbeziehungen 1918–1939. edition text + kritik, München 1996, ISBN 3-88377-538-X, S. 101–110 (Ein CineGraph Buch).
  • Jan Distelmeyer (Red.): Alliierte für den Film. Arnold Pressburger, Gregor Rabinowitsch und die Cine-Allianz. edition text + kritik, München 2004, ISBN 3-88377-779-X, (Ein CineGraph Buch).
  • Hans M. Bock (Hrsg.): CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. 8 Teile. edition text + kritik, München 2010, ISBN 978-3-86916-090-0.
  • Kay Weniger: 'Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …'. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. S. 399 ff., ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8
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Einzelnachweise

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  1. Joachim Riedl (Hrsg.): Wien, Stadt der Juden. Zsolnay, Wien 2004, ISBN 3-552-05315-8, S. 395 (Biographie-Teil).
  2. HRB Nr. 12655, Einträge im Berliner Handelsregister am 12. März 1926, 6. Juli 1926 und 6. April 1934