Asiarch

eine herausgehobene Funktion in der römischen Provinz Asia (römisches Kaiserreich)

Ein Asiarch (griechisch Ἀσιάρχης, wörtlich „Herrscher von Asia“) übte eine herausgehobene Funktion in der römischen Provinz Asia aus, deren Natur allerdings nicht völlig klar ist. Vermutlich waren die Asiarchen die jährlichen Bevollmächtigten der bedeutendsten Städte der Provinz, die dem Provinziallandtag (koinon) vorstanden sowie die öffentlichen Spiele zu Ehren der Götter und der römischen Kaiser (Kaiserkult) anordnen und auf ihre Kosten ausführen mussten. Sie hatten ihren Sitz in den Städten, in denen diese Festspiele stattfanden und die Tempel der betreffenden Götter standen, z. B. in Ephesos oder Pergamon. Sie wurden von den Städten gewählt und vom Prokonsul bestätigt. Asiarchen sind aus zahlreichen Inschriften bekannt, finden aber auch im Neuen Testament[1] sowie im Martyrium Polykarps[2] Erwähnung.

In der Forschung umstritten ist die Identität der Asiarchen mit den „Hohepriestern der (Provinz) Asia“ (archiereus tes Asias), deren kultisches Amt in zahlreichen Inschriften ebenfalls mit dem Kaiserkult in ausgewählten Städten verbunden ist. Während die meisten Wissenschaftler die traditionelle Auffassung vertreten, dass Asiarch und archiereus zwei Bezeichnungen für dasselbe Amt sind, gehen einige Forscher davon aus, dass die Asiarchen im Gegensatz zu den Hohepriestern ein lokales Amt bekleideten.[3]

Den Asiarchen entsprachen in anderen römischen Provinzen der östlichen Reichshälfte die Bithyniarchen, Galatarchen oder Lykiarchen.

Literatur

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  • Rosalinde A. Kearsley: Asiarchs, archiereis, and the archiereiai of Asia. In: Greek, Roman and Byzantine studies 27 (1986), S. 183–192.
  • Rosalinde A. Kearsley: Asiarchs: Titulature and function. A reappraisal. In: Studii Clasice 26 (1988), S. 57–65.
  • Peter Herz: Asiarchen und Archiereiai. Zum Provinzialkult der Provinz Asia. In: Tyche 7 (1992), S. 93–115.
  • Steven J. Friesen: Asiarchs. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 126 (1999), S. 275–290 (online (PDF-Datei; 101 kB)).
  • Steven J. Friesen: Highpriests of Asia and Asiarchs. Farewell to the identification theory. In: Peter Scherrer (Hrsg.): Steine und Wege. Festschrift für Dieter Knibbe zum 65. Geburtstag. Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1999, S. 303–307, ISBN 3-900305-29-3.
  • Helmut Engelmann: Asiarchs. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 132 (2000), S. 173–175 (online (PDF-Datei; 36 kB)).
  • Peter Weiß: Asiarchen sind Archiereis Asias. Eine Antwort auf S. J. Friesen. In: Widerstand – Anpassung – Integration. Die griechische Staatenwelt und Rom. Festschrift für Jürgen Deininger zum 65. Geburtstag. Steiner, Stuttgart 2002, S. 241–254, ISBN 3-515-07911-4.
  • Babett Edelmann-Singer: Koina und Concilia. Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich, Stuttgart 2015.

Anmerkungen

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  1. Apostelgeschichte 19,31.
  2. Martyrium Polykarps 12, 2.
  3. So schon Karl Georg Brandis: Asiarches. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 1564–1578. Wichtigste Vertreter dieser Auffassung in der neueren Forschung sind Rosalinde A. Kearsley und Steven J. Friesen. Die Identität von Asiarchen und Hohepriestern haben dagegen in den letzten Jahren etwa Peter Herz, Helmut Engelmann und Peter Weiß vertreten.