Atelier für Sonderaufgaben

1999 in St. Gallen gegründetes klein-künstlerisches Unternehmen zur Realisierung von Kunstprojekten

Das Atelier für Sonderaufgaben ist ein 1999 in St. Gallen gegründetes klein-künstlerisches Unternehmen zur Realisierung von Kunstprojekten. Es besteht aus den Konzeptkünstlern Patrik und Frank Riklin. Die Zwillingsbrüder (* 17. Dezember 1973) haben beide ein Kunststudium absolviert, sich aber bald vom klassischen Kunstbetrieb abgewandt, um ihre kreativen Ideen kompromisslos umsetzen zu können.

 
Bignik in Brig, 2024 (am aufräumen, daher unvollständig)

Häufig steht bei ihren Projekten die soziale Interaktion im Vordergrund, so z. B. bei BIGnik und Quatschmobil.[1]

Zum 200-Jahr-Jubiläum des Schweizerischen Kunstvereins realisierte das Atelier für Sonderaufgaben den Film Die Kunst, das Leben und der Tod.[2]

Für das von ihnen für ein Projekt ersonnene Label Null Stern Hotel (erstmals 2008 in Sevelen und 2009 in Teufen AR realisiert) bekamen sie neben weltweiter Beachtung[3] auch ein Kaufangebot in Millionenhöhe, das sie aber ablehnten.[4] Null-Stern bedeutete anfangs das Übernachten in Bunkern. Im Jahr 2016 wurde das Null-Stern-Hotel neu erfunden: Das erste Null Stern Hotel der neuen Generation im Safiental war nun vollkommen "immobilienbefreit". Die Übernachtung auf diesem Bett unter freiem Himmel kostete nun wegen des hohen Personalaufwandes das zehnfache des alten Bunkerhotels und beinhaltete einen Butlerservice durch lokale Gastgeber. In der Ostschweiz folgten zwei Jahre später weitere "Zero Real Estate"-Übernachtungsmöglichkeiten.[5][6][7]

Das vom Auftraggeber Reckhaus GmbH & Co KG in Bielefeld ursprünglich als aussergewöhnliche Werbung für eine Fliegenfalle geplante Kunstprojekt Fliegenretten in Deppendorf[8] inspirierte den Firmeninhaber Hans-Dietrich Reckhaus zu seinem Gütezeichen Insect Respect (R)[9] sowie zu den Büchern Warum jede Fliege zählt (3. Auflage 2018)[10] und Fliegen lassen (Murmann Verlag, 2020). Dieses Projekt war überdies Gegenstand einer Fallstudie von Berit Sandberg und Antje Hering im Rahmen des Forschungsprojektes Arts Push Business – Kunst-Unternehmens-Kooperationen (KUK) als Motor für Wirtschaft und Kunst an der HTW Berlin.[11]

Ihr Buch- und Kunstprojekt Denkpause (2013), das eigentlich als Beitrag zum «Kultursommer Mels» 2010 geplant gewesen war, wurde 2012 vom Kanton St. Gallen mit Fr. 15’000. gefördert (Projektnummer L.12.1.23).[12]

Für die im Zürcher Norden realisierte Arealentwicklung Mehr Als Wohnen diverser Zürcher Wohnbaugenossenschaften durfte das Atelier sich an dem dreiphasigen Kunstprojekt «Neuer Norden Zürich» beteiligen,[13] es entstand ein spezieller «Trinkbrunnen» (Getränkeautomat).

BIGNIK ist ein jährlich wachsendes Kunstprojekt der REGIO Ostschweiz und soll bis ins Jahr 2043 fort geführt werden. Bis zum Ende des Projekts soll eine Picknickdecke für jeden Einwohner periodisch an einem Ort zusammengeführt werden. Die letzte Vereinigung der Decken vor Corona fand 2019 in Trogen AR statt.

2018 lieferten sie einen Beitrag an das Festival Super simple des Schweizerischen Werkbundes.[14]

Im Juni 2020 wurden in St. Gallen die „Zehn Gebote Vol. 2“ in Stein gemeisselt. Die Theologin Veronika Bachmann kritisierte die Aktion wegen fehlender Auseinandersetzung: Sie schrieb „Wer sich künstlerisch daran macht, mit grossen Traditionen in einen Dialog zu treten, sollte diese Traditionen kennen“ und monierte im Speziellen die Verbreitung der Firmenideologie des Unternehmens fyooz.[15] Per Zug reisten die 10 Steinplatten danach nach Zürich und wurden im Schanzengraben versenkt. Die Stadt erliess daraufhin einen Räumungsbefehl, worauf die Steinplatten Kunstasyl beantragten. Das Museum für Kommunikation Bern gewährte den Platten Asyl. Für den Transport von Zürich nach Bern im Sommer 2021 wurde eine Sackkarren-Performance mit Freiwilligen gewählt.[16][17]

Projekte (Auswahl)

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Die Brüder sind die zwei jüngsten von insgesamt sechs Kindern. Die Mutter Ursula Ricklin studierte Romanistik, Germanistik und Musikwissenschaften.[25] Danach widmete sie sich der Familie. Der Vater Alois Riklin lehrte als Professor und später als Rektor an der Hochschule St. Gallen Politikwissenschaften.[26]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Maura Kressig, Selina Kaess: Durch partizipative Kunst den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Bachelorarbeit an der HSLU, 2015 (PDF, S. 51 ff.)
  2. Artikel aus dem Kunstbulletin 9/2006 auf artlog.net
  3. Christian Spiess: Alternative Nutzungsmöglichkeiten für Schweizerische Militär- und Zivilschutzanlagen – Bestandesanalyse und Potentialabklärung. Masterthesis an der Universität Zürich, 2010 (PDF, S. 35–40)
  4. Box 2: Künstlerkollektiv Frank und Patrik Riklin (Atelier für Sonderaufgaben). In: Holger J. Schmidt, Carsten Baumgarth (Hrsg.): Forum Markenforschung 2018. Springer-Verlag, 2020 (S. 129, mit Foto und Links)
  5. Immobilienbefreite Hotelzimmer Ostschweizer Tourismusverbände lancieren «Null-Stern-Hotels» (Memento des Originals vom 28. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.htr.ch
  6. Null-Stern-Hotel unterm Sternenhimmel für 230 Euro, Spiegel, 21. Juli 2016
  7. Freiluftzimmer, Lifeathome.ch, 26. August 2016
  8. Website zur Aktion
  9. Die Geschichte (Memento des Originals vom 19. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.insect-respect.org dazu auf insect-respect.org
  10. englische Ausgabe: Why Every Fly Counts: Value and Endangerment of Insects. Springer International Publishing, 2017 (2. Auflage 2019)
  11. KUK-Fallstudie VIII: Reckhaus GmbH & Co. KG - „Fliegen retten in Deppendorf“ (PDF)
  12. Kulturförderung St. Gallen (PDF)
  13. Margrit Hugentobler, Andreas Hofer, Pia Simmendinger: Mehr als Wohnen. Birkhäuser Verlag, 2015, S. 165 f.
  14. Super simple Lösungen. Artikel in der schreinerzeitung.ch vom 22. Januar 2018.
  15. Zehn Gebote: Theologin antwortet Riklin-Brüdern, kath.ch, 30. Juli 2020
  16. «Zehn Gebote Vol. 2» bekommen Kunstasyl, presseportal-schweiz, 11. August 2020
  17. Die «Zehn Gebote Vol. 2» kommen nach Bern, factsheet des Ateliers für Sonderaufgaben
  18. Caroline Micaela Hauger: Die Zeit ist reif für einen neuen Minimalismus. Schweizer Illustrierte vom 12. Juli 2020
  19. Wenn das Telefon der Riklin-Brüder klingelt. Artikel im Zofinger Tagblatt vom 23. August 2019
  20. Dieter Langhart: Zweisamkunst. Porträt in Ze!tpunkt vom 5. Juni 2018
  21. Stubenfliege kommt an die HSG, Artikel auf news.ch vom 16. Dezember 2014
  22. Juho Nyberg: Vision Social-Urban-Zone: Trinkbrunnen von Leutschenbach. Video auf swiss-architects.com
  23. Susanne von Schenck: Das teure Null Sterne Hotel. Deutschlandfunk Kultur vom 22. August 2016
  24. Nicola Brusa: Wir kommen schnell hoch!. Tages-Anzeiger vom 21. März 2017
  25. Ursula Riklin-Lorenz. Nachlese einer Worttänzerin. In: St. Galler Tagblatt, abgerufen am 28. Juli 2023.
  26. Kunst der Zwillingsbrüder Riklin stellt den Alltag auf den Kopf, Sternstunde Kunst SRF, 23. Februar 2020