Attisches Talent

antike Währungs- und Gewichtseinheit aus Athen

Das Attische Talent (griech. τάλαντον, talanton für Waage, Gewicht; lat. talentum), auch als Athenisches Talent oder Griechisches Talent bezeichnet, ist eine antike Maßeinheit der Masse, die ca. 26 kg entspricht.[1] Wie andere antike Maßeinheiten für Massen wurde das Talent durch Aufwägen von reinem Silber (seltener Gold oder Kupfer) als Währung benutzt.

Eine Dekadrachme (10-Drachmen Silber Münze) aus Syrakus, 400 v. Chr. Ein Talent entsprach 600 dieser Dekadrachmen.

Ursprünglich entsprach einem Talent die Menge an Wasser, die man zum Füllen einer Amphore benötigte[2], die ein Volumen von 39 Litern hatte.[1]

Eine Tetradrachme (4-Drachmen Silber Münze) aus Athen. Ein Talent entsprach 1.500 dieser Tetradrachmen.

Ein attisches Talent entsprach 60 Minen bzw. 6.000 Drachmen oder 36.000 Oboloi.[1] Die Basis des attischen Münzstandards war die Tetradrachme aus Silber mit einem Gewicht von 17,2 Gramm.[3] Daraus kann das Gewicht eines Talent Silber zu 25,8 kg bestimmt werden (1500 Tetradrachmen à 17,2 Gramm).

Das Talent und die Mine sind im Geldsystem aber rein rechnerische Größen, die größte Münze in Athen war die Dekadrachme.[4]

Unterteilung

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Das attische Talent ist wie folgt unterteilt[5]:

Mine Drachme Obolus
1 Talent 60 6.000 36.000
1 Mine 100 600
1 Drachme 6

Diese Unterteilung des attischen Talents bleibt in der griechisch-hellenistischen Welt über die Jahrhunderte hinweg unverändert bestehen.

Kaufkraft

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Kaufkraftvergleiche sind generell schwierig, deshalb hier nur einige Zahlen:

Aus seinen Silberbergwerken in Laurion bezog Athen in manchen Jahren 200 Talente Silber,[6] das entspricht 5,2 Tonnen Silber. Nach Thukydides betrug der jährliche Durchschnitt der Einnahmen aus den Beiträgen der Verbündeten im attischen Seebund 600 Talente (15,6 Tonnen Silber), darüber hinaus lagerten auf der Akropolis 6000 Talente Silber (156 Tonnen Silber).[7] Als Gesamtsumme der jährlichen Beiträge waren im attischen Seebund ursprünglich 460 Talente festgesetzt worden,[8] im Jahre 431 v. Chr. bezog Athen aber z. B. nur 430 Talente von seinen Bundesgenossen.[9]

Ein Richter (Heliast) erhielt seit Perikles[10] je Sitzungstag einen Obolus, auf Kleons Veranlassung hin seit 425 v. Chr. drei Oboloi (d. h. eine halbe Drachme) pro Tag.[11] Für einen Obolus erhielt man einen Chous Wein (ca. 3 Liter)[12]. Der Eintritt ins Theater kostete 2 Obolen, das entsprach dem Tageslohn der Armen in der Bevölkerung[13].

In Athen betrug der durchschnittliche Lohn für einen gelernten Arbeiter eine Drachme am Tag gegen Ende des fünften Jahrhunderts und zweieinhalb Drachmen 377 v. Chr.[14] Der Sold eines Hopliten betrug im vierten und fünften Jahrhundert ebenfalls eine Drachme pro Tag[15]. Für 3 Drachmen erhielt man in Athen am Ende des fünften Jahrhunderts einen Medimnos Getreide,[16] das entspricht einer Menge von ca. 52 Liter.[17]

Bei der Errichtung des Parthenon erhielt ein Bildhauer für jede Figur des Frieses 60 Drachmen, wie aus einer Inschrift am Gebäude hervorgeht[18].

Während des Peloponnesischen Krieges betrug der Sold eines Ruderers (Theten) eine Drachme am Tag. Eine Triere mit 200 Ruderern kostete daher allein an Sold für die Ruderer ein Talent Silber pro Monat.[19] Eine Flotte von hundert Schiffen hatte also pro Monat Lohnkosten von 100 Talenten (2,6 Tonnen Silber) nur für die Ruderer. Nach Meier betrug der Sold für einen Ruderer nur eine halbe Drachme pro Tag: Bei circa 200 Mann Besatzung kostete die Löhnung pro Schiff und Tag rund 100 Drachmen, im Monat 3000, das war ein halbes Talent. Eine Flotte von hundert Schiffen hatte also, falls sie sechs Monate im Dienst war, Lohnkosten von 300 Talenten.[20]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c Herodotus, Robin Waterfield und Carolyn Dewald, The Histories (1998), S. 593.
  2. Talent (Biblical Hebrew), Unit of Measure, unitconversion.org.
  3. Darel Engen: The Economy of Ancient Greece, EH.Net Encyclopedia, 2004. (Abschnitt Money and Banking: The basis of the Attic standard was the silver tetradrachm of 17.2 grams)
  4. Peter Connolly, Hazel Dodge: Die antike Stadt, Könemann Verlagsgesellschaft mbH Köln 1998, ISBN 3-8290-1104-0, S. 47
  5. Dictionary of Greek and Roman Antiquities (Memento vom 21. September 2013 im Webarchiv archive.today)
  6. Darel Engen: The Economy of Ancient Greece, (Abschnitt Land: The mines were extremely productive, providing Athens with an income of 200 talents per year for twelve years from 338 B.C. onward.)
  7. Thukydides, Der Peloponnesische Krieg, http://en.wikisource.org/wiki/History_of_the_Peloponnesian_War/Book_2 (Siehe den Abschnitt 13: Apart from other sources of income, an average revenue of six hundred talents of silver was drawn from the tribute of the allies; and there were still six thousand talents of coined silver in the Acropolis, out of nine thousand seven hundred that had once been there)
  8. Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Vom Autor durchgesehene und erweiterte Taschenbuchausgabe. Goldmann, München 1995. ISBN 3-442-12852-8, S. 297–298.
  9. MünzenWoche % - %. 7. Juli 2022, abgerufen am 19. August 2024 (deutsch).
  10. http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0046%3Achapter%3D27%3Asection%3D2 (Siehe den Abschnitt 27.2: Also Pericles first made service in the jury-courts a paid office, as a popular counter-measure against Cimon's wealth.)
  11. Aristophanes, Die Ritter (Zeile 255) und Die Wespen (Zeilen 609, 684, 690, 788–790, 1121).
  12. James Davidson: Courtesans and Fishcakes. The Consuming Passions of Classical Athens. Fontana Press, London 1998, ISBN 0-00-686343-4, S. 59.
  13. Peter Connolly, Hazel Dodge: Die antike Stadt S. 91
  14. Darel Engen: The Economy of Ancient Greece, EH.Net Encyclopedia, 2004. (Abschnitt Labor: In Athens the typical wage for a skilled laborer was one drachma per day at the end of the fifth century and two and a half drachmai in 377.)
  15. Thukydides, Der Peloponnesische Krieg, http://en.wikisource.org/wiki/History_of_the_Peloponnesian_War/Book_3 (Siehe den Abschnitt 17: Potidaea being blockaded by a force of heavy infantry (each drawing two drachmae a day, one for himself and another for his servant))
  16. Darel Engen: The Economy of Ancient Greece, EH.Net Encyclopedia, 2004. (Abschnitt Labor: The price of wheat in Athens at the end of the fifth century was 3 drachmai per medimnos.)
  17. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Medimnos.
  18. Peter Connolly, Hazel Dodge: Die antike Stadt S. 77 "An Pyromachus von Kephisia für den Jüngling neben dem Panzer: 60 dr. […] An Mynnion, Einwohner von Agryle, für das Pferd und den Mann, der es schlägt. Er hat später die Säule hinzugefügt (weswegen er etwas mehr bekam): 127 dr."
  19. Cecil Torr: Triremes. In: The Classical Review 20, 1906, S. 137.
  20. Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Vom Autor durchgesehene und erweiterte Taschenbuchausgabe. Goldmann, München 1995. ISBN 3-442-12852-8, S. 298–299. Gestützt wird diese Annahme durch Angaben bei Xenophon in der Hellenika, wonach zum Ende des Peloponnesischen Krieges die Perser 4 Oboloi zahlten und den Athenern damit in Ionien die Ruderer abwarben, was nur möglich gewesen wäre, wenn die Athener 3 Oboloi gezahlt hätten.