aufstehn

Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Wien

#aufstehn ist eine 2015 gegründete gemeinnützige Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Wien. Sie hat sich nach dem Vorbild partizipativer, zivilgesellschaftlicher Online-Plattformen wie Campact, 38 Degrees oder MoveOn gegründet und bietet ein internetbasiertes Beteiligungsforum, mit dem sich Menschen entlang ihrer Anliegen online zusammenschließen. So können Protest-E-Mails oder -Anrufe nicht vereinzelt, sondern gebündelt in Form von Online-Petitionen an politische Entscheidungsträger gerichtet werden. Zurzeit sind nach eigenen Angaben mehr als 365.000 Menschen bei #aufstehn registriert, die sich regelmäßig an den Kampagnen beteiligen.

#aufstehn
Logo
Rechtsform Verein
(ZVR: 019044391)
Gründung 2015
Sitz Wien
Zweck Förderung
  • des demokratischen Staatswesens
  • politischer Partizipation und Mitbestimmung
  • der Volksbildung
  • des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger Zwecke
Vorsitz Carl Pick
Geschäftsführung Maria Mayrhofer
Mitglieder Unterstützer: 365.000 (Jänner 2023)
Website www.aufstehn.at

Struktur

Bearbeiten

Der Verein „Aufstehn.at – Verein zur Förderung zivilgesellschaftlicher Partizipation“ verfügt über eine Geschäftsführerin und 13 Vollzeit- bzw. Teilzeitangestellte. Sie organisieren die über 365.000 Unterstützer und leiten die #aufstehn-Kampagnen. Darüber hinaus betreut das #aufstehn-Team die Petitionsplattform mein #aufstehn[1], die Engagierten die Möglichkeit bietet, eigene Petitionen und Kampagnen zu starten.

Dem Verein steht ein sechsköpfiges Vorstandsteam vor. #aufstehn hat Partnerorganisationen in vielen anderen Ländern wie beispielsweise Deutschland (Campact), Polen (Akcja Demokracja), Rumänien (Declic), Schweden (Skiftet), der Schweiz (Campax) und Ungarn (aHang), mit denen die Organisation bei europäischen oder internationalen Themen und Kampagnen zusammenarbeitet.

Finanzierung

Bearbeiten

Der Verein ist gemeinnützig und wird zum Großteil aus Spenden von Einzelpersonen und Förderbeiträgen finanziert. #aufstehn agiert partei- und konzernunabhängig[2].

 
#aufstehn-Aktion gegen die Zerschlagung der AUVA 2018

#aufstehn organisiert Kampagnen zu einer großen Bandbreite politischer Themen. Ziele der Organisation sind unter anderem, zu Themen zu mobilisieren und sie in den öffentlichen Diskurs zu bringen.

Zu den erfolgreichsten Kampagnen der letzten Jahre zählen unter anderem #solidaritystorm,[3] die #aufstehn-Kampagne gegen Hass und sexualisierte Gewalt im Netz. Für die Initiative gegen Hass im Netz wurde Geschäftsführerin Maria Mayrhofer 2016 mit dem Wiener Frauenpreis ausgezeichnet.[4]

Über mein #aufstehn sammelte die Plattform knapp 200.000 Unterschriften gegen die Zerschlagung der allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), einer Einrichtung der österreichischen Sozialversicherung.[5]

Nachdem die österreichische Bundesregierung aus dem Migrationspakt der Vereinten Nationen austrat, bot #aufstehn die Möglichkeit, als Einzelperson symbolisch den Pakt zu unterzeichnen, der über 180.000 Menschen nachkamen.[6]

In einem Bündnis mit Greenpeace, der Volkshilfe Österreich, dem Frauen*Volksbegehren und anderen Organisationen rief #aufstehn vor der Europawahl 2019 einen europaweiten Aktionstag aus, um möglichst viele Menschen zum Wählen zu motivieren.[7] Die Demonstration unter dem Motto „Ein Europa für Alle!“ mit anschließenden Konzerten am Wiener Heldenplatz eine Woche vor der Wahl wurde laut Veranstaltern von 8.000 Personen besucht.[8]

In der Diskussion um das Denkmal für Karl Lueger hat #aufstehn Expertinnen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengebracht, um gemeinsam Empfehlungen zu erarbeiten und einen klaren Vorschlag an die Wiener Stadtregierung zu übergeben: Die Statue müsse ihren ehrenden Status verlieren, der Lueger-Platz müsse zum Raum der Auseinandersetzung über Antisemitismus und Rassismus einst und heute werden.[9][10]

Jährlich organisiert #aufstehn die globalen Klimastreiks in Österreich mit und fordert immer wieder Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft auf, endlich dringend notwendige Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.[11][12]

Nachdem die ÖVP einen Gesetzesvorschlag eingebracht hatte, mit dem sie Hausdurchsuchungen bei Politikerinnen – wie bei Finanzminister Gernot Blümel[13] – unmöglich machen wollte, startete #aufstehn eine Aktion: Über 8.000 Unterstützer haben Stellungnahmen gegen den „Razzia-“ oder „Vertuschungsparagrafen“ abgegeben. Daraufhin wurde das Gesetz entschärft, Hausdurchsuchungen bei Politikerinnen sind weiter möglich.[14][15]

Mit der Kampagne „Schluss mit der Inseratenkorruption!“ forderte #aufstehen nach den Korruptionsvorwürfen gegen Sebastian Kurz eine neue Medienförderung, mehr Transparenz und ein Ende der Inseratenkorruption. Sie verbündeten sich mit dem „Rechtsstaat- und Antikorruptionsvolksbegehren“, der Initiative „Saubere Hände“ und weiteren Organisationen: Gemeinsam fordern sie alle fünf Parteien im Nationalrat auf, sich schriftlich dem Kampf gegen Korruption und für eine saubere Politik zu verpflichten.[16]

Abgrenzung zu „Aufstehen“

Bearbeiten

#aufstehn distanziert sich von der 2018 gegründeten Sammlungsbewegung Aufstehen und bat die deutsche Initiative, Namen, Hashtag, Schriftart und Farbe zu ändern, da Verwechslungsgefahr bestehe, #aufstehn sich inhaltlich deutlich unterscheide und man nicht „in das Fahrwasser einer parteipolitisch ausgerichteten Bewegung kommen“ wolle.[17] Dazu war Aufstehen nicht bereit, man habe sich lediglich darauf einigen können, dass das deutsche Projekt künftig auf das Hashtag im Logo verzichtet, um das Verwechslungsrisiko zu verringern.[18]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. mein #aufstehn. Abgerufen am 2. Januar 2023 (österreichisches Deutsch).
  2. Unser Umgang mit Spenden. #aufstehn, abgerufen am 7. Januar 2022 (deutsch).
  3. #solidaritystorm. Abgerufen am 5. März 2019.
  4. Preisträgerinnen des Wiener Frauenpreises. Website der Stadt Wien, abgerufen am 5. März 2019.
  5. "Aufstehn": 200.000 Unterschriften gegen AUVA-Zerschlagung. In: Die Presse. 16. Mai 2018, abgerufen am 5. März 2019.
  6. Migrationspakt:Regierung mauert, Online-Initiative macht mobil. In: Kleine Zeitung. 6. November 2018, abgerufen am 5. März 2019.
  7. EU-Wahl: Bündnis aus Zivilgesellschaft will zum Wählen mobilisieren. Abgerufen am 4. Oktober 2019.
  8. Demo „Ein Europa für alle“: „Glaube, die Wahl wird viele interessieren“. Abgerufen am 4. Oktober 2019.
  9. Dr. Karl Lueger: Der Antisemit und seine öffentlichen Plätze. Abgerufen am 7. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  10. Eva Walisch: Experten fordern: Lueger-Statue soll gestürzt werden. In: Die Presse. 5. Mai 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
  11. Andreas Puschautz: Klimastreik am Freitag: Österreichs erste Online-Demonstration. In: Kurier. 24. April 2020, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Januar 2022.[node:path @1][node:path @2]Vorlage:Toter Link/kurier.at (Seite nicht mehr abrufbar. [node:path Suche in Webarchiven])
  12. wien ORF at/Agenturen red: Rege Teilnahme am Klimastreik in Wien. 24. September 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
  13. Wie die Hausdurchsuchung bei Gernot Blümel ablief. Abgerufen am 7. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  14. derStandard.at. Abgerufen am 7. Januar 2022.
  15. Wie wir den Vertuschungsparagrafen entschärft haben. #aufstehn, abgerufen am 3. März 2022 (deutsch).
  16. Anti-Korruptionsvolksbegehren: Aktivisten fordern Informationsfreiheitsgesetz. 7. Dezember 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
  17. Christian Teevs: Österreicher fühlen sich von Wagenknecht kopiert. In: Spiegel Online. 27. August 2018, abgerufen am 5. März 2019.
  18. Was hat #aufstehn mit “Aufstehen” zu tun? - Nichts! Abgerufen am 5. März 2019.