Axel Jensen
Axel Buchardt Jensen (geboren am 12. Februar 1932 in Trondheim; gestorben am 13. Februar 2003 in Kristiansand) war ein norwegischer Schriftsteller.
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Leben
BearbeitenAxel Jensen stammte aus einer wohlhabenden norwegischen Familie.[1] Er war Sohn von Dagny Teodora (geb. Buchardt, 1908–1998) und Finn Reidar Jensen (1901–1969),[2] dem Besitzer einer der größten Wurst- und Konservenfabriken Norwegens. Nach der Schulzeit brach Jensen 1952 zur ersten von vielen folgenden großen Reisen auf, die ihn bis zu einem langen Aufenthalt in der Sahara führte. Im Anschluss an seine Rückkehr 1955 veröffentlichte er experimentelle Texte, Gedichte und Kurzgeschichten, zunächst auf eigene Kosten, wenige auch in Aftenposten, einer der führenden norwegischen Zeitungen.
Nach den ersten schriftstellerischen Erfolgen begab sich Jensen Ende der 1950er Jahre mit seiner späteren ersten Frau Marianne Ihlen (1935–2016) auf die griechische Insel Hydra, wo sie sich der dortigen Künstlerkolonie anschlossen.[3] 1958 heirateten sie in der englischen Kirche in Athen; im Januar 1960 wurde der gemeinsame Sohn Axel Joachim Jensen („Little Axel“) geboren. Kurz darauf verließ Jensen seine Familie endgültig und der damals ebenfalls auf Hydra lebende Leonard Cohen nahm dessen Rolle als Ersatz-Vater seines Sohnes und Liebhaber von Ihlen ein.[4]
In zweiter Ehe war Jensen seit 1973 mit der indischen Psychologin Pratibha Jensen (geboren als Pratibha Inder Sen, 1935–2018) verheiratet.[5]
Seit 1992 war Jensen an ALS erkrankt, einer Muskelerkrankung, die ihn nach einigen Jahren dauerhaft ans Krankenbett fesselte und letztlich seinen Tod verursachte.
Werk
BearbeitenRomane
BearbeitenAls junger Autor fand Jensen erste Anerkennung – bei der Literaturkritik wie beim Lesepublikum – mit sprachlich und inhaltlich experimenteller Literatur (Ikaros, 1957) sowie mit Künstlerromanen (Line, 1959; Joacim, 1961) mit autobiografischem Hintergrund.[6]
Alle drei genannten Werke waren in Norwegen erfolgreich und wurden zudem in andere Sprachen übersetzt, ebenso wie der chronologisch folgende Roman Epp (1965), mit dem sich Jensen einem Genre zuwandte, das er mit Lul (1992) und Og resten står skrivd i stjernene (1995) 30 Jahre später wieder aufgriff: dem zivilisationskritischen, dystopischen Zukunfts-Roman. Das letztgenannte Werk umfasst Neuausgaben von Epp und Lul, behandelt außerdem weitere Episoden mit Protagonisten einer fremden Welt auf einem anderen Planeten.
Seine eigene Jugend und sein Erwachsenwerden als Außenseiter seiner Familie und der bürgerlichen Gesellschaft behandelte Jensen in mehreren, ironisch gefärbten autobiografischen Romanen (Junior, 1978; Senior, 1979; Jumbo, 1998).
Essay und Publizistik
BearbeitenAus Jensens essayistischem und publizistischem Werk erhielten zwei zentrale Themen besondere öffentliche Aufmerksamkeit: Einerseits beschrieb der Autor kritisch die Zwänge des norwegischen Gesundheitssystems: Aus eigener Erfahrung betonte er das Recht auch schwer erkrankter Patienten auf ein erfülltes Leben im eigenen Haushalt (Artikelsammlung Pasienten i sentrum, 1998).
Andererseits setzte er sich engagiert für die Freiheit des Wortes und der Meinungsäußerung ein – in Reaktion auf den Mordaufruf des iranischen Revolutionsführers Ruhollah Chomeini gegen Salman Rushdie (Essay Gud leser ikke romaner, 1994; Artikelsammlung Den øredøvende stillheten, 1997).
1994 wurde Jensen erster Preisträger des Ossietzky-Preises für Rede- und Meinungsfreiheit des norwegischen PEN-Verbands; 1996 folgte die Auszeichnung mit dem Fritt-Ord-Ehrenpreis für „seine innovative Dichtung und sein starkes Eintreten für die Meinungsfreiheit“[7].
Auszeichnungen
Bearbeiten- 1965 – Abraham Woursells Literaturpreis[8]
- 1992 – Cappelen-Preis[9]
- 1994 – Ossietzky-Preis des norwegischen PEN-Verbands[10]
- 1996 – Fritt-Ord-Ehrenpreis der Fritt-Ord-Stiftung[11]
Veröffentlichungen (Auswahl)
BearbeitenRoman und Erzählung
- Ikaros, ung mann i Sahara. Illustriert von Frans Widerberg. J.M. Stenersens Forlag, Oslo 1999, ISBN 82-7201-262-6 (Erstausgabe: Cappelen, Oslo 1957).
- deutsch: Ikaros, junger Mann in der Sahara. Aus dem Norwegischen ins Deutsche übertragen von Albrecht Leonhardt. Skulima, Heidelberg 1959.
- Line. Cappelen, Oslo 1990, ISBN 82-02-12797-1 (Erstausgabe: Cappelen, Oslo 1959; verfilmt 1961[12]).
- deutsch: Und da kam Line. Aus dem Norwegischen ins Deutsche übertragen von Tabitha von Bonin. Skulima, Heidelberg 1960.
- Joacim. Cappelen, Oslo 1990, ISBN 82-02-12799-8 (Erstausgabe: Cappelen, Oslo 1961).
- deutsch: Joachim. Aus dem Norwegischen ins Deutsche übertragen von Friedrich Waschnitius und Tabitha von Bonin. Skulima, Heidelberg 1966.
- Epp. Cappelen Damm, Oslo 2008, ISBN 978-82-02-28470-1 (Erstausgabe: Cappelen, Oslo 1965).
- deutsch: Epp. Aus dem Norwegischen übersetzt von Heinrich Fauteck. Suhrkamp, edition suhrkamp, Band 206, Frankfurt am Main 1967.
- Mor India. Cappelen, Oslo 1974, ISBN 82-02-03111-7.
- Junior, eller Drømmen om pølsefabrikken som bibliotek. [aus dem Englischen] Oversatt og bearbeidet av Olav Angell etter et originalmanuskript: Porky and the miracle of his grandfather's factory. Cappelen, Oslo 1978, ISBN 82-02-03961-4 und ISBN 82-02-03960-6.
- Senior. [aus dem Englischen] Oversatt og bearbeidet av Olav Angell, Cappelen, Oslo 1979, ISBN 82-02-04425-1 und ISBN 82-02-04427-8.
- Lul. Cappelen, Oslo 1992, ISBN 82-02-13038-7 und ISBN 82-574-0977-4.
- Og resten står skrivd i stjernene. Cappelen, Oslo 1995, ISBN 82-02-15242-9.
- Jumbo. Redigert og bearbeidet av Olav Angell. Cappelen, Oslo 1998, ISBN 82-02-15915-6.
Essay und Publizistik
- Gud leser ikke romaner. En vandring i Salman Rushdies verden. Cappelen, Oslo 1994, ISBN 82-02-14481-7 [Essay].
- Den øredøvende stillheten. Artikler og ytringer om Rushdie-saken. Cappelen, Oslo 1997, ISBN 82-02-15934-2 [Artikelsammlung].
- Pasienten i sentrum. Rapport fra Nimbus. Cappelen, Oslo 1998, ISBN 82-02-18385-5 [Artikelsammlung].
Literatur
Bearbeiten- Torgrim Eggen: Axel. Fra smokken til Ovnen – storyen om Axel Jensen. Cappelen Damm, Oslo 2019, ISBN 978-82-02-31559-7.[13]
- Toril Brekke: Axel Jensen, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Axel Jensen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- Literatur von und über Axel Jensen im Katalog des norwegischen Bibliothekssystems BIBSYS.
- axel-jensen.no ( vom 8. März 2012 im Internet Archive), ehemalige Webpräsenz des Schriftstellers.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Die folgenden biografischen Ausführungen, wenn nicht anders vermerkt, nach Toril Brekke: Axel Jensen, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Daten abweichend vom Eintrag im Store norske leksikon nach Historisk befolkningsregister, Eintrag Axel Buchardt Jensen (und weitere Datenblätter dort); abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Vgl. dazu das Transkript des Radio-Features von Kari Hesthamar, aus dem Norwegischen ins Englische übersetzt von der Autorin: Marianne and Leonard, Interview mit Marianne Ihlen, Norwegen 2005, zugänglich auf der Webseite leonardcohenfiles.com; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Vgl. zu diesen biografischen Zusammenhängen die Pressemitteilung zur Dokumentation über Little Axel bei der Produktionsfirma Antipode Films sowie die ausführliche Filmkritik von Gloria Crespo McLennan: Little Axel: The sad story of the boy who grew up with Leonard Cohen, in: El Pais (englische Ausgabe), 10. August 2022; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ s. Toril Brekke: Axel Jensen, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024, sowie Pratibha Jensen er død, in: Aftenposten [Nachruf o. V.], 20. Dezember 2018; beide Weblinks abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Diese und die folgenden Anmerkungen zu Jensens Werk sind orientiert an Toril Brekke: Axel Jensen, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ The Fritt Ord Foundation: The Fritt Ord Tribute 1996, Axel Jensen; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Toril Brekke: Axel Jensen, Utmerkelser, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Toril Brekke: Axel Jensen, Utmerkelser, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Norwegischer PEN Verband: The Ossietzky Prize. Previous prize winners; abgerufen am 14. Januar 2025.
- ↑ The Fritt Ord Foundation: The Fritt Ord Tribute 1996, Axel Jensen; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Toril Brekke: Axel Jensen, in: Store norske leksikon (online), 2009/2024; abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ Maßgebliche Biografie, ausgezeichnet mit dem Brageprisen 2019 in der Kategorie Sachliteratur, s. Brageprisen – nominerte og vinnere fra 1992, Website Brageprisen; abgerufen am 16. Februar 2025.
Personendaten | |
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NAME | Jensen, Axel |
ALTERNATIVNAMEN | Jensen, Axel Buchardt (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | norwegischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 12. Februar 1932 |
GEBURTSORT | Trondheim |
STERBEDATUM | 13. Februar 2003 |
STERBEORT | Kristiansand |