Das Land Azzi im Nordosten Anatoliens ist aus den hethitischen Annalen bekannt. Es lag in der Nähe von Ḫayaša oder war eine Provinz desselben oder es wurden beide Bezeichnungen synonym[1] verwendet. Deshalb finden sich auch oft die Bezeichnungen Azzi-Ḫajaša[2] oder Ḫajaša-Azzi.[3]

Lage von Azzi

Geschichte

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Ein Land Azzu ist bereits aus der Regierungszeit von Ḫattušili I. bekannt. Zur Zeit von Ḫattušili III. hatte der Feind aus Azzi Zerstörungen im Oberen Land angerichtet und Šamuḫa erreicht. Eine Gleichsetzung dieses Azzi mit dem Azzu des Ḫattušili ist jedoch nicht wirklich gesichert.

Muršili II. führte zwei Feldzüge nach Azzi, den zweiten in seinem zehnten Regierungsjahr, nach einem Feldzug nach Kummanni im Jahr zuvor. Der Statistiker Huber[4] nimmt wegen der Erwähnung einer Sonnenfinsternis in dem Text KUB 14.4 an, dass dieser Feldzug 1339 oder 1334 v. Chr. stattfand. Volkert Haas dagegen gibt, aufgrund astronomischer Berechnungen, als wahrscheinlichste Daten den 14. Juni 1312 oder den 13. April 1308 v. Chr. an[5] (siehe hierzu Sonnenfinsternis des Muršilis). Unter Tudḫaliya IV. werden Azzi, Kaška und Lukka als feindliche Länder aufgeführt.[6][7] Die Festung Ura (nicht zu verwechseln mit dem kilikischen Ura) lag in der Nähe der Grenze zu Azzi.[8]

Lokalisierung

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Claudia Sagona will Azzi in der Gegend von Erzurum lokalisieren.[10] Aripsa lag am „Meer“, hier kommen der Vansee, die Ebene von Erzincan und das Schwarze Meer in Frage.

Theorien in Verbindung mit den Amazonen

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Nachdem schon 1910 John Garstang die Bezeichnung Amazonen für ein von Frauen beherrschtes, kleinasiatisches Volk der griechischen Mythologie mit dem Land Azzi in Verbindung gebracht hatte, leitete der Althistoriker Friedrich Cornelius Amazones konkret aus der Zusammensetzung von am, eine Bezeichnung für Frau oder Mutter in vielen Sprachen, in Kombination mit Azzi-udne (hethitisch für Land von Azzi) ab, wobei er vermutete, dass die von ihm angenommene hethitische Form am-azziudnejas (=„Frau des Azzi-Landes“) von den Griechen volksetymologisch in Amazones (u. a. mit der möglichen Bedeutung „die Brustlosen“) verändert wurden.[11] Während Cornelius’ etymologische Herleitung der Amazonen in Fachkreisen wenig positive Resonanz und offenbar auch Verbreitung[12] fand, seine weiteren, sehr spekulativen Ausführungen, Frauen hätten in Azzi tatsächlich die Macht übernommen, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. zur ernsten Bedrohung für das Hethiterreich geworden sei,[13] keine Beachtung erfuhren, fanden seine Theorie in der populärwissenschaftlichen Literatur[14] bis hin zur Populärkultur[15] recht weite Verbreitung. Eine etymologische Verbindung der Amazonen mit Azzi vertritt in jüngerer Zeit auch der Altorientalist Ahmet Ünal.[16]

Siehe auch

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Literatur

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  • John Garstang, Oliver R. Gurney: The Geography of the Hittite Empire. British Institute of Archaeology at Ankara, London 1959, S. 36–39.
  • Hans Gustav Güterbock: The Deeds of Suppiluliuma as told by his Son, Mursili II. In: Journal of Cuneiform Studies. Bdand 10, Nr. 4, 1956, S. 107–130.
  • Ernst Herzfeld: The Persian Empire. Studies in Geography and Ethnography of the Ancient Near East. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Gerold Walser. Steiner, Wiesbaden 1968.
  • R. H. Hewsen: Armenia. A historical Atlas University of Chicago Press, Chicago 2001.
  • Peter J. Huber: The solar omen of Muršili II. In: Journal of the American Oriental Society.Band 121, Nr. 4, 2001, S. 640–644.
  • Stefano de Martino: Le accuse di Mursili II. alla regina Tawa-nanna secondo il testo KUB XIV 4. In: Stefano de Martino, Fiorella Imparati (Hrsg.): Studi e Testi 1. LoGisma, Florenz 1998, S. 19–48.

Einzelnachweise

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  1. Charles Burney: Historical Dictionary of the Hittites. 2. Auflage, Rowman & Littlefield, Lanham – London 2018, S. 49.
  2. u. a.: Trevor Bryce: The Routledge Handbook of The People and Places of Ancient Western Asia: The Near East from the Early Bronze Age to the Fall of the Persian Empire. Routledge 2009, S. 97, s. v. Azzi-Hayasa.
  3. so bereits Emil Forrer: Hajasa-Azzi. In: Caucasica. Band 9, 1931, S. 1–24.
  4. Peter J. Huber: The Solar Omen of Muršili II. In: Journal of the American Oriental Society . Band 121, Nr. 4, 2001, S. 640–644.
  5. Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion (= Handbuch der Orientalistik. Band 15). Brill, Leiden, 1994, S. 27.
  6. (Keilschrifturkunden aus Boghazköi, hethitische Forschungen KUB XXVI 12+ II 15')
  7. Itamar Singer: Western Anatolia in the thirteenth century B.C. according to the Hittite sources. Special Number in Honour of the Seventy-Fifth Birthday of Dr. Richard Barnett. In: Anatolian Studies. Band 33, 1983, S. 217.
  8. KUB 14.17i ii 21-4, w. und KUB2 6.79 i 15-17, Duplikat.
  9. John Garstang, Oliver Robert Gurney: The geography of the Hittite empire. British Institute of Archaeology at Ankara, London 1959, S. 38 f.; Charles Burney: Historical Dictionary of the Hittites. 2. Auflage, Rowman & Littlefield, Lanham – London 2018, S. 49.
  10. Antonio Sagona, Claudia Sagona: Archaeology at the North-East Anatolian frontier, I. A historical geography and a field survey of the Bayburt province (= Ancient Near Eastern Studies. Band 14). Louvain, Peeters 2004, S. 27.
  11. Friedrich Cornelius: Geschichte der Hethiter. Mit besonderer Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse und der Rechtsgeschichte Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 269f.
  12. Josine H. Blok: The Early Amazons. Modern & Ancient Perspectives on a Persistent Myth. Brill, Leiden 1994, S. 28, Anmerkung 27, die bemerkt, erst von dritter Seite auf diese Herleitung hingewiesen worden zu sein.
  13. Friedrich Cornelius: Geschichte der Hethiter. Mit besonderer Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse und der Rechtsgeschichte Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 270ff.
  14. z. B. Claudia Schmölders: Die wilde Frau. Mythische Geschichten zum Staunen, Fürchten und Begehren. E-Book, Diederichs 2009; Hilde Schmölzer: Die verlorene Geschichte der Frau. 100,000 Jahre unterschlagene Vergangenheit. Edition Tau, Mattersberg 1990, S. 42.
  15. z. B. werden im Einführungsvideo des Add-onsDas Geheimnis der Amazonen“ des Computerspiels Die Siedler III die Amazonen ebenfalls mit dem Volk der Azzi in Verbindung gebracht
  16. Ahmet Ünal: Amazonların Eski Anadolu Kökenleri Hakkında Yeni Kaynak ve Gözlemler. New sources and observations on the Anatolian origin of the Amazons. In: Cerdrus. Band 1, 2013, S. 21–32, besonders S. 29 f. PDF bei Academia.edu (türkisch, mit englischer Zusammenfassung).