Bénédict Pictet

Schweizer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer

Bénédict Pictet (* 30. Mai oder 19. Mai 1655 in Genf; † 10. Januar 1724 ebenda) war ein Genfer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer.

Bénédict Pictet, porträtiert von Jacobus Houbraken

Bénédict Pictet entstammte der Familie Pictet[1] und war der Sohn des Syndikus André Pictet (* 29. Juli 1609 in Genf; † 13. Dezember 1669 ebenda)[2] und dessen zweiter Ehefrau Barbe (* 25. Dezember 1617; † 6. Juli 1711 in Genf), Tochter von Bénédict Turrettini (1588–1631), Pfarrer und Professor der Theologie. In erster Ehe war sein Vater mit Marie (* 1615; † 20. Juni 1652 in Genf), Tochter von Dr. jur. Pierre de Sève (* 1590) verheiratet gewesen; aus dieser Ehe hatte Bénédict noch sieben Halbgeschwister.

Sein Neffe war der Politiker François Pictet (* 30. Oktober 1667 in Genf; † 4. März 1749 ebenda).[3]

Er heiratete am 21. Juni 1680 Catherine (* 29. Dezember 1659; † 2. Februar 1746), Tochter des Kaufmanns Nicolas Burlamacchi (auch Burlamaqui)[4] (1606–1662), der einer aus dem italienischen Lucca stammenden Adelsfamilie angehörte; gemeinsam hatten sie fünf Kinder.[5]

Werdegang

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Von 1671 bis 1674 studierte Bénédict Pictet Theologie an der Académie de Genève. Gemeinsam mit seinem Freund, dem späteren Genfer Hochschullehrer Antoine Léger,[6] unternahm er 1675 eine Studienreise durch Frankreich, die Niederlande und England;[7] das Studium setzte er 1676 an der Universität Leiden bei Friedrich Spanheim fort.

Nach seiner Ordination, die 1678 erfolgte, war er von 1680 bis 1724 Pfarrer in Genf; dazu wurde er 1709 Pfarrer der italienischen Kirche in Genf.

1686 wurde er als Professor der Theologie an die Akademie in Genf berufen, um Philippe Mestrezat (1618–1690)[8] und seinen kranken Onkel François Turrettini zu unterstützen und zu entlasten. Nach dessen Tod wurde er 1687 ordentlicher Professor und blieb bis zu seinem Tod in diesem Lehramt; in dieser Zeit war er von 1690 bis 1694 sowie von 1712 bis 1717 Rektor der Akademie.[9]

Zu seinen Schülern gehörten unter anderem der spätere Theologe Ami Lullin und der spätere Jurist Jean Barbeyrac.[10]

Geistliches und berufliches Wirken

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Bénédict Pictet vertrat eine orthodoxe Linie mit einer vorsichtigen Öffnung zur neuen kartesianischen Philosophie, befürwortete aber auch die Formula Consensus,[11] das neue Glaubensbekenntnis von 1675, das von allen Pfarrern und Professoren unterschrieben werden musste, wenn sie zum Kirchendienst zugelassen werden wollten.[12]

Er war 1687 sowie 1703 Leiter der französischen Börse (Bourse française) in Genf, die gegründet worden war, um Emigranten aus der französischen Dauphiné zu unterstützen.[13] Weiterhin unterstützte er Antoine Court bei dessen Bemühungen, den verfolgten Hugenotten in Frankreich zu helfen.

1706 war er Vorsteher des städtischen Krankenhauses und der Stadtbibliothek in Genf.

Bénédict Pictet publizierte verschiedene theologische Schriften, so unter anderem 1702 Théologie chrétienne und von 1693 bis 1696 Morale chrétienne, die mehrmals neu aufgelegt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden; weiterhin veröffentlichte er verschiedene Sammlungen von Predigten und Erbauungsschriften. Dazu schrieb er zahlreiche Liedtexte, unter anderem solche zum Kirchenjahr, von denen einige bis heute in den Kirchengesangbüchern stehen.

Er wurde auch mit der Liturgiereform[14] beauftragt und leitete die Kommission zur Überarbeitung des Psalters.

Eine Berufung an die Universität Leiden von 1701, den frei gewordenen Lehrstuhl des verstorbenen Friedrich Spanheim zu übernehmen, lehnte er ab.

Mitgliedschaften

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Bénédict Pictet war Korrespondent der Englischen Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens und seit dem 7. Februar 1714 ausländisches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.[15]

Schriften (Auswahl)

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Literatur

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Commons: Benedict Pictet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Barbara Roth, Pia Todorovic Redaelli: Pictet. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Februar 2010, abgerufen am 23. Juni 2021.
  2. Family tree of André Pictet. Abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  3. Barbara Roth, Pia Todorovic Redaelli: François Pictet. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 6. August 2009, abgerufen am 23. Juni 2021.
  4. Barbara Roth, Barbara Erni: Burlamaqui. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. März 2003, abgerufen am 22. Juni 2021.
  5. Descendants of Barbe (Turrettini) Pictet. Abgerufen am 23. Juni 2021.
  6. Toni Cetta, Pia Todorovic Redaelli: Bénédict Pictet. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. Februar 2010, abgerufen am 26. März 2021.
  7. Pápai Páriz Ferenc, Album amicorum p. 213. Abgerufen am 26. März 2021.
  8. Martine Piguet, Alice Holenstein-Beereuter: Philippe Mestrezat. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. Juli 2007, abgerufen am 22. Juni 2021.
  9. Princeton Theological Seminary Library: Histoire de l’Université de Genève / ouvrage publié sous les auspices du Sénat universitaire et de la Société académique. Genève: Georg, 1900 (archive.org [abgerufen am 23. Juni 2021]).
  10. Johan Wal: Nederlanders, studenten te Heidelberg. Brill, 1865 (google.com [abgerufen am 23. Juni 2021]).
  11. Olivier Fatio, Christoph Neuenschwander: Formula Consensus. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. Mai 2007, abgerufen am 23. Juni 2021.
  12. Olivier Fatio, Christoph Neuenschwander: Formula Consensus. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. Mai 2007, abgerufen am 22. Juni 2021.
  13. Bibliothèque dauphinoise: Emigrés protestants dauphinois secourus par la Bourse française de Genève de 1680 à 1710, Pasteur Eugène Arnaud. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  14. Ev. Waldenser-Kirchengemeinde Bad Homburg v.d.Höhe – Dornholzhausen – Liedtafeln. Abgerufen am 23. Juni 2021.
  15. Bénédict Pictet – Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 23. Juni 2021.