Bünzlis Großstadterlebnisse

Film von Robert Wohlmuth (1931)

Bünzlis Großstadterlebnisse ist der Titel eines Schweizer Dialekttonfilms, den Robert Wohlmuth 1930 in eigener Produktionsfirma nach dem Drehbuch des Hauptdarstellers Fredy Scheim in Wien gedreht hat. Alternativer Titel war Bünzlis Abenteuer.[1]

Film
Titel Bünzlis Großstadterlebnisse
Originaltitel Heiri Bünzli’s Grossstadt-Erlebnisse
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Schweizerdeutsch
Erscheinungsjahr 1931
Länge 1500 Meter, 55 Minuten
Stab
Regie Robert Wohlmuth
Drehbuch Fredy Scheim
Produktion Robert Wohlmuth
Musik Paul Mann
Kamera Oskar Schnirch
Besetzung

Handlung

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Heiri Bünzli, ein biederer Schweizer, wird durch ein Zeitungsinserat darauf gebracht, sich als Schauspieler zu bewerben. «Im Filmstudio aber erwarten ihn tausend Überraschungen.»[2]

Hintergrund

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Bünzlis Großstadterlebnisse wurde von der Robert Wohlmuth Produktion (Wien) hergestellt. Gedreht wurde im Selenophon-Atelier Wien.[3] Für das Bühnenbild zeichnete Hans Ledersteger verantwortlich, die Kameraführung hatte Oskar Schnirch. Die Filmmusik komponierte Paul Mann.

Der Film, der auch unter den Titeln Wien, die Stadt seiner Träume und Bünzli fait du cinéma[4] verliehen wurde, erlebte seine Uraufführung am 31. Januar 1931 in Basel.

Er gilt heute als verschollen.

Rezeption

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Bünzlis Großstadterlebnisse war der erste Tonspielfilm, der für die Schweiz gedreht wurde.[5] Die Titelrolle des einfältigen, letztlich aber doch schlauen Bünzli spielte der in Biel geborene, als «Zürcher Fredi» bekannt gewordene Volksschauspieler und Dialektkomiker Fredy Scheim, der in dieser Rolle auch zahlreiche Grammophonplatten besprochen hatte.[6] Das Drehbuch hat Scheim selbst geschrieben.[7] Die Figur des Kleinbürgers Bünzli entstammt der Dialektposse Käsefabrikant Heiri Bünzli, die Scheim für seine Theatertruppe in Zürich verfasst und dort mehrfach mit Erfolg aufgeführt hatte.

Mit dem ersten Tonfilm setzt thematisch auch die Stadt-Land-Auseinandersetzung ein, die den Schweizer Film in den 1930er Jahren durchziehen sollte. Die Stadt wurde als Ort unsicherer Elemente dargestellt, die den biederen Schweizer vom Lande in Gefahr bringen. Dessen geradlinige Ehrlichkeit wurde gegen die Verschlagenheit der Großstädter ausgespielt.[8] Besonders schlecht kamen dabei die Basler davon, die Jahrzehnte hindurch den Bösewicht abgeben mussten.[9]

«Es ist möglicherweise symptomatisch, dass gleich der erste Schweizer Film über die Stadt, der 1930 unter dem Titel Bünzlis Großstadterlebnisse herauskam, Ablehnung ausdrückte. Die große Stadt ist ein Ort, an dem nicht das wirkliche Leben stattfindet.»[10]

Scheim drehte 1935 zusammen mit Rudolf Bernhard noch einen weiteren Bünzli-Tonfilm[11][12][13] unter dem Titel Ohä lätz! De Bünzli wird energisch!

Literatur

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  • Felix Aeppli: Vorsicht Baseldeutsch! Zur Funktion des Dialekts im Schweizer Film. In: Zürcher Filmrollen. hrsg. von der Zürcher Kantonalbank, Zürich 2005. Online als PDF
  • Freddy Buache: Le cinéma suisse. Lausanne, Editions L’age d’Homme, 1974. (französisch)
  • Margret Bürgisser, Pierre Lachat: Zwischen Heimat und Niemandsland: zum Bild der Stadt im Schweizer Spielfilm von 1970–1990. (= Band 17 von Bericht ... des NFP Stadt und Verkehr). Verlag Nationales Forschungsprogramm Stadt und Verkehr, 1992, ISBN 3-907118-05-7, S. 9.
  • Tobias Hoffmann-Allenspach: Fredy Scheim. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Chronos Verlag, Zürich, 2005, Band 3, S. 1593.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991.
  • Amir Mustedanagić: Bünzli − Vom Namen zur Beschimpfung. In: Tageswoche, 4. April 2013
  • Reinhard Schlögl: Oskar Czeija. Radio- und Fernsehpionier, Unternehmer, Abenteurer. Böhlau, Wien 2005.
  • Rudolf Ulrich: Österreicher in Hollywood. Verlag Film Archiv Austria, 2004, ISBN 3-901932-29-1, S. 315.
  • Brigit Wehrli-Schindler: Lebenswelt Stadt. Berichte zur Lebenssituation in Schweizer Städten. (= Band 1 von Nationales Forschungsprogramm Stadt und Verkehr) Verlag: vdf Hochschulverlag AG, 1995, ISBN 3-7281-2122-3.
  • Werner Wider, Felix Aeppli: Der Schweizer Film 1929–1964: die Schweiz als Ritual. Band 1, Darstellung. Limmat Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-85791-034-8.
  • Werner Wider, Felix Aeppli: Der Schweizer Film 1929–1964: die Schweiz als Ritual. Band 2, Materialien. Limmat Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-85791-034-8, S. 302–303, 305.
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Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Wider-Aeppli, Bd. 2, S. 302.
  2. Wider-Aeppli, Bd. 2, S. 302.
  3. Selenophon Film GmbH, vgl. JH im Lexikon der Filmbegriffe und Schlögel: Oskar Czeija
  4. prohelvetia.ch: Y a-t-il un cinéma fantastique suisse? (Memento vom 10. November 2014 im Internet Archive): «Par ailleurs, la rationalisation à rebours offre des prétextes à des divertissements exploitant frileusement des ficelles fantastiques. Ainsi, d’invraisemblables aventures se révèlent n’être qu’un pauvre rêve (Bünzli fait son cinéma, Robert Wohlmuth, 1930).»
  5. vgl. Werbung: «der erste 100-prozentige Sprech- und Tonfilm (Lichtton) in Schweizerdialekt», abgebildet bei Wider-Aeppli, Band 2, S. 303.
  6. vgl. Werbung: «Wer kennt nicht Fredy Scheim, der mit seinem urchigen, gesunden Humor den ärgsten Griesgram zum Lachen bringt! Sei es auf der Bühne, sei es durch seine originellen Grammophonplatten [...]», abgebildet bei Wider-Aeppli, Band 2, S. 303.
  7. Eine ähnliche Geschichte hat er auch auf der Grammophonaufnahme Bi’m Tonfilm zum besten gegeben, vgl. Kristall No.879 (Matr. C 4080)
  8. «Jahrzehntelang stand die Schweizer Filmproduktion im Zeichen einer latenten Stadtfeindlichkeit. Vom Schwank ‹Jä-soo!› (1935) bis weit über ‹Polizischt Wäckerli› (1955) hinaus präsentierte sich die Stadt als Ort der Müssiggänger, Nichtsnutze und Schlaumeier, während umgekehrt das Land als Hort der Rechtschaffenheit gefeiert wurde.» (Felix Aeppli, Historiker und Experte des Schweizer Films, Zürich)Online als PDF
  9. vgl. Aeppli: Vorsicht Baseldeutsch! PDF
  10. Wehrli-Schindler, S. 187.
  11. Zum Namen «Bünzli» vgl. Wortgeschichten – Bünzli auf www.idiotikon.ch.
  12. radiolino.ch: Bünzlig – Wer Wie Was (Memento vom 12. April 2015 im Internet Archive): «Die populäre Bühnenfigur Heiri Bünzli aus Fredy Scheims ‹Käsefabrikant Heiri Bünzli› und aus seinen Filmen ‹Bünzli’s Grossstadt-Erlebnisse› (1930) und ‹Ohä lätz! De Bünzli wird energisch!› (1935) haben zweifellos auch ihren Anteil dazu beigetragen, die heutige Bedeutung Bünzli als Synonym für den Spiessbürger im allgemeinen Sprachgebrauch zu verankern.»
  13. dasmagazin.ch: Bünzli is not dead (Memento vom 12. April 2015 im Internet Archive): «Hast du übrigens gewusst, dass der Begriff Bünzli populär wurde dank eines Schweizer Films aus den 1930er-Jahren? Er heisst ‹Bünzli’s Grossstadt-Erlebnisse› und ist von Robert Wohlmuth, von dem auch ‹Das Kabinett des Dr. Larifari› stammt.»