Bahnhof Doai
Der Bahnhof Doai (jap. 土合駅 Doai-eki) ist ein Bahnhof auf der japanischen Insel Honshū. Er wird von der Bahngesellschaft JR East betrieben und befindet sich in der Präfektur Gunma auf dem Gebiet der Gemeinde Minakami. Doai liegt an der Jōetsu-Linie inmitten des Mikuni-Gebirges und besteht aus einem oberirdischen Teil aus dem Jahr 1931 sowie einem 1967 eröffneten Tunnelbahnhof. Letzterer befindet sich im 13,5 km langen Shin-Shimizu-Tunnel und ist nur über 486 Treppenstufen erreichbar. Er liegt über 70 Meter unter dem Boden und damit tiefer als jeder andere Bahnhof Japans.
Doai (土合) | |
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Empfangsgebäude (Mai 2022)
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Daten | |
Betriebsstellenart | Bahnhof |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof / Tunnelbahnhof |
Bahnsteiggleise | 2 |
Eröffnung | 19. Dezember 1936 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Minakami |
Präfektur | Gunma |
Staat | Japan |
Koordinaten | 36° 49′ 53″ N, 138° 58′ 2″ O |
Höhe (SO) | 653 m T.P. |
Eisenbahnstrecken | |
Liste der Bahnhöfe in Japan |
Verbindungen
BearbeitenDoai ist ein Zwischenbahnhof an der Jōetsu-Linie der Bahngesellschaft JR East, die Takasaki in der Präfektur Gunma mit Nagaoka in der Präfektur Niigata verbindet. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte entlang des Gebirgsbahnabschnitts beschränkt sich das Angebot (Stand: 2024) auf sechs Zugpaare täglich zwischen Minakami und Nagaoka. Hinzu kommt an Wochenenden ein Ausflugszug von Ōmiya nach Echigo-Yuzawa und zurück.[1][2]
Anlage
BearbeitenDer Bahnhof steht fernab jeglicher Besiedlung am Südfuß des 1977 m hohen Bergs Tanigawa-dake im Mikuni-Gebirge – genauer im Bergtal des Yubiso, eines Zuflusses des Tone, auf dem Gebiet der Gemeinde Minakami. Die Talstation der Tanigawadake-Seilbahn ist knapp einen Kilometer entfernt. Die Anlage ist von Südosten nach Nordwesten ausgerichtet und besteht aus zwei Teilen mit jeweils einem Gleis. An der Oberfläche, unweit des Südportals des Shimizu-Tunnels, halten die südwärts fahrenden Züge an einem 653,7 m T.P. hoch gelegenen Seitenbahnsteig. Über 70 Höhenmeter darunter, auf 583 m T.P., halten die nordwärts fahrenden Züge im 13,5 km langen, ebenfalls eingleisigen Shin-Shimizu-Tunnel. Da die im Tunnelbahnhof weilenden Fahrgäste mitunter mit Maulwürfen verglichen werden, wird die Anlage scherzhaft als „Japans Maulwurfsbahnhof Nr. 1“ (jap. 日本一のモグラ駅 Nihon ichi no mogura-eki) bezeichnet.[3]
Das Empfangsgebäude hat eine charakteristische dreieckige Eingangsfront, deren Form einer Schutzhütte nachempfunden ist. Es ist mit Quarzdiorit verkleidet, der beim Tunnelbau ausgehoben wurde.[4] Die ungewöhnlich großzügig dimensionierte Eingangshalle enthält einen Warteraum sowie das Café Mogura („Maulwurfscafé“) mit Lounge im ehemaligen Stationsbüro, das mit den originalen Beschriftungen und Fahrscheinschaltern einen nostalgischen Eindruck hinterlässt. Neben dem Empfangsgebäude steht das Doai Village, eine Glamping-Anlage.[5]
Herausragendes Merkmal des Bahnhofs ist die große Entfernung zwischen beiden Betriebsteilen. Um zum Tunnelbahnhof zu gelangen, ist ein rund fünfminütiger Fußmarsch erforderlich. Vom Zwischenkorridor hinter der Eingangshalle aus betritt man zunächst einen 143 Meter langen brückenartigen Verbindungsgang, der aufgrund seiner Bauweise aus Betonblöcken eher wie ein Tunnel wirkt. Dieser Teil führt über den Fluss Yubiso hinweg in den Berg hinein und enthält die ersten 24 Treppenstufen. Nach einem hölzernen Windbrecher folgt ein 338 Meter langer Treppengang mit 462 weiteren Treppenstufen. Beidseits der Treppe fließt warmes Wasser hinunter, das im Gestein versickert. Nach insgesamt 486 Treppenstufen ist der Bahnsteig im Tunnel erreicht, auf dem ein containerartiger Warteraum steht.[6] Artikel über den Bahnhof bezeichnen ihn als düster und vergleichen ihn gern mit Szenen aus Horrorfilmen oder mit Dungeons in Computerspielen.[3] Da im Tunnel das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von 15 °C herrscht, nutzt eine lokale Mikrobrauerei einen Betriebsraum zur Lagerung von Craftbier.[7]
Gleise
Bearbeiten1 (im Tunnel) | ▉ Jōetsu-Linie | Echigo-Yuzawa • Urasa • Nagaoka • Niigata |
2 (oberirdisch) | ▉ Jōetsu-Linie | Minakami • Takasaki • Ōmiya • Tokio |
Bilder
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Oberirdischer Bahnsteig
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Empfangsgebäude von der Rückseite gesehen
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Eingangshalle
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Zwischenkorridor
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Verbindungsgang zum Tunnelbahnhof über den Yubiso
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Im Innern des Verbindungsgangs
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Windbrecher im Verbindungsgang
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Haupttreppe von oben
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Haupttreppe von unten
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Tunnelbahnhof
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Warteraum im Tunnelbahnhof
Linien
BearbeitenVerlauf der Jōetsu-Linie |
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Takasaki • Takasakitonyamachi • Ino • Shin-Maebashi • Gumma-Sōja • Yagihara • Shibukawa • Shikishima • Tsukuda • Iwamoto • Numata • Gokan • Kamimoku • Minakami • Yubiso • Doai • Tsuchitaru • Echigo-Nakazato • Iwappara Skiing Ground • Echigo-Yuzawa • Ishiuchi • Ōsawa • Jōetsu International Skiing Ground • Shiozawa • Muikamachi • Itsukamachi • Urasa • Yairo • Koide • Echigo-Horinouchi • Kita-Horinouchi • Echigo-Kawaguchi • Ojiya • Echigo-Takiya • Miyauchi (• Nagaoka) |
Geschichte
BearbeitenDas Eisenbahnministerium eröffnete den oberirdischen Teil des Bahnhofs am 1. September 1931, zusammen mit dem von Minakami nach Echigo-Yuzawa führenden Teilstück der Jōetsu-Linie. Zunächst war er ein reiner Betriebsbahnhof für Zugkreuzungen. Ab dem 17. Dezember 1932 hielten vereinzelte Züge während der Wintersportsaison und seit dem 19. Dezember 1936 ist Doai ein regulärer Bahnhof. Von 1940 bis 1961 wurden hier auch Güter umgeschlagen.[8] Das Wirtschaftswachstum der Nachkriegszeit führte zu einem markanten Anstieg des Verkehrsaufkommens zwischen Tokio und Niigata, weshalb die Japanische Staatsbahn die Jōetsu-Linie ab 1961 etappenweise zweigleisig ausbaute. Auf dem Gebirgsbahnabschnitt zwischen Minakami und Echigo-Nakazato verläuft die Trasse unter anderem durch zwei Kehrtunnel. In diesem Bereich entschloss sich die Staatsbahn dazu, das zweite Gleis durch zwei neue, tiefer gelegene Tunnel zu führen, um die steilsten Abschnitte zu umgehen. Nach vierjähriger Bauzeit ging das Herzstück des Ausbaus, der 13.490 m lange Shin-Shimizu-Tunnel, am 28. September 1967 in Betrieb.[9]
Um die Bedienung Doais in beiden Richtungen zu gewährleisten, erhielt der Bahnhof tief unten im Tunnel einen zweiten Bahnsteig; seither halten südwärts fahrende Züge weiterhin oberirdisch, nordwärts fahrende hingegen im Tunnel. Die Umbau- und Erweiterungsarbeiten am oberirdischen Teil des Bahnhofs waren im Oktober 1968 abgeschlossen.[4] Seit seiner Eröffnung ist der Bahnhof überwiegend bei Bergwanderern beliebt, da sie von hier aus den Tanigawa-dake erreichen können. Die Eröffnung der Jōetsu-Shinkansen und der Kan’etsu-Autobahn führte jedoch zu einem deutlichen Rückgang der Benutzerzahlen, weshalb der Bahnhof seit dem 14. März 1985 nicht mehr mit Personal besetzt ist.[10] Im Rahmen der Staatsbahnprivatisierung ging er am 1. April 1987 in den Besitz der neuen Gesellschaft JR East über.[8]
Über die Jahre entwickelte sich der Bahnhof zu einer Touristenattraktion und begann zahlreiche Besucher anzulocken, die ihn nicht als Fahrgäste nutzen, sondern ihn wegen seines bisweilen gruseligen Flairs und seiner Darstellung in verschiedenen Medien (beispielsweise in der Manga-Serie Yama no Susume) besichtigen.[10] Es gab eine Reihe von Vorfällen, bei denen Bergwanderer unerlaubterweise im Warteraum übernachteten und dabei Gaskocher und andere Geräte für die Zubereitung von Mahlzeiten benutzten. Der Raum wurde im April 2016 vorübergehend geschlossen; seither führen Bahnmitarbeiter und Polizisten regelmäßig Kontrollgänge durch.[11] JR East und ihre Tochtergesellschaft JR East Startup suchten nach Möglichkeiten zur besseren Nutzung des touristischen Potenzials. Im Februar und März 2020 war probeweise die Glamping-Einrichtung Doai Village in Betrieb.[12] Im August desselben Jahres folgte die Eröffnung des Café Mogura im ehemaligen Stationsbüro und seit November 2020 ist das Doai Village dauerhaft geöffnet.[13]
Weblinks
Bearbeiten- Bahnhofsinformationen von JR East (japanisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Werktagsfahrplan nach Nagaoka. JR East, 2024, abgerufen am 13. September 2024 (englisch).
- ↑ Wochenendfahrplan nach Nagaoka. JR East, 2024, abgerufen am 13. September 2024 (englisch).
- ↑ a b Dona McGee: Doai Station: The deepest station in Japan is also one of the scariest, like a video game dungeon. In: soranews24.com. 4. Oktober 2023, abgerufen am 13. September 2024 (japanisch).
- ↑ a b 43年度 鉄道建築協会賞受賞作 土合駅本屋. In: Kōtsū Shimbun, 29. November 1968, S. 1.
- ↑ Emma Steen: This unmanned JR train station in Gunma has turned into a glamping ground. Time Out, 17. März 2021, abgerufen am 13. September 2024 (englisch).
- ↑ Doai Station: Deepest Mole Station in Japan. In: japantravel.navitime.com. 16. April 2021, abgerufen am 13. September 2024 (englisch).
- ↑ 日本一のモグラ駅・土合駅のホームでビールを熟成!? 秘境駅での個性的すぎる取り組みについて話を聞いた. In: itmedia.co.jp. 25. Oktober 2022, abgerufen am 13. September 2024 (japanisch).
- ↑ a b Tetsu Ishino (Hrsg.): 停車場変遷大辞典 国鉄・JR編 (Bahnhofswechselverzeichnis JNR/JR). Band 2. JTB, Tokio 1998, ISBN 978-4-533-02980-6, S. 452.
- ↑ 上越線複線化最後の工事区間 湯檜曽-土樽間が完成 いよいよ28日から使用開始. In: Kōtsū Shimbun, 24. September 1967, S. 3.
- ↑ a b 【停車場ストーリー】JR上越線・土合駅 “地底”70メートル 日本一のモグラ駅. MSN Sankei News, 26. April 2006, abgerufen am 13. September 2024 (japanisch).
- ↑ JR土合駅 登山者愛用の待合室が閉鎖 宿泊者の火気使用相次ぎ「安全のため」. Tōkyō Shimbun, 19. Mai 2016, abgerufen am 13. September 2024 (japanisch).
- ↑ JR 東日本エリア初!無人駅にグランピング施設が誕生!上越線土合駅を活用した地域活性化実証実験開始. (PDF) JR East, 20. Januar 2020, abgerufen am 13. September 2024 (japanisch).
- ↑ 日本一のモグラ駅」に無人駅グランピング施設が誕生 「DOAI VILLAGE」グランドオープン! (PDF) JR East, 23. Oktober 2020, abgerufen am 13. September 2024 (japanisch).