Bahnstrecke Abelitz–Aurich

Bahnstrecke in Ostfriesland, Niedersachsen, Deutschland
Abelitz–Aurich
Streckennummer:1573
Kursbuchstrecke (DB):zuletzt 223c
Kursbuchstrecke:223a (1946)
Streckenlänge:13 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit:25 km/h
Strecke
von Emden
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
0,0 Abelitz
Abzweig geradeaus und nach links
nach Norddeich Mole
Abzweig geradeaus und ehemals von rechts
alte Trasse von Emden bis 1906
ehemaliger Bahnhof
2,7 Georgsheil
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
alte Trasse nach Norddeich Mole bis 1906
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
4,0 Victorbur
ehemaliger Bahnhof
8,3 Moordorf
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
10,2 Walle
Abzweig ehemals geradeaus und nach links
11,1 Anschluss Aurich Industriegebiet Nord
Abzweig geradeaus und von links (Strecke außer Betrieb)
Kleinbahn Leer–Aurich–Wittmund
Kopfbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
13,2 Aurich

Die Bahnstrecke Abelitz–Aurich ist eine rund 13 Kilometer lange, eingleisige Bahnstrecke in Ostfriesland in Normalspur. Sie verbindet den Betriebsbahnhof Abelitz an der Hauptstrecke Norddeich Mole–Emden–Münster (bzw. der Ostfriesischen Küstenbahn Emden–Norden–Jever) über Georgsheil und Moordorf mit der Kreisstadt Aurich. Die Strecke verläuft in weiten Teilen parallel zur Bundesstraße 72. Besitzer ist die Firma Enercon, Betreiber die Eisenbahninfrastrukturgesellschaft Aurich-Emden mbH (EAE).

Geschichte

Bearbeiten

Die Bahnstrecke entstand 1883 gleichzeitig mit der Küstenbahn (der heutigen Bahnstrecke Rheine–Norddeich Mole), um die Provinzhauptstadt Aurich nicht ohne Bahnanschluss zu lassen, war aber von Anfang an als eingleisige Nebenbahn eingestuft. Sie wurde am 15. Juni 1883 eröffnet. Die Emslandbahn verlief anfangs ebenso wie die Strecke nach Aurich noch heute direkt neben der Landstraße, der Anschluss zur Hauptstrecke befand sich im Bahnhof Georgsheil. Als am 1. August 1906 die Emslandbahn auf eine weiter westliche Trasse verlegt wurde, baute man eine Verbindung vom neuen Bahnhof Abelitz nach Georgsheil, sodass die Züge von Aurich in die neue Strecke einfahren konnten.

Ursprünglich war der Personenverkehr rege, 1944 verkehrten zehn Zugpaare auf der Strecke. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der zunehmenden Motorisierung der Bevölkerung nahm die Bedeutung der Strecke stark ab, 1961 verkehrte nur noch werktags ein Zugpaar am frühen Morgen bzw. späten Abend. So ging es, bis der Personenverkehr am 24. September 1967 eingestellt wurde. Lediglich der Güterverkehr blieb noch in Betrieb. Hier hatte die Strecke vor allem für das Munitionsdepot der Bundeswehr in Tannenhausen Bedeutung, belieferte aber auch Aurich und weitere Orte entlang der Strecke mit Gütern und Brennstoffen wie zum Beispiel Kohle. Auch hier nahm die Bedeutung der Strecke in den Folgejahren immer weiter ab, so dass auch der Güterverkehr am 31. Dezember 1993 eingestellt wurde.

Reaktivierung der Strecke

Bearbeiten
 
Bahnhof Abelitz am 14. Juni 2007
 
Kreuzung der B 72 mit der bis dahin stillgelegten Strecke, 14. Juni 2007
 
Kreuzung der B 72 während der Bauarbeiten, 22. Oktober 2007
 
B72/210 in Victorbur während der Bauarbeiten, 23. August 2007

Der Güterverkehr wurde im April 2008 wieder aufgenommen. Zur Reaktivierung wurden ab November 2006 einige Streckenteile durch die explizit zu diesem Zweck gegründete EAE modernisiert.

Für den Bau des in Aurich geforderten Zubringers zur Bundesautobahn 31 hätte nach damaligen Planungen ein Teil der Bahnstrecke Abelitz–Aurich weichen müssen. Aus diesem Grunde trug die Diskussion um den Fortbestand der Strecke in Aurich bisweilen ideologisch verhärtete Züge. Befürworter und Gegner der Bahnstrecke erklärten jeweils, dass der fehlende Bahnanschluss beziehungsweise der fehlende A-31-Zubringer Investoren abschrecke.

Als aber das in Aurich ansässige Unternehmen Enercon als mit Abstand größter Investor der Stadt weitere Investitionen ausdrücklich von einer Reaktivierung der Eisenbahnstrecke abhängig machte und bereit war, 2 Millionen der benötigten 7,5 Millionen Euro beizusteuern, stimmte auch das Land Niedersachsen der Finanzierung zu. Ferner möchte sich die Gemeinde Südbrookmerland mit bis zu 250.000 Euro an der Finanzierung des Projektes beteiligen, um im Gewerbegebiet Georgsheil in Form von zwei Weichen und einem Nebengleis Bahnanschluss zu erhalten.

Die offizielle Wiedereröffnung fand am 4. April 2008 statt. Niedersachsens damaliger Ministerpräsident Christian Wulff eröffnete gemeinsam mit Enercon-Geschäftsführer Aloys Wobben die Strecke im Industriegebiet Aurich-Tannenhausen. Hier befindet sich das Stammwerk des Unternehmens. Zuvor legte der Politiker gemeinsam mit dem Unternehmenschef den Grundstein für eine neue Eisengießerei im Gewerbegebiet Georgsheil. Damit ist auch der gewünschte Bahnanschluss der Gemeinde in greifbare Nähe gerückt.

Planungen zur Wiederaufnahme des Personenverkehrs

Bearbeiten

Die Wiedereinführung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) wird seit der Reaktivierung der Strecke diskutiert. Bei der Reaktivierung für den Güterverkehr ist allerdings aus Kostengründen nur ein Ausbau für eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h als Industriestammgleis erfolgt, so dass eine Reaktivierung des Personenverkehrs in dieser Form zunächst nicht attraktiv erscheint. Trotzdem macht sich in Aurich der Verein „Aurich - ran an die Bahn“ dafür stark. Dieser möchte zunächst zur Fahrgast-Sensibilisierung auf der Strecke in Zusammenarbeit mit der Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland einige Sonderfahrten anbieten. Die LNVG als zuständiger Aufgabenträger schloss eine Reaktivierung im SPNV bis 2013, aufgrund der Finanzlage und der zusätzlich anfallendenen jährlichen Betriebskosten, aus.[1]

Mit dem Wechsel der Landesregierung nach der Landtagswahl in Niedersachsen 2013 wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass mögliche Reaktivierungen von Bahnstrecken im SPNV zu prüfen sind. Insgesamt nahmen 74 Streckenabschnitte an dem Verfahren teil, wovon letztendlich acht in der engeren Auswahl landeten. Die Strecke Abelitz–Aurich erreichte in der Rangfolge der Nutzwertanalyse den dritten Platz, sodass nun eine Kosten-Nutzen-Analyse erfolgt und anschließend über eine Bedienung im SPNV entschieden werden kann.[2]

Die Schlussuntersuchung ergab allerdings eine negative Kosten-Nutzen-Analyse. Aufgrund von Vorleistungen wie vorhandenen Bahnsteigen könnte ein Betrieb aber auch ohne Landeszuschüsse möglich sein.[3]

Die Politik untersucht auch eine Streckenfortführung nach Wittmund, um dort Anschluss an die Ostfriesische Küstenbahn zu erhalten. Ziel ist eine durchgehende Bahnverbindung für den Güterverkehr zwischen den Häfen in Emden und dem JadeWeserPort in Wilhelmshaven.[4]

Im Jahre 2015 gab Enercon bekannt, dass das Unternehmen die Verbreiterung der Strecke für den Transport seiner Produkte nicht mehr benötige. Damit wurde auch die Reaktivierung des Personenverkehrs auf der Strecke Aurich–Emden vorerst gestoppt.[5]

Der Landkreis Aurich gab 2023 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, welche die Voraussetzungen für einen Betrieb mittels Eisenbahn, Straßenbahn bzw. Tram-Train-System bestimmen soll. Zugleich untersucht auch das Land Niedersachsen erneut eine Reaktivierung der Strecke.[6]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. LNVG, SPNV-Konzept 2013+, S. 87–88
  2. Verkehrsministerium Niedersachsen, Reaktivierung von Bahnstrecken
  3. Chance für SPNV-Revival. In: eisenbahn-magazin. Nr. 5, 2015, ISSN 0342-1902, S. 24.
  4. Bahnlückenschluss „Emden-Aurich-Wittmund“@1@2Vorlage:Toter Link/www.ilek-ostfriesland-mitte.de (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven). ILEK Ostfriesland-Mitte. Abgerufen am 18. Oktober 2011.
  5. Enercon stoppt Bahnausbau. Abgerufen am 9. August 2017.
  6. Bahn-Reaktivierung: Landkreis vergibt Auftrag für Studie. In: Landkreis Aurich. 22. Mai 2023, abgerufen am 29. Juli 2024.