Bahnstrecke Boston–Wilmington Junction
Die Bahnstrecke Boston–Wilmington Junction ist eine Eisenbahnstrecke in Massachusetts (Vereinigte Staaten). Sie ist rund 31 Kilometer lang und verbindet die Städte Boston, Somerville, Medford, Malden, Melrose, Wakefield, Reading und Wilmington. Die normalspurige Strecke gehört heute der Massachusetts Bay Transportation Authority, die den Personenverkehr betreibt. Außerdem verkehren Güterzüge der Pan Am Railways, die ein Mitbenutzungsrecht für die Strecke besitzt.
Boston MA–Wilmington Junction MA | |
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Boston North Station (1890er) | |
Streckenlänge: | 31 km |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Zweigleisigkeit: | heute: Fells–Reading früher: gesamte Strecke |
Gesellschaft: | MBTA |
Mitbenutzungsrecht: | PAR |
Geschichte
BearbeitenDie Boston and Maine Railroad betrieb Anfang der 1840er Jahre Züge von Boston nach Maine, die zwischen Boston und Wilmington die Hauptstrecke der Boston and Lowell Railroad mitbenutzen mussten. Da es hier immer wieder zu Behinderungen im Betriebsablauf kam, plante die Bahngesellschaft, eine eigene Strecke nach Boston parallel zur Boston&Lowell zu bauen. Gleichzeitig wollte man Orte anbinden, die östlich der Boston&Lowell-Strecke lagen und bis dato keinen direkten Eisenbahnzugang hatten, wie Reading, Wakefield, Melrose und Malden. Am 16. März 1844 erhielt die Boston and Maine Extension Railroad Company die Konzession für die Strecke. Die Gesellschaft wurde am 16. April formal aufgestellt und führte den Bau aus. Die Strecke konnte am 1. Juli 1845 für den Verkehr freigegeben werden. Den Betrieb führte die Boston&Maine, die am 10. September 1845 die Strecke kaufte. Da die Stadt Boston auf der Canal Street keine Dampflokomotiven erlaubte, mussten die Züge von dort bis zum Endbahnhof am Haymarket Square mit Ochsen gezogen werden. Wenige Jahre später erhielt die Bahngesellschaft jedoch die Betriebsgenehmigung für Dampfzüge bis in den Endbahnhof. Bereits in den 1850er Jahren wurde dieser Endbahnhof aus Platzgründen stillgelegt und eine größere Station an der Causeway Street an der Stelle der heutigen North Station gebaut. Der Abschnitt von dort zum Endbahnhof Haymarket Square wurde stillgelegt und ging im Straßenbahnnetz der Stadt auf, das in diesem Bereich schon bald darauf unter die Erde verlegt wurde und heute Teil der U-Bahn Boston ist.
Der Verkehr auf der Strecke entwickelte sich gut und die anfangs eingleisige Strecke wurde in den 1850er Jahren zweigleisig ausgebaut. Nachdem die Boston&Maine andere Bahngesellschaften übernommen hatte, die ebenfalls eigene Endbahnhöfe in Boston betrieben, wurde 1893 die Boston North Station, zunächst als North Union Station eröffnet.
1958 schloss die Boston&Maine mehrere Stationen entlang der Strecke für den Personenverkehr, nämlich Somerville, Wellington, Edgeworth, Oak Grove und Fells. Im folgenden Jahr stellte sie den Personenverkehr zwischen Reading und Wilmington Junction ein. Fernzüge und Regionalzüge, die über Reading hinausfahren sollten, wurden über die frühere Boston&Lowell-Hauptstrecke umgeleitet. Nun verkehrten nur noch Vorortzüge von Boston nach Reading über die Strecke. Das zweite Gleis nördlich von Reading wurde daraufhin abgebaut. Ab 1972 wurde auch zwischen Reading Junction und Fells nur noch eingleisig gefahren, da der Platz neben der Bahnstrecke für den Bau einer U-Bahn-Linie benötigt wurde, die 1977 bis Oak Grove fertiggestellt wurde. Zwar wurden am Sullivan Square in Somerville und in Oak Grove auch Bahnsteige an der Eisenbahn gebaut, jedoch hielten die Vorortzüge hier nicht. Ein Umsteigen in die U-Bahn ist lediglich am Bahnhof Malden Center möglich, den beide Verkehrsmittel nutzen.
Seit 1976 betreibt die Massachusetts Bay Transportation Authority (MBTA) sowohl die U-Bahn als auch die Vorortzüge. Sie hatte die Bahnstrecke von der Boston&Maine übernommen, die jedoch weiterhin ein Mitbenutzungsrecht innehatte. Dieses Recht ging 1983 auf die Guilford Transportation über, die die Boston&Maine übernahm und die seit 2006 unter dem Namen Pan Am Railways firmiert. Im Dezember 1979 eröffnete die MBTA den Personenverkehr nördlich von Reading wieder, indem sie die meisten Vorortzüge nach Haverhill nicht mehr über Wilmington, sondern über Reading führte. In North Wilmington wurde für diese Züge ein neuer Haltepunkt an der Stelle des früheren Bahnhofs errichtet.
Streckenbeschreibung
BearbeitenDie Strecke begann am Haymarket Square in Boston. Sie führte auf der Canal Street entlang bis zur Causeway Street, wo sich heute die Boston North Station befindet. Die Strecke überquert den Charles River mittels einer Hubbrücke. Direkt danach schließt sich der Güterbahnhof Charlestown an, wo die Bahn nach Norden abbiegt. Sie unterquert in Somerville die U-Bahn, die hier als Hochbahn ausgeführt ist. Diese U-Bahn, die Orange Line, führt nun unmittelbar neben der Eisenbahn entlang ebenfalls nach Norden. Im weiteren Verlauf wird dann der Mystic River überquert. Die Bahnstrecke führt nun durch den Stadtteil Wellington der Stadt Medford, in deren Zentrum hier eine kurze Zweigstrecke abführt. Weiter nordwärts erreicht die Bahn nun Malden und den gemeinsam mit der U-Bahn genutzten Bahnhof Malden Center. Der Endbahnhof der U-Bahn in Oak Grove ist zwar auch als gemeinsamer dreigleisiger Bahnhof ausgebaut, jedoch halten hier die Vorortzüge nicht.
Im weiteren Verlauf binden mehrere Haltepunkte die Städte Melrose und Wakefield an. In Wakefield zweigten einst zwei Eisenbahnstrecken ab, die in Richtung Nordosten verliefen. Heute dient nur noch eine der beiden Strecken als kaum genutztes Anschlussgleis. In Wakefield biegt die Trasse nach Nordwesten ab und erreicht nach wenigen Kilometern Reading. Früher wurden hier zwei Stationen bedient, die jedoch in den 1970er Jahren geschlossen und durch eine zwischen den beiden gelegene neue Station ersetzt wurde. Obwohl hier viele Züge enden, steht nur ein einfacher Bahnsteig am durchgehenden Streckengleis zur Verfügung. Züge, die abgestellt werden sollen, fahren nach der Ankunft zurück bis zum alten Bahnhof Reading, wo sich Abstellgleise befinden. Die Bahnstrecke ist ab dem alten Bahnhof Reading wieder eingleisig und führt über mehrere Kilometer bis nach North Wilmington. Nach der Einstellung des Personenverkehrs auf diesem Abschnitt wurde der Bahnhof geschlossen, jedoch 1979 wiedereröffnet, nun als Haltepunkt mit einem äußerst kurzen Bahnsteig, der das Aus- und Einsteigen nur an einem Wagen erlaubt. Kurz darauf ist der Knotenpunkt Wilmington Junction erreicht, der sich mitten im Wald befindet. Der frühere Personenbahnhof diente ausschließlich zum Umsteigen in die beiden hier abführenden bzw. kreuzenden Bahnstrecken.
Personenverkehr
BearbeitenSeit jeher spielt der Personenverkehr auf der Bahnstrecke eine große Rolle. 1869 verließen den Bahnhof Boston täglich 41 Züge, die auf der Strecke verkehrten. Acht davon fuhren nach Medford, 15 Züge fuhren bis Wakefield Junction und teilweise weiter auf die dort abführenden Strecken, zehn Züge fuhren bis Reading und die übrigen acht Züge fuhren nach Wilmington Junction und weiter in Richtung Lawrence. Der Verkehr ging etwas zurück, nachdem um 1900 mehrere Überlandstraßenbahnen eröffnet wurden, die ebenfalls Wilmington und Boston verbanden. Eine dieser Strecken verlief parallel zur Bahnstrecke und verband die gleichen Orte. 1916 verkehrten dennoch montags bis freitags 47, samstags 52 und sonntags 16 Züge ab Boston. Danach ging der Bedarf merklich zurück, da viele Pendler auf eigene Fahrzeuge umstiegen. 1941 fuhren wochentags noch 40 Züge, 1960 noch 29 Züge.[1] Die MBTA bietet 2010 an Wochentagen 23 Züge an, von denen zehn nur bis Reading fahren. Am Wochenende fahren sechs Züge, die alle nach Haverhill weiterfahren.[2]
Quellen und weiterführende Literatur
Bearbeiten- Einzelnachweise
- ↑ siehe Fahrpläne der Strecke aus den genannten Jahren.
- ↑ aktueller Fahrplan der Haverhill-Linie (PDF; 183 kB) ( vom 17. Juni 2012 im Internet Archive)
- Literatur
- Ronald D. Karr: The Rail Lines of Southern New England. A Handbook of Railroad History. Branch Line Press, Pepperell, MA 1995. ISBN 0-942147-02-2
- Mike Walker: Comprehensive Railroad Atlas of North America. New England&Maritime Canada. (2. Auflage) SPV-Verlag, Dunkirk (GB), 2010. ISBN 1-874745-12-9
- Weblinks