Bahnstrecke Freiberg–Halsbrücke

Die Bahnstrecke Freiberg–Halsbrücke war eine Nebenbahn in Sachsen. Sie verlief von der Bergstadt Freiberg nach Halsbrücke, dem einst bedeutendsten Standort der sächsischen Buntmetallurgie. Die 1890 eröffnete Strecke wurde 1995 stillgelegt.

Freiberg (Sachs)–Halsbrücke[1]
Strecke der Bahnstrecke Freiberg–Halsbrücke
Streckennummer:6615; sä. FH
Kursbuchstrecke:139h (1934)
169m (1946)
414 (1975)
Streckenlänge:7,448 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius:180 m
Strecke
von Werdau Bogendreieck
Abzweig geradeaus und von rechts
von Nossen
Bahnhof
0,000 Freiberg (Sachs) 413 m
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Holzhau (–Moldava)
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Dresden Hbf
Abzweig ehemals geradeaus und nach rechts
1,100 Anst Industriegebiet Saxonia
Abzweig geradeaus und nach rechts (Strecke außer Betrieb)
1,507 Anst Turmhofschacht
Abzweig geradeaus und nach links (Strecke außer Betrieb)
1,750 Anst VEB Porzellanfabrik Freiberg
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
2,360 Freiberg (Sachs) Ost 422 m
Abzweig geradeaus und nach links (Strecke außer Betrieb)
Anst Brennstoffinstitut/HKW Nord
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
5,030 Tuttendorf 369 m
Kopfbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
7,448 Halsbrücke 326 m

Geschichte

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Die bei Freiberg ansässigen Bergbauunternehmen bemühten sich schon recht frühzeitig um einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Vor allem der Versand der geförderten Erze, aber auch der Empfang der im Bergbau für die Aufbereitung der Erze benötigten Säuren war auf dem Straßenweg umständlich und teuer.

Am 22. Dezember 1887 genehmigte der Landtag die Ausführung der regelspurigen Sekundärbahnen Berthelsdorf–Großhartmannsdorf, Brand-Erbisdorf–Langenau sowie Freiberg–Halsbrücke. Als Kostenrahmen waren insgesamt 3.043.000 Mark vorgesehen.[2]

Im April 1889 begannen die Bauarbeiten an der Strecke von Freiberg nach Halsbrücke. Da kaum größere Kunstbauten errichtet werden mussten, war sie nach einem Jahr Bauzeit fertiggestellt. Eröffnet wurde die neue Sekundärbahn am 13. Juli 1890 gemeinsam mit den südlich von Freiberg gelegenen Strecken Berthelsdorf–Großhartmannsdorf und Brand-Erbisdorf–Langenau.

Die Bedeutung lag stets im Güterverkehr. Neben den Schachtanlagen Reiche Zeche, Turmhofschacht und Davidschacht besaßen eine ganze Reihe weiterer Unternehmen im Freiberger Norden Anschlussgleise zur Strecke Freiberg–Halsbrücke. In den 1960er Jahren entstand eine zwei Kilometer lange Anschlussbahn zum Brennstoffinstitut, welche in den 1980er Jahren noch einen Abzweig zum neugebauten Heizkraftwerk Nord erhielt.

Nach der Einstellung des Bergbaus in Freiberg 1969 begann der Niedergang der Verbindung. Am 1. Juni 1975 wurde der Reisezugverkehr eingestellt. Güterverkehr von Freiberg Ost bis Halsbrücke fand noch bis 1995 statt. Danach wurde die Strecke stillgelegt, aber zunächst nicht abgebaut. Am 10. Mai 2004 wurde sie bis Kilometer 1,507 in ein Nebengleis des Bahnhofs Freiberg umgewandelt.

Die letzten Gleise verschwanden, bis auf wenige Kilometer nordöstlich von Freiberg, in den 2010er-Jahren. Heute verläuft auf dem Abschnitt Fuchsmühlenweg (vor Tuttendorf)–Halsbrücke ein Radweg.

Streckenbeschreibung

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Die Strecke verließ den Bahnhof Freiberg (Sachs) in östlicher Richtung, um dann in einem Bogen nach Norden zu schwenken. Erste Station war der Bahnhof Freiberg (Sachs) Ost (früher Freiberg Schachtbahnhof) mit 422 m ü. M. höchster Punkt der Strecke. Der weitere Verlauf ist nördlich beziehungsweise nordöstlich bis zum Erreichen des Haltepunktes Tuttendorf. Von hier aus verläuft die Strecke noch weiterhin in nördlicher Richtung, um später westlich in Richtung Halsbrücke einzuschwenken. Der Endbahnhof Halsbrücke liegt auf 326 m ü. M. und ist tiefster Punkt. Insgesamt überwindet die Strecke einen Höhenunterschied von 96 m.

Betriebsstellen

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Freiberg (Sachs)

 
Bahnhof Freiberg (Sachs)

Der Bahnhof Freiberg (Sachs) entstand 1862 als Endpunkt der Strecke von Dresden, die 1869 in Richtung Chemnitz fortgeführt wurde. Mit dem Bau der Bahnstrecke Nossen–Moldau (1873/1885) und der Stichbahnen nach Halsbrücke, Langenau und Großhartmannsdorf (1890) wurde Freiberg zu einem der bedeutendsten Eisenbahnknotenpunkte in Sachsen. Die Station trug folgende Namen:

  • bis 1911: Freiberg
  • bis 1933: Freiberg (Sa)
  • seit 1933: Freiberg (Sachs)

Freiberg (Sachs) Ost

Der Bahnhof Freiberg (Sachs) Ost wurde am 15. Juli 1890 als Haltestelle Freiberg (Schachtbhf) in Betrieb genommen und 1905 zum Bahnhof geweiht. Die Station im Osten der Stadt Freiberg trug folgende Namen:

  • bis 1905: Freiberg (Schachtbhf)
  • bis 1911: Freiberg Schachtbahnhof
  • bis 1915: Freiberg (Sa) Schachtbf
  • bis 1933: Freiberg (Sa) Ost
  • seit 1933: Freiberg (Sachs) Ost

Seit der Einstellung des Personenverkehrs am 1. Juni 1975 diente der Bahnhof nur noch dem Güterverkehr. Am 1. Januar 1995 ging der Güterbahnhof Freiberg (Sachs) Ost außer Betrieb. Am Standort sind Empfangsgebäude, Güterschuppen und Wirtschaftsgebäude noch vorhanden.[3]

Tuttendorf

Die Haltestelle Tuttendorf wurde am 15. Juli 1890 eröffnet und 1905 zum Bahnhof gewidmet. 1933 wurde die Station zur Haltestelle und später zum Haltepunkt zurückgestuft. Mit der Einstellung des Personenverkehrs am 1. Juni 1975 ging der Haltepunkt Tuttendorf außer Betrieb. Das hölzerne Wartehaus wurde im Juni 2001 abgerissen.[4]

Halsbrücke

Die Haltestelle Halsbrücke wurde am 15. Juli 1890 eröffnet und 1905 zum Bahnhof gewidmet. Seit der Einstellung des Personenverkehrs am 1. Juni 1975 diente der Bahnhof nur noch dem Güterverkehr. Am 1. Januar 1995 ging der Güterbahnhof Halsbrücke außer Betrieb. Am Standort sind Empfangsgebäude, Güterschuppen und Wirtschaftsgebäude noch vorhanden.[5] Das Empfangsgebäude wurde 2018 verkauft, saniert und beherbergt heute ein Restaurant mit eigener Brauerei. Auf der Gleisseite ist eine Denkmallok der Baureihe 101 mit einem Güterwagen aufgestellt.[6]

Fahrzeugeinsatz

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In den ersten Betriebsjahren wurde sämtlicher Verkehr mit den zweifach gekuppelten Sekundärbahnlokomotiven der Gattung VII T abgewickelt. Belegt ist die Stationierung der Lokomotive NOVOTNY in Halsbrücke. Später setzten die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen auch Lokomotiven der Gattungen IIIb und V T ein, die auf anderen Strecken entbehrlich wurden. In Regie der Deutschen Reichsbahn kamen ab Ende der 1920er Jahre ehemals preußische T 9.3 (Baureihe 91) zum Einsatz, die in den 1960er Jahren durch die Baureihe 86 abgelöst wurden. Seit den 1970er Jahren wurde sämtlicher Verkehr mit den Diesellokomotiven der Baureihe 110 abgewickelt.

Literatur

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  • Thomas Berger: 100 Jahre Berthelsdorf-Langenau und Freiberg-Halsbrücke. in: Modelleisenbahner Nr. 7/1990, transpress Verlagsgesellschaft mbH i. G. Berlin; S. 6–8
  • Erich Preuß, Reiner Preuß: Sächsische Staatseisenbahnen. transpress Verlagsgesellschaft, Berlin 1991, ISBN 3-344-70700-0.
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Commons: Bahnstrecke Freiberg–Halsbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Daten auf www.sachsenschiene.net
  2. Thomas Berger: 100 Jahre Berthelsdorf-Langenau und Freiberg-Halsbrücke. in: Modelleisenbahner 39(1990)7, S. 6
  3. Der Bahnhof Freiberg (Sachs) Ost auf www.sachsenschiene.net
  4. Der Haltepunkt Tuttendorf auf www.sachsenschiene.net
  5. Der Bahnhof Halsbrücke auf www.sachsenschiene.net
  6. Unsere Geschichte auf www.brauhaus-am-bahnhof.de