Die Bahnstrecke Greifswald–Ladebow, auch Greifswalder Hafenbahn, ist eine eingleisige Nebenbahn zwischen dem Bahnhof Greifswald und dem Hafen Ladebow. Die Strecke befindet sich im Eigentum der Stadt Greifswald und wird von der RegioInfra betrieben.

Greifswald–Ladebow
Brücke über den Ryck
Brücke über den Ryck
Streckennummer (DB):6787
Kursbuchstrecke (DB):109 (1939)[1]
122 (1941–1944)[2][3][4][5]
Streckenlänge:5,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Maximale Neigung: 6,22 
Minimaler Radius:165 m
Höchstgeschwindigkeit:30 km/h
Strecke
von Anklam
Bahnhof
Greifswald
Abzweig geradeaus und nach links
nach Stralsund
Wechsel des Eisenbahninfrastrukturunternehmens
0,000 Infrastrukturgrenze DB InfraGO/RegioInfra
Brücke über Wasserlauf
0,500 Stadtgraben
Blockstelle
0,500 Greifswald Ryck (BetrHp)
Abzweig geradeaus und ehemals nach rechts
0,900 nach Greifswald Hafen
Brücke über Wasserlauf
0,968 Ryck (52 m)
Bahnübergang
1,010 Stralsunder Straße (Kreisstraße VG 5)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
1,200 Greifswald Museumshafen[6][7]
Bahnübergang
1,293 Salinenstraße
Bahnübergang
1,491 Ladebower Chaussee
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
2,610 Ladebow Wüst (Bft)
Bahnübergang
4,738 Ladebower Chaussee
Bahnübergang
5,338 Ladebower Chaussee
Betriebs-/Güterbahnhof Streckenende
5,600 Ladebow Hafen (Bft)

Quellen: [8][9]

Geschichte

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Nach der Inbetriebnahme der Bahnstrecke Angermünde–Stralsund 1863 wurde 1864 mit dem Bau der Greifswalder Hafenbahn begonnen. Die Strecke vom Bahnhof Greifswald führte entlang der Südseite des Ryck bis in die Hafenstraße zum damaligen Stadthafen und wurde am 5. Januar 1865 in Betrieb genommen.[10]

Die nördlich der Hunnenstraße von der Hafenbahn abgehende Strecke nach Ladebow wurde 1934 bis 1936 zum Anschluss des Fliegerhorstes in Ladebow an der Nordseite des Ryck an das Bahnnetz gebaut. Dazu wurde westlich der Steinbeckerbrücke eine Stahlbetonbrücke über den Ryck errichtet.

Im Kursbuch für den Sommerfahrplan 1939 waren einzelne Züge zwischen Greifswald und Greifswald Hafen verzeichnet.[1] Im Zweiten Weltkrieg verkehrten diese spätestens ab 1941 nicht mehr.[2][3][4][5]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Strecke nach Ladebow noch 1948 für Personenverkehr genutzt, bevor 1949 die Gleisanlagen zwischen Salinenstraße und Ladebow demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert wurden.[10][11]

Ab 1968 wurde die Strecke für die Versorgung des Volksmarine-Standorts in Ladebow wieder aufgebaut. Betriebsbeginn der an die Nationale Volksarmee übergebenen Strecke war am 27. Oktober 1972. Nach der Wiedervereinigung wurden die Hafenbahngleise bis zur Kaikante des jetzt von der Stadt zivil genutzten ehemaligen Marinehafens Ladebow verlängert. 1993 wurde die Gleise der Greifswalder Hafenbahn südlich des Ryck ab der Stahlbetonbrücke demontiert. Während eines Sturmhochwassers am 3. November 1995 wurde die Bahnstrecke an der Ladebower Chaussee auf 100 Meter Länge überflutet. Nach der Sanierung und Wiederinbetriebnahme 1997 wurde die Strecke für Güterverkehr genutzt, der jedoch 2001 deutlich zurückging, bis der Verkehr schließlich am 15. Dezember 2001 ganz eingestellt wurde.[10]

Für 873.000 Euro, von denen 729.600 Euro vom mecklenburg-vorpommerschen Wirtschaftsministerium übernommen wurden, ließ die Stadt Greifswald die Strecke sanieren und eine neue Brücke über den Ryck bauen. Die Regio Infra Nordost als neuer Betreiber der Infrastruktur nahm die Strecke am 15. Januar 2014 statt wieder in Betrieb.[12] In Ladebow befinden sich zwei kurze Ladestraßen, ein Lokschuppen für eine Rangierlok und Gleis entlang Kaimauer Ladebow. Zwischen Greifswald und Ladebow Hafen zweigen heute keine weiteren Anschlussgleise mehr ab.

Neben dem Güterverkehr finden zu besonderen Anlässen wie dem Fischerfest Gaffelrigg[6] auch Sonderfahrten mit Personenbeförderung statt, 2024 wurde diese teilweise durchgebunden auf die Bahnstrecke Schönwalde–Lubmin.[13]

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Commons: Bahnstrecke Greifswald–Ladebow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Deutsches Kursbuch Sommer 1939. Teil 1. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1939, S. 58 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  2. a b Deutsches Kursbuch Sommerausgabe 1941. Teil 1. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1941, S. 55 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  3. a b Deutsches Kursbuch Winterausgabe 1941/42. Teil 1. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1941, S. 54 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  4. a b Deutsches Kursbuch Jahresfahrplan 1943. Teil 1. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1943, S. 52 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  5. a b Deutsches Kursbuch. Jahresfahrplan 1944/45, Teil 1. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1944, S. 52 (pkjs.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  6. a b Jürgen Lückert: Sonderzugverkehr in Greifswald. In: Lok-Report. Lokomotive Fachbuchhandlung, 21. Juli 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
  7. Sonderfahrten zum Fischerfest „Gaffelrigg“. (PDF) DB Regio, 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
  8. Bedienungsanweisung für den Betrieb der Serviceeinrichtung Hafen Ladebow einschl. Zuführungsstrecke Greifswald – Ladebow. Regio Infra Nord-Ost, 1. April 2021, S. 4, 5, 12 (regioinfra.de [PDF; abgerufen am 23. Juli 2024]).
  9. Entfernungstabelle / Trassenkilometer RIN. Regio Infra Nord-Ost, 17. Mai 2023, S. 2 (regioinfra.de [PDF; 90 kB; abgerufen am 23. Juli 2024]).
  10. a b c Werner Hormann: Zeittafel zur Greifswalder Hafenbahn. Greifswald 2016.
  11. Joachim Braun: Umkämpft, zerstört, eingestürzt – die Brücken in Vorpommern. 2. Auflage. BoD, Norderstedt 2019, ISBN 978-3-7494-4620-9, S. 115.
  12. Einweihung der Hafenbahn Greifswald – Ladebow. In: Inside Greifswald. Matthias Hühr, abgerufen am 23. Juli 2024.
  13. Mit dem Sonderzug zum Fischerfest in Greifswald. DB Regio, 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.