Bahnstrecke Haditha–Kirkuk

Bahnstrecke im Irak

Die Bahnstrecke Haditha–Kirkuk (auch: Transversalstrecke) ist eine Bahnstrecke im Irak, die im Netz der Iraqi Republic Railways (IRR) die Streckennummer 4 trägt. Sie ist nur noch abschnittweise befahrbar.

Haditha–Kirkuk
Strecke der Bahnstrecke Haditha–Kirkuk
Streckenverlauf
Streckenlänge:252 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckengeschwindigkeit:100 km/h
Kopfbahnhof Streckenanfang (Strecke außer Betrieb)
252,1 Kirkuk
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof (Strecke außer Betrieb)
245,0 Kirkuk Güterbahnhof
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
235,7 Al-Thawra
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
223,0 Abu Gasah
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
203,7 Riyadh
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
187,0 Al-Maraei
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
Tigris (zerstört)
Betriebs-/Güterbahnhof Strecke bis hier außer Betrieb
158,0 Fatha
Abzweig geradeaus und von rechts
von Konya
Bahnhof
145,0 Baidschi
Abzweig geradeaus und nach links
nach Bagdad
Bahnhof
122,3 Al-Seiniya
Bahnhof
97,0 Al-Tharthar
Brücke über Wasserlauf
Wadi Al-Tharthar
Bahnhof
80,0 Al-Safaa
Bahnhof
60,0 Al-Wadi
Bahnhof
38,5 Al-Hidab
Bahnhof
20,5 Al-Ataa
Abzweig geradeaus und von links
von Bagdad
Bahnhof
0,0 Haditha
nach Akaschat

Quellen: [1]

Geografische Lage

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Die Strecke quert den Norden des Irak etwa dort, wo das Land die größte Ost-West-Ausdehnung aufweist, von Südwesten in nordöstliche Richtung. Sie verbindet den im Westen des Landes gelegenen Bahnhof Al-Haqlaniya an der Bahnstrecke Bagdad–Akaschat mit dem östlich gelegenen Kirkuk. Dabei kreuzt sie die Bagdadbahn in der Nähe von Baidschi.

Technische Parameter

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Die eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke ist – wie das gesamte Netz der IRR – in Normalspur ausgeführt und 252,1 km lang. Die Schienen haben UIC 60-Profil und Schweißverbindungen. Die Achslast beträgt 25 Tonnen. Konzipiert war die Strecke für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Die Strecke verfügte über das vollautomatische zentral gesteuerte Verkehrsleitsystem Centralized Traffic Control (CTC-System). Parallel zur Strecke verlief eine Telegrafenlinie für die Kommunikation zwischen den Bahnhöfen. An beiden Streckenenden gab es Betriebswerke, in Kirkuk und in Al-Haqlaniya, zudem lag das Ausbesserungswerk in Baidschi in unmittelbarer Nähe der Strecke.[2]

Geschichte

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Meterspurbahn

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Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde über eine Eisenbahnverbindung nach Kirkuk diskutiert, der Bau einer Strecke Kirkuk–Bagdad(–Haifa) wurde jedoch aufgrund des Ersten Weltkriegs verschoben und erst danach begonnen. Es handelte sich um eine meterspurige Strecke, die in einem Abstand von etwa 60 km parallel zur Bagdadbahn, aber am anderen, linken Ufer des Tigris, verlief.[3] Sie nahm den Betrieb bis Kirkuk im August 1925 auf.[4]

Normalspurbahn

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Nach einer Reihe von Überlegungen fiel die Entscheidung, die Meterspurbahn durch eine Normalspurbahn von Kirkuk Richtung Haditha zu ersetzen und die Verbindung nach Bagdad über einen Anschluss an die Bagdadbahn bei Baidschi herzustellen. Ein Grund für die Wahl dieser Trasse war die dadurch doppelte Anbindung der Ölraffinerie Haditha an das Irakische Eisenbahnnetz.[5]

Der Bau begann am 26. August 1982.[6] Daran beteiligt war auch die deutsche DE-Consult[7], eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesbahn. Aufgrund des Iran-Irak-Krieges verzögerte sich die Eröffnung.[6] Sie fand am 7. November 1987 statt. Die Kosten für den Bau der Strecke betrugen 960 Millionen US-Dollar. Kurz darauf, im Mai 1988, wurde die Meterspurbahn, die Kirkuk mit Bagdad verband, geschlossen.[8]

In den vier Kriegen, die der Irak seit 1980 durchlitt und den begleitenden Bürgerkriegen wurde auch die Bahnstrecke Al-Haqlaniya–Kirkuk – wie die gesamte Eisenbahninfrastruktur des Irak, insbesondere nördlich von Bagdad – schwer beschädigt, wie etwa die Brücke über den Tigris. Die Strecke war seitdem außer Betrieb.[2] Den östlichen Streckenzweig zerstörte die US Air Force im Dritten Golfkrieg durch Luftangriffe, wobei 2003 auch die Brücke über den Tigris schwer getroffen wurde.[9] Insbesondere der flächendeckende Vandalismus des Islamischen Staats hat in großem Umfang Infrastruktur und Fahrzeuge in Badschi und dem westlichen Streckenast zerstört.[10]

Wiederaufbau

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Westlicher Streckenast

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Am 5. November 2022 wurde der westliche Streckenast, Baiji–Haqlaniya, von der IRR reaktiviert.[11] Dadurch konnten erstmals wieder Güterzüge zwischen Qa'im und Bagdad verkehren.[12][5]

Östlicher Streckenast

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Aufgrund des anhaltenden Konflikts zwischen der Zentralregierung in Bagdad und den Separatisten in Erbil wegen der umstrittenen Gebiete im Nordirak, zu denen Kirkuk gehört, gibt es keine Fortschritte bei der Reaktivierung des Streckenastes zwischen Kirkuk und Baidschi.[13]

Literatur

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  • Johannes Glöckner: Unterwegs im Zweistromland. In: Lok-Magazin 2024/7, S. 96–105.
  • Neil Robinson: World Rail Atlas. Bd. 8: The Middle East and Caucasus. World Rail Atlas Ltd. England 2006. ISBN 954-12-0128-8

Einzelnachweise

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  1. Robinson, Tafel 27, 28.
  2. a b SR ENGR Safa Alwan, SR ENGR Isra Hanoon: Irak. In: Proceedings of the 12th Meeting of the COMCEC Transport and Communications Working Group. COMCEC, Oktober 2018, S. 34 (englisch, comcec.org [abgerufen am 2. Januar 2024]).
  3. Robinson, Taf. 27, 29. Hier ist die Strecke unzutreffend als Bahn in Normalspur eingezeichnet.
  4. Robinson, S. 26.
  5. a b Amr Salem: Iraq plans to operate high-speed trains. In: Iraqi News. Iraqi News, 2. August 2023, abgerufen am 28. März 2024 (englisch).
  6. a b M.D. Dilshad Omar Abdul Aziz: Tarich AlSekuk AlHadida fi Kerkuk wa Athra AlAqetesadi wa AlDschtemai. (Originaltitel: تاريخ السكك الحديد في كركوك وأثره االقتصادي واالجتماعي, deutsch: Geschichte der Eisenbahnen in Kirkuk und deren ökonomische und soziale Effekte). In: (مجلة علمية محكمة)مجلة الدراسات التاريخية و الحضارية. 9. Jahrgang, Nr. 30, Juli 2017, S. 38 (arabisch, iasj.net [abgerufen am 2. Januar 2024]).
  7. Glöckner, S. 104.
  8. Robinson, S. 26.
  9. Glöckner, S. 104.
  10. Glöckner, S. 102.
  11. John Lee: 8 Iraqi Rail Lines Re-Opened in Past Year. In: iraq-business news. 19. November 2023, abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  12. Majda Muhsen: Iraq rehabilitates war-damaged railway line. In: Zawya. London Stock Exchange Group, 11. Februar 2024, abgerufen am 28. März 2024 (englisch).
  13. Hiwa Husamedin: Baghdad deliberately suspends Kirkuk railway projects, lawmakers say. In: Rudaw.net. Rudaw Media Network, 5. März 2016, abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).