Bahnstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent

normalspurige Eisenbahnstrecke in Südfrankreich

Die Bahnstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent ist eine normalspurige französische Eisenbahnstrecke von Perpignan nach Villefranche-de-Conflent in der Region Okzitanien. Die 47 km lange, eingleisige Strecke folgt dem unteren Lauf des Flusses Têt. Ihre Fortsetzung findet sie in der schmalspurigen Ligne de Cerdagne.

Perpignan–Villefranche-de-Conflent
Bahnhof Ille-sur-Têt, 1989
Bahnhof Ille-sur-Têt, 1989
Strecke der Bahnstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent
Verlauf der Bahnstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent
Streckennummer (SNCF):679 000
Streckenlänge:45,614 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:seit 1983
1,5 kV =
Stromsystem:bis 1971
12 kV, 16 2/3 Hz ~
Maximale Neigung: 21,5 
Strecke
Bahnstrecke Narbonne–Portbou von Narbonne
Bahnhof
467,512 Perpignan
Brücke über Wasserlauf
467,813 (Basse; 220 m)
Abzweig geradeaus und nach links
467,835 Bahnstrecke Narbonne–Portbou nach Portbou
Strecke mit Straßenbrücke
469,715 A 9
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
471,315 Perpignan-Roussillon
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
Bahnstrecke Perpignan–Thuir nach Thuir
Abzweig geradeaus und nach links
471,758 LGV nach Figueres
Bahnhof
474,565 Le Soler
Bahnhof
479,333 Saint-Féliu-d’Avall
Brücke über Wasserlauf
482,627 (Boulès; 60 m)
Bahnhof
483,201 Millas
ehemaliger Bahnhof
485,695 Néfiach
Bahnhof
489,407 Ille-sur-Têt
ehemaliger Bahnhof
492,831 Bouleternère
Tunnel
494,721 Tunnel de Sierra-Ternère (374 m)
ehemaliger Bahnhof
495,330 Domanova-Rodès
Brücke
495,668 Viaduc de Riou-Fagès (94 m)
Bahnhof
498,224 Vinça 247 m
Tunnel
499,026 Tunnel de Venta-Farines (177 m)
Brücke über Wasserlauf
499,780 Viaduc de la Lentilla (Lentilla; 97 m)
Bahnhof
501,805 Marquixanes
Brücke
501,211 Viaduc de Llascou (46 m)
Bahnhof
507,297 PradesMolitg-les-Bains
Brücke
509,525 Viaduc du Marder (82 m)
Bahnhof
510,917 Ria
Brücke über Wasserlauf
512,527 Viaduc sur la Têt (Têt; 42 m)
U-Bahn-Kopfbahnhof StreckenanfangKopfbahnhof StreckenendeLua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 114: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)
513,126 VillefrancheVernet-les-Bains
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Ligne de Cerdagne nach Latour-de-Carol-Enveitg

Sie ist die einzige Strecke in Frankreich, die über längere Zeit hinweg mit Einphasenwechselstrom mit einer Frequenz von 1623Hz betrieben wurde.

Geschichte

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Bis 1910: Bau und Dampfbetrieb

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Bahnhof Ille-sur-Têt vor der Elektrifizierung

Am 20. April 1863 genehmigte die Nationalversammlung den Betrag von 2 Millionen Franc für den Bau einer Eisenbahnstrecke von Perpignan nach Prades. Der 23 km lange erste Abschnitt bis Ille-sur-Têt wurde am 10. Dezember 1868 von der Eisenbahngesellschaft Compagnie du chemin de Fer de Perpignan à Prades eröffnet, die die Strecke am 15. März 1870 um 4 km bis Bouleternère verlängerte. Vollendet wurde die Strecke am 3. Januar 1877 unter Zwangsverwaltung, unter die die Gesellschaft auf eigenen Wunsch hin am 6. Februar 1873 gestellt worden war.[1] Am 6. November 1878 meldete sie Insolvenz an und wurde am 13. Januar 1881 vom Staat aufgekauft.

Die Verlängerung der Strecke bis Olette sollte von der Compagnie des chemins de fer du Midi et du Canal latéral à la Garonne gebaut werden. Am 2. Juni 1895 wurde der Verkehr auf dem Abschnitt bis Villefranche-de-Conflent aufgenommen. Die Weiterführung bis Olette und darüber hinaus wurde jedoch erst 1910 mit der meterspurigen Ligne de Cerdagne realisiert.

1913 bis 1970: Elektrifizierung

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1913 wurde die Strecke versuchsweise mit Einphasenwechselstrom von 12 kV und 1623 Hz elektrifiziert, dabei konnte die Bahngesellschaft auf Erfahrungen mit diesem Stromsystem bei der Elektrifizierung der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn in der Schweiz zurückgreifen, wo neben Lokomotiven der Maschinenfabrik Oerlikon auch eine von AEG eingesetzt wurde.[2]

Die für den Betrieb nötige Elektrizität wurde in den drei Wasserkraftwerken Fontpédrouse, Soulom und Eget erzeugt, die in den Jahren 1913, 1915 und 1919 erbaut wurden.[2] Das Kraftwerk Soulom bei Pierrefitte hatte sechs Generatoren mit einer Leistung von je 2600 kW. Die Energie wurde über eine 60 kV-Freileitungen zu den Unterwerken in Lourdes und Tarbes übertragen, wo die Spannung auf 12 kV heruntertransformiert wurde.[3]

Lokomotiven

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Die Versuchslokomotiven mussten das folgende Pflichtenheft erfüllen:

  • Vorgeschriebene Achsfolge: 1'C1'
  • Anfahren einer Anhängelast von 400 t auf 22 ‰ Steigung.
  • Befördern eines Zuges von 300 t mit 40 km/h auf 22 ‰ Steigung.
  • Befördern eines Zuges von 100 t mit 60 km/h auf 22 ‰ Steigung.
  • Eine Rekuperationsbremse für die Talfahrt muss vorhanden sein.

Es wurden sechs Lokomotiven von Herstellern aus den Vereinigten Staaten, Frankreich, Deutschland und der Schweiz eingereicht:

  • E 3001 von den amerikanischen Herstellern Thomson und General Electric
  • E 3101 von den deutschen Herstellern AEG und Henschel
  • E 3201 des amerikanischen Herstellers Westinghouse, die einzige Lokomotive, die 1912 noch als 1C1 3900 zur SNCF gelangte und dort bis 1957 im Einsatz stand
  • E 3301 der Schweizer Hersteller BBC und SLM, die spätere Fb 2/5 11001 der SBB, auf welcher der SBB der Buchli-Antrieb erprobt wurde
  • E 3401 des französischen Herstellers Ateliers de Nord et de l'Est (ACENE), einem Vorläufer von Jeumont
  • E 3501 der französischen Herstellers Schneider et Cie, in Zusammenarbeit mit den deutschen Unternehmen Felten und Lahmeyer

Drei Lokomotiven, welche das Pflichtenheft nicht erfüllen konnten, wurden an die Hersteller zurückgewiesen, dazu gehörte auch die E 3301 aus der Schweiz.

Triebwagen

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Wechselspannungs-Triebwagen der Serie E 1 bis E 30

Für den Personenverkehr erhielt die Gesellschaft ab 1913 insgesamt 30 Elektrotriebwagen (E 1 bis E 30) des späteren SNCF-Typs Z 4900, der auch auf ihren gleichartig elektrifizierten Strecken nach Tarbes, Pau und Montréjeau zum Einsatz kam. Nach der Umstellung der letztgenannten Strecken auf Gleichspannung gemäß Regierungsbeschlusses Anfang der 1920er Jahre verblieben 16 dieser Triebwagen auf der letzten verbliebenen Wechselstromstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent.[4] Nach der Ausmusterung der elektrischen Lokomotive 1C1 3900 bespannten sie auch Güterzüge.

Seit 1971: Dieselbetrieb und erneute Elektrifizierung

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Zwei Spurweiten im Bahnhof Villefranche – Vernet-les-Bains: links ein normalspuriger Gleichspannungs-Triebwagen der Baureihe Z2, rechts ein Schmalspurzug der Ligne de Cerdagne, 1998

1971 endete die Stromversorgung mit Wechselspannung, fortan wurde die Strecke mit Dieselfahrzeugen – hauptsächlich Triebwagen der Baureihe X 4300 – bedient. Im Mai 1984 wurde die Strecke mit der im Süden von Frankreich üblichen Gleichspannung von 1500 V erneut elektrifiziert. Zunächst kamen Elektrotriebwagen des Typs Z2, später lokbespannte RIB-Wendezüge zum Einsatz.[4]

Unfall von Millas 2017

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Am Nachmittag des 14. Dezember 2017 kollidierte auf einem beschrankten Bahnübergang in Millas ein zwischen Villefranche und Perpignan verkehrender TER-Regionalzug mit einem Schulbus. Sechs der 23 jugendlichen Fahrgäste des Busses kamen ums Leben oder verstarben in den folgenden Tagen. Siebzehn weitere Personen wurden verletzt, davon schwebten fünf noch drei Tage nach dem Unglück in Lebensgefahr.[5] Die Bahnstrecke war zum Zweck der Beweiserhebung nach dem Unglück über zwei Jahre außer Betrieb. Verbände der Bahnbenutzer äußerten den Verdacht, die Ermittlungen seien nurmehr Vorwand für die Vorbereitung einer endgültigen Stilllegung der Linie durch die SNCF.[6][7] Schließlich wurde am 21. Mai 2020 der Verkehr zunächst auf der Teilstrecke zwischen Perpignan und Ille-sur-Têt wieder aufgenommen,[8] am 31. August 2020 dann weiter bis Prades.[9] Das letzte Teilstück bis Villefranche-de-Conflent wurde am 16. November 2020 wieder in Betrieb genommen.[10]

Literatur

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Commons: Bahnstrecke Perpignan–Villefranche-de-Conflent – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Manuel de l’ingénieur des ponts et chaussées, S. 744 bei Google Books, abgerufen am 15. Dezember 2017
  2. a b Christophe Bouneau: La contribution des technologies étrangères à l'électrification ferroviaire de la France: 1890-1940. In: Histoire, économie et société. Band 12, Nr. 4, 1993, ISSN 0752-5702, S. 558–559, doi:10.3406/hes.1993.1691 (persee.fr [abgerufen am 10. Januar 2023]).
  3. Elektrifizierung mit 12 kV und 16 ⅔ Hz in Frankreich. elektrische-bahnen.de, abgerufen am 19. Dezember 2019.
  4. a b La liaison ferroviaire Villefranche de Conflent - Perpignan bei leportailferroviaire.free.fr, abgerufen am 15. Dezember 2017
  5. Collision entre un car scolaire et un TER à Millas : le bilan monte à six morts. In: lemonde.fr. 18. Dezember 2017, abgerufen am 12. Juli 2018 (französisch).
  6. Millas : Nouvelle mobilisation pour la réouverture de la ligne. In: viaoccitanie.tv. 29. September 2018, abgerufen am 30. September 2018 (französisch).
  7. Laura Meunier: Vers une régression de la ligne Perpignan – Villefranche ? In: lindependant.fr. 1. Dezember 2018, abgerufen am 23. Dezember 2018 (französisch).
  8. Accident de Millas : le trafic ferroviaire reprend après deux ans d’interruption. In: ladepeche.fr. 21. Mai 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020 (französisch).
  9. Pyrénées-Orientales - Après le terrible accident de Millas, le train est de retour en gare de Prades. In: lindependant.fr. 1. September 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020 (französisch).
  10. Pyrénées-Orientales : reprise du trafic SNCF entre Prades et Villefranche-de-Conflent. In: lindependant.fr. 12. November 2020, abgerufen am 25. Februar 2021 (französisch).