Bahnstrecke Börgönd–Tapolca
Die Bahnstrecke Börgönd–Tapolca ist eine eingleisige und teilweise elektrifizierte Eisenbahnstrecke in den Komitaten Fejér und Veszprém in Ungarn. Sie wird auch Balaton-Nordstrecke genannt.
Börgönd–Tapolca | |
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Streckennummer: | 44 (Börgönd–Szabadbattyán) 29 (Szabadbattyán–Tapolca) |
Kursbuchstrecke (MÁV): | 944 (Börgönd–Szabadbattyán) 29 (Szabadbattyán–Tapolca) |
Streckenlänge: | 118 km |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Streckenklasse: | C2 (Börgönd–Szabadbattyán) CM2 (Szabadbattyán–Balatonfüred) C2 (Balatonfüred–Tapolca) |
Stromsystem: | Szabadbattyán–Balatonfüred: 25 kV, 50 Hz ~ |
Höchstgeschwindigkeit: | 80 km/h |
Geschichte
BearbeitenNach Bekanntwerden der Trassierungspläne für eine Bahnverbindung von Budapest nach Rijeka um 1850, setzten sich die Vertreter der Orte am nördlichen Balatonufer für eine Streckenführung in ihrem Gebiet ein. Um die Stimmung in der Öffentlichkeit zu beruhigen, berechnete die mit dem Bau der Strecke betraute Kaiser Franz Joseph-Orientbahn die Kosten für eine Strecke in dem topografisch schwierigerem Terrain und mit der etwa 22,8 Kilometer zusätzlichen Länge, was allesamt einen Mehraufwand bedeutet hätte.[4]
1861 erhielten schließlich die Orte am südlichen Ufer des Balatons mit der Bahnstrecke Pragersko–Nagykanizsa–Budapest eine Eisenbahnanbindung; der Bau einer Eisenbahnstrecke entlang des nördlichen Ufers wurde erst im Jahre 1907[5] auf Treiben des Politikers und Eisenbahningenieurs Ferenc Kossuth konzessioniert, welche schließlich am 8. Juli 1909 feierlich in Betrieb genommen und am 11. Juli 1909 für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurde. Um die von der privaten Südbahn-Gesellschaft betriebene Bahnstrecke über Székesfehérvár nicht nutzen zu müssen, fuhren in der Anfangszeit die Züge auf den Staatsbahnstrecken von Budapest-Keleti über Pusztaszabolcs an das nördliche Balatonufer.[4]
Von November 2019 bis Mai 2021 wurde der Abschnitt Szabadbattyán–Balatonfüred elektrifiziert, dafür musste unter anderem das Gleisbett im Tunnel Csittényhegy um einige Zentimeter tiefer gelegt werden.[6] Des Weiteren wurden die Bahnhöfe Polgárdi, Balatonkenese, Balatonfűzfő und Alsóörs modernisiert.[7] Der elektrische Zugbetrieb wurde am 19. Juni 2021 aufgenommen.[8] Eine weitere Elektrifizierung über Tapolca nach Keszthely sowie Ukk ist in Planung.[7]
Streckenbeschreibung
BearbeitenDie Strecke beginnt im Bahnhof Börgönd, wo sie sich von den Bahnstrecken Székesfehérvár–Pusztaszabolcs und Börgönd–Sárbogárd trennt, und verläuft in südwestlicher Richtung nach Szabadbattyán an der elektrifizierten Hauptstrecke Budapest-Déli–Murakeresztúr. Seit einer Neutrassierung Mitte der 1960er Jahre[9] ist der im weiteren südwestlichen Verlauf liegende Bahnhof Csajág ein Kreuzungsbahnhof mit der Bahnstrecke Hajmáskér–Dombóvár.
Erst nach Verlassen des 96 Meter langen Tunnels Csittényhegy in Balatonakarattya ergibt sich der Blick auf den Balaton. Im weiteren Verlauf über Balatonfűzfő, Balatonalmádi, Balatonfüred und Révfülöp führt die Strecke in südwestlicher Richtung unmittelbar am Ufer des Sees entlang, ehe sie in Badacsonylábdihegy nach Norden schwenkt und etwa zehn Kilometer ins Landesinnere nach Tapolca verläuft.
Betrieb
BearbeitenIm Reiseverkehr nutzen Personenzüge von Székesfehérvár nach Tapolca die Strecke. Sie werden aus Dieseltriebwagen der Baureihen 426 oder 117 oder mit Diesellokomotiven der Baureihe 418 bespannten Wagenzügen gebildet. Zudem verkehren Eilzüge von Budapest-Déli über Székesfehérvár nach Tapolca. Der Lokwechsel von Elektrolokomotiven der Baureihe 431 auf Diesellokomotiven der Baureihe 418 fand bis Juni 2021 in Székesfehérvár statt, seitdem in Balatonfüred.[10][11]
In den Sommermonaten finden auf der Balaton-Nordstrecke jährlich sogenannte „Retro-Wochenenden“ statt, an denen die Planzüge von historischen Lokomotiven bespannt werden. Teilweise kommen dabei auch historische Personen- und Speisewagen zum Einsatz.[12][13]
Weblinks
Bearbeiten- Bilder der Betriebsstellen auf vasutallomasok.hu
- Streckenverlauf und Infrastruktur auf der OpenRailwayMap
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vasúti Pályakapacitás-elosztó Kft.: 29 vonalhoz tartozó pontok. Abgerufen am 3. Juli 2021 (ungarisch).
- ↑ Magyar Államvasutak Zrt.: Menetrendi segédkönyv I. kötet. (PDF; 2,3 MB) 3.20. Székesfehérvár–Tapolca. S. 57–61, abgerufen am 3. Juli 2021 (ungarisch).
- ↑ 29 Székesfehérvár-Tapolca. In: Magyarország vasútállomásai és vasúti megállóhelyei. Abgerufen am 3. Juli 2021 (ungarisch).
- ↑ a b Frigyes Hortobágyi: 150 éve megy a gőzös, megy a gőzös Kanizsára. In: Sínek Világa. Nr. 2, 2011, S. 31–36 (ungarisch, sinekvilaga.hu [PDF; 5,9 MB; abgerufen am 5. Dezember 2022]).
- ↑ Victor Freiherr von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10. Ungarische Eisenbahnen. In: Zeno.org. 1923, abgerufen am 7. Juli 2021.
- ↑ Elektrifizierung der Nord-Bahn am Balaton geht weiter. In: Balaton Zeitung. 3. Mai 2020, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ a b Bahnverkehr am Balaton-Nordufer kann bald wieder aufgenommen werden. In: Balaton Zeitung. 4. April 2021, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ Hans-Jürgen Schulz: Ungarn: Plattensee-Nordstrecke jetzt elektrisch. In: LOK Report. 20. Juni 2021, abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ Adani12345: 2018.02.17 29-es vonal régi nyomvonala Csajágnál. In: YouTube. 20. Februar 2018, abgerufen am 6. Juli 2021 (ungarisch).
- ↑ Historische Wagenreihung 2019 - Strecke H-29. In: vagonWEB. Abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ Wagenreihungen 2021 - Strecke H-29. In: vagonWEB. Abgerufen am 3. Juli 2021.
- ↑ Magyar Államvasutak Zrt.: Ismét retró hétvége az észak-balatoni vonalon. 30. Juli 2020, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juli 2021; abgerufen am 15. Juli 2021 (ungarisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Magyar Államvasutak Zrt.: Az időutazás márpedig lehetséges: retró vonatokkal. Abgerufen am 15. Juli 2021 (ungarisch).