Barre Phillips

US-amerikanischer Jazz-Bassist

Barre Phillips (* 27. Oktober 1934 in San Francisco; † 28. Dezember 2024 in Las Cruces[1]) war ein US-amerikanischer Bassist des Creative Jazz und der neuen Improvisationsmusik. Sein Bassspiel war einerseits einer freien Tonalität verpflichtet, gründete aber weiterhin in einer tiefen Melodiosität.[2]

Barre Phillips, moers festival 2008

Leben und Wirken

Bearbeiten

Phillips kam nach einem Studium der Romanistik an der Berkeley University 1962 nach New York City, wo er Kontrabassunterricht bei Frederick Zimmermann hatte. 1963 trat er in einem Third-Stream-Projekt Gunther Schullers mit Eric Dolphy in der Carnegie Hall auf und nahm als Solist außerdem unter Leitung von Leonard Bernstein ein Konzert von Larry Austin mit den New Yorker Philharmonikern auf. Ab 1964 war er Mitglied von Jimmy Giuffres Trio; mit dem Sextett von George Russell kam er ein erstes Mal nach Europa. Zwischen 1965 und 1967 arbeitete er auch mit dem Gitarristen Attila Zoller sowie mit Archie Shepp.

1967 zog er dauerhaft nach Europa. Dort arbeitete er 1969 in einem Orchesterprojekt mit John Lennon und Yoko Ono und mit Mike Westbrook, anschließend mit Rolf Kühn, Michel Portal und Joachim Kühn, vor allem aber im stilbildenden The Trio mit John Surman und Stu Martin. Im südfranzösischen Puget-Ville in der Nähe von Toulon lebte er von 1972 bis 2021. In den 1980er Jahren leitete er eigene Gruppen. So tourte er 1985 mit Paul McCandless und Theo Jörgensmann im Trio. Des Weiteren trat er mit dem Ensemble Accroche Note, mit Derek Bailey und Gunter Hampel sowie Jeanne Lee auf. Seit 1986 arbeitete er in Projekten des britischen Basskollegen Barry Guy, insbesondere mit dem London Jazz Composers Orchestra (bis 1995). In den 1990er Jahren entstanden Aufnahmen mit Ornette Coleman, Franz Koglmann (O Moon My Pin-Up) sowie mit Evan Parker und Paul Bley.

Seine solistische Platte Journal Violone von 1968 gilt als erstes Bass-Soloalbum des Jazz (weitere Soloplatten von ihm folgten, etwa 1998 und 2001, zuletzt 2018 und 2020). 1971 spielte er mit Dave Holland auch das erste Kontrabass-Duo-Album ein. Zu erwähnen sind auch seine Zusammenarbeit mit der Komponistin Pauline Oliveros, seine Aufnahme mit dem klassischen Kontrabassvirtuosen Bertram Turetzky und das Kontrabass-Quartett After You Gone. Im Bereich des Jazz war er laut Tom Lord zwischen 1963 und 2021 an 204 Aufnahmesessions beteiligt, zuletzt mit Urs Leimgruber und Jacques Demierre (Last Concert In Europe).[3]

Außerdem komponierte er Filmmusik u. a. für Marcel Camus, Jacques Rivette, Robert Kramer und Frédéric Fisbach sowie Ballettmusik für Carolyn Carlson. Er hat häufiger auch mit der Sängerin Claudia Phillips, seiner Tochter, zusammengearbeitet. Phillips war 2003 Vorsitzender der International Society of Bassists.

Diskografie (Auswahl)

Bearbeiten

Lexigraphische Einträge

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Barre Phillips – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Evan Parker: Nachruf. In: UK Jazz News. 29. Dezember 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch).
  2. Felix Klopotek, in: Wolf Kampmann Reclams Jazzlexikon Stuttgart 2003, S. 413
  3. Tom Lord The Jazz Discography (online, abgerufen 30. Dezember 2024)
  4. Josef Woodard: Barre Phillips Thirty Years in Between. In: Down Beat. 2021, abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch).; enthält das gleichfalls Solo aufgenommene Album Camouflage von 1989 als zweite CD
  5. Barre Phillips & György Kurtág jr.: Face à Face. In: Sounds & Books. 2. September 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.