Basis-Film Verleih
Der Basis-Film Verleih ist ein 1974 gegründeter Berliner Filmverleih. Basis-Film verleiht ausschließlich neue deutsche Autorenfilme.
Programm
BearbeitenSchwerpunkte der Verleiharbeit sind innovative Nachwuchsfilme, politisch engagierte Dokumentarfilme, Filme von Frauen, Kinderfilme und die Pflege eines umfangreichen Repertoires des deutschen Autorenfilms. Von über 400 Dokumentar- und Spielfilmen sind noch immer 200 im aktiven Repertoire, darunter Filme von Harun Farocki, Rainer Werner Fassbinder, Rosa von Praunheim, Helga Reidemeister, Ula Stöckl und Andreas Voigt.[1] Mit Arbeiterfilmen, Berlin-Filmen, Filmen zu Nationalsozialismus, Krieg und Ökologie spiegelt das Basis-Filmprogramm Themen und gesellschaftliche Debatten der jüngeren deutschen Geschichte.[2]
Die Verleiharbeit richtet sich nicht nur an Programm-Kinos, sondern auch an nichtgewerbliche Spielstätten wie Gewerkschaftshäuser und Jugendclubs. So heißt es in einer Broschüre von 1990: „Aufgabe der nichtgewerblichen Filmarbeit ist es, Zuschauer zu qualifizieren, qualifizierte Filme zu sehen.“[3]
Geschichte
BearbeitenBasis-Film entstand 1971 in Berlin. Nachdem 18 Studenten der Berliner Filmhochschule dffb von der Akademie relegiert wurden, weil sie 1968 an Protesten gegen die Notstandsgesetze teilnahmen, gründeten einige von ihnen, darunter Harun Farocki und Christian Ziewer, eine Filmgruppe, die im „Märkischen Viertel“ Basisfilme drehen will. Der erste Film so entstandene Arbeiterfilm, Christian Ziewers Liebe Mutter, mir geht es gut, wurde der Grundstock der Basis-Filmproduktion.[4]
1974 nahm der Verleih seine Arbeit auf. Von den Gesellschaftern der Basis-Film GmbH – Christian Ziewer, Renée Gundelach, Rainer Götz Otto und Klaus Wiese – wurde Clara Burckner als Geschäftsführerin und Gesellschafterin engagiert.[5] Sie war bis 2004 „Herz und Motor“ der Verleiharbeit.[6][7]
Ab 1980 erstellte der Verleih Begleitmaterialien für den nichtgewerblichen Vertrieb. Eine Kartei verzeichnete 4.000 nichtgewerbliche Abspielstätten.[5]
Auf Einladung des Goethe-Instituts wurde 1979 in London eine Filmreihe mit Basis-Filmen gezeigt. In der Folge liefen Basis-Filme begleitet von Veranstaltungen in zahlreichen internationalen Goethe-Instituten.[5] 1984 widmete das Goethe-Institut Brüssel Basis-Film eine Werkschau mit dem Untertitel „Ein Berliner Modell in Produktion und Verleih“.[8]
1987 erhielt der Verleih den Deutschen Kritikerpreis mit der Begründung, „zwischen massiven Importen und gesichtsloser Produktion eine wichtige Position in der deutschen Filmlandschaft zu verteidigen“.[5]
1990 war der Basis-Film Verleih mit einer Auswahl von 32 Filmen unter dem Titel „Filme ohne Fesseln“ beim 1. Filmfest Dresden eingeladen[5] und wurde vom Publikum gefeiert.[4] Basis-Film nahm in der Folgezeit Filme von jungen ostdeutschen Regisseuren in das Programm auf und wurde zu einem „zentralen Vermittler zwischen Ost und West“.[9]
1993 eröffnete der Basis-Film Verleih eine Filiale mit Kopienlager in der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz, die zu einem Kulturzentrum mit Kino umgebaut wurde.[5][4]
2004 übergab Clara Burckner das Basis-Firmenarchiv an die Deutschen Kinemathek.[10][7] Es bildete die Grundlage für die Ausstellung Vom aufrechten Gang. 30 Jahre Basis-Film Verleih Berlin im Filmmuseum Berlin, mit der Basis-Film und die engagierte Verleiharbeit von Clara Burckner geehrt wurden.[6] Begleitend zur Ausstellung erschien eine DVD-Edition mit zwölf Titeln aus dem Basis-Film-Verleihprogramm, das Berliner Kino Arsenal zeigte eine Auswahlretrospektive.
Am 19. Oktober 2011 wurde in Kino Toni am Antonplatz in Berlin-Weißensee das 40. Jubiläum von Basis-Film und der 75. Geburtstag von Clara Burckner gefeiert. In diesem Rahmen wurde Clara Burckner für ihre kulturellen Verdienste von Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[11]
Literatur
Bearbeiten- Erika Gregor, Ulrich Gregor (Hrsg.): Film in Berlin: Der Basis-Film Verleih. Mit einem Interview von Erika und Ulrich Gregor mit Clara Burckner. Kinemathek Heft 65, Freunde der Deutschen Kinemathek, Berlin 1983
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Anke Hahn, Anna Schierse: Filmverleih: zwischen Filmproduktion und Kinoerlebnis. Praxis Film Bd. 15, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2004, ISBN 3-89669-410-3, S. 216 f.
- ↑ Basis Filmverleih, Lexikon der Filmbegriffe, Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien der Universität Kiel
- ↑ 30 Jahre Basis-Film Verleih, Archiv Kino Arsenal Berlin
- ↑ a b c Christina Tilmann: Das alte Lied von der Arbeit. 30 Jahre Basis-Verleih: Eine Schau im Berliner Filmmuseum präsentiert ein Großkapitel westdeutscher Filmgeschichte, Tagesspiegel, 11. November 2004
- ↑ a b c d e f Wir über uns, Website Basis-Film Verleih
- ↑ a b Vom aufrechten Gang: 30 Jahre Basis-Film Verleih Berlin, Deutsche Kinemathek 2004
- ↑ a b Ralf Schenk: Neun Leben hat die Katze, Berliner Zeitung, 2. Dezember 2004
- ↑ Ulrike Roesen (Red.): Der Basis-Film Verleih - ein Berliner Modell in Produktion und Verleih. Berlin - Brüssel 1984 (8. - 15. Oktober). Goethe-Institut Brüssel; Basis-Film Verleih Berlin, Brüssel 1984; Inhaltsverzeichnis online
- ↑ Nicolaus Schröder: Der aufrechte Gang. Der Berliner Basis-Film Verleih wird 30 und feiert mit einer Filmreihe, 14 DVDs und einer Ausstellung im Filmmuseum. tip Berlin 25/2004
- ↑ Ula Brunner: Mit Idealismus Geld verdienen: Der Basis Filmverleih ( vom 5. Januar 2016 im Internet Archive), Interview mit Clara Burckner, fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, 29. November 2004
- ↑ 40. Jubiläum von Basis-Film Verleih Berlin: Clara Burckner erhielt Bundesverdienstkreuz am Bande. baf-berlin.de, Film-Blog des Berliner Arbeitskreises Film e. V., 20. Oktober 2011