Baskenmütze

weiche Kopfbedeckung mit mittigem Zipfel

Die Baskenmütze (österr. Pullmankappe) ist eine traditionell aus Wolle gewalkte, in neuerer Zeit auch aus Gewebe geschneiderte, Kopfbedeckung nach Art des Baretts.[1] Sie stammt wahrscheinlich aus den Pyrenäen, insbesondere dem Béarn, von wo sie sich im benachbarten Baskenland und schließlich weltweit verbreitete.[2] Die Baskenmütze hat wie andere Baretts keinen Schirm und keine Krempe. Ihre Besonderheit ist die flache Form, die nach innen gebogene Kopföffnung und der ca. ein bis zwei Zentimeter lange Zipfel in der Mitte (baskisch txertena, ‚Schwänzchen‘),[2] der beim Filzvorgang entsteht, und auch als Schlinge gearbeitet sein kann.[1]

Auguste Rodin mit Baskenmütze

Das baskische Wort txapela [tʃa'pela] wird häufig mit Baskenmütze übersetzt, bedeutet aber Hut.[2]

Geschichte

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Bauer aus dem Béarn, ca. 1830

Die Baskenmütze entwickelte sich wahrscheinlich um 1570/1580 aus dem in Europa verbreiteten Barett zur Kopfbedeckung der Bauern und Hirten in den Pyrenäen, insbesondere im Béarn. Von dort gelangte sie ins benachbarte Baskenland, wo vor allem blaue und schwarze Baskenmützen insbesondere von Fischern und Seeleuten getragen wurden.[1] Quellen legen nahe, dass die Baskenmütze auf diese Weise seit dem 16. Jahrhundert im Baskenland weit verbreitet war. Eine nationalpatriotische Bedeutung erlangte die Mütze während des ersten Karlistenkriegs in den 1830er Jahren, als der aufständische General Tomás de Zumalacárregui rote Baskenmützen als Erkennungszeichen der navarrischen Bataillone einführte.[2][3] Baldomero Espartero verbot daraufhin die Verwendung der Baskenmütze sowohl im zivilen als auch militären Bereich gegen Strafe. Er hatte jedoch keinen Erfolg, im Gegenteil: Die autonomen Polizeibeamten des Baskenlandes (Ertzaintza) und von Navarra (Policía Foral) tragen noch heute rote Baskenmützen.[2]

19. Jahrhundert

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Im wiederaufflammenden baskischen Nationalismus um 1900 wurde die Baskenmütze, nun in der regionalen Ausformung aus Bilbao mit breiteren Flügeln, abermals zum Erkennungssymbol.

Eine Anekdote besagt, dass Kaiser Napoleon III. und seine Frau Eugénie die Mütze im Baskenland sahen und als béret basque in Frankreich verbreiteten.[4] Fest steht, dass die Baskenmütze im Frankreich des 19. und vor allem des frühen 20. Jahrhundert viel von Intellektuellen und Künstlern getragen wurde, darunter Auguste Rodin, Pablo Picasso, Ernest Hemingway, Gabriel Celaya, Pío Baroja und Heinrich Böll.[5][6] Seit etwa 1927 ist sie immer wieder als modisch-sportliche Kopfbedeckung unabhängig vom Geschlecht in Gebrauch.[1] So ließ sich etwa Marlene Dietrich in den 1930er Jahren häufig mit Baskenmütze ablichten, Greta Garbo trug sie privat, Lisa Fonssagrives war 1950 auf dem Cover der amerikanischen Vogue mit roter Baskenmütze und Baguette im Arm zu sehen. 1967 trug Faye Dunaway als Bonnie im Film Bonnie und Clyde Baskenmütze.[5] In der Mode wurde die Baskenmütze unter anderem von Louis Vuitton und Sonia Rykiel neu interpretiert.[5]

20. Jahrhundert

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Ché Guevara griff die Baskenmütze als politisches Symbol in den 1960er Jahren wieder auf und machte die Mütze erneut weltweit bekannt. 1975 bestellte die irakische Armee eine Million Baskenmützen.[7] Die Mitglieder der ETA zeigten sich häufig mit Baskenmütze. Traditionell bekommen im Baskenland die Sieger oder Siegerinnen von Wettbewerben eine Baskenmütze aufgesetzt und werden txapeldun genannt.[6] Die Fans von Athletic Bilbao tragen häufig Baskenmützen als Teil ihrer Fankleidung.

Herstellung

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Die Verbreitung wurde durch die zunehmende industrielle Produktion der Baskenmütze im 19. Jahrhundert begünstigt. Erste Fabriken entstanden um den Ort Oloron-Sainte-Marie, 1859 eröffnete in Tolosa die Firma Elósegui und 1892 in Balmaseda die Fábrica de Boinas La Encartada. Die dadurch im Vergleich zu anderen Kopfbedeckungen preisgünstigen Baskenmützen wurden in der Folge vor allem von Arbeitern getragen.[2]

Durch die Übernahme von Béatex und Blancq-Olibet ist nun Laulhère in Oloron-Sainte-Marie der einzige verbleibende französische Hersteller von Baskenmützen.[8][9] In Spanien produziert nur noch Elosegui Baskenmützen.[10] In Nay und in Balmaseda gibt es Baskenmützenmuseen.[11]

In Südamerika (insbesondere Argentinien und Uruguay) hat sich – zurückgehend auf spanische Einwanderer aus Tolosa – eine lange Tradition der Herstellung von Baskenmützen etabliert. Dort wird neben Wollfilz auch Baumwolle zur Herstellung besonders leichter Sommer-Boinas verwendet, die insbesondere von Gauchos getragen werden. Weltweit produzieren Firmen, unter anderem in China, Pakistan, Indien und Tschechien Baskenmützen.[7]

Literatur

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Siehe auch

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Commons: Baskenmütze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c d Ingrid Loschek, Gundula Wolter: Reclams Mode- und Kostümlexikon. 6. Auflage. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010818-5, S. 120.
  2. a b c d e f Olga Macías: La boina y los vascos. In: euskonews.eus. Juli 2003, abgerufen am 3. März 2021.
  3. J. F. Fuentes, Martín Sánchez: Boina/sombrero: una dicotomía social y simbólica en la España del siglo xx. In: Historia y Política. Nr. 43, 2020, S. 225–254, doi:10.18042/hp.43.08 (fecyt.es [abgerufen am 4. Februar 2022]).
  4. Karambolage: Der Gegenstand. arte.tv, 27. Juli 2008, archiviert vom Original am 19. April 2013; abgerufen am 12. Oktober 2022.
  5. a b c Alfons Kaiser: Poncho, Parka, Prada-Täschchen: kleines Glossar der unentbehrlichen Kleidungsstücke. C.H.Beck, 2006, ISBN 978-3-406-54160-5 (google.de [abgerufen am 3. März 2021]).
  6. a b Las Boinas. Capítulo 2: La Txapela. In: Sombrereros Locos. 12. November 2013, abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  7. a b Baskenmützen. In: spanien-reisemagazin.de. Abgerufen am 3. März 2021 (deutsch).
  8. Helene Fouquet: Last French beret maker Laulhere fights for survival in Hollande test. In: livemint.com. 18. Februar 2014, abgerufen am 18. Mai 2020 (englisch).
  9. Les bérets basques en voie de disparition. In: LExpress.fr. 11. Februar 2014 (lexpress.fr [abgerufen am 18. Mai 2020]).
  10. Baskenmützen. In: spanien-reisemagazin.de. Abgerufen am 3. März 2021.
  11. André Girard: L'étonnante saga du béret. In: Générations. 29, H. 11, 1999, doi:10.5169/seals-827912.