Ben Frost

australischer Komponist

Ben Frost (* 1980 in Melbourne) ist ein australisch-isländischer Musiker und Filmkomponist, dessen Werke sich überwiegend dem Ambient, Noise und experimenteller Electronica zuordnen lassen.

Frost beim Roskilde-Festival 2018

Ben Frost wurde 1980 im australischen Melbourne geboren. Er verließ 2003 Australien und ließ sich 2005 im isländischen Reykjavík nieder, wo er seither mit seiner Familie lebt.[1] 2012 erhielt er die isländische Staatsbürgerschaft.[2]

Er begann als 19-Jähriger mit der Produktion eigener Musik.[1] 2001 erschien noch im Eigenverlag unter dem Namen Frost die EP Music For Sad Children. 2003 folgte sein Debütalbum Steel Wound, auf dem er bearbeitete Gitarren-Klänge mit Field Recordings und verfremdeten Vokal-Aufnahmen kombinierte. Gemeinsam mit Valgeir Sigurðsson und Nico Muhly gründete er dann in Island das Musiklabel Bedroom Community. Dort erschien 2006 sein zweites Album Theory of Machines. Das dritte Album By the Throat (2009) erhielt international gute Kritiken und machte ihn einem größeren Publikum bekannt.[3][4][5][6][7]

Zu Gael Garcia Bernals und Marc Silvers für Amnesty International produzierter Kurzfilm-Reihe The Invisibles, die von den Menschen berichtet, die sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA auf den Weg durch Mexiko machen, steuerte Frost 2010 den Soundtrack bei.[8]

2011 veröffentlichten Ben Frost und Daníel Bjarnason im Auftrag von Unsound Productions und in Zusammenarbeit mit dem Sinfonietta Cracovia, Brian Eno und Nick Robertson das von Andrei Tarkowskis gleichnamigem Film inspirierte Konzeptalbum Sólaris.[9][10][11] Die Zusammenarbeit mit Brian Eno führte zu einem verstärkten Interesse an afrikanischer Musik und inspirierte Frost zum deutlich perkussiveren Album Aurora, das 2014 bei Mute erschien.

Frost vertonte 2013 Iain Banks’ Roman The Wasp Factory nach einem Libretto von David Pountney als Musiktheater für die drei Sängerinnen Lieselot De Wilde, Mariam Wallentin und Jördis Richter, dem Streichquintett des Reykjavík Sinfonia und Liveelektronik von Frost. Er übernahm auch die Regie bei den Inszenierungen des Stücks. Die Uraufführung fand am 1. August 2013 bei den Bregenzer Festspielen als Koproduktion des Theaters HAU Hebbel am Ufer Berlin und des Londoner Royal Opera House statt.[12] Später folgten Inszenierungen des von der Kritik vor allem in Bezug auf die Musik eher durchwachsen aufgenommenen Stücks in Berlin[13] und London.[14]

Gemeinsam mit Paul Haslinger schuf Frost 2015 den Soundtrack zum Computerspiel Tom Clancy’s Rainbow Six Siege.

Im September 2017 veröffentlichte er über Mute das mit dem Produzenten Steve Albini in einem Zeitraum von zehn Tagen in Chicago aufgenommene Album The Centre Cannot Hold.[15] 2019 war Ben Frost als Gastmusiker an den Aufnahmen zum Swans-Album Leaving Meaning beteiligt. 2020 komponierte und inszenierte er als Auftragswerk für die Staatsoper Hannover die Oper Der Mordfall Halit Yozgat, die auf Gegenrecherchen von Forensic Architecture zum Mord an Halit Yozgat durch die rechte Terrorgruppe NSU basierte.[16]

Als Filmkomponist lieferte er die Soundtracks zu Filmen wie Sleeping Beauty und The Deep sowie Fernsehserien wie Fortitude, Dark und 1899.

Diskografie (Auswahl)

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Alben

  • 2003: Steel Wound (Room40)
  • 2006: Theory of Machines (Bedroom Community)
  • 2009: By the Throat (Bedroom Community)
  • 2011: mit Daníel Bjarnason – Sólaris (Bedroom Community)
  • 2014: Aurora (Bedroom Community, Mute)
  • 2017: The Centre Cannot Hold (Mute)
  • 2022: Broken Spectre (The Vinyl Factory)
  • 2023: Francesco Fabris & Ben Frost – Vakning (Room40)
  • 2024: Scope Neglect (Mute)

Soundtracks

Computerspiel

Theater/Oper

  • 2016: The Wasp Factory
  • 2020: Der Mordfall Halit Yozgat
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Commons: Ben Frost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Nancy Groves: Ben Frost: I don’t know if I have any records left in me at this point. In: theguardian.com vom 10. Januar 2015.
  2. Haukur S. Magnússon: The Death of Ben Frost. In: grapevine.is vom 10. Juli 2014 (Archiv-Version).
  3. David Stubbs: Ben Frost By the Throat Review. In: bbc.co.uk vom November 2009.
  4. Ian Mathers: Ben Frost – By the Throat. In: ra.co vom Oktober 2009.
  5. Grayson Currin: Ben Frost – By the Throat. In: pitchfork.com vom 8. Januar 2010.
  6. Album review: Ben Frost – ‘By The Throat’. In: nme.com vom 16. Oktober 2009.
  7. Tristan Bath: Hyper Realisation: An Interview With Ben Frost. In: thequietus.com vom 23. April 2014.
  8. Soundtrack to The Invisibles. In: bandcamp.com vom 5. November 2010.
  9. Sólaris. In: unsoundproductions.com, abgerufen am 18. April 2021.
  10. Brian Eno & Ben Frost: The Nurturer and the Hunter. In: rolex.org, abgerufen am 18. April 2021.
  11. Charlotte Cripps: Music for Solaris: the mentoring process. In: independent.co.uk vom 23. Oktober 2011.
  12. Silvia Thurner: Sadistischer Lustgewinn einer psychopathischen Persönlichkeit – „wasp factory“ von Ben Frost war ein zwiespältiges Erlebnis. In: kulturzeitschrift.at vom 2. August 2013.
  13. Tobi Müller: Frauen im Hochmoor. In: deutschlandfunkkultur.de vom 26. September 2013.
  14. George Hall: The Wasp Factory – review. In: theguardian.com vom 4. Oktober 2013.
  15. Sven Niechziol: Ben Frost – The Centre Cannot Hold. In: musikexpress.de vom 29. September 2017.
  16. Ben Frost. In: staatstheater-hannover.de, abgerufen am 18. April 2021.