Benoît Baudouin

französischer Theologe

Benoît Baudouin, latinisiert Benedictus Balduinus, (* 16. Jahrhundert in Amiens; † 1632[1]) war ein französischer Gelehrter.

Leben und Werk

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Benoît Baudouin, Calceus antiquus et mysticus; Giulio Negroni, De caliga veterum. Amstelodami, sumpt. A. Frisii, 1667

Laut Zedlers Universallexikon war Baudouin der Sohn eines Schuhmachers und lernte auch das väterliche Handwerk.[2] Er absolvierte die Universität in Paris und stand später an der Spitze des Collèges von Troyes. Er übersetzte die Tragödien des Seneca und schrieb eine Abhandlung über antike Schuhe, die den Titel Calceus antiquus et mysticus trug und 1615 in Paris veröffentlicht wurde.[3] Zusammen mit De caliga veterum von Giulio Negrone (Julius Nigronus) wurde das Werk 1667 in Amsterdam erneut verlegt.[4] Eine weitere Ausgabe dieser beiden Schriften erfolgte durch Joan Frederik Nilant 1711 in Leiden.[5]

Christoph Weigel der Ältere kritisierte in seinem 1698 in Regensburg gedruckten Werk Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände Baudouins Behauptung, die Schuhe seien gleich nach der Ausstoßung Adams und Evas aus dem Paradies erfunden worden.[6] Im selben Jahr mokierte sich auch Wilhelm Ernst Tentzel über diese Aussage und mutmaßte gar, Baudouin habe hier wahrscheinlich den Schustern das Wort geredet, „weil sie ihm vielleicht seine Schuhe umbsonst gemacht“[7] hätten. Baudouins Theorie, schon Adam habe, inkommodiert vom dornigen Untergrund außerhalb des Paradieses und inspiriert durch ein Gespräch mit dem Allmächtigen, den Schuh erfunden, erheiterte auch im 19. Jahrhundert noch William Edward Winks (1842–1926), der ein Werk über berühmte Schuhmacher verfasste. Winks wusste den Wert des umfangreichen Buches allerdings trotzdem zu schätzen: „Spite of its preposterous speculations, the work of the ex-shoemaker of Amiens is learned and valuable, contains a vast amount of curious lore in regard to a not unimportant subject, and helps to confirm his claim to the ambitious title of ‘the learned Baudouin’.“[8]

Baudouin hatte diese Kritiker mit Sätzen wie dem folgenden auf den Plan gerufen: „Nemo quam stupidum hebetemque primum illum hominem dixerit, quin ei statim in mentem venerit, quomodo se pedesque suos incedendo posset a spinaculorum tribulorumque iniuria deffendere [sic!]“[9] – zumal ja, laut der Heiligen Schrift, Gott selbst ihm nach dem Sündenfall die ersten Kleider verschafft habe, die er aus Tierhäuten angefertigt habe. „Hoc edoctus exemplo Adam eadem ratione pedum nuditati non consuleret?“[10]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Recueil de toutes les deliberations importantes prises depuis 1763 par le bureau d’administration du College de Louis-le-Grand et des colleges y reunis. Simon, 1781, S. 451 (google.de).
  2. Balduinus, Benedictus. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 3, Leipzig 1733, Sp. 215.
  3. Benedicti Balduini Ambiani Calceus antiquus et mysticus. Dionysius Langlaeus, Paris 1615 (Digitalisat).
  4. B. Balduinus De calceo antiquo et Jul. Nigronus De caliga veterum. Accesserunt ex Q. Sept. Fl. Tertulliani, Cl. Salmasi[i], & Alb. Rvbeni[i] scriptis plurima ejusdem argumenti. In his Scriptores veteres quamplurimi explicantur, & emendantur, nec non res ipsa adjectis aeneis figuris illustrantur. Amsterdam 1667 (Digitalisat). Eine darauf zurückgehende weitere Ausgabe erschien 1733 in Leipzig, besorgt von Christian Gottlieb Jöcher: B. Balduinus De Calceo Antiquo, Et Jul. Nigronus De Caliga Veterum. Leipzig 1733 (Digitalisat).
  5. B. Balduinus De Calceo Antiquo, Et Jul. Nigronus De Caliga Veterum: Accesserunt ex Q. Sept. Fl. Tertulliani, Cl. Salmasi[i], & Alb. Rvbeni[i] scriptis plurima ejusdem argumenti. In his Scriptores veteres quamplurimi explicantur, & emendantur, nec non res ipsa adjectis aeneis figuris illustrantur. Leiden 1711 (Digitalisat).
  6. Christoph Weigel: Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände Von denen Regenten Und ihren So in Friedens- als Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an, biß auf alle Künstler Und Handwercker: Nach Jedes Ambts- und Beruffs-Verrichtungen, meist nach dem Leben gezeichnet und in Kupfer gebracht, auch nach Dero Ursprung, Nutzbar- und Denkwürdigkeiten, kurz, doch gründlich beschrieben, und ganz neu an den Tag geleget. Christoph Weigel, 1698, S. 645 (google.de).
  7. Wilhelm Ernst Tentzel: Monatliche Unterredungen einiger guter Freunde von allerhand Büchern und andern annehmlichen Geschichten. Der andere Druck von Fehlern gereiniget. Gleditsch, 1698, S. 48 (google.de).
  8. William Edward Winks: Lives of Illustrious Shoemakers, New York 1882, S. 200 (Digitalisat).
  9. „Niemand wird wohl jenen ersten Menschen für so dumm und beschränkt halten, dass ihm nicht sofort in den Sinn gekommen sein sollte, wie er sich und seine Füße beim Umhergehen vor Verletzungen durch Dornen und Disteln schützen konnte.“
  10. „Durch dieses Beispiel belehrt sollte Adam sich nicht mit derselben Methode um die Nacktheit seiner Füße kümmern?“; Benoît Baudouin: Benedicti Balduini […] Calceus antiquus et mysticus. Paris 1615, S. 6 f.