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Ein als Zugnomade bezeichneter Mensch ist eine Person, die keinen festen Wohnsitz hat. Die Person zieht herum ähnlich wie Zugvögel. Das Leben, die Nahrungsaufnahme und die Erholungsphasen (Schlaf) spielen sich stets unterwegs ab. Zug ist in diesem speziellen Sinn ein Eisenbahnzug. Der Begriff soll hier nur Menschen mit gültigen Fahrausweisen und einer Staatsbürgerschaft umfassen, keine illegal Herumreisenden und keine Flüchtlinge.
Geschichte
BearbeitenVerschiedene Faktoren führen dazu, dass sich Menschen entscheiden, ihr Leben statt in einer festen Wohnung in Eisenbahnzügen zu verbringen, insbesondere werden hier häufig folgende Gründe genannt:
- hohe Mobilität
- Alternative zum bürgerlichen Dasein
- Geldsparen
- unbegrenzte Freiheit
- Abenteuerlust.
Konkrete Beispiele
BearbeitenDeutsche Bürger
Bearbeiten- Lasse Stolley (* 2006) ist ein deutscher Softwareentwickler und Blogger, der durch seinen unkonventionellen Lebensstil im Sommer 2022 breite Aufmerksamkeit erlangte. Er lebt und arbeitet ohne festen Wohnsitz in den Zügen der Deutschen Bahn. Statt einer Berufsausbildung begann Stolley, inspiriert durch eine YouTube-Dokumentation, sich in Eisenbahnzügen der Deutschen Bahn aufzuhalten und zugleich ein Stück Deutschland unbegrenzt und unbefristet kennenzulernen. Seine Eltern unterstützen ihn, in dem sie für ihn eine Krankenversicherung abschlossen und ihm den Erwerb einer BahnCard 100 für Züge der Bahn AG ermöglichten.[1] Er erwarb autodidaktisch Grundkenntnisse im Programmieren und kann als selbstständiger Softwareentwickler im Bereich App-Entwicklung[2] ein kleines eigenes Einkommen verdienen. Stolley ist quer durch Deutschland unterwegs, täglich bis zu 1000 Kilometer.[3] Laut der Reiseplattform Träwelling hat er seit 2022 bereits über 750.000 km und über 8200 Stunden in Zügen verbracht.[4] Der kleine Computer und einige persönliche Gegenstände finden in einem 36-Liter-Rucksack Platz. Stolley schläft überwiegend in Nacht-ICEs, zum Duschen besucht er öffentliche Schwimmbäder und nutzt die DB-Lounges.[5] Seine jährlichen Ausgaben für diesen Nomaden-Lebensstil belaufen sich nach Medienangaben auf etwa 10.000 Euro.[6] Zahlreiche Medien aus aller Welt berichteten über Stolleys ungewöhnlichen Lebensstil, er wurde auch schon zu Talkshows eingeladen. Er veröffentlicht auf seinem Blog Erfahrungen und Begegnungen während seiner Reisen[7] betont zugleich aber auch die Herausforderungen wie Schlafmangel und Sicherheitsaspekte.
- Friedhelm W.arbeitet nicht während der Bahnfahrten sondern finanziert sich mit dem Sammeln von Pfandflaschen seine Mobility Bahncard 100 2. Klasse. Mit diesem unruhigen Leben begann er im Jahr 2011.[8] In der DB Lounge an Bahnhöfen bereitet er sich einfache Mahlzeiten, wäscht und rasiert sich oder spült schon mal seine Wäsche durch. Ansonsten fährt er mit der Bahn an beliebige Ziele, seine wenigen Habseligkeiten führt in zwei Taschen und einem Rucksack stets bei sich.[9] Auch im Jahr 2021 war W. noch immer in Zügen unterwegs, er war noch niemals krank, ist aber auch nicht krankenversichert. Vor seinem Nomadendasein arbeitete er im Gesundheitswesen. Er will nur unabhängig sein und „... nichts mehr tun“. Der Reporter, der zuerst über dieses lockere Leben berichtete, Uwe Ebbinghaus von der Frankfurter Allgemeine, erhielt 2011 den Theodor-Wolff-Preis für die Reportage „Der Zugnomade“.
- Leonie Müller, geboren in Bielefeld, machte nach dem Schulabschluss zunächst eine Weltreise, zwischen 2015 und 2016 entschied sie sich für das Experiment Leben im Zug. Ihre Erfahrungen verarbeitete sie in ihrer Masterarbeit zum Studienabschluss der Kommunikationswissenschaft und in einem Buch.[10]
- Anschließend gründete sie das Unternehmen IN TRANSIT, mit dem sie nun Menschen und Unternehmen in die neue Arbeitswelt begleitet, berät Organisationen bei Transformationsprozessen, unterstützt im Coaching berufliche Veränderungen und hält Vorträge bei Firmenevents. Zugleich war sie Mitbegründerin vom Zentrum für Neue Arbeit, das sich mit Arbeitsprozessen der Zukunft beschäftigt.[11]
- Das digitale Nomadenleben hat sie bisher auch beibehalten, sie arbeitet auch im Flugzeug oder bei Autofahrten.
Personen in anderen europäischen Ländern
BearbeitenDie EU plant, ein europaweit gültiges Bahnticket einzuführen. Dann kann ein solches Nomadenleben auch grenzüberschreitend erfolgen.[14]
Personen auf anderen Kontinenten
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Über mich. 10. Juli 2023, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Das nächste Jahr wird erstklassig. 1. August 2023, abgerufen am 20. Dezember 2024.
- ↑ 17-Jähriger lebt im Zug: „Nachts schlafe ich im ICE und tagsüber arbeite ich dort als Programmierer“. 5. März 2024, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Lasse Stolley - Träwelling. Abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Nomade im Zug – Lasse Stolley: der 17-Jährige, der im Zug lebt. Abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Immer unterwegs: 17-Jähriger lebt seit anderthalb Jahren in den Zügen der Deutschen Bahn. 20. März 2024, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Persönlicher Blog von Lasse Stolley.
- ↑ Die Bahn als Obdach, Frankfurter Allgemeine, Beitrag von 2010, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Der Zugnomade, Generalanzeiger, 2016.
- ↑ Buch: Tausche Wohnung gegen Bahncard: Vom Versuch, nirgendwo zu wohnen und überall zu leben, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Leonie Müller auf www.golden-gap.de.
- ↑ Kein Geld für die Wohnung - 25jähriger lebt im Zug, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Bahnmitarbeiter trauern um Werner Meyer, abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Mit der Bahn ins Ausland – Das europaweite Ticket kommt, www.welt.de, abgerufen am 22. Dezember 2024.